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SRF-Doku: „Jetzt reden die Opfer“ von induzierten Erinnerungen an satanistisch-rituellen Missbrauch

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Auf die SRF-Doku „Satanic Panic in der Schweiz“ vom Dezember vergangenen Jahres gab es heftige Reaktionen – von denen sich die Filmemacher Robin Rehmann und Ilona Stämpfli allerdings nicht beeindrucken ließen.

Zuerst gab es ein weiteres Video der beiden zu den Vorwürfen und Anschuldigungen aus den üblichen verschwörungsgläubigen Kreisen.

Heute ist eine neue Reportage zum Thema erschienen:

Jetzt reden die Opfer

Und zwar Therapieopfer, denen falsche Erinnerungen an angeblichen „rituellen Missbrauch“ induziert wurden:

Das Problem ist größer als bisher bekannt. Die Verschwörungserzählung „Rituelle Gewalt/Mind Control“ fließt bei gewissen Psychotherapeut:innen offenbar in die Behandlung ihrer Patient:innen ein […]

In der Psychotherapie wurde Lea suggeriert, sie werde von einer unbekannten, satanistischen Tätergruppe rituell missbraucht. Sieben Jahre lang hat sie mit schrecklichen, falschen Erinnerungen gelebt. Und das, weil ihre Therapeutin offenbar an eine absurde Verschwörungserzählung glaubt.

Eine schriftliche Zusammenfassung vom SRF gibt es ebenfalls:

An Berner Kliniken wird mit Verschwörungstheorie therapiert

Wir werden sehen, wann sich diese Seite der Problematik auch in Deutschland herumspricht – bei Politikern, bei der Zeit, bei der EKD und vielen anderen, die die Verschwörungsideologie vom „satanistisch-rituellen Missbrauch“ blindgläubig promoten.

Zum Weiterlesen:

  • „Sektenhafte Züge“: Kritische Doku über die Satanic Panic in der Schweiz zieht weiter Kreise, GWUP-Blog am 26. Februar 2022
  • Video: Die „Satanic Panic“ hat jetzt die Schweiz erreicht, GWUP-Blog am 15. Dezember 2021
  • No Retreat, No Surrender: SRF zeigt, wie man mit den heftigen Anwürfen der „Satanic Panic“-Szene souverän umgeht, GWUP-Blog am 23. Dezember 2021
  • „Journalisten sind keine Co-Therapeuten“: Der schwierige Umgang mit den Themen „False Memory“ und „rituelle Gewalt“, GWUP-Blog am 10. Februar 2022
  • Ein Schweizer Film über die Rituelle-Gewalt-Theorie, EZW am 20. Januar 2022
  • Der Teufel im Therapiezimmer, woz am 24. Februar 2022
  • Nein, hier opfert niemand Kinder auf Friedhöfen, watson am 19. Februar 2022
  • It’s Time to Revisit the Satanic Panic, New York Times am 31. März 2021
  • Videovortrag mit Lydia Benecke: Ritueller Missbrauch, Satanic Panic, falsche Erinnerungen, GWUP-Blog am 1. November 2020
  • Rituelle Gewalt aus psychologischer Sicht, EZW-Materialdienst 8/2019
  • Zersplitterung nach Therapie: Bedenkliche Auswirkungen der „Rituelle Gewalt Mind-Control“- Theorie, Sekten-Info NRW am 16. April 2020
  • Skepkon-Video: Der Mythos vom satanisch-rituellen Missbrauch, GWUP-Blog am 13. Juni 2018
  • #ferngespräch: „Satanic Panic – Echtes Leiden, falsche Fakten“ jetzt als Video und Podcast, GWUP-Blog am 24. Juni 2020
  • Neu im Skeptiker: „False Memories“ – Falscherinnerungen durch Traumatherapie, GWUP-Blog am 23. September 2020

