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„Corona Fehlalarm“: Faktencheck zu Bhakdi/Reiß in der SZ

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In der gedruckten Süddeutschen Zeitung (und online bei SZ+) gibt es heute einen kurzen Faktencheck zu dem Buch „Corona Fehlalarm“ von Sucharit Bhakdi und Karina Reiß:

Das Autorenpaar [zitiert] nur einzelne Studien, die größtenteils aus den Anfangszeiten der Pandemie stammen. Wichtige wissenschaftliche Arbeiten zu den gleichen Themen bleiben unerwähnt.

Im Einzelnen nehmen sich Alexandra Bröhm und Felix Straumann fünf „Fehlschlüsse im Beststeller“ vor:

1. „Das Virus ist nicht besonders gefährlich und mit der Grippe zu vergleichen.“

SZ: Bei dieser Frage beziehen sich die Autoren vor allem auf eine Studie, die vor fast sechs Monaten erschienen ist und nur Fälle bis zum 2. März erfasst […]

Die meisten Forscher gehen im Moment von einer Infektionssterblichkeit – also nicht nur bestätigte Fälle, sondern die Dunkelziffer mit eingerechnet – von 0,5 bis 1,0 Prozent aus. Bei den jährlichen Grippeepidemien liegt dieser Wert durchschnittlich bei 0,1 Prozent.

An der Grippe erkranken jährlich fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung, bei Covid-19 kann dieser Wert ohne Gegenmaßnahmen bei 50 bis 60 Prozent liegen, wie beispielsweise in Bergamo, wodurch auch mehr Menschen insgesamt sterben.

Dass immer wieder Vermutungen aufkämen, Covid-19 sei nicht besonders gefährlich, habe auch mit der großen Bandbreite der Symptome zu tun.

Zu diesem Punkt sagte Prof. Andreas Stallmach, Direktor der Inneren Medizin am Uniklinikum Jena, letzte Woche im Deutschlandfunk:

Wir haben in Deutschland, Stand 7. September, 253.000 Menschen, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben, und das Robert Koch-Institut weist aus, dass 223.000 Menschen genesen sind. Aber dieser Begriff „genesen“ ist ein Irrtum, weil doch viele Patienten nach Überwinden der Erkrankung – zum Beispiel, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen werden – noch unter Symptomen leiden, unter deutlichen Einschränkungen in ihrem tagtäglichen Leben […]

Die Folgeerscheinungen können sich in ganz vielen unterschiedlichen Organen ausdrücken, zum Beispiel Luftnot beim Treppensteigen, aber auch Konzentrationsstörungen oder Depressionen oder einen lang anhaltenden Geruchsverlust. Wir beobachten bei Patienten Leberschäden und befürchten, dass diese Leberschäden anhalten und sich vielleicht sogar so etwas wie eine Leberzirrhose entwickeln könnte.

Auch in einem kurzen ARTE-Video vom Samstag geht es um die Corona-Langzeitfolgen. Bereits im Juli war klar, dass „genesen“ noch lange nicht „gesund“ heißt:

Eine aktuelle Studie der Medizinischen Universität Innsbruck und der tirol kliniken weist auf den Bedarf an „intensiver und spezifischer Therapie“ hin. Dazu auch der SZ-Faktencheck:

Für das Gesundheitssystem ist Covid-19 zudem belastender, weil die schwer Erkrankten im Gegensatz zur Grippe Wochen, manchmal Monate auf der Intensivstation verbringen müssen.

Dazu auch:

  • Abrechnung mit dem “Aber 25.000 Grippetote”-Argument der Corona-Verharmloser, volksverpetzer am 25. August 2020
  • Ein Twitter-Thread zeigt, dass Corona wirklich nicht nur eine Grippe ist, volksverpetzer am 27. Juli 2020
  • Corona harmlos wie die Grippe? Diese Statistik aus New York zeigt, wie falsch das ist, volksverpetzer am 24. April 2020
  • So manipuliert Bhakdi die Corona-Zahlen: Es gibt neue Corona-Kranke, volksverpetzer am 19. August 2020

2. „Die meisten sterben nicht an Covid-19, sondern mit dem Virus.“

SZ: Um ihre These zu stützen, zitieren Bhakdi und Reiss gerne mal verkürzt oder gar falsch. Etwa aus einem Artikel im Telegraph vom März, wonach 88 Prozent der italienischen Corona-Toten nicht ursächlich an den Coronaviren gestorben seien. Die Zahl entspricht jedoch dem Anteil der Opfer mit Vorerkrankung.

In der aktuelleren wissenschaftlichen Literatur, zum Beispiel in einer Übersichtsarbeit vom Juli im Fachblatt Jama, ist die Rede von 60 bis 90 Prozent der Covid-Toten im Krankenhaus mit Vorerkrankung. Doch mit Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht und anderen Covid-19-Risikofaktoren lässt sich gut und lange leben.

Das zeigt, dass Bhakdi/Reiß schlicht die falsche Frage stellen: Es geht nicht darum, ob ein Patient auch ohne Vorerkrankungen an dem SARS-CoV-2-Virus gestorben wäre – sondern ob er seine Vorerkrankungen ohne das Virus überlebt hätte.

