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Das „Goldene Brett“ 2013 für Rüdiger Dahlke und die Homöopathen ohne Grenzen

| 25 Kommentare

Das Goldene Brett vorm Kopf 2013 geht an die „größten Zuckerexporteure im deutschsprachigen Raum“, verkündete Prof. Ulrich Berger von der Gesellschaft für kritisches Denken (GkD) heute Abend in der Wiener Urania:

nämlich an die Homöopathen ohne Grenzen.

Angesichts der Comedy-Ehren, zu der es diese merkwürdige Organisation mittlerweile gebracht hat, war es durchaus wohltuend, eine bewusst „nicht lustige“ Laudatio auf die HOG zu hören.

Die Mikrobiologin und Universitätsprofessorin Renée Schroeder rief zunächst die lebensrettenden Errungenschaften der modernen Medizin wie Impfungen und Antibiotika in Erinnerung.

Und ausgerechnet in Kriegs-, Krisen-, Katastrophen- und Notgebieten, wo die schwerst Betroffenen sich – oft unter Lebensgefahr – zu einem „rettenden Arzt“ aufmachen, treffen die Patienten dann auf Globuli-Verteiler, die …

… nicht das Wissen anwenden, dass der Menschheit zur Verfügung steht“.

Schroeder äußerte Verständnis für „Wunderglauben“, der immer auch eine Form von Hoffnung darstelle.

Aber diese Hoffnung auszunutzen, um …

irgendwelche Verdünnungen anzubieten, also eindeutig nicht wirksame Produkte“,

sei geradezu ein Verbrechen:

Das ist Betrug!“

Die renommierte Wittgenstein-Preisträgerin endete mit einem Dank an skeptische Gruppen und Organisationen:

Wir sollten weiterhin an der Aufklärung arbeiten.“

Neben den „Homöopathen ohne Grenzen“ waren der Arzt und Politiker Marcus Franz für die Behauptung, Homosexualität sei eine amoralische genetische Anomalie, sowie die Lebensmittelkette SPAR Österreich für den Vertrieb von Grander-Wasser nominiert.

Keiner der Nominierten war persönlich in der Urania erschienen.

SPAR Österreich hatte allerdings eine schriftliche Stellungnahme übersandt, die das Unternehmen als „Learning Company“ zeichnete, welches mögliche „Fehler“ auch zu korrigieren bereit sei.

Wird man sehen.

Der Laudator Sheng Fui wies darauf hin, dass das sagenhafte „Grander-Wasser“ für 12,10 Euro die Flasche lediglich eine gewisse „Schadenergie“ auf das Haushaltsgeld der Käufer ausübe.

Bei seinen Recherchen und Unternehmensanfragen zu der Causa „SPAR/Grander“ hatte Sheng Fui zudem herausgefunden, dass die Handelskette keine Ahnung habe, was „Grander-Wasser“ eigentlich ist und wie es „energetisiert“ wird.

Der Verkauf der ersten Charge von 90 Litern „Grander-Wasser“ in vier ausgewählten Filialen sei indes „sensationell gut“ gelaufen, ließ eine Firmensprecherin wissen.

„Als hätte wer daran gezweifelt“, meinte Moderator Martin Thür dazu nur.

PD Dr. Claudia Wild, Direktorin des Ludwig Boltzmann Instituts für Health Technology Assessment, skizzierte in ihrer Laudatio für Dr. Marcus Franz auch dessen Verirrungen in die Nonsens-These vom „Intelligent Design“ sowie die latente Abneigung des Internisten gegen Evidenz und wissenschaftsbasierte Medizin.

Immerhin: Die Wiener Ärztekammer (im vergangenen Jahr selbst für das „Goldene Brett“ nominiert) erwägt eine Disziplinaranzeige gegen Franz.

Das „Goldene Brett“ fürs Lebenswerk ging an Rüdiger Dahlke.

Niko Alm würdigte Dahlke als den „Chuck Norris der Feinstofflichkeit“.

Der Arzt und Psychotherapeut sei so etwas wie der „Inbegriff des Esoterikers“, ein „Universalesoteriker, Next-Door-Guru, Allroundgenie“.

Dahlke …

… weiß alles, kann alles, er macht alles. Rüdiger Dahlke hat mehr Bankkonten als Max Mustermann.

