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Diskussion: Was hat jemand wie Bhakdi in ÖR-Medien zu suchen?

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Interessantes Gespräch bei Übermedien zwischen dem Medienjournalisten Stefan Niggemeier und dem Podcaster und Hörfunkmoderator Holger Klein zu dem hr-iNFO-Fail „Bhakdi-Interview“ (zirka 40 Minuten):

Zunächst geht es um sehr spezielle journalistische/redaktionelle Aspekte des Themas, wie die neu eingesprochenen Moderationsfragen und den nachgeschobenen Faktencheck von HR und MDR.

Im weiteren Verlauf diskutieren die beiden aber auch darüber, ob jemand wie Bhakdi, „der Dinge redet, die nachweislich falsch sind“, überhaupt im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk zu Wort kommen sollte.

Während Niggemeier ein Problem darin sieht, solche Personen den „Alternativmedien“ zu überlassen, begründet Klein ein klares Nein:

Bhakdi ist sowie der Held bei den „Alternativmedien“ – dadurch, dass man mit ihm spricht, entzaubert man ihn nicht, sondern man macht ihn erst diskursfähig.

Wohl aber müsse der ÖR Bhakdis „Thesen und Themen“ addressieren, also zum Beispiel über die angebliche Falsch-Positiv-Rate beim PCR-Test aufklären.

Auch die Frage, warum Bhakdi, Wodarg oder andere Corona-Schwurbler nicht in ARD-/ZDF-Talksendungen eingeladen werden, wird erörtert.

Klein gibt zu bedenken, dass …

… die Talkshows, die wir haben, nicht für einen faktischen Erkenntnisgewinn gemacht sind, sondern für den Austausch von Meinungen zum Zweck der Unterhaltung.

Denkbar sei so etwas nur mit anderen Moderatoren und anderen Konzepten, etwa mit einem Echtzeit-Faktencheck durch qualifizierte Experten im Hintergrund, die den Gesprächsleiter permanent über einen Mikro-Ohrstecker auf dem Laufenden halten.

Am Ende geht es dann noch um den Umgang mit Homöopathie und Impfungen in den Redaktionen.

Hörenswert – gerade auch für die Kolleginnen und Kollegen in den gedruckten Medien, die auf Bhakdi reinfallen.

Zum Weiterlesen:

  • Was hat Sucharit Bhakdi als Experte im Programm der ARD zu suchen? uebermedien am 17. Oktober 2020
  • hr-iNFO mit „Postfaktencheck“ zu Bhakdis Falschbehauptungen, GWUP-Blog am 14. Oktober 2020
  • „Professor Seltsam“ Sucharit Bhakdi, GWUP-Blog am 1. Oktober 2020
  • „Corona Fehlalarm“: Faktencheck zu Bhakdi/Reiß in der SZ, GWUP-Blog am 14. September 2020
  • Universität Kiel distanziert sich von Sucharit Bhakdi/Karina Reiß, GWUP-Blog am 27. August 2020
  • Facebook-Post von Florian Aigner zu Bhakdi

15 Kommentare

  1. Leute wie Bhakdi, deren abstruse Ansichten bereits viel Öffentlichkeit erfahren haben und daher für die Medien relevant sind, bringen die Medien in ein Dilemma:

    Macht man mit ihnen Interviews oder Talk Shows, droht Aufwertung durch false balance.

    Verweigert man ihnen den Auftritt, bestätigt man in den Augen vieler den Vorwurf, man rede nicht mit ihnen. Lässt man sie auftreten, aber stellt ihren Unfug bloß, kann es schnell wie Voreingenommenheit aussehen.

    Im Prinzip kann der Journalismus damit umgehen, mit eingetreuten Faktenchecks, bilanzierenden Kommentaren und anderen Verfahren.

    Aber wie Holger Klein zu Recht anmerkt: In Talk Shows geht es meist um Show, nicht um Aufklärung. Und manche Provinzzeitung freut sich vermutlich einfach, einen „Promi“ im Interview zu haben.

  2. Denkbar sei so etwas nur mit anderen Moderatoren und anderen Konzepten, etwa mit einem Echtzeit-Faktencheck durch qualifizierte Experten im Hintergrund, die den Gesprächsleiter permanent über einen Mikro-Ohrstecker auf dem Laufenden halten.

    Das kann klappen, wenn man gut vorbereitete Wissenschaftsjournalisten wie z.B. Mai Thi Nguyen-Kim, Ranga Yogeshwar, Harald Lesch oder Dirk Steffens auf den Moderatorenstuhl setzt, die von erfahrenen Teams (Terra X, Quarks) und weiteren unabhängig Experten unterstützt werden.