Dazu auch:

  • Warum die Frage „an oder mit Covid-19 gestorben?“ nicht für Verschwörungstheorien taugt, GWUP-Blog am 21. April 2020
  • Video von Martin Moder: Stirbt man an oder mit Corona? GWUP-Blog am 5. August 2020
  • 86 Prozent sterben nicht mit, sondern an Corona, Welt-Online am 27. August 2020

3. „Masken bringen nichts und sind sinnlos.“

SZ: Auch hier: Vieles ist nicht eindeutig bewiesen, der Nutzen von Masken für Träger und Gegenüber mag bei Sars-CoV-2 im Alltag niedriger sein als geglaubt, vielleicht aber auch höher. Das räumt übrigens auch eine viel zitierte Metaanalyse im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation ein. Dennoch rechtfertigen die derzeit vorhandenen Daten den Einsatz von Masken.

Dazu auch:

  • Ärzte vermuten Covid-19-Immunisierung durch Maskenpflicht, tagesspiegel am 11. September 2020
  • Tragen von Masken und mögliche Immunisierung der Bevölkerung, science media center am 9. September 2020
  • Warum du vor Corona viel sicherer bist, wenn du eine Maske trägst, volksverpetzer am 10. September 2020
  • Sorry, Pandemie-Leugner: Alle Experten sagen, Masken wirken (Bhakdi ist keiner), volksverpetzer am 17. August 2020
  • Vier Gründe, warum die Corona-Maßnahmen nicht übertrieben sind, Perspective Daily am 10. September 2020

4. „Der Lockdown war überflüssig.“

SZ: Experten sind sich einig, dass der Lockdown in vielen europäischen Ländern Tausende Todesfälle verhindert hat. Auffällig sind auch die Todesstatistiken aus Schweden, wo es gewisse Maßnahmen, aber keinen Lockdown gab. Dort starben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres so viele Menschen wie seit 150 Jahren nichtmehr.

Dazu auch:

  • Das widerlegt alle, die Schweden lobten: So viele Tote wie seit 150 Jahren nicht, volksverpetzer am 20. August 2020
  • Was hat der Lockdown gebracht? Scinexx am 18. Mai 2020
  • Der Lockdown: Empfehlung der Virologen? Empfehlung der Ökonomen? Gesundheits-Check am 22. August 2020
  • Medwatch: Sind Kollateralschäden nicht größer als Erkrankungsfolgen?

5. „Der Schaden einer Corona-Impfung wäre größer als jeder denkbare Nutzen.“

SZ: Zum einen bemängeln Bhakdi/Reiß das hohe Tempo bei der Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen, was tatsächlich beträchtliche Risiken birgt und von vielen kritisiert wird. Bei den anderen Kritikpunkten argumentieren sie mit vermeintlichen Fakten, die aber alles andere als geklärt sind.

Richtig ist, dass Forscher erhebliche Zweifel an den präsentierten Daten zum russischen Impfstoff anmelden und Aufklärung fordern.

Falsch ist, dass die übrigen Impfstoffe möglichst schnell und damit risikoreich entwickelt werden, wie der Test-Stopp bei AstraZeneca und zum Beispiel dieser Thread aus Oxford zeigen:

Einen ausführlichen Bericht über den Corona-Impfstoff gibt’s bei Krautreporter und bei Relativer Quantenquark.

Dazu auch:

  • Impfung gegen SARS-CoV-2: Eine erste Stellungnahme der STIKO, Gesundheits-Check am 19. August 2020
  • Impfstoffstudien von AstraZeneca gegen SARS-CoV-2 pausieren, science media center am 9. September 2020
  • Medwatch: Wie vertrauenswürdig sind die Impfstoffe, die derzeit entwickelt werden?

Auch der Science-Blog Gesundheits-Check beschäftigt sich mit „Corona Fehlalarm“:

Die Grundfrage des Buches, ob die Infektionsschutzmaßnahmen sinnvoll und angemessen waren, ist natürlich völlig berechtigt, die Antworten der beiden darauf lassen einem allerdings immer wieder die Haare zu Berge stehen, mir die Resthaare.

Dafür, dass die Datenlage nicht mehr aktuell ist, können die Autoren nichts. Unfreiwillig werden sie dadurch aber an manchen Stellen durch die zwischenzeitliche Entwicklung widerlegt, etwa wenn sie die Epidemie für beendet erklären oder Aerosole für irrelevant. Leichtfüßige Spekulationen dieser Art sind eben riskant und sie durchziehen das Buch über die gesamten 150 Seiten […]

Manches ist schlampig recherchiert […], auch über gravierende fachliche Fehler stolpert man gelegentlich […] Richtiggehend ärgerlich ist, dass die Autoren wiederholt verfälschend und sinnentstellend zitieren […]

Für billige Polemik dieser Art sind 15 Euro zu viel.

Der Youtuber und Buchautor Clemens Lode hat einige Videos zu Reiß/Bhakdis Aussagen veröffentlicht, darunter:

Und speziell zu Impfungen:

Weitere Videos zu Bhakdi/Reiß finden sich in seinem Kanal.

Zum Weiterlesen:

  • Corona – Fehlalarm? Daten, Fakten Hintergründe, MTA Dialog am 16. Juli 2020
  • Europäische Nachbarn zu Corona: Was ist bloß mit den Deutschen los? Stuttgarter Zeitung am 6. September 2020
  • Universität Kiel distanziert sich von Sucharit Bhakdi/Karina Reiß, GWUP-Blog am 27. August 2020

33 Kommentare

  1. Das Buch verfolgt ganz offensichtlich nur den Zweck, Bhakdis Äußerungen aus der Frühzeit der Pandemie mit allen Mitteln zu stützen.