18 Kommentare

  1. Pingback: „Psychoterapie“ des tages | Schwerdtfegr (beta)

  2. Three conspiracy theorists who spread lies about satanic paedophile networks and ritual child murder in the town of Bodegraven have been ordered to pay €215,000 in damages to the local authority.

    https://www.dutchnews.nl/news/2022/05/conspiracy-theorists-ordered-to-pay-council-after-satanic-network-rumours/

  3. In der Schweiz kriegen die satanischen Paniker langsam richtig Feuer:

    https://www.nzz.ch/gesellschaft/der-glaube-an-satanistischen-missbrauch-breitet-sich-in-der-schweiz-aus-ld.1684880/

    https://www.srf.ch/play/tv/10-vor-10/video/fokus-klinik-littenheid—weitere-vorwuerfe?urn=urn:srf:video:9b88347d-860d-488a-bde4-fd44d30d988d

    Wir werden sehen, wie lange sich Huber und Co. in Deutschland noch in ihrem Pseudo-„Experten“-Status sonnen können.

  4. Sehr zu empfehlen finde ich dieses Video des forensischen Psychiaters Dr. Frank Urbaniok „Die dunkle Seite der Psychologie – Falsche Beschuldigungen und False memory“

    https://youtu.be/wPcC7rgpTzw

    Auch diesen Podcast des SRF:

    „Therapeut:innen an Berner Kliniken verwenden Satan-Theorien“

    https://www.srf.ch/audio/news-plus/therapeut-innen-an-berner-kliniken-verwenden-satan-theorien?id=12192237#played

    Nachdem die Doku von Robin Rehmann und Ilona Stämpfli im Dezember in der Schweiz hohe Wellen geschlagen hat, wären solche auch in Deutschland ebenso zu wünschen wie eine kritische Berichterstattung und Konsequenzen im psychiatrischen Hilfesystem bzw. der Psychotherapie.

  5. Falsche Erinnerungen: „Das kann in katastrophalen, falschen Erinnerungen münden“

    in der Zeit.

  6. Fantasien von mörderischen Ritualen: Vor 20 Jahren geriet schon einmal eine Thurgauer Therapiestation in die Schlagzeilen

    https://www.tagblatt.ch/ostschweiz/kanton-thurgau/thurgau-fantasien-von-moerderischen-ritualen-immer-wieder-falscher-verdacht-ld.2297972

  7. Eine alte Bekannte des GWUP-Blog klärt ihre Anhängerschaft mal wieder auf, wer die „wahren“ Verschwörungsanhänger sind.^^

    https://www.youtube.com/watch?v=Rk8AdLNqeVg

  8. @purkinjezelle:

    Bei

    Sie glauben an eine angebliche geheime Verschwörung durch die Therapeuten, ja sogar in der Politik

    habe ich aufgehört, weiterzulesen.

    Dass diese Dame sich permanent selbst widerspricht und offenbar nicht wirklich weiß, wovon bzw. worüber sie redet, scheint sie nicht zu bemerken.

  9. Ich denke, es ist sehr schwierig, sich auch nur ansatzweise von einem Verschwörungsnarrativ zu distanzieren, wenn die ganze Identität, die Interpretation der eigenen Biographie und der Schwierigkeiten im Leben sowie die quasi-berufliche Tätigkeit darauf fußen. Deshalb muss wohl jede Kritik erbittert bekämpft werden.

    Was mich stört, ist die Hybris, mit der sie ihren haarsträubenden Blödsinn via YouTube und WordPress verbreitet, und ihre manipulative Art, die Aussagen der Skeptiker kackdreist zu verdrehen.

    Ihre Anhänger hängen schafstreu an ihren Lippen und feiern sie für ihre „Reflektiertheit“ und ihr „Fachwissen“. Kritische Anmerkungen im Kommentarbereich werden freilich nicht freigeschaltet.