Er ist Reinkarnationstherapeut, Krankheitsbildtherapeut, Geburtstraumatherapeut, Partnerschaftstherapeut, Familienmustertherapeut, Lebensprinzipientherapeut, astrologischer Symboltherapeut, spiritueller Therapeut, astrologisch-psychologischer Berater, krankheitsbilddeutender psychosomatischer Berater, Orthomolekularberater, astrologischer Berater, energetischer Heiler, klassischer Homöopath, Cranio-Sacral-Therapeut, Familienaufsteller nach Bert Hellinger, Wassertherapeut, Meditationslehrer, Atemtherapeut, Erfinder des Peace-Food, Bach-Blüten-Therapeut, Sympathisant der Lichtnahrung, Hand- und Fußdiagnostiker, Fastenberater, Bildtherapeut, Misteltherapeut, Hildegard-Mediziner.“

Was macht Dahlke nicht?

Er stellt keine plausiblen Behauptungen auf.“

Ein Video von der Veranstaltung in der Wiener Urania gibt es hier (ab Minute 35):

Herzlichen Dank an das „Goldene Brett“-Orga-Team der GkD um Michael Horak!

(Fortsetzung: „Homöopathen-Denke mit engen Grenzen“)

Zum Weiterlesen:

  • Das ist der (Satire-) Gipfel: Homöopathen ohne Grenzen, GWUP-Blog am 10. November 2013
  • Morbus Dahlke: Mein Schnupfen und ich, GWUP-Blog am 17. Januar 2011
  • Rüdiger Dahlke bei Psiram
  • Quacksalber ohne Grenzen, GWUP-Blog am 28. November 2013
  • Wie Homöopathen die Menschen in Sierra Leone verarschen, Astrodicticum simplex am 30. März 2010
  • Homöopathen ohne Grenzen: Cola light für Hungergebiete, GWUP-Blog am 10. Oktober 2013
  • Schwindel-Wasser im ZDF, GWUP-Blog am 27. November 2013
  • Das Goldene Brett 2012: And the Winner is …, GWUP-Blog am 20. Oktober 2012
  • Das Goldene Brett 2011: die glanzvolle Verleihung, GWUP-Blog am 3. Juni 2011
  • „Goldenes Brett vorm Kopf“ für Homöopathen, heute.at am 29. November 2013
  • Schmähpreis für die „Hybris der Homöopathie“, derStandard.at am 29. November 2013
  • Das Goldene Brett für Homöopathen ohne Grenzen, futurezone.at am 3. Dezember 2013

25 Kommentare

  1. Gratulation…ein verdienter Sieg :-)

  2. Gute Wahl. Die Homöopathen ohne Grenzen spielen einfach in einer anderen Liga als SPAR. Und Dahlke hätte sicher nächstes Jahr noch Chancen auf das Brett. Bloß kann er auch als sehr aktiver esoterischer Tausendsassa gegen eine Organisation wie HoG nicht anstinken.

    Also, Glückwunsch an die Zuckerexporteure zum verdienten Sieg!

  3. Ohne den Preis als solchen kritisieren zu wollen, muss ich doch ein kleinwenig Spielverderber spielen. Es fällt mir leider immer wieder auf, wie schlecht teilweise die Sprecher der deutschsprachigen Skeptikerszene sind, vom rhetorischen Standpunkt aus betrachtet. Die Esoterik-Szene weist großteils dermaßen deutliche Züge von Realsatire auf, dass es doch recht schade ist, wenn dann eine Laudatio dazu gehalten wird, der zu folgen fast schon körperlich anstrengend ist.

    Es ist mir eigentlich unbegreiflich, wie ein im Wissenschaftsbetrieb gestählter Mensch wie Frau Dr. Wild, die noch dazu auf „Kommunikationswissenschaft“ spezialisiert ist, eine so unstrukturierte und hingenuschelte Rede abliefern kann, die zudem durch regelmäßiges Ablesen unterbrochen wird, weil sie anscheinend ihren eigenen Text nicht kennt. Die Rede von Frau Schröder war nur wenig besser, auch diese durch die Gegend mäandernd und stellenweise fast schon wirr, beinahe so, als ob sie nicht gewohnt ist, Vorträge zu halten (was ich mir andererseits beinahe nicht vorstellen kann).

    Natürlich, Rhetorik ist eine Kunst und nicht jeder Mensch ist ein geborener Redner. Aber man kann zumindest in Grenzen erlernen, auf eine Weise zu sprechen, bei der das Publikum nicht wahlweise sofort einschläft oder wegen Kopfschmerzen dvonläuft. Insbesondere, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, warum eigentlich die Scharlatane der Welt so großen Erfolg haben: sie sind nämlich (leider) symphatisch. Sie sind charismatisch. Man hört ihnen gerne zu.