    Das ist ein Vorgehen, das, berücksichtigt man, dass hier zwei akademische Wissenschaftler (ok, der eine emeritiert) am Werke waren, durch nichts zu rechtfertigen ist.

    Welchen Schaden Bhakdi und seine Frau damit dem Wissenschaftsverständnis der Allgemeinheit zugefügt hat, um das es ohnehin nicht zum Besten bestellt ist, darüber darf man gar nicht nachdenken.

  2. Oh Mann:

    „Nein, hier faken Schauspieler keine Corona-Infektion!“

    https://www.mimikama.at/aktuelles/schauspieler-corona/

  3. Mal nebenbei etwas nicht ganz so anderes: Das Deutsche Netzwerk evidenzbasierte Medizin e. V. hat eine Stellungnahme zu den aktuellen Maßnahmen gegen die Pandemie aktualisiert (ich weiß gerade nicht, ob das hier im Blog schon Thema war?):

    https://www.ebm-netzwerk.de/de/veroeffentlichungen/covid-19

    Läßt mich, ganz ehrlich gesagt, etwas ratlos zurück: Daß wir momentan wenig medizinische Evidenz bei der Sache haben, liegt in der Natur der Dinge. Aber gewissermaßen aus der sicheren Distanz vom Spielfeldrand aus kluge Kommentare abzugeben (so wirkt dies leider auf mich), finde ich nicht hilfreich.

    Ob sie dabei wirklich alle Quellen gewürdigt haben, kann ich auch nicht sagen, immerhin ist Corona ja nicht mein fachlicher Schwerpunkt. Wenn das Netzwerk in der Situation jedoch ganz allgemein „randomisierte Studien“ fordert, klingt das doch sehr eigenartig und man könnte das Gefühl haben, daß dort ethische Prinzipien auf der Strecke bleiben:

    Immerhin können dabei ja auch Menschenleben auf dem Spiel stehen.

  4. @borstel:

    Bei Nothing but the Truth gibt es einen Kommentar dazu:

    Dies scheint mir ein Zusammenschluss von echten Ärzten zu sein, die zu verschiedenen Themen die Fahne für Evidenz-basierte Medizin hoch halten. Das Anerkennen von gemessenen Daten, signifikanten Ergebnissen und das Drängen auf Genauigkeit zieht sich durch.

    Diese Gruppe gehört für mich daher sicherlich zu denen, mit denen ein Austausch, zum Beispiel über die Bewertung von Daten und Maßnahmen, Sinn macht. Denn man geht von der gleichen wissenschaftlichen Wissensbasis aus. Erfahrungsgemäß kann es sehr nutzen, wenn man – durch so strukturiert denkende Menschen – immer wieder an die Wichtigkeit von Beweisen erinnert wird.

    Andererseits kippt die größte Stärke manchmal auch in eine Schwäche. Zum Beispiel kann man in einer dringlichen Krise nicht immer mit Entscheidungen warten, bis man durch ausführliche Studien eine sichere Evidenz hat.

    Mir sind einige Aspekte aufgefallen, in denen ich zu einer anderen Bewertung kommen würde, als die Gruppe.

    Zum Beispiel wird die Maßnahmen-Reihenfolge im Frühling in Deutschland aufgezählt und das mündet dann in eine etwas unklare, eher negativ getönte Bewertung. Dazu gibt es nun zufällig aber gerade Evidenz. Die Studie, welche die Wirkung der Maßnahmen untersucht hat, ist astrein und wurde in einem hochrangigen Journal veröffentlicht.

    Aussage: jede der damaligen Maßnahmen war erforderlich, um den R-Wert letztlich unter 1 zu kriegen. Also evidenzbasiert betrachtet: zum Glück wurde jede der Maßnahmen entschieden.

    Die Bewertung der Masken scheint mir etwas sonderbar. Dass die vorhandenen Daten zu unterschiedlichen Aussagen kommen, liegt ja in der Natur der Sache (unterschiedliche Masken, unterschiedliche Umstände, unterschiedliche Studienansätze). Denn Sinn der Masken kann aber aufgrund vorhandener Daten eigentlich niemand infrage stellen. Das hätte ich gern klarer gelesen.

    Bei dem Rat, im Sinne der Evidenzbasis (für Testgenauigkeit aufgrund des Durchseuchungsgrads) nur noch Hochrisiko-Patienten zu testen, bin ich ganz anderer Meinung. Wir sind darauf angewiesen, von den Infizierten so viele wie möglich zu erkennen, damit wir die Infektionsketten unterbrechen.

    Auch folgendes passt für mich nicht. Wenn aktuell mehr junge Menschen erkranken, so dass die schwer Erkrankten, Hospitalisierten und Toten anteilig zu den Positiv-Getesteten weniger sind als im Frühling, dann ist das kein Grund für Entwarnung oder im öffentlichen Ton gelassen und beruhigt zu sein.

    Denn epidemiologisch ist gerade ein Infektionsanstieg der jüngeren Bevölkerung eine besonders schwierige Situation. Sie könnte dazu führen, dass die Clusterverfolgung nicht mehr funktioniert, weil es einfach zu viele werden. Und dann wäre eine Eindämmung wieder nur mit strengen Kontakt-Verboten („Lockdown“) möglich.

