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Hausbesuch bei der „Anti-Greta“ Naomi Seibt: „Geistesgröße“ oder Verschwörungstheoretikerin?

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Der Postillon bewies prophetische Gaben:

Im Dezember 2019 präsentierte das Satiremedium eine „böse Version von Greta Thunberg: Greta Thunder“, inthronisiert von „Ölkonzernen, Schwerindustrie und verschiedenen Gruppierungen von Klimawandel-Leugnern“.

Nur drei Monate später berichtete Correctiv über die „Heartland-Lobby“ und eine 19-jährige deutsche Youtuberin, die „der neue Star der Szene werden soll“ und bei der EIKE-Konferenz in München ihren ersten Aufritt feierte.

Kurz danach brachten auch Spiegel-TV und die FAZ eine Story über jene Naomi Seibt aus Münster, die den anthropogenen Klimawandel als „heiße Luft“ abtut und dafür „Anti-Greta aus Germany“ und „Jungstar der internationalen Klimaleugnerszene“ genannt wird.

3500 Dollar monatlich plus Mehrwertsteuer und Reisespesen soll das Heartland Institute ihr für Videos und Reden bezahlt haben. Seibts erklärtermaßen „libertäre“ Haltung wies indes von Anfang an einen starken Rechtsdrall auf. Auch heute retweetet sie regelmäßig den neurechten Influencer Niklas Lotz („Neverforgetniki“).

Nichtsdestotrotz stellt sich schon seit längerem die Frage nach ihrer tatsächlichen Relevanz:

Umso überraschender, dass Der Spiegel in der vergangenen Woche (Nr. 38/2020 vom 12. September) Naomi Seibt eine fünfseitige Geschichte widmete – in Form eines kuscheligen Hausbesuchs, der dem devoten Waldspaziergang mit Attila Hildmann vor zwei Monaten in nichts nachsteht, inklusive kokettem Starschnitt:

Vermutlich nur der rechtskonservative Journalist Boris Reitschuster vermag in der Homestory so etwas wie „Verteufelung“, „Diffamierung“ und „Rufmord“ zu erkennen, weshalb er in seinem Blog den Theologen und Publizisten Prof. Felix Dirsch als Advokaten auffährt, welcher der jungen Dame prompt bescheinigt, keinesfalls „rechts“ zu sein – weil in ihrem Bücherregal keine „Landser-Hefte“ und auch nicht die „Nationalzeitung“ zu finden seien.

Sondern nur zum Beispiel Oliver Janich, der …

… gern als „Verschwörungstheoretiker“ stigmatisiert [wird], obwohl seine Studie über die „Vereinigten Staaten von Europa“ lediglich ein unstrittiges Fernziel mächtiger Eliten präsentiert.

Das ist auch nicht der Grund, weshalb Janich als Verschwörungstheoretiker gilt, aber diese rührende Naivität teilt der Herr Professor womöglich mit dem Spiegel-Autor, der von „Naomis Verstandesschärfe und Bildung verwirrt“ zu sein scheint, wie der EIKE-Blog jubiliert, und dem „eine 19-Jährige geistig überlegen ist“.

Das mag übertrieben sein, denn von Seibts „Bildung und Verstandesschärfe“ ist in ihren Videos nicht viel zu merken, aber prinzipiell gibt die EIKE-Rezension die Problematik des Spiegel-Beitrags gar nicht mal unzutreffend wieder.

Im günstigsten Fall hält der Autor seine Szenenmalereien und Seibts Zitate für selbstentlarvend – im ungünstigsten weiß er mit seiner Protagonistin tatsächlich nichts anzufangen und leistet eher einer diffusen Faszination für eine angebliche „Geistesgröße, die aus unerfindlichen Gründen den falschen Weg wählte“ (so wiederum die EIKE-Lesart des Spiegel-Artikels) Vorschub.

Die Antifaschistische Linke Münster beeilte sich denn auch, „aktuelle Belege, Rechercheergebnisse und Analysen“ über Naomi Seibt zu twittern, neben weiterer Kritik in den sozialen Netzwerken.

Was erfährt man überhaupt Neues, im Vergleich zum März 2020?