    Wenn ich einen Nebensatz von Niko Alm allerdings richtig interpretiere, könnte das Problem hausgemacht sein, denn er (Alm) habe nur äußerst kurzfristig erfahren, dass er eine Laudatio auf Rüdiger Dahlke halten solle: wenn man den Gästen keine Vorbereitung zugesteht, dann darf man sich über das Ergebnis nicht wundern. Die Lesung von Harald Havas wiederum war eigentlich recht gut, bis dieser sich ganz nebenbei als magiegläubig bekannte („Homöopathie wirkt, wir wissen nur nicht wie“). Immerhin kannte Havas seine Texte. Aber man könnte hier einen alten Juristen-Wahlspruch zitieren: hole niemanden in den Zeugenstand, von dem du nicht weißt, was er sagen wird.

    Wie gesagt, das soll keine Kritik am Preis selbst sein. Die Veranstaltung der Österreicher ist eine grandiose Idee und ich hoffe auf regelmäßige Wiederholungen, solange es die Huschi-Fuschi-Pfuscher gibt, die die Menschen ausnehmen. Und dieses Jahr haben den Preis mit HOG definitiv die Richtigen bekommen. Dazu meinen herzlichen Glückwunsch.

  4. „..mehr Bankkonten als Max Mustermann..“ Einfach so genial, wie richtig!!

  5. vielleicht schickt man in die sahelzone auch niemanden, der brunnen baut, sondern leute mit granderwasser….

  6. Ha, Ihr seid enttarnt! In ihrer Antwort auf die Preisverleihung haben die HoG’s was ganz Neues aufgedeckt. Zitat:

    „Als neugierige Homöopathen würde uns allerdings brennend interessieren: Was ist die Motivation für diesen jahrelang fortwährenden missionarischen Eifer der Skeptiker gegen die Homöopathie?
    Sicher, viel Ehr für die Homöopathie schafft viel Neid bei der Konkurrenz. Wie wir wissen, beziehen einige der in der GWUP organisierten Journalisten ein Zusatzsalär aus der Pharmaindustrie.“

    http://homoeopathenohnegrenzen.de/ueber-uns/faz-schreibt-ueber-hog/#c2301

    P.S.
    Kann man das Goldene Brett eigentlich auch im Abo beziehen?

  7. @Fritz:

    << Sicher, viel Ehr für die Homöopathie schafft viel Neid bei der Konkurrenz. << Allmächtiger, nicht schon wieder diese alte Leier ... https://blog.gwup.net/2013/04/21/skeptiker-als-pharma-soldner/

  8. „Wir verstehen Spass und fühlen uns geehrt.“
    (Jutta Laurentius)

    Was soll sie auch sonst sagen!

  9. Druckfehler! Es müsste doch raff- statt neugierige Homöopathen heißen? Weil, wenn neugierig, dann wüssten sie schon, dass ihr Klump unwirksam ist.

  10. …und mit Homöopathie ist kein Geld zu verdienen?

    Die Pharmaindustrie muß Forschen und die Wirksamkeit mit Studien belegen und was machen die HOGs, sie gehen in den „Urwald“ und exportieren Zucker, der bekanntlich nicht gesund ist…

  11. Wenn die Skeptiker von der Pharma-Industrie bezahlt werden, warum ist dann das Goldene Brett eine Veranstaltung von so geradezu rührender und charmanter Unprofessionalität? ;)

    Aber die wichtigste Frage natürlich: wieso habe ich das Memo mal wieder nicht bekommen? Ich wurde anscheinend ja auch schon bei der Weltverschwörung der Physiker vergessen. Anscheinend kriegen also alle möglichen Leute ganz viel Geld, um das magische Wissen unserer Vorväter vor der Welt zu verstecken und die Menschheit anstelle dessen den gefährlichen Wissenschafts-Götzen zu opfern… nur ich anscheinend mal wieder nicht. Grummel.

    Also liebe Pharma-Industrie, liebe „Relativistik“-Verschwörer und dergleichen: ich gebe euch gerne meine Konto-Nummer…

  12. @Robert:

    << Wenn die Skeptiker von der Pharma-Industrie bezahlt werden << Ich schätze, das ist die einzige Erklärung, auf die eine Organisation mit völligem Realitätsverlust kommen kann. Für alles andere müsste man ja sich selbst und sein Tun mal in Frage stellen. Klar, Anke Engelke, Dieter Nuhr, Florian Freistetter (Astronom) etc.pp. - *alle* von der Pharmaindustrie bezahlt, irre.