    Dass das erfolgen müsste ist glasklar. Denn das Virus bleibt ja nicht auf Dauer bei den Jungen, sondern würde von dieser Bevölkerungsgruppe dann ja auch wieder auf die Mittel- und Hochrisikopatienten überspringen. Man merkt, dass die Autoren zwar viel Kenntnis von Evidenz haben, aber nicht so viel von Epidemiologie.

    Auch von der Realität, wie mit den Tests umgegangen wird, scheinen sie nicht so viel zu wissen. Denn mögliche Falsch-Positiv-Ergebnisse werden ja dadurch ausgehebelt, dass in der Regel der positive Test durch Mehrfachtestung verifiziert wird. So gehandhabt ist die Verlässlichkeit der Tests sehr hoch.

    Und psychologisch gibt es vielen Menschen Sicherheit, wenn sie – sobald sie besorgt sind – sich testen lassen können. Das hat positive Auswirkungen auf die psychologische Grundgesundheit, wird hier nicht beachtet.

    Bei der Hochrechnung des Risikos, einem Infizierten zu begegnen, wird die Dunkelziffer unterschlagen. Damit kann das Risiko, jemandem mit aktiver SarsCov2-Infektion persönlich zu begegnen, deutlich (vielleicht 10-mal?) höher sein als das Risiko, einem Positiv-Getesteten (diese Maßzahl wird angegeben) zu begegnen.

    Einem Positiv-Getesteten zu begegnen ist sowieso eher unwahrscheinlich, weil die meisten sich in Quarantäne begeben. Also die reine Daten- und Evidenz-Betrachtung führt hier zu keiner sinnvollen Aussage.

    Dann fällt mir noch auf, die schweren Folgeerkrankungen durch Covid-19 – unabhängig von Letalität – werden in dem Artikel nicht ausreichend betrachtet.

    Die Tipps für die öffentliche Kommunikation (welche Maßzahlen; wie vertrauensbildend Evidenz genutzt wird) finde ich überlegenswert, auch wenn ich finde, dass hier weitere Aspekte eine Rolle spielen.

    Insgesamt: Personen, mit denen sich ein Austausch ganz sicher lohnt, aber deren Bewertungen man deshalb nicht eins zu eins folgen braucht.

  5. @ borstel:

    Die neue Stellungnahme des EBM-Netzwerks hat eine ungute Schlagseite, das wird auch intern im Netzwerk kritisch kommentiert. Evidenz einzufordern, wo sie immer noch fehlt, ist allerdings trotzdem nötig.

  6. „PCR-Test: 90 % der Zahlen falsch? Der Faktencheck“:

    https://www.mimikama.at/aktuelles/pcr-test-problematik/

  7. Das Problem bei den Massentestungen ist, dass das Ergebnis bei niedriger Wahrscheinlichkeit der Infektion überproportional viel false positive-Ergebnisse aufweist.

    Siehe https://www.bmj.com/content/369/bmj.m1808/infographic

    Insofern ist es sinnvoll, vor allem Testungen in Gruppen vorzunehmen, bei denen die Wahrscheinlichkeit, infiziert zu sein, höher ist.

    Insgesamt finde ich den den Beitrag der evidenzbasierten Mediziner wohltuend sachlich in der oftmals hysterischen Debatte, in der kritiker des Mainstreams doch recht schnell in die verschwörungstheoretische Ecke gedrängt werden

  8. @Christiane Moll:

    in der kritiker des Mainstreams doch recht schnell in die verschwörungstheoretische Ecke gedrängt werden

    Das höre ich etwa ein halbes Dutzend Mal täglich, und jedes Mal, wenn ich zurückfrage, wer denn konkret, kommen die immerselben drei Antworten:

    Bhakdi, Wodarg oder Schiffmann.

    Mir fällt spontan kein echter, ernstzunehmender Kritiker ein, der in die „verschwörungstheoretische Ecke gedrängt“ würde.

    Aktuell: Wer hat wo Walter Plassmann zum „Verschwörungstheoretiker“ abgestempelt?

  9. Ergänzung zum Beitrag:

    Roman Bialas ist schwer an Covid-19 erkrankt. Das Virus ist zwar bekämpft, doch er leidet auch ein halbes Jahr später noch an den Folgen: Bialas hat Gewicht verloren, Mühe mit der Feinmotorik und kommt bei kleinsten Anstrengungen ins Schwitzen.

    https://www.welt.de/vermischtes/article215843750/Corona-Langzeitfolgen-Als-laege-ein-5-kg-Kartoffelsack-auf-meiner-Brust.html

    Welche Folgen auch leichte Covid-19-Verläufe für das Herz haben

    https://www.welt.de/gesundheit/plus215536300/Coronavirus-und-Myokarditis-Das-Raetsel-der-Herzmuskelentzuendungen.html

    Nach der Trauer kommt die Wut: Neue Untersuchungen zeigen, welch gravierende Versäumnisse zu den vielen Corona-Toten in Norditalien geführt haben. Ein Experte geht davon aus, dass 10.000 Opfer hätten nicht sterben müssen. Die Angehörigen verklagen jetzt den Staat.

    https://www.welt.de/politik/ausland/plus215690334/Italien-Warum-in-Norditalien-so-viele-Menschen-an-Corona-gestorben-sind.html

  10. @Christiane Moll

    Wer die Begriffe „Mainstream“ und „Kritik/Kritiker/kritisch“ in einem Satz bringt, hat sich in 99 % aller Fälle für eine ehrliche Diskussion disqualifiziert.