    Die Maischbergers, Plasbergs und wie sie alle heißen, sind für ein solches Format absolut ungeeignet.

  3. Neulich hatte Lanz eine hundertprozentige Trump-Anhängerin zu Gast, die ihn rhetorisch nahezu völlig plattgemacht hat, bis er das Gespräch, aufs peinlichste berührt, abgebrochen hat. Das passende Bild ist das von der Schachpartie gegen eine Taube (die sich an keine Regeln hält, sondern die Figuren umtritt und aufs Brett kackt). Dabei kann Lanz als Interviewer ziemlich dominant/penetrant sein und ist ja nicht unerfahren.

    Das illustriert das Risiko, solchen Regelbrechern zur offenen Debatte entgegenzutreten, und Bhakdi schätze ich als einen solchen ein – zuletzt mehrmals bei ServusTV zu besichtigen: Ein MG-Feuer aus Falsch- und Halbwahrheiten, Strohmännern und Themenwechseln, keine Unterbrechung duldend, vorgetragen in diesem unerträglichen Duktus aus selbstzweifelsfreier Überheblichkeit und professoraler Geringschätzung und Ironisierung des Gegenübers. Gegen den ist z.B. Behnke geradezu ein Milchbubi.

    Kein Allround-Moderator wäre in der Lage, diesen Leuten auf deren Terrain auch nur halbwegs gesichtswahrend standzuhalten. Deshalb lädt man die lieber nicht ein, wenn man nicht ohnehin vorhatte, ihnen nur als Stichwortgeber zu dienen. Das wird zuminfest im ÖRR hoffentlich nicht passieren.

  4. Dazu passend die letzte Folge des Bürgertalks „Ihre Meinung“:

    https://www1.wdr.de/fernsehen/ihre-meinung/sendungen/ihre-meinung-corona-massnahmen-100.html

    Anscheinend gekapert von „Querdenkern“, schienen Moderatorin und geladene Experten völlig überrumpelt und ließen geäußerte Falschbehauptungen und Halbwahrheiten oft einfach so stehen oder argumentierten allenfalls zaghaft dagegen. Von Ausgewogenheit (also etwa ein 50:50-Verhältnis für und gegen eine Sache) war keine Spur.

    Ich schlug der Redaktion daraufhin ein paar Gegenmaßnahmen für die Zukunft vor:

    1.) Einen Faktencheck im Stil von „hart aber fair“ einführen.

    2.) Von Redakteuren im Hintergrund während der Live-Sendung Behauptungen von Publikumsgästen prüfen und ggfs. zeitnah von Frau Böttinger klarstellen lassen.

    3.) Streitbarere, souveränere Experten einladen, die mit wasserdichtem Fachwissen glänzen und dafür bekannt sind, vor radikalen Meinungen nicht einzuknicken, und sich trauen, mit deutlichen Worten sachlich, aber bestimmt gegenzureden.

    Als Reaktion kam eine generische 08/15-Antwort, die absolut null Problembewusstsein offenbarte:

    „In dieser Sendung geht es darum, dass jede und jeder seine Meinung sagen darf und auch Kritik äußern darf. Niemand kann mit völliger Sicherheit sagen, welcher Weg der Richtige ist und wie man am besten durch diese Pandemie kommt. Das Wichtigste ist deshalb, dass wir alle mehr miteinander reden – auch wenn wir nicht einer Meinung sind.“

    Siehe hierzu auch:

    https://uebermedien.de/53741/pippi-langstrumpf-und-die-maskengegner-kapern-wdr-buergertalk/

  5. Medien sollten darauf gefasst sein, dass sie in einer Gegnerrolle zu Aktivisten stehen, die „Lügenpresse“ rufen. Coronaleugner sind ja nicht unorganisiert, in ihren Telegramm-Gruppen können sie schnell mobilisieren. Und so wie Holger Klein „aus dem Nähkästchen“ plaudern kann, so kann das auch der „skeptische“ Medienmacher, viele Mechanismen wie Publikumsauswahl, Casting-Prozesse etc sind bekannt und können „gehacked“ werden.

    Oder anders gesagt: Wer die etablierten Medien als Feinde sieht, spielt nicht nach ihren Regeln.

    Die Idee, mit Gegenargumenten Überzeugungsarbeit leisten zu können, wurde (leider) schon ausführlich widerlegt: Das geht nur mit Gegenübern die auch an einer Diskussion interessiert sind, nicht mit Menschen die einen Diskurs zerstören wollen.

