Ähnlich wie die Homöopathen können sich anscheinend auch Anthroposophen nicht vorstellen, dass irgendjemand ehrenamtliche Aufklärungsarbeit leistet – und dann auch noch über Anthroposophie, Waldorf, Steiner, Demeter.
Das ist doch …! Das kann doch nicht …!
Klar, da muss einfach ein mächtiges, weit verzweigtes, am besten noch hochbezahltes Aktivisten-Netzwerk dahinterstecken:
Danke für die Info, liebe Anthros – muss ich gleich nachschauen, ob ich endlich mal einen Zahlungseingang finde.
Dieses Geschreibsel stammt aus der aktuellen Ausgabe einer Zeitschrift namens info3, die irgendwie „Achtsamkeit mit sozialem Engagement, gesellschaftlichen Wandel mit Tiefsinn“ verbinden will, aber trotzdem nicht anders kann, als an eine große Verschwörung gegen die Anthroposophie zu glauben.
Als Interviewpartner hat man dafür niemand Geringeren als Harald Walach gewinnen können, den genialen Schöpfer der „Comic-Namen-Verschwörung“, der zufolge die Skeptiker im Internet Comicnamen als eine Art geheimer Code verwenden würden.
Auch unser Blog wird (eher zwanghaft und völlig zusammenhanglos) in dem Artikel zitiert. Besonders aber der #AnthroBlogger hat es den gefinkelten Rechercheuren von info3 angetan:
Oliver Rautenberg hat sich offenbar ein aufwändiges Hobby gesucht. Oder ist es gar kein Hobby? Warum tut er das und was will er erreichen? In welchem Kontext stehen seine Aktivitäten?
… munkelt es geheimnisvoll aus dem hilflosen Zeilensalat der info3-Autorin.
Good News für die tapferen anthroposophischen Wahrheitssucher: Künftig gibt es noch eine weitere Quelle, aus der sie sich diesbezüglich informieren können:
Den neuen Podcast Waldorfsalat gibt es hier und auch bei Youtube. In der Erstausgabe stellen die Macher #exWaldi und #AnthroBlogger sich und ihr Anliegen vor.
Kritische Vorträge und Diskussionen zur Anthroposophie können außerdem am Freitag (4. November) in Frankfurt, am 7. November in Kiel und online ebenfalls am 4. November besucht werden.
Wir sind schon gespannt, wie das info3-Team demnächst auch diese Veranstalter den „skeptischen Netzwerken“ im „Abgrund des Geisteslebens“ zuschlagen wird.
Zum Weiterlesen:
- Jens Behnke und das Märchen von Big Pharma, Onkel Michael am 18. Februar 2019
- „Zeit Verbrechen“: Wie können an einer Waldorfschule jahrelang schlimmste Vorfälle geschehen? GWUP-Blog am 16. Oktober 2022
- Die Anthroposophen starten eine „Akzeptanz“-Offensive – mit Prozessen gegen Kritiker, GWUP-Blog am 15. August 2022
3. November 2022 um 05:27
Ich habe – sogar namentlich genannt als so etwas wie der Anti-Anthroposophie-Beauftragte des INH – erst einmal herzlich gelacht, fand das per Saldo allerdings keineswegs unterhaltsam.
Dafür war es einfach zu platt und geradezu dümmlich, im üblichen Panik-Verschwörungs-Stil.
Denn soll die Botschaft etwa sein, man dürfe alles kritisieren, nur die Anthroposophie (die Homöopathie, das Heilpraktikerwesen …) nicht?
Weshalb soll es verwerflich sein, sich kritisch zu einem Phänomen zu positionieren, das man als verfehlt und auch gefährlich erkennt? Selbst wenn es ein „Netzwerk“ dazu gäbe? Was soll daran falsch oder gar verwerflich sein?
Man nennt so etwas zivilgesellschaftlichen Diskurs. Ist es der Umgang (auch) der Anthroposophen mit den Grundsätzen einer offenen Gesellschaft, all dies zu diskreditieren, unter Generalverdacht sinistrer Absichten zu stellen und sich selbst für immun zu erklären?
Namen auf Twitter zusammenzusuchen, die sich anthroposophiekritisch äußern und daraus ein konspiratives Netzwerk mit tiefsten Verstrickungen in BigPharma und wer weiß worin alles noch zu imaginieren, das ist – Kindergarten. Zudem dürfte es dem Autoren entgangen sein, dass es normale Funktion der sozialen Medien ist, dass man auf User mit gemeinsamen Interessen stößt und insofern von ganz allein ein „Netzwerk“ zustande kommt.
Gibt es etwa kein anthroposophisches „Netzwerk“?
Alles in allem dokumentiert dieses hilflos zeilenfüllende Machwerk eines: Rat- und Hilflosigkeit auf argumentativer Ebene und beginnende Panik.