    Übrigens: Frau Reiss/Reiß ist mitnichten Medizinerin, sondern studierte Biologin und habilitierte Biochemikerin. Das hätte man aber mit einer simplen Recherche schnell rausfinden können, oder etwa nicht?

  11. @RPGNo1:

    Ich glaube, mit den „evidenzbasierten Medizinern“ meint Frau Moll das EbM-Netzwerk.

  12. @Bernd Harder

    Da es in diesem Artikel eigentlich um Bahkdi/Reiß geht, bin ich davon ausgegangen, dass sich Frau Moll in ihrem Kommentar auch auf diese beiden Personen bezieht.

    Dann ziehe ich meinen 2. Satz zurück. Aber den ersten halte ich aufrecht.

  13. @borstel

    Aber gewissermaßen aus der sicheren Distanz vom Spielfeldrand aus kluge Kommentare abzugeben (so wirkt dies leider auf mich), finde ich nicht hilfreich.“

    Warum finden Sie es nicht hilfreich, wenn kompetente Leute kluge Kommentare abgeben? Wäre es Ihnen lieber, man entscheidet weiterhin aufgrund von Vermutungen?

    …und man könnte das Gefühl haben, daß dort ethische Prinzipien auf der Strecke bleiben: Immerhin können dabei ja auch Menschenleben auf dem Spiel stehen.“

    Gehören für Sie nur Menschenleben zu ethischen Prinzipien, wenn diese an Corona versterben oder haben Sie den Satz so nicht gemeint? Außerdem gehört zu ethischen Prinzipien doch auch die Betrachtung aller Kollateralschäden.

    @Bernd Harder

    Sie zitieren ja nur einen Kommentar von „Nothing but the Truth“, aber vielleicht können Sie (oder andere) trotzdem auf meine Fragen und Kritikpunkte eingehen.

    Zum Beispiel kann man in einer dringlichen Krise nicht immer mit Entscheidungen warten, bis man durch ausführliche Studien eine sichere Evidenz hat.“

    Wo sieht der Autor denn jetzt eine dringliche Krise, bzw. ab welchen Kriterien ist sie nicht mehr dringlich?


    Dazu gibt es nun zufällig aber gerade Evidenz. Die Studie, welche die Wirkung der Maßnahmen untersucht hat, ist astrein und wurde in einem hochrangigen Journal veröffentlicht. Aussage: jede der damaligen Maßnahmen war erforderlich, um den R-Wert letztlich unter 1 zu kriegen. Also evidenzbasiert betrachtet: zum Glück wurde jede der Maßnahmen entschieden.

    Es gibt aber auch Studien, die genau das Gegenteil behaupten. Ich vermute mal, dass das AIER (American Institute for Economic Research) ebenfalls eine hochrangige Quelle darstellt.

    „Lockdowns and Mask Mandates Do Not Lead to Reduced COVID Transmission Rates or Deaths“

    Denn Sinn der Masken kann aber aufgrund vorhandener Daten eigentlich niemand infrage stellen.

    Warum nicht? Einerseits wird oft argumentiert, dass Wissenschaft ja immer neu hinzulernt und noch nicht alles weiß. Andererseits scheint, dass bei Ergebnissen, die der eigenen Vorstellung entsprechen, keine weiteren (anderslautende) Erkenntnisgewinne gewünscht sind.

    Ich hatte bereits an anderer Stelle auf diesen Artikel verlinkt. Und er handelt nicht (nur) von der Handhabung der Masken.

    „Mund-Nasen-Schutz in der Öffentlichkeit:
    Keine Hinweise für eine Wirksamkeit“

    Bei dem Rat, im Sinne der Evidenzbasis (für Testgenauigkeit aufgrund des Durchseuchungsgrads) nur noch Hochrisiko-Patienten zu testen, bin ich ganz anderer Meinung. Wir sind darauf angewiesen, von den Infizierten so viele wie möglich zu erkennen, damit wir die Infektionsketten unterbrechen.

    Unabhängig davon, dass Infektionsketten nicht zwangsläufig zu wirklich (symptomatisch) Erkrankten führen müssen und damit keine Gefahr bedeuten, wurde ich kürzlich auf eine Fehlerquelle aufmerksam gemacht, die ähnlich zum Link von Martina Rheken (MIMIKAMA Faktencheck zum „PCR-Test: 90 % der Zahlen falsch?“), auf eine große Fehlerquelle bei niedriger Prävalenz hinweist.

    Da der PCR Test lediglich vorhandene Virenbruchstücke nachweist, und ehemals Infizierte auch gesund noch mehrere Wochen später nicht mehr infektiöse Virentrümmer beherbergen können, kann der Test positiv sein obwohl keine infektiösen Viren mehr vorhanden sind. Das heißt, jemand der vor seinem Urlaub eine Infektion hatte (egal ob symptomatisch oder nicht) kann bei der Rückreise positiv getestet getestet werden, obwohl er nicht mehr infiziert ist.

    Es ist also möglich und wohl auch nicht unwahrscheinlich, dass die (vielen?) positiven Reiserückkehrer nur ihre bereits zuhause überstandene Infektion zurückgebracht haben.

    So gehandhabt ist die Verlässlichkeit der Tests sehr hoch.

    Nur was das Vorhandensein von bestimmten Virenbruchstücken angeht, die keine Erkrankung bedeuten muss.

    Denn das Virus bleibt ja nicht auf Dauer bei den Jungen, sondern würde von dieser Bevölkerungsgruppe dann ja auch wieder auf die Mittel- und Hochrisikopatienten überspringen. Man merkt, dass die Autoren zwar viel Kenntnis von Evidenz haben, aber nicht so viel von Epidemiologie.