    Da muss dann ein fester Rahmen gegeben werden, wie das z.B. gelingen kann sieht man an diesem aktuellen Beispiel aus Neuseeland:

    https://twitter.com/repeattofade/status/1317725051286884354?s=09

  6. „Badische Zeitung“ von heute:

    „Um das Thema Corona dreht sich eine Filmvorführung, zu der die Bürgerinitiviate… ins …Kino einlädt. Gezeigt wird die Aufzeichnung eines Vortrags von Prof. Karina Reiss, den sie vor mehr als einem Monat in Kiel gehalten hat. Zusammen mit ihrem Mann Prof. S. Bhakdi…, der das Buch „Corona Fehlalarm?“ geschrieben hat…

    Der Vortrag solle dazu dienen, dass Menschen die Fragen haben, „sich ein eigenes Urteil bilden können“, heißt es in der Ankündigung. Die Zuschauer-Zahl ist auf 60 begrenzt.“

    Man darf sich also also vermutlich auch auf viele Kino-Aufführungen „freuen“.

  7. „Die Idee, mit Gegenargumenten Überzeugungsarbeit leisten zu können, wurde (leider) schon ausführlich widerlegt: Das geht nur mit Gegenübern die auch an einer Diskussion interessiert sind, nicht mit Menschen die einen Diskurs zerstören wollen.“

    Richtig.

    Meine Vorschläge bezogen sich auch nicht auf diese Klientel, sondern sind dafür gedacht, dass geäußerte Falschbehauptungen und Halbwahrheiten in solchen Shows mit teilweise einem Millionenpublikum nicht einfach unwidersprochen bleiben, sondern im Idealfall noch während der Sendung faktenbasiert richtiggestellt werden.

    Ich denke, auf diese Weise könnte man „Unentschlossene“ bzw. für sachliche Argumente noch empfängliche Zuschauer durchaus erreichen und würde es zugleich für „Querdenker“ und Co deutlich unattraktiver machen, solche Shows zu kapern.

  8. Weltweit distanzieren sich Wissenschaftler vom Konzept der Herdenimmunität. Das ist dringend nötig, denn das Versprechen einer vermeintlich einfachen Lösung könnte zu mehr Unachtsamkeit führen. Für Deutschland würde die Herdenimmunität eine Katastrophe bedeuten.

    https://www.welt.de/gesundheit/article218227570/Herdenimmunitaet-Herdenimmunitaet-waere-keine-Strategie-sondern-eine-Katastrophe.html

  9. Ich hab den Beitrag oder die Sendung mit den ganzen Gegnern der Coronamassnahmen auch gesehen und mich geschämt, wie hilflos die Moderatorin zwischen den undifferenzierten Statements und dem Experten, der versuchte der teils aggressiven Stimmung doch was entgegenzusetzen.

    Das war definitiv nicht ein Querschnitt normaler Bürger, sondern ganz sicher die Art von Menschen, die sich bei Querdenken und Co. ohne Masken auf die Straße stellen und „coronadiktatur“ brüllen. Die kannten sich, haben sich gegenseitig bestärkt und aufeinander referenziert. Ja, das wirkte unnatürlich und abgekapert.

    Kein Glanzstück im TV.

  10. „Der Verein von Corona-Rebellen wie Sucharit Bhakdi kann keine Spendenquittungen fürs Finanzamt mehr ausstellen: Der MWGFD e.V. hat die Gemeinnützigkeit verloren. Bei den Gründen gehen die Angaben auseinander.“

    https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_88792624/corona-verein-mwgfd-von-sucharit-bhakdi-und-stefan-homburg-verliert-gemeinnuetzigkeit.html

  11. „Der Verein von Corona-Rebellen wie Sucharit Bhakdi kann keine Spendenquittungen fürs Finanzamt mehr ausstellen: Der MWGFD e.V. hat die Gemeinnützigkeit verloren. Bei den Gründen gehen die Angaben auseinander.“

    https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_88792624/sucharit-bhakdi-und-co-verein-von-corona-rebellen-verliert-gemeinnuetzigkeit.html

  12. @Martina Rheken

    copy-paste? ;)

  13. Wodarg fordert 250000 € Schadensersatz vom „Volksverpetzer“ und eine Unterlassungserklärung. Wodargs Anwalt? Der liebe Herr Gierich, äh Fuellmich.

    https://www.volksverpetzer.de/schwer-verpetzt/wodag-abmahnung-vvp/

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