Erinnert mich eigentlich an die Heilpraktiker, die seinerzeit nach dem Erscheinen des „Münsteraner Memorandums Heilpraktiker“ allerlei Gejammer und Tiraden einschließlich Ansätzen zu VT und Spekulationen über materielle Motivation losließen, aber bis heute es nicht fertiggebracht haben, auf die Argumente des MM auch nur eine halbwegs konsistente Antwort zu finden.
Ganz zu schweigen von den österreichischen homöopathischen Ärzten, die sich von Dr. Jens Behnke über angebliche Motive, Geldgeber und Hintergründe der Homöopathiekritiker „informieren“ ließen und unser Angebot verschmähten, jede gewünschte Info direkt aus erster Hand zu bekommen.
Und in einem Jahr einen Preis für „unwissenschaftlichen Unsinn“ verliehen und Dr. Lübbers und mir den im Folgejahr vorenthielten, obwohl sie doch in unseren Veröffentlichungen „keine Spur von Wissenschaftlichkeit“ erkennen konnten!
Merke: Der maximal Argumentationsbefreite braucht ein Feindbild. Um den eigenen Laden zusammenzuhalten. Trivial eigentlich, business as usual. Aber eben auch eine argumentative Bankrotterklärung.
Danke an die Anthroposophen, dass sie diesem Verein nun auch öffentlich beigetreten sind.
Und aus meiner persönlichen Sicht:
Ja sorry, liebe Anthroposophen, aber wer sich mit Homöopathie beschäftigt, der stolpert eben schnell über die Anthroposophen.
Dass ihr zusammen eine Schicksalsgemeinschaft bildet, die gleichermaßen an der Aufrechterhaltung des arzneimittelrechtlichen Binnenkonsens interessiert ist, das liegt auf der Hand.
Dass ihr mit zunehmender Wirkung der wissenschaftsbasierten Homöopathiekritik auch wieder enger zusammenrückt und ihr ihr „akademisch“ beispringt, das ist ebenfalls offensichtlich.
Wenn ich mal ein wenig Verschwörer spielen soll: Genau da liegt der Grund für diesen ebenso skurrilen wie fehlgehenden „Vorstoß“ im Blättchen „Info3“.
3. November 2022 um 06:51
@Udo Endruscheit:
… allerlei Gejammer und Tiraden einschließlich Ansätzen zu VT und Spekulationen über materielle Motivation losließen, aber bis heute es nicht fertiggebracht haben,
Nicht zu vergessen das PR-Genie aus Hamburg, auf dessen „Enthüllungen“ wir heute noch warten.
3. November 2022 um 07:54
Ich denke, man sollte erst einmal in der Akasha-Chronik nachsehen, was dort über die skeptischen Netzwerke steht. Sonst hat man dazu ja gar keine rationale Diskussionsbasis ;-)
3. November 2022 um 10:29
Gehört Ludger Weß (https://de.wikipedia.org/wiki/Ludger_Weß) etwa zur Skeptikerszene? Ich jedenfalls kenne ihn nicht. Passives Mitglied? Hat er sich bereits negativ über die Anthroposphie geäußert? Ich finde nichts. Aber wer ins Raster passt, kann als schlechtes Beispiel für alles dienen.
3. November 2022 um 10:35
Weß hat mir bislang gar nicht gesagt. Aber er scheint sich pro Atomkraft und pro Gentechnik zu positionieren. Reicht den Anthros wahrscheinlich schon als Feindbild.
Oder aber sie haben bei den Skeptikern einfach mal keinen gefunden, der einen handfesten monetären Interessenkonflikt hatte. Da haben sie ihn flugs der Skeptikerbewegung dazugeschlagen.
3. November 2022 um 11:35
@nota.bene
Ludger Weß könnte aufgrund seiner kritischen Artikel bei den Salonkolumnisten in der Fokus der Anthroposophen-Szene geraten sein.
https://www.salonkolumnisten.com/author/ludgerwess/
3. November 2022 um 12:00
@notabene
Ludger Weß ist auf twitter sehr aktiv und retweetet häufig Kommentare von Oliver Rautenberg.
3. November 2022 um 12:04
@ Udo Endruscheit:
„Denn soll die Botschaft etwa sein, man dürfe alles kritisieren, nur die Anthroposophie (die Homöopathie, das Heilpraktikerwesen …) nicht?“
Ja, genau. Und das ist der Ausdruck eines totalitären Denkansatzes, der eine selbstgefertigte Deutungshoheit beansprucht.
3. November 2022 um 15:30
Okay, Ludger Weß hat die Anthroposophie kritisiert:
https://www.salonkolumnisten.com/demeter-traeumt/
Damit passt er ins legitime Feindbild.