    Abstand und Hygiene sowie vertretbarer Eigenschutz sollten ausreichen, es sei denn, man will jeden möglichen Corona-Toten verhindern. Bei anderen Todesursachen scheint Prävention nicht so wichtig bzw. wird nicht eingefordert.

    Bei der Hochrechnung des Risikos, einem Infizierten zu begegnen, wird die Dunkelziffer unterschlagen. Damit kann das Risiko, jemandem mit aktiver SarsCov2-Infektion persönlich zu begegnen, deutlich (vielleicht 10-mal?) höher sein als das Risiko, einem Positiv-Getesteten (diese Maßzahl wird angegeben) zu begegnen.

    Selbst mit Dunkelziffer bleibt das Infektionsrisiko gering. Ab welchem Risiko braucht man sich keine Sorgen mehr machen?

    Dann fällt mir noch auf, die schweren Folgeerkrankungen durch Covid-19 – unabhängig von Letalität – werden in dem Artikel nicht ausreichend betrachtet.

    Es gibt auch andere Erkrankungen mit schweren Folgeerkrankungen, außerdem sind das extrem seltene Fälle. Für eine echte Beurteilung von Langzeitfolgen ist wohl auch noch zu früh.

    Die Tipps für die öffentliche Kommunikation (welche Maßzahlen; wie vertrauensbildend Evidenz genutzt wird) finde ich überlegenswert, auch wenn ich finde, dass hier weitere Aspekte eine Rolle spielen.

    Warum nur überlegenswert? Hat der Autor vielleicht Angst, die Verhältniszahlen könnten zeigen, wie gering die derzeitige Gefahr ist?

    Insgesamt: Personen, mit denen sich ein Austausch ganz sicher lohnt, aber deren Bewertungen man deshalb nicht eins zu eins folgen braucht.

    Bisher hatte ich den Eindruck, das EbM-Netzwerk ist eine sinnvolle, vertrauenswürdige Organisation, auf deren Meinung man immer viel Wert gelegt hat, wenn es um EbM geht.

    @Joseph Kuhn

    Die neue Stellungnahme des EBM-Netzwerks hat eine ungute Schlagseite, das wird auch intern im Netzwerk kritisch kommentiert. Evidenz einzufordern, wo sie immer noch fehlt, ist allerdings trotzdem nötig.“

    Könnten Sie dazu Quellen nennen, oder kommt man da so gar nicht ran? Die Diskussion würde mich sehr interessieren.

    @RPGNo1:

    „Wer die Begriffe „Mainstream“ und „Kritik/Kritiker/kritisch“ in einem Satz bringt, hat sich in 99 % aller Fälle für eine ehrliche Diskussion disqualifiziert.“

    Was muss man den tun, um sich für eine ehrliche Diskussion mit IHNEN zu qualifizieren? Niemand kann eine Diskussion einfordern, aber wenn man jemandem Vorwürfe macht, halte ich es für höflich, wenn man auf die zugehörigen Entgegnungen auch reagiert.

  14. @jsm

    *PLONK*

  15. @ jsm:

    Die Quelle bin in dem Fall ich und ich will es bei dem Hinweis belassen. Ansonsten gilt: Interne Kritik wäre keine interne Kritik, wenn sie im Internet stünde.

  16. @Christiane Moll:

    Aber auch Ihr einziges Beispiel ist wiederum Bhakdi.

    Und Ihr zweiter Link befasst sich mit der Berichterstattung im Allgemeinen, nicht mit der Unterscheidung zwischen „Kritikern“ und „Verschwörungstheoretikern“.

  17. Zur Rezension von Bhakdis Buch in der NR durch Dr. rer. nat. habil. Annette Hille-Rehfeld:

    https://www.naturwissenschaftliche-rundschau.de/archiv/nr-07-2020-865/karina-reiss-sucharit-bhakdi-corona-fehlalarm-zahlen-daten-hintergruende/

    Die Ausführungen der Autoren werfen weiterhin ein Licht auf den Umgang mit kritischen Stimmen in der aktuellen medialen Diskussionskultur, die ihrem Namen keine Ehre macht, seit die Berichterstattung vor allem der öffentlich-rechtlichen Medien nach der Propagierung einer „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ von der Sicht des Beraterstabs der Bundesregierung dominiert wird.

    Hat Fr. Hille-Rehfeld die letzten Monate verschlafen? Wir hatten und haben nicht eine nationale Epidemie, sondern eine weltweite Pandemie mit zahlreichen schwer Erkrankten, langwierigen Rekonvaleszenten. Von den Toten will ich erst gar nicht anfangen. Deutschland steht aufgrund verschiedener Umstände und Maßnahmen momentan besser da als viele andere Länder. Darüber sollten wir froh sein.

    Die Anprangerung der ÖR (und somit eine stillschweigende Unterstützung „alternativer“ Medien?) wirft auch ein ungünstiges Licht auf Fr. Hille-Rehfelds Objektivität.

    Ein offener Brief von Prof. Bhakdi an die Kanzlerin zu Beginn des in Deutschland verhängten Lockdowns, in dem er an die über die Gesundheitsvorsorge hinausgehende Verantwortung der Bundesregierung appellierte, blieb ohne Resonanz.

