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Die Pandemie der – verbalen und tätlichen – Gewalt

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Katharina Nocun und Pia Lamberty in der taz:

Seit wir im Mai 2020 unser Buch zu Verschwörungserzählungen veröffentlicht haben, ist die Lage wirklich krass. Der Hass, den wir abbekommen, verläuft meiner Wahrnehmung nach in Wellen – und bislang gab es vier Hauptwellen: Die erste Demonstrationsphase, im Sommer wurden wir viel aus der QAnon-Ecke bedroht, dann kam die Aktion #AllesDichtMachen und aktuell ist es wieder sehr aggressiv.

E-Mails mit mehrfachen Todesdrohungen, Sexismus, Antisemitismus und körperlichen Herabsetzungen sind das neue Normal. Und zwar auf allen Plattformen: Bei Facebook, Instagram, Twitter oder Telegram. Überall da, wo Menschen sind, ist auch der Hass.

Dazu gibt’s ein erschreckendes Video von dem Jugendvideoprojekt hessencam in Wetzlar:

Zeigt uns mal die Nazis!

45 Minuten Zitate aus den Telegram-Gruppen Limburg steht auf, Herborn steht auf, LDK steht auf, Bürgeraustausch Wetzlar, Leun wacht auf, Braunfels wacht auf, Gießen für Freiheit, Vernetzungsgruppe LM, WL, WW, Narraktiv, Der III. Weg.

Wir, hessencam, distanzieren uns von den Aussagen und hoffen, dass die die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Von den Mitwissenden und Mitlaufenden erwarten wir eine klare Distanzierung. Mit Nazis läuft man nicht, mir Rechtsextremen chattet man nicht.

Ein Team von Zeit-Online hat recherchiert, dass es 2021 mehr als 300 gewalttätige Angriffe im Zusammenhang mit den Schutzmaßnahmen der Pandemie in Deutschland gegeben hat:

Sie geschahen in Bussen und Bahnen, beim Bäcker, im Supermarkt, auf Demonstrationen. Fast 600 Verdächtige haben dabei mindestens 308 Menschen zum Teil schwer verletzt. Die Daten sind nicht vollständig. Es gibt keine offiziellen Statistiken darüber, wie oft es im Streit über Masken und Abstand zu Gewalt gekommen ist.

Eine weitere Zeit-Recherche zeigt, dass Verfassungsschutzbehörden und Landeskriminalämter „mit Sorge eine wachsende Militanz in Teilen dieser heterogenen Szene beobachten“:

Verfassungsschützer und Kriminalbeamtinnen stehen vor der Herausforderung, aus einem schier endlosen Strom von Hetze und Gewaltfantasien jene Fälle herauszufischen, die zur realen Gefahr werden könnten […]

Für eine Radikalisierung brauche dieses Milieu keine Unterstützung von Rechtsextremisten oder Reichsbürgern, argumentiert [der Hamburger Verfassungsschützer Torsten] Voß. „Wenn es zu einer Radikalisierung eines militanten Kerns kommt, dann aus dem Spektrum selbst heraus.“ […]

Im Moment reicht dafür allein die Diskussion um eine mögliche Impfpflicht. In einem halben Jahr kann es schon das nächste Thema sein, beispielsweise der Klimaschutz.

Auch Mandatsträger werden zunehmend bedrängt, berichtet Welt+:

Die Zahl der registrierten Straftaten gegen Politiker stieg deutlich: Einer vorläufigen Statistik des Bundeskriminalamts (BKA) zufolge wurden im vergangenen Jahr 4458 Straftaten gegen Amts- und Mandatsträger registriert – fast dreimal so viele wie im Jahr 2017. Hinzu kommen Belästigungen, die unterhalb der Grenze zur Strafbarkeit stattfinden […]

Das BKA führt den Anstieg der Straftaten gegen Mandatsträger vor allem auf Radikalisierungstendenzen in den sozialen Netzwerken seit Beginn der Pandemie zurück.