  • Naomi Seibt habe ihren Vertrag mit dem Heartland-Institute nicht verlängert. „Im Moment plant sie eine Karriere als professionelle Youtuberin, sie hoffe, sagt sie, ein politisches Institut gründen zu können.“ Ihre Livestreams mache sie auch, um an Spendengeld zu kommen.
  • Eines ihrer „Idole“ sei der rechtsextreme Alt-Right-Blogger Stefan Molyneux.
  • Seibt sei von dem Verschwörungsmythos überzeugt, dass das Onlinekaufhaus Wayfair auf seiner Webseite nicht nur Möbel anbietet, sondern in Wahrheit Kinder.
  • Sie sei eine Anarchokapitalistin, sie träume von einem Deutschland, in dem es irgendwann keinen Staat mehr gebe, der jemandem etwas vorschreiben könne: „Kein Staat, keine Gesetze, das ist für sie eine Utopie, keine Dystopie.“
  • Die 20-Jährige denke darüber nach, Deutschland zu verlassen. Ein mögliches Ziel sei die USA, vorausgesetzt, Trump gewinne die Wahl.

Damit ist auf längere Sicht doch eigentlich auch mal alles gesagt zu Naomi Seibt.

Zum Weiterlesen:

  • Deutsche Anti-Greta: Wie die Einser-Schülerin Naomi zum Postergirl der Rechten wurde, Spiegel+ am 11. September 2020
  • The anti-Greta: A conservative think tank takes on the global phenomenon, Washington Post am 24. Februar 2020
  • Naomi Seibt – eine extrem rechte „YouTuberin“ aus Münster, Münsterland rechtsaußen am 22. August 2019
  • Die „Anti-Greta aus Germany“ heute in der FAS, GWUP-Blog am 8. März 2020
  • Die Influencerin Naomi Seibt, das Heartland Institute und die Szene der Klimawandelleugner, GWUP-Blog am 5. Februar 2020
  • Video: „Spiegel-TV“ über Naomi Seibt und die Szene der Klimawandelleugner, GWUP-Blog am 6. März 2020
  • Radikalisierungsprävention: Naomi-Seibt-Gedicht als Beispiel für Rechtspopulismus, GWUP-Blog am 9. März 2020

17 Kommentare

  1. Vor ca. 20 Jahren hätte ich folgende Aussage für eine Naomi Seibt parat gehabt:

    „Abhaun!“

    Vor ca. 20 Sekunden auch.

    Komisch, über Personen solcher couleur denke ich immer gleich und werde es in Zukunft wohl auch tun.

  2. Sie soll ein IQ von 157 haben, das ist unseriös, da man eigentlich nur geeichte Tests bis 145 hat, man könnte nur sagen 145+, bei nahezu voller Punktzahl im IQ-Tests. ..es gibt zwar spezielle Tests, aber diese sind ungenau, wegen fehlender Validität, da die Vergleichsgruppe naturgemäß sehr klein ist.

  3. Hier ein Artikel darüber:

    https://www.sueddeutsche.de/karriere/intelligenz-test-werte-aussagekraft-1.570557

    Hierbei sollte man auch noch anmerken, daß die Standardabweichung der Tests eine Rolle spielt:

    https://www.123test.com/de/Interpretation-eines-IQ-Testergebnisses/

    Die gängigen IQ-Tests haben eine Standardabweichung von 15, ein Test mit einer höheren Standardabweichung würde auch andere IQ-Werte liefern.

    Diese Fixierung auf einen IQ-Wert ist sowieso Blödsinn, da dieser durchaus – je nach Tagesform – schwanken kann, natürlich in Grenzen…außerdem kann Training sehr wohl helfen – dieses Training macht aus einem durchschnittlich Intelligenten kein „Einstein“, aber es kann seinen IQ-Score erhöhen.

    Alleine die Tatsache, daß man mit den Aufgabenstellungen vertraut ist, kann einem eine gewisse Sicherheit bringen, die ein echter Vorteil sein kann.

    Eines ist sicher: Ein IQ-Score ist niemals in Stein gemeißelt ;-)

    …und auch, daß diese „Anti-Greta“ besser aussieht, als Greta, finde ich nicht, beide nehmen sich nicht viel…und die „Anti-Greta“ ist auch noch geschminkt und hat falsche Wimpern…und trotzdem sieht sie nicht viel besser aus.

  4. @Ralf

    Ums Aussehen sollte es nicht gehen, weder bei der Einen noch bei der Anderen und eigentlich nie und bei niemanden.