    Warum sollte sich die Bundesregierung mit dem Brief eines einzelnen emeritierten Wissenschaftlers befassen, der über Dinge spricht, die eindeutig nicht zu seinem Fachgebiet gehören, während ihr gleichzeitig ein umfangreicher Beraterstab aus Experten und sachkundigen Gremien zur Verfügung steht?

    Selbst eine Risikoanalyse der Kollateralschäden durch einen Mitarbeiter des Bundesinnenministeriums, begutachtet durch zehn eingeladene Wissenschaftler (darunter Prof. Bhakdi), verschwand ohne öffentliche Diskussion in der Versenkung.

    Der Mitarbeiter wurde nie durch das Innenministerium beauftragt. Er stammte aus einer fachfremden Abteilung. Die eingeladenen Wissenschaftler sind ebenso fachfremd und haben wenig bis keine Ahnung von Virologie und Epidemiologie. Die Risikoanalyse ist ein Meinungsblatt mit geringem wissenschaftlichen Wert, das vor allem von alternativen Medien verbreitet wurde. Sollte das Fr. Hille-Rehfeld nicht zu denken geben?

    https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/fehlalarm-papier-warum-der-autor-kein-whistleblower-ist,RysQhvc

    Fazit: Dass die Autorin der Rezension offensichtlich längst wiederlegte Fehlinformationen aufgreift und ohne erläuternde Erklärungen erneut verbreitet, spricht nicht unbedingt für sie und lässt mich ganz gewaltig an ihrer Objektivität zweifeln.

  18. Christian Drosten kritisiert das Statement des Netzwerks evidenzbasierte Medizin.

    Der Hauptkritikpunkt des 48-Jährigen: „Da werden Argumente wieder hervorgeholt, von denen ich eigentlich dachte, dass die in Deutschland schon diskutiert worden wären im späten Frühjahr.“ So beispielsweise auch die Behauptung, die Reproduktionszahl* habe bereits vor dem Lockdown den kritischen Wert von 1 unterstrichen und die daraus abgeleitete Schlussfolgerung: Der Lockdown sei nicht nötig gewesen.
    […]
    Die ganze Argumentation sei eine Abweisung von wissenschaftlichen Prinzipien und dass von einer Gesellschaft, die sich für evidenzbasierte Medizin ausspreche, wundert sich der 48-Jährige über die vorgebrachten Argumente. So komme es Drosten auch komisch vor, dass die Autoren des Papiers nicht angeben sind. Das sei normalerweise Usus, da die Wissenschaftler sich für ihre Publikationen zu verantworten hätten.

    https://www.merkur.de/welt/coronavirus-deutschland-drosten-podcast-lockdown-kritik-covid-19-virologe-ndr-wissenschaft-zr-90044878.html

  19. Netzwerk evidenzbasierte Medizin zu Covid-19: Angesehener Fachverband verbreitet irreführende Infos und fragwürdige Empfehlungen

    https://medwatch.de/2020/09/17/angesehener-fachverband-verbreitet-irrefuehrende-infos-und-fragwuerdige-empfehlungen/

  20. Was Medwatch über das Netzwerk schreibt, ist schon harter Tobak.

    Sind die Verfasser der Netzwerks der Stellungnahme wirklich so unwissend und naiv? Oder hat man tatsächlich ein paar Uboote, sprich Coronaleugner, im Verein, die jetzt auftauchen? Es wären ja nicht die ersten Ärzte, die in der aktuellen Pandemie einer Realitätsverleugnung unterliegen.

    Ich bin auf die weitere Entwicklung gespannt.

  21. „Gibt es in Deutschland überhaupt noch echte Infektionen, oder sind alle positiven Corona-Tests derzeit falsch-positiv?“

    https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2020/09/09/pcr-test-auf-sars-cov-2-warum-in-der-praxis-falsch-positive-ergebnisse-selten-sind

  22. @ Bernd Harder, Martina Rheken, Joseph Kuhn: Danke für die Einordnung!

    @ jsm:

    Das Paper von Prof. Kappstein in „Krankenhaushygiene up2date“ des Thiemeverlages habe ich bereits gelesen. Auch hierzu kann ich schlecht sagen, ob sie alle relevanten Quellen berücksichtigt. Aber der Ton gefällt mir nicht.

    Sie scheint aus meiner Sicht hier eine Fehde mit dem RKI austragen zu wollen. Und wenn sie ernsthaft als eines der Probleme von Community-Masken anführt, daß bei denen rasch Brillengläser beschlagen, und man deswegen nicht mehr gut schauen kann, dann ist das ziemlich albern. Und zumindest vor einigen Jahren ist die Professorin schon einmal mit recht eigenwilligen Aussagen aufgefallen:

    https://www.krankenhaushygiene.de/informationen/informationsarchiv/313

    Was Deine Frage an mich betrifft: „Gehören für Sie nur Menschenleben zu ethischen Prinzipien, wenn diese an Corona versterben oder haben Sie den Satz so nicht gemeint? Außerdem gehört zu ethischen Prinzipien doch auch die Betrachtung aller Kollateralschäden.“

    – Selbstverständlich sind auch „Kollateralschäden“ (welch grauenhafter Begriff) nicht akzeptabel.

    Aber ich behaupte, daß die Daten zu Opfern der Eindämmungsmaßnahmen deutlich weniger „hart“ sind, als die Zahlen Pandemieopfer (seien sie verstorben oder nicht), daß also bei einer Aufrechnung dieser Gruppen (wenn wir das utilitaristisch gesinnt wirklich tun wollten) wir zwar wissen, wieviele Menschen Schaden durch die Pandemie erlitten haben, die durch die Eindämmung geschädigten eine sehr abstrakte und spekulative Größe bleiben.