Übrigens: Aktuell leben nur noch 45,7 Prozent der Weltbevölkerung in irgendeiner Form einer Demokratie.

Zum Weiterlesen:

  • Die Verrohung der Sprache: Corona-Proteste in Hamburg und Berlin am 5. Februar 2022, jfda am 7. Februar 2022
  • Autorinnen über Hass und Bedrohungen: „Das Ziel ist, Zeit zu rauben“, taz am 10. Februar 2022
  • Forschung gegen Fake News, FAZ am 8. Februar 2022
  • Die meisten Menschen leben nicht mehr in Demokratien, FAZ am 10. Februar 2022
  • Die Pandemie der Gewalt, Zeit-Online am 10. Februar 2022
  • Querdenker: Die neue Radikalität, Zeit-Online am 10. Februar 2022
  • Zwei Jahre Corona-Proteste – Existenz vor dem Aus: Wieso tut Herr K. sich das an? merkur am 11. Februar 2022
  • Spaziergänger“-Eskalationen über die Weihnachtstage, GWUP-Blog am 27. Dezember 2021
  • Update vom 1. Februar
  • Corona-„Spaziergänge“: Die einen wollen nichts sehen und nichts hören – den anderen ist egal, neben wem sie herlaufen, GWUP-Blog am 2. Februar 2022
  • Die Querdenker-Radikalisierung ist keine „plötzliche Explosion“, GWUP-Blog am 11. Dezember 2021
  • Zehn-Punkte-Plan für gesellschaftlichen Zusammenhalt, spiegel.de am 12. Februar 2022

30 Kommentare

  1. „Pandemie der verbalen Gewalt…“ ……leider auch in den Reihen der GWUP:

    M.H. via Twitter „Puh Frau Prien. Echt Hardcore. Dass Sie ideologisch verblendet sind, war klar. Dass Sie hier tote Kinder verhöhnen, dass ist eine neue Qualität. Ich habe keine Anlass mehr, Sie ernst zu nehmen. Zum Glück lebe ich in anderem Bundesland.“

    https://www.welt.de/kultur/article236881865/Corona-und-Schulen-Die-Verschwoerungstheoretiker-der-Durchseuchung.html

  2. @K.W.:

    Wer ist „M.H.“ und wo steht das?

  3. Lieber Herr Harder,
    schauen Sie doch mal im GWUP Blog unter dem 15.11.2021. Ich denke Sie wissen recht gut wen ich meine

    Leider musste ich feststellen, dass H. außer jetzt Frau Prien in der Vergangenheit u.a. die Stiko, insbesondere Prof. Mertens verunglimpft (Mertens sei Märchenonkel, Impfverweigerer, Antroposoph…..)

    Ich schäme mich mittlerweile in der GWUP zu sein. Ich hatte bereits vor vielen Wochen Dr. Mahner um Rückmeldung von ihnen gebeten.

  4. Wer ist „M.H.“ und wo steht das?

    hatte ich Ihnen beantwortet. Warum wird mein Kommentar nicht freigeschaltet?

  5. @K.W.:

    Warum wird mein Kommentar nicht freigeschaltet?

    Weil ich nicht permanent online bin, sondern auch mal einkaufe, telefoniere etc.

  6. @K.W.:

    Ich habe mich jetzt informiert. Aus Datenschutzgründen können wir das nicht öffentlich diskutieren, ich melde mich bei Ihnen.

  7. darum hatte ich bereits vor 2 Monaten gebeten……. ich warte…..und warte…

  8. @K.W.

    Wenn die E-Mail-Adresse korrekt ist, die Sie angegeben haben, müssten Sie mittlerweile eine Nachricht bekommen haben.