    Ihre Community mag nicht allzu groß sein, allerdings besteht das Angebot an deutschsprachigen YT-Kanälen, die regelmäßig etwas umfangreicheren Content zu DIS produzieren, auch nur aus weniger als fünf Kanälen. Dadurch perpetuiert sie nicht nur das Verschwörungsnarrativ vom kultisch-rituellen sexuellen Missbrauch, sondern trägt auch zu einer verzerrten Darstellung von Traumafolgestörungen, insbesondere der DIS, bei.

  10. Der Podcast „Kinderfolter – Sexuelle Gewalt in organisierten und rituellen Gruppen“ aus der WDR-Reihe „Dok 5 – Das Feature“ zeigt erneut, dass auch in öffentlich-rechtlichen Medien Journalist:innen immer wieder völlig unkritisch das Narrativ von der organisierten rituellen Gewalt übernehmen, ja sich sogar berufen fühlen, Zuhörer von deren Existenz zu überzeugen.

    https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-dok5-das-feature/audio-kinderfolter—sexuelle-gewalt-in-organisierten-und-rituellen-gruppen-102.html

  11. @purkinjezelle

    Haben Sie an die Redaktion geschrieben und Ihre Kritik geäußert? Darf ich Sie bitten, es zu tun?

    Ich meine, auf diese Form des Journalismus hinzuweisen ist eine Sache. Wäre es nicht wichtig, die Redaktionen nicht den erforderlichen Informationen zu versorgen, ihre Einschätzung zu ändern?

  12. Carsten Ramsel/purkinjezelle:

    Darf ich Sie bitten, es zu tun?

    Ja, sehr gern tun!

    Die Sendung ist ja schon etwas älter, wir hatten damals darauf verzichtet, explizit dazu Stellung zu nehmen:

    https://twitter.com/LegionLord2/status/1487081241845374985

  13. @Carsten Ramsel / Bernd Harder

    Das habe ich vor.

    Die Sendung stammt tatsächlich vom 18.10.2021; mir fiel sie allerdings erst vorgestern zufällig auf. Aufgrund der Vielzahl an Kritikpunkten und der Fülle an falschen bzw. ungenauen Informationen , die es zu korrigieren gilt, wird es eine recht umfangreiche Email an die Redaktion.

    Ich fand es passend, auch hier darauf hinzuweisen. Die Sendung wird vermutlich nicht jedem Leser des Forums bekannt sein und evtl. finden sich weitere Kritiker, die ebenfalls eine Email an die Redaktion in Erwägung ziehen.

  14. Ich kenne mich in der Thematik nicht gut genug aus, um eine derart differenzierte Kritik zu formulieren.

    Wäre eine Erwiderung geeignet, die auf die SRF-Dokumentationen und Vorträgen von Lydia Benecke hinweisen?

  15. @Carsten Ramsel:

    Ich denke, in dem konkreten Fall nicht.

    Der Journalistin sind diese Informationen sicher bekannt. Sie bearbeitet das Thema sexueller Missbrauch ja schon lange, und das scheinen für sie auch die „guten Gründe“ zu sein, warum sie an rituellen Missbrauch glaubt. Wie so viele engagierte Menschen in diesem Bereich kriegt sie offenkundig die Differenzierung nicht hin, dass die unbestrittene Existenz von sexuellem Missbrauch in mannigfacher Form keinen Beweis für das sehr spezielle Narrativ das „satanistisch-rituellen“ Missbrauchs darstellt.

    So wie Frau Baumgarten von der „Zeit“, die sicherlich mit besten Absichten, aber völlig unhinterfragt Falschinformationen verbreitet.

    Man kann im Grunde Frau Baumgarten und Frau Hinrichs nur immer wieder auf diesen Artikel einer sehr mutigen Kollegin hinweisen:

    https://blog.gwup.net/2022/02/10/journalisten-sind-keine-co-therapeuten-der-schwierige-umgang-mit-den-themen-false-memory-und-rituelle-gewalt/

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