    Wir hätten also wenig Evidenz, wenn wir mit Verweis auf den Schaden durch Eindämmungsmaßnahmen die Einschränkungen lockern wollten.

    Das führt zu dem von Dir verlinkten Paper des National Bureau of Economics

    https://www.nber.org/papers/w27719.pdf

    Ich verstehe von den mathematischen und epidemiologischen Annahmen in dieser Veröffentlichung nicht viel, aber dennoch glaube ich, daß sich die Kernaussage, die Pandemie hätte sich auch ohne social distancing und andere nichtmedizinische Maßnahmen von selbst abgeschwächt hätte, durch die aktuellen Entwicklungen in den USA, in Israel, aber auch in europäischen Ländern gerade ad absurdum führt.

  23. „Steigende Zahlen in Köln Henriette Reker empfiehlt Mundschutz auch im Freien!“

    https://www.express.de/koeln/steigende-zahlen-in-koeln-henriette-reker-empfiehlt-mundschutz—auch-im-freien-37368776

    Anfang dieser Woche schrieb der Express:

    „Mit welchem Trick haben sie das nur wieder geschafft?“

    Den Ehrlich Brothers wurde in Köln eine Show für kommenden Sonntag (20. September 2020) vor 3.000 Zuschauern genehmigt!

    „Wir freuen uns wahnsinnig, den Menschen endlich wieder magische Momente schenken zu dürfen!“

    Es ist für sie der erste Auftritt seit Ende Februar!“ (Express Online)

    Nun wird nichts daraus, denn heute Morgen schrieb EXPRESS-Online:

    „Magie gegen Corona machtlos!“ Die Show wurde aufgrund der steigenden Zahlen kurzfristig abgesagt:

    https://www.express.de/koeln/magie-gegen-corona-machtlos–ehrlich-brothers—koeln-show-abgesagt-37343460

  24. Hätten wir einen niedrigen Altersdurchschnitt in der Bevölkerung, da würde ich sagen: Augen zu un‘ durch.

    Aber dem ist nicht so, mit der Prävalenz in den hohen Altersschichten, und auch die Mortalität in dieser Altersgruppe ist hoch.

    Leider werden wir im Herbst und Winter wieder einen Anstieg der Mortalität erleben – und auch dann wird das Virus in der Gesellschaft gleich verteilt sein, obwohl natürlich Superspreader-Events bei diesem Virustyp eine große Rolle spielen.

    Auch andere respiratorische Erkrankungen werden dem SARS-CoV2-Virus helfen, da Symptome wie Husten, Schnupfen die Virusausbreitung begünstigen, obwohl vielleicht bei dem „Spreader“ nur eine einfache Erkältung zugrunde liegt, aber er auch einen asymptomatischen Verlauf von SARS-Cov2 hat, was bei jungen Menschen keine Seltenheit ist.

    Bald wird es niemanden mehr geben, der sagt: Ich kenne niemand, der an Corona erkrankt oder gestorben ist…das wird sich ändern…man bedenke, was wenige Ski-Urlauber Anfang des Jahres ausgelöst haben…

    da wir noch keine ausreichende Herdenimmunität haben, werden wir das sehen, was wir Anfang des Jahres in den Nachbarländern sahen…ich glaube Italien wird die „Zweite Welle“ nicht mehr ganz so hart treffen, da schon eine gewisse Herdenimmunität vorhanden ist (sofern es keine Re-Infektionen geben wird).

    Wir hier in Deutschland haben keine Herdenimmunität, da wir den Laden vorher dicht gemacht haben, und auch daher relativ wenig Todesfälle hatten, aber das alles holen wir in der „Zweiten Welle“ nach, obwohl man hier anmerken sollte, dass man mittlerweile mehr über die Krankheit weiß und vielleicht dadurch einige Todesfälle verhindern kann.

  25. „Von wegen „Querdenker“: Virologe Streeck zerlegt wirre Corona-Thesen:

    https://www.n-tv.de/wissen/Virologe-Streeck-zerlegt-wirre-Corona-Thesen-article22046194.html

  26. @ Martina Rheken

    Vielen Dank für diesen interessanten Link!

  27. Soeben habe ich bei einem Händler folgendes gelesen:

    „KN95 Atemschutzmasken entsprechen NICHT den europäischen Normen für persönliche Schutzausrüstung.
    Es gibt entweder FFP2 oder KN95 Atemschutzmasken. Es kann keine FFP2/KN95 Maske geben!“

    Stimmt das?

  28. @Pierre Castell:

    Um die Masken mit deutschen Filterklassen zu vergleichen lässt sich sagen, dass N95-Masken im Wesentlichen den Anforderungen an FFP2-Masken entsprechen.

    https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/coronavirus/masken-kn95-oder-ffp2-filterklassen/

  29. Bei #Bild gibt es einen, wie ich finde, gefährlichen Kommentar zu den Corona-Regeln. Wenn Ihr Lust habt, gehen wir den mal gemeinsam durch. Wir lernen dabei verschiedene Techniken der Meinungsmanipulation durch Sprache kennen. 1/20

    https://twitter.com/shengfui/status/1307673338123292672

  30. Pingback: Was quakt wie Wissenschaft muss noch lange keine Wissenschaft sein – Relativer Quantenquark

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