  9. Ich muss gestehen, dass ich „Märchenonkel“ noch für eine sehr diplomatische Verbaljurie halte.

    Dieser Herr Mertens pflegt nun mal einen für seine Position vollkommen inadäquat freundschaftlichen Umgang mit Exponenten der Szene anthroposophischer „Ärzte“. Dass Marc ihn selbst als Anthroposophen bezeichnet hätte, habe ich selbst nicht gelesen, aber Mertens‘ unangemessene Nähe zu diesem verschwurbelten Soziotop ist evident.

    Da er zudem ganzen Alterskohorten lange Zeit die Impfung verweigert hat, ist auch ein Ausdruck wie Impfverweigerer sicherlich von der Meinungsfreiheit gedeckt. Wenn der Herr Wert darauf legt, verglimpft zu werden, möge er sich entsprechend benehmen.

    Von daher, liebe/r K.W., bitte ich Sie von unbegründeter Inschutznahme dieser Person vor berechtigter Kritik durch einen Arzt, dem verständlicherweise der Kragen platzte, Abstand zu nehmen.

  10. Sehr geehrter Herr Froitzheim,
    ihr Beitrag macht mir leider nochmals klar, dass ich zu recht beunruhigt bin, welche Unterstellungen, Verunglimpfungen und Unwahrheiten in der GWUP-Bubble bedenkenlos geäußert werden.

    Äußerungen, die vielleicht noch von der Meinungsfreiheit gedeckt sind, sind es aber nicht unbedingt gedeckt von gutem Benehmen, Diskursfähigkeit und Sachverstand.

    Belegen Sie doch bitte ihre Aussage, dass Prof. Mertens „einen …für seine Position vollkommen inadäquat freundschaftlichen Umgang mit Exponenten der Szene anthroposophischer „Ärzte“..pflegt.“

    Belegen Sie doch bitte ihre Aussage, dass Prof. Mertens „zudem ganzen Alterskohorten lange Zeit die Impfung verweigert hat“.

    K.W.

  11. Werte/r K.W.,

    ist Ihnen etwa entgangen, dass Herr Mertens ebenso wie sein Kollege Martin Terhardt sich bereits am 24. Februar 2018 dafür hergegeben hat, einen so genannten Kongress der Impfgegner-Vereine „Ärzte für individuelle Impfentscheidung“ und „Gesundheit Aktiv“, also eine pseudowissenschaftliche Veranstaltung mit der Crème de la crème der deutschen Antivaxxer-Szene, durch ihre aktive Teilnahme zu adeln und ihr unverdiente Glaubwürdigkeit zu verleihen?

    Es war nicht der einzige Termin dieser Art.

    Am 12. Oktober 2019 ließ sich Mertens bereitwillig wieder vor den Karren des besagten Ärztevereins spannen, als dieser in Berlin eine Veranstaltung im Rahmen seiner Kampagne gegen die Masern-Impfpflicht abhielt.

    Wer sich mit einschlägig bekannten Aktivisten wie Walach, Rabe, Schmidt-Troschke, Hirte, Soldner und Angelika Müller (a.k.a. Kögel-Schauz) die Bühne teilt, muss sich den Schuh des Impf-Saboteurs nolens volens anziehen lassen. Der Vereinsname „Ärzte für individuelle Impfentscheidung“ ist durchaus geschickt gewählt, denn er suggeriert, die Entscheidung könnte im Ausnahmefall auch mal pro Impfung ausfallen.

    Es handelt sich aber um die wichtigste Anlaufstelle in Deutschland für Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen wollen und Kinderärzte suchen, die nicht versuchen, sie vom Impfen zu überzeugen.

    Der Vorsitzende der Stiko kann sich nicht darauf herausreden, das nicht gewusst zu haben, schon gar nicht, nachdem er dort einmal aufgetreten war. (Er hätte sich automatisch für sein Ehrenamt disqualifiziert, wenn ihm die ideologische Ausrichtung dieses Vereins nicht bekannt gewesen wäre.

    Und wenn Sie jetzt das Wort „ideologisch“ stören sollte: Das wird in der Szene der impfgegnerischen Ärzte selbst verwendet, etwa von Rolf Kron, wenn er glaubt, dass nur Gleichgesinnte mitlesen.)

