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„Warum Rechtspopulisten die Klimakrise leugnen“ im Podcast

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Schon lange ist bekannt:

Wenn jemand sich als konservativ bezeichnet, Parteien rechts der Mitte wählt, die freie Marktwirtschaft hochhält und staatliche Interventionen ins Wirtschaftsleben kritisch sieht – dann steigt die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass diese Person den Klimawandel für unwichtig oder gar inexistent hält.

Aus diesem Grund ist es „ein ausgeprägtes Phänomen in Industrieländern, dass rechte Parteien Klimawissenschaft ablehnen“, ergänzt die taz:

Der Kampf gegen die globale Erwärmung enthält zwei Erkenntnisse, die nach ihrer Weltsicht falsch sein müssen.

Die erste ist, dass kein Land sein Schicksal allein, ohne Rücksicht auf den Rest der Welt, in die Hand nehmen kann. Denn der Klimawandel kennt keine Grenzen.

Ihn zu bekämpfen heißt, in der Kategorie Menschheit, nicht in der Kategorie Volk zu denken. Es bedeutet, für eine Welt einzutreten, in der Staaten Souveränität abgeben, sich helfen und kooperieren, im besten Sinne solidarisch sind, nicht konkurrieren. In dieser Welt müssen Grenzen zwangsweise überwunden werden, weil sie sonst im Chaos versinkt. Der Klimawandel ist der empirisch-naturwissenschaftliche Beweis, dass Nationalismus Zivilisation zerstört und nicht erschafft.

Die zweite Erkenntnis ist für Rechtspopulisten ebenso inakzeptabel: Der Klimawandel bedeutet eine historische Schuld der Industrieländer.

Um dieses Thema geht es auch in der aktuellen Folge des Klimapodcasts Gradmesser vom Berliner Tagesspiegel.

Der Gesprächspartner Toralf Staud („Deutschland 2050: Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird“) erklärt darin einen weiteren Aspekt der rechten Agitation gegen Klimaschutzpolitik: nämlich das Narrativ vom Klimaleugner als „Freiheitskämpfer“ gegen staatliche Einschränkungen und „Die da oben“.

Das ist zugleich eine Verbindung zu den Corona-Leugnern, wie Pia Lamberty im zweiten Teil erläutert. Deshalb sei es „unglaublich wichtig, Lehren aus der Pandemie zu ziehen“ – speziell was den Umgang mit Desinformation und Verschwörungstheorien angeht.

Eine Aufklärungsbroschüre zu rechten Umtrieben im Kontext Klimaschutz hat die Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN) herausgegeben.

Zum Weiterlesen:

  • Gradmesser: Warum Rechtspopulisten die Klimakrise leugnen, tagesspiegel am 21. Januar 2022
  • Rechtspopulisten: Das Netzwerk der Klimaleugner, tagesspiegel am 26. Februar 2019
  • Hausbesuch bei der „Anti-Greta“ Naomi Seibt: „Geistesgröße“ oder Verschwörungstheoretikerin? GWUP-Blog am 19. September 2020
  • Radikalisierungsprävention: Naomi-Seibt-Gedicht als Beispiel für Rechtspopulismus, GWUP-Blog am 9. März 2020
  • Video: Das „AfD-Klimaquiz für Schüler“ korrekt beantwortet, GWUP-Blog am 4. April 2019
  • „Kleine Anfrage“ der AfD zum Klimawissenschaftler-Konsens, GWUP-Blog am 2. September 2019
  • Studie: Rechtspopulisten und Klimawandel – Kosten betonen, Auswirkungen leugnen, GWUP-Blog am 5. März 2019
  • Rechtspopulistische Parteien in Europa leugnen den Klimawandel – aber beileibe nicht alle, klimafakten am 26. Februar 2019
  • Einstellungen zum Klimawandel: Ideologie hat den größten Einfluss, klimafakten am 1. März 2016
  • Die Klimadebatte als Ideologieschlacht – eine Besonderheit der USA, klimafakten am 8. Mai 2018
  • Klimawandel und Energiewende: Harald Lesch prüft das Parteiprogramm der AfD, GWUP-Blog am 1. Juli 2016
  • Klimaleugner entdecken Corona, taz am 11. Mai 2020
  • Debatte Rechte Klimaleugner: Klimawandel kennt keine Grenzen, taz am 26. Februar 2019
  • Die Dagegen-Lobbyisten, correctiv am 20. Mai 2020
  • Nach „Corona-„Querdenkern“ die Klima-„Querdenker“? GWUP-Blog am 26. Mai 2021

3 Kommentare

  1. Packt sie doch dort, wo sie empfindlich sind: malt ihnen aus, wie albern es wäre, wenn ihre Trachtentanzkränzchen sich nicht mehr um deutsche Eichen und Buchen, sondern um Pinien, Palmen und Bananenstauden im Kreise drehen müssten.

  2. Doch daneben fand sich ein Zusammenhang außer in Brasilien in keinem der anderen analysierten Länder (darunter zum Beispiel China, Deutschland, Frankreich, Indien, Indonesien, Japan, Mexiko, Schweden, Südkorea).

    @Bernd Harder
    Sie geben den Inhalt des von Ihnen verlinkten Artikels doch. sehr einseitig wider.

  3. @uwe hauptschueler:

    Danke, das ist ein wichtiger Hinweis. Ich finde meinen Auszug aber dennoch statthaft.

    Es geht in dieser – und anderen – Studien letztendlich um die Erkenntnis, dass „Werte, Ideologien, Weltanschauungen und politische Orientierungen“ den größten Einfluss auf die persönliche Einstellung zum Klimawandel haben.

    Dazu Wikipedia:

    Eine Vielzahl von Studien zeigt eine starke Verbindung zwischen rechten sowie libertären Weltanschauungen und dem Bestreiten des klimatologischen Forschungsstandes.

    Dass dieser Zusammenhang in den USA am stärksten ausgeprägt ist, ist bei einem Zwei-Parteien-System („Konservative“ und „Liberale“) kaum verwunderlich.

    Zudem sind in dem zitierten Artikel nur 200 Personen in jedem Land befragt worden – dass dabei in den USA andere Werte herauskommen wie in Deutschland, sollte klar sein.

    Deshalb habe ich als zweites Kriterium die Einstellung rechter Parteien zum Thema Klimawandel genannt. Und hier ist die deutsche AfD (rund zehn Prozent bei der letzten Bundestagswahl) ganz vorne mit dabei:

    Mit ihrer klaren Verweigerung gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen und einer durchgängigen Ablehnung praktisch aller im Europäischen Parlament verhandelten Klimaschutzinitiativen markiert die AfD selbst im Vergleich mit anderen rechtspopulistischen Parteien in Europa einen Extremfall.

    https://www.klimafakten.de/meldung/rechtspopulistische-parteien-europa-leugnen-den-klimawandel-aber-beileibe-nicht-alle

    Aber Sie haben Recht, dass man vielleicht den Begriff „politische Ideologie“ in diesem Zusammenhang nicht zwingend mit einer reinen Links-Rechts-Einteilung gleichsetzen sollte, wie es z.B. in dieser Studie zum Ausdruck kommt:

    https://www.iass-potsdam.de/de/news/gesellschaftliche-spaltung-kann-eu-klimapolitik-behindern

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