  13. „Klar, Anke Engelke, Dieter Nuhr, Florian Freistetter (Astronom) etc.pp. – *alle* von der Pharmaindustrie bezahlt, irre.“

    Das ist doch ein Beleg der Big-Pharma-Macht. Die armen Homöopathen können sich dagegen nur mäßig begabte Schreiberlinge wie den Fritzsche leisten…

  14. ich hätte auch so gerne ein Anteil von der Pharmaschmiede stattdessen bekomme ich eher nur Rechnungen von der Krankenkasse :(

  15. jetzt hatte ich endlich mal Zeit mir das Video an zu schauen… und was ich sehr schräg fand war das Computerprogramm von Herbaro. ich würde zu gerne mal den Quelltext des Programms in die Hände bekommen *gg vielleicht sollte ich es mal mit Reverse Engineering versuchen ;)

  16. @Robert:

    Vielen Dank für diese Anmerkungen. Ich wollte mich schon genau so äußern.

    Mit Ausnahme von Sheng Fui brachte keiner der Redner mehr als einen ungestotterten Satz über Lippen – von der jämmerlich unzuverlässigen Technik mal ganz zu schweigen (wurde die eigentlich vorher getestet?).

    Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sich der eine oder andere Laudator grade mal eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung mit seiner Rede und „seinem“ Laureaten beschäftigt hat.

    Auch der von mir aufs höchste geschätzte Ulrich Berger kann offensichtlich wesentlich besser schreiben als reden.

    Gast Harald Havas fand es noch nicht einmal für nötig, die Buchseiten zu markieren, aus denen er vorlesen wollte – so musste er auf der Bühne umständlich herumsuchen; peinlich. Der Qualität der Inhalte tat dies natürlich keinen Abbruch – aber Robert hat schon recht: betrachtet man sich die hochprofessionellen Auftritte der Vorzeige-Esoteriker und lauscht ihren geschliffenen, rhetorisch präzisen Vorträgen, braucht man sich über das Schattendasein der Skeptiker in den Medien nicht zu wundern.

    Dabei gibt es durchaus Könner und Talente, wie die Skepkon im Mai gezeigt hat – Bernd Harder vorneweg, der ein wirklich hervorragender Redner ist.

  17. @notabene:

    << Bernd Harder vorneweg, der ein wirklich hervorragender Redner ist. << Vielen Dank. "Wir kennen uns nicht und sind auch nicht verabredet".

  18. @ notabene

    warum denn unzuverlässiger technik? das der live stream in deutschland nicht funktioniert hat, weil youtube- deutschland die stream option (für alle) gesperrt hat, dafür kann man ja nicht wirklich was nicht?

  19. @racecon:

    Ich habe die Veranstaltung im Live-Stream in Deutschland via youtube gesehen.

  20. „Das “Goldene Brett” fürs Lebenswerk ging an Rüdiger Dahlke.

    Niko Alm würdigte Dahlke als den “Chuck Norris der Feinstofflichkeit”.“

    Grööööhhhlllll, hab ich’s doch gewusst!! *Jubel, hüpf“, hab ich’s doch gewusst, hab ich’s doch gewusst! Saugeil! Dahlke war mein absoluter Favorit! Ha!

    Aber bitte, nächstes Mal ein bissl zaggischere Laudatoren nehmen.

  21. @racecon
    Damit war nicht der fehlende Stream gemeint, sondern vor allem die Tontechnik. Einmal sind mir fast die Ohrhörer aus dem Gehörgang geflogen, als der Ton vom (viel zu leisen) Standmikro auf das (beträchtlich lautere) tragbare Mikro wechselte. Der Lautstärkeregler war nämlich noch ganz offen.

  22. Ich hoffe, die Resonanz hilft den Veranstaltern etwas auf die Sprünge.

    So ehrbar und natürlich berechtigt die Veranstaltung war, die Umsetzung war zumindest fragwürdig.

    Die erste Laudatorin war praktisch unerträglich, die zweite uninspiriert, der dritte Laudator höchstens gefällig.

    Harald Havas war schlecht vorbereitet und erweckte eher den Eindruck, Werbung für seine Bücher machen zu wollen und hatte eine seltsame Einstellung den Kügelchen gegenüber.
    Also für mich.

    Ich denke, sowas bekommt man besser hin.

  23. Na aber immerhin gab’s im Standard eine angeregte Diskussion mit aktuell 3700 Kommentare, die überwiegend kritisch gegenüber Homöopathie sind. Solche Wirkung kann man sich doch nur wünschen.

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