    Nur was gesagt, wie gehandelt und auf wen sich berufen wird, ist entscheidend. Wer diese beiden jungen Frauen so vergleicht, dem tut die Seibt dann nur noch furchtbar leid.

    Was den angeblich hohen IQ von Seibt betrifft, hat Bernd Harder mit nur einem Halbsatz das I vom Q getrennt:

    „Das mag übertrieben sein, denn von Seibts „Bildung und Verstandesschärfe“ ist in ihren Videos nicht viel zu merken, […].“

    Die Frage habe ich mir nämlich auch gestellt. Wie kann jemand gleichzeitig einen hohen IQ haben und Verschwörungsmythen propagieren? Doch nur, wenn er oder sie ein gewisses Maß an Bösartigkeit mitbringt. Oder?

    Den Zahlen von Rechts kann man nicht vertrauen, weil deren Wahrnehmung offenbar eine andere ist – oder weil sie eben immer lügen. Sonst funktioniert nämlich der Populismus nicht mehr. Deshalb ist da immer alles ein bisschen größer und mehr als in der Wirklichkeit. Da kommen ja auch regelmäßig Millionen auf deren Gesundheits-, Anticorona-, und Antiirgendwasdemos, obwohl es nur Tausende bis Zehntausende waren.

    Und genau darum wird auch das selbstbewusste Auftreten und rethorische Talent von Seibt zum quasi überdurchschnittlichsten IQ seit Albert Einstein hochgejazzt. Da muss der SPIEGEL natürlich mitmachen, weil es doch so ein schöne Story ist.

    Apropos SPIEGEL. Habe nur ich das Gefühl, dass sich das Blatt so ein bisschen an die Rechten ranwanzt? Was bringen die nach Hildmann im Wald und bei Seibt zuhause als nächstes? Auf einen Glühwein mit Naidoo?

    Geht es denen nur um mehr Leser oder spekulieren die auch im Stillen wie so einige andere auch, die Deutschen könnten so blöd sein, mal wieder eine Diktatur wählen zu wollen? Werden da schon die Weichen auf „lieber in der Diktatur mit dabei, als von ihr zugemacht“ gestellt?

    Man weiß es eben nicht. Befremdlich ist es aber schon.

  5. @Fjord Springer:

    Apropos SPIEGEL. Habe nur ich das Gefühl, dass sich das Blatt so ein bisschen an die Rechten ranwanzt?

    Nein.

  6. Ein hoher IQ (das Jonglieren damit habe ich seit jeher für Quatsch gehalten) in Verbindung mit der offensichtlichen Unfähigkeit, mit Fakten und Realitäten umzugehen, wie soll man das bewerten? Als Unreife? Vielleicht, sie kommt sich ja sicher ganz toll vor in ihrer Rolle und ihre neuen „Pläne“ zeigen ja auch so was wie unreflektierten Größenwahn.

    Ansonsten dürfte die Reihe von Persönlichkeiten, die mit einem hohen IQ ausgestattet als Trampeltiere durch die Welt zogen, lang sein. Die Bewertung von Intelligenz allein erfüllt keine Ansprüche an das, was ich unter einem Humanisten verstehe.

    Aber lassen wir das beiseite – viel wichtiger finde ich in der Tat die Frage, was den Spiegel reitet, Mademoiselle Seibt aus Münster eine derartige Personality-Show auszurollen.

    Nach mehrfachem Lesen finde ich, es kann nicht sein, dass der Autor auf das „Selbstentlarvende“ in den Botschaften von Fräulein Seibt gesetzt hat. Und bei dem Umfang des Stücks kann man eh nicht auf den Autoren allein schauen. Hier hat die Redaktion einen sehr gewichtigen Anteil am Ob und Wie.

    Insofern fange ich tatsächlich an zu befürchten, dass der Spiegel seine Navigation neu justiert.

    Was waren das noch für Zeiten, als man beruhigt jede Woche den Spiegel kaufen und offen unter dem Arm tragen konnte, mit der Genugtuung, dass man deswegen überall als „linksliberal“ einsortiert wurde…

  7. Attribute, nach denen ich mich umsehen würde, wären: Empathie, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft, Toleranz und Kompromissbereitschaft. Da kann man dann gerne Aufmerksamkeit schenken.
    Ansonsten gilt: Nicht die Werbung beachten! Das macht sie stärker ;)

  8. Mit dem IQ verbindet mich eine lange Leidensgeschichte.

    Angeblich bin ich ja auch hochbegabt oder zumindest sehr intelligent. Leider findet sich das in der Realität nicht wieder. Man hätte jedoch trotzdem als Kind entsprechende Ansprüche an mich…. war nicht schön.