    Zum Mitveranstalter Gesundheit Aktiv: Dieser „Bürger- und Patientenverband“, der im architektonischen Wortsinn unter einer Decke steckt mit dem nicht minder fragwürdigen „Berufsverband der Präventologen“, ist eine Vereinigung aus dem Umfeld anthroposopischer Ärzte und macht daraus auch gar kein Geheimnis.

    Dass die Stiko unter Mertens‘ Leitung eine Empfehlung für Covid-Impfungen mehrerer Altersgruppen Minderjähriger monatelang verschleppt hat, nachdem deren Unbedenklichkeit in anderen Ländern längst hinlänglich belegt worden war, sollte Ihnen eigentlich nicht entgangen sein.

    Die Stiko unter Mertens trägt erhebliche Mitverantwortung für die verbreitete Impfskepsis in Teilen der deutschen Bevölkerung.

    Also hören Sie bitte auf, hier Unterstellungen zu verbreiten und anderen das vorzuwerfen, was Sie selbst tun. Mir zu unterstellen, ich hätte bedenkenlos Unwahrheiten verbreitet, zeugt weder von gutem Benehmen noch von Diskursfähigkeit oder gar Sachverstand. Es ist durchsichtige, billige Polemik.

    Nein, ich habe mit Bedacht darauf aufmerksam gemacht, dass die von Dr. med. Marc H. erhobenen Vorwürfe gegenüber Herrn Mertens sehr wohl Substanz haben. Dass H. der Kragen geplatzt ist, verstehe ich sehr gut. Die Sekundärtugend der Höflichkeit darf da durchaus mal zurückstehen.

    Wenn Sie mir Ihren Namen und Ihre Adresse mitteilen, schicke ich Ihnen gerne Kopien der Flyer der genannten Veranstaltungen, bei denen sich Herr Mertens als Aushängeschild der Impfgegner hergegeben hat.

    P.S.: Falls Sie mich der GWUP zurechnen, muss ich Sie enttäuschen. Ich bin kein Mitglied, sondern Journalist, der gerne hier vorbeigeschaut, weil dieser Verein verdienstvolle Arbeit leistet.

  12. Danke, Ulf J. Froitzheim für die Aufklärung.

    Ich habe das Interview mit Pia Lamberty und Katharina Nocun sowie das Video der hessencam angefangen, und konnte mir beides nicht weiter anschauen. Was benötigen jene, die täglich in der ersten Reihe der Aufklärung stehen und menschenverachtend behandelt werden?

  13. #Kontaktschuld

    Sehr geehrter Herr Froitzheim,

    ich möchte Ihren Einlassungen folgendes entgegenhalten. Zunächst, Sie brauchen keine Eulen nach Athen tragen. Ich sehe die Vereine „Ärzte für individuelle Impfentscheidung“ und „Gesundheit Aktiv“, die sicher nicht die Lobby der evidenzbasierten Medizin sind, genauso kritisch wie Sie.

    Mertens und Terhardt waren dort als „honest broker“ der evidenzbasierten Medizin.

    Sie haben sich mitnichten gemein gemacht mit den ideologischen Anliegen dieser Gruppe. Im Gegenteil Mertens weist in der Podiumsdiskussion mehrfach die Teilnehmer auf ihre selektive Wahrnehmung hin.

    Ich bitte wirklich darum, dass Sie sich die Diskussion mal in voller Länge ansehen:

    https://www.youtube.com/watch?v=GRXBBbFhVzk

    Ebenso die Vortragfolien:

    Mertens „Der gesetzliche Auftrag der STIKO ‐ Entstehung und Bedeutung der Impfempfehlungen“

    https://www.gesundheit-aktiv.de/images/Veranstaltungen/Referenten/Kongress_Impfen/Pof._Dr._Thomas_Mertens.pdf

    Terhardt: „Die Umsetzung der Impfempfehlungen“

    https://www.gesundheit-aktiv.de/images/Veranstaltungen/Referenten/Kongress_Impfen/Dr._Martin_Terhardt.pdf

    Selbstauskunft Terhardt: „Aus Überzeugung impfender Pädiater“ ein Praktiker, der weiß, wo der Schuh drückt.

    Bitte schauen Sie sich dieses Skript an! Interessant finde ich insbesondere die empirischen Daten für die durchaus vielfältigen Gründe der „Impfverweigerung“. Überraschend war für mich, dass ein nicht zu unterschätzender Anteil schlicht darauf beruht, einen Termin verpasst zu haben u. dieser in Ermangelung eines Erinnerungssystems nicht nachgeholt wird.

    Noch eine interessante Studie an der Terhardt beteiligt war zu den soziodemografische Einflussfaktoren einer Durchimpfungsrate

    https://www.rki.de/SharedDocs/Publikationen/DE/2005/M/Morgenroth_H.html;jsessionid=CD82E4F92DDABE67449C1BB43F80C6B3.internet092?cms_abstrakt=true

    daraus: „Impfstrategien, die die soziodemografischen Risikofaktoren für eine unvollständige DI frühzeitig berücksichtigen, sind notwendig.“

    und aktuell: „Soziale Ungleichheit und COVID-19 in Deutschland – Wo stehen wir in der vierten Pandemiewelle?“

    https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/Ausgaben/05_22.pdf?__blob=publicationFile

    Also ich glaube Sie brauchen mir keine Flyer übersenden, was viral ging ist mir bekannt. Aber stellen Sie eine Sammlung von Empörungstweets doch gerne hier vor.

    Mertens war maßgeblich daran beteiligt, dass die STIKO sich von einer eminenzbasierten zu einer evidenzbasierten STIKO entwickelt hat. Das schafft Vertrauen, auch bei den Impfskeptikern.

    Versuche der Politik und mancher Twitter-Eminenzen die STIKO zu diskreditieren um ihre eigene fragwürdige Agenda* zu verfolgen, sind geeignet, die Impfbereitschaft nachhaltig zu gefährden, weil sie Vertrauen zerstört.

    *hier: insbesondere der Geschäftszweig der organisierten off-Label Impfungen der unter Fünfjährigen

    Gruß K.W.

    P.S. @Harder würde mich freuen, wenn Sie sich die Links bitte auch anschauen

  14. Florian Schröder ist auf einer Querdenker-Veranstaltung aufgetreten – wurde er deshalb gedisst? Nein, er wurde, gerade in der GWUP, dafür hochgejubelt, da er die andere Seite repräsentiert hat.

    Wenn Prof. Mertens auf einer Impfgegnerveranstaltung referiert und dabei den Standpunkt der Wissenschaft vertreten hat, ist das nicht verwerflich, sondern sogar mutig, sich in die Höhle des Löwen zu wagen. Es kommt alleine darauf an, was er gesagt hat. Oder täusche ich mich da?

  15. @nota.bene/K.W.

    Das sehe ich persönlich in der Tat anders, und ich verstehe den Begriff „Kontaktschuld“ auch anders als K.W.

    Der Punkt ist m.E., dass die besagten Impfgegner-Organisationen, bei denen Herr Mertens aufgetreten ist, damit werben, sinngemäß (ich formuliere frei):

    „Wie, Impfgegner? Wir sind doch keine Impfgegner oder Obskuranten – bei uns spricht doch sogar der STIKO-Chef über Wissenschaft und Impfen.“

    Das heißt, Herr Mertens verleiht – völlig vorhersehbar – diesen Leuten eine Seriosität, die sie nicht haben. Das sieht man zum Beispiel daran, dass in den Anthroposophen-Publikationen praktisch nur der Aspekt „Wir brauchen keine Impfpflicht!“ herausgegriffen wird:

    https://www.erziehungskunst.de/nachrichten/inland/deutschland-braucht-keine-impfpflicht/

    https://info3-verlag.de/blog/impfpflicht-oder-nicht/

    Wo ist denn der ganze Rest, den er gesagt hat?

    Deshalb wird sein Auftritt dort kritisiert, soweit ich sehe.

    Bei Florian Schroeder war das etwas völlig anderes, wie er z.B. im Skeptiker-Interview erzählt hat bzw. in seinem Buch schreibt:

    In Stuttgart, schreiben Sie, reagierten die Querdenker „schockiert“, „wütend“, „kalt“, ein paar hätten auch „anerkennend“ gelächelt. In Berlin war die Stimmung aggressiver, Sie wurden von Securitys begleitet und Ihr Auftritt konnte nicht stattfinden, weil die Polizei die Demo vorher auflöste.

    Er hat also in keiner Weise diesen „Querdenker“-Protesten irgendeine Legitimität verliehen, die diese Bewegung hätte ausschlachten können. Kein „Querdenker“ kann sich damit brüsten, dass Florian Schroeder bei ihnen aufgetreten ist.

    Das halte ich für einen entscheidenden Unterschied.

    @KW:

    Ich habe mir die Links angesehen, danke dafür, aber ich kann mich zumindest nicht erinnern, dass ich mich irgendwo zu Herrn Mertens dezidiert geäußert hätte.

    Grundsätzlich aber finde ich tatsächlich das den richtigen Weg: dass Sie hier (oder auch anderswo in den sozialen Medien) Ihre Position vertreten und zur Diskussion stellen.

    Das wird vermutlich nicht *die GWUP* oder *der Harder* für Sie übernehmen. Ich denke, Sie werden für Ihre Auffassung schon auch selbst und auch öffentlich (und nicht via Privatnachrichten) streiten müssen. Nur Sie selbst können Ihre Überzeugung adäquat vertreten.

    Und dabei natürlich auch in Kauf nehmen, dass Sie nicht jeden damit überzeugen werden und andere eventuell trotzdem bei ihrer Meinung bleiben.

    Das ist anstrengend, ich wüsste aber nicht, wie es anders geht.

    Und wenn Sie interessante Links, Podcasts, Interviews etc. haben, die Sie für wichtig halten, dann stellen Sie sie doch hier im Blog ein.

  16. @Carsten Ramsel:

    Hier erst mal das, was Frau Lamberty selbst dazu sagt:

    https://twitter.com/pia_lamberty/status/1489956509010350084

  17. @ K.W.
    „Ich schäme mich mittlerweile in der GWUP zu sein!“

    Warum sollten SIE sich schämen müssen?

    Die GWUP möchte Sie sicher nicht als Mitglied verlieren.

    Aber da Sie von Scham schreiben:
    Ich empfinde die Art, wie Sie gestern Ihre Kommentare geschrieben haben, als sehr unangenehm. Wer Bernd Harder kennt, weiß, dass er sich stets um berechtigte Anliegen und Aufklärung kümmert. Ihr Oberlehrer-Ton und dieses aus meiner Sicht von „oben herab“ behandeln ist in meinen Augen völlig unangebracht.

    Übrigens: die Ansprache „Harder“ ist doch etwas respektlos. Ein „Herr Harder“ wäre sicher höflicher, nicht wahr?

  18. Zwei Anmerkungen zum Thema Mertens und Auftritt bei Impfkritikern:

    1. In welchem Rahmen man mit Impfkritikern diskutieren kann, darf oder soll, wird beispielsweise auch im Rahmen der Nationalen Impfkonferenz immer wieder diskutiert.