  9. Hat Herr Reitschuster gelesen, dass er und Frau Seibt hier nicht gut wegkommen?

    Seine und Naomis Rechtfertigung als Video-Interview:

    https://donotlink.it/Rx7MXy

  10. Zitat:

    „Sie sei eine Anarchokapitalistin, sie träume von einem Deutschland, in dem es irgendwann keinen Staat mehr gebe, der jemandem etwas vorschreiben könne: „Kein Staat, keine Gesetze, das ist für sie eine Utopie, keine Dystopie.“
    Die 20-Jährige denke darüber nach, Deutschland zu verlassen. Ein mögliches Ziel sei die USA, vorausgesetzt, Trump gewinne die Wahl.“

    Hm, keine Gesetze aber zum Law-and-Order-Donald? Ist das nicht ein gewisser Widerspruch? Oder meint sie, wie er ja auch „keine Gesetze für mich aber für die anderen schon“?

  11. @Martina Rheken

    In dem Video kann man sich ein Bild von ihrer Rhetorik, Mimik und Betonung machen. Welche Freude es ihr macht, von sich berichten zu können. Wie sie sich zu allem abgrenzen will, weil sie etwas Besonderes ist. Sich versucht, gegen jede Kritik zu immunisieren. Das wirkt sehr grandios.

    Dazu der Interviewende, der ihr die besonderheit und grandiosität immer wieder charmant unterstreicht.

    Hoffentlich hilft ihre große Intelligenz dabei, ihre eigene Motivation zu hinterfragen. Mit all der Bewunderung, in jungen Jahren, emotional fertig zu werden, ist nicht unbedingt durch Intelligenz gesichert.

    Da möchte man Glück und Kraft wünschen.

  12. @Fjord Springer
    Ums Aussehen sollte es nicht gehen, weder bei der Einen noch bei der Anderen und eigentlich nie und bei niemanden.

    Diesen Aspekt habe ich ja nur gebracht, da er immer wieder thematisiert wird, von den Anhängern und auch in den Medien…ich schrieb ja, daß ich keinen Unterschied erkenne und die Natürlichkeit von Greta Thunberg schätze…

  13. Macht die Seibt den Kutschera? Denn der fühlt sich ja seit einiger Zeit zum Universalaufklärer berufen, um zu allem einem Kommentar abzugeben, von dem er keine Ahnung hat, um so garantiert falsch zu liegen.

    https://wochenblatt.cc/interview-mit-professor-dr-kutschera-gesichtsmasken-und-co2-selbstbegasung-im-klimawandel-coronaland/

  14. Ich verstehe, dass viele Kritiker von Nami Angst haben, bei ihrer Intelligenz unter die Räder zu kommen. Das Video zu Corona-Tests hält den Protagonisten einen Spiegel vor. Die Sicherheit, wie sie vorträgt (und keiner widerspricht) macht sie großartig. Sie hat in ihren jungen Jahren die Corona-Macher voll durchschaut. Gratuliere.

  15. @Gero von Sonneberg:

    Das Corona-Video zeigt das faktenfreie Geplapper eines kleinen Mädchens.

    Gratuliere zu Ihrem nicht vorhandenen Urteilsvermögen.

    https://www.volksverpetzer.de/corona-faktencheck/pcr-test-naomi-seibt/

  16. @Gero von Sonneberg

    dass viele Kritiker von Nami Angst haben, bei ihrer Intelligenz unter die Räder zu kommen

    ROFL, lange nicht mehr so gelacht.

    Mit Ihrer Intelligenz scheint es auch nicht zum besten zu stehen, wenn Sie den Namen Ihrer „Heiligen“ nicht einmal richtig ausschreiben. Die junge Frau heißt NAOMI, nicht NAMI. Zweitens, heißt VOR jemanden Angst haben, nicht VON.

    Und was Naomis Intelligenz angeht. Ein Abitur mit 16 Jahren und der Note 1.0 ist kein Beweis dafür.

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