    Stand bisher: Impfkritiker, die sich um Argumente bemühen, nicht ganz ausgrenzen, aber framen. Siehe z.B. im Tagungsband der 6. Nationalen Impfkonferenz den Umgang mit Herrn Fridrich von Libertas & Sanitas, Seite 166 im Berichtsband:

    https://nationale-impfkonferenz.de/wp-content/uploads/sites/10/2019/10/Berichtsband-NIK-2019.pdf

    Die Diskussion wird immer neu zu führen sein. Einerseits bieten Tagungen einen argumentativ gut kontrollierten Rahmen, andererseits hält man Diskussionen mit Tabakindustrie trotzdem auch auf Tagungen im Public Health-Bereich seit längerem nicht mehr für vertretbar. Bei der Tabakindustrie wohl zu Recht, deren Strategien sind extrem sophisticated.

    2. Das Argument, Auftritte von Mertens bei Impfkritikern (oder umgekehrt von Impfkritikern z.B. bei der Nationalen Impfkonferenz) würden Impfkritik grundsätzlich aufwerten, ist heikel. In der DDR wurde Kritik an Missständen und Unrecht mit dem Argument abgebügelt, das würde nur dem Klassenfeind helfen. Was unterscheidet die Fälle, und was unterscheidet sie von der Causa Tabakindustrie?

    Ich denke, solche Diskussion können sinnvoll nur konkret und differenziert geführt werden. Man könnte Mertens z.B. einmal fragen, was seine Abwägungen waren, beim Verein für individuelle Impfentscheidung aufzutreten.

  19. Prof. Mertens ist der Vorsitzende der STIKO und nicht die STIKO selbst. Ich gehe davon aus, dass dort Entscheidungen mehrheitlich getroffen werden und Mertens die (aktuell undankbare) Aufgabe hat, diese der Öffentlichkeit mitzuteilen, wenn er danach gefragt wird. Ich fand die Entscheidungen der STIKO bislang fundiert und ausgewogen.

    Ja, sie hat sich leider unter politischen Druck setzen lassen, aber trotzdem keine offensichtlichen Fehlentscheidungen getroffen. Mertens eine Nähe zur Impfgegnerschaft anzudichten, ist m..E. nicht begründet, und ich glaube auch nicht, dass er sich für seine Auftritte, sofern die Vorträge die Ziele der STIKO repräsentiert haben, entschuldigen oder gar schämen muss.

    Vergessen wir nicht, dass es um Vorträge geht, die vor Corona stattgefunden haben und damals weder die Impf(pflicht)gegner noch die Impf(pflicht)befürworter so radikalisiert waren wie heute.

  20. @nota.bene:

    Mertens eine Nähe zur Impfgegnerschaft anzudichten, ist m.E. nicht begründet,

    Das würde ich auch nicht tun.

  21. Hier sollte man beachten, die STIKO urteilt wie auch vor einer Pandemie, dies kann aber in einer Pandemie nicht zielführend sein.

    Jetzt ist das SARS-CoV2-Virus nicht das Killer-Virus, aber in einer außergewöhnlichen Phase, erwarte ich – und ich denke auch die Mehrheit der Mitbürger – eine schnelle Entscheidung.

    Man kann sich dabei nicht auf eine gesonderte Stellung berufen, auch andere Organe und Ministerien müßen schnell Entscheidungen fällen und hier hat mMn die STIKO versagt, sorry, daß ich das so sagen muß… natürlich bin ich auf gleicher Linie, wenn es um wissenschaftliche Evidenz geht.

  22. https://www.tagesschau.de/ausland/europa/oesterreich-impfgegner-101.html

    Eine Ärztin zahlt jetzt einen bewaffneten Sicherheitsdienst vor ihrer Praxis, weil sie Morddrohungen erhält, weil sie impft.

    https://taz.de/Buergermeister-in-Halberstadt-bedroht/!5831434/

    Rechtsextreme (und Mitläufer*innen?) marschieren bedrohend auf.

    Ich möchte mich an solche gesellschaftlichen Zustände nicht gewöhnen.

    Und ich halte es für wichtig, dass hier klar unterschieden wird zwischen einer sachlich fundierten und ggf. teils polemisch-sarkastischen Kritik an z.B. dem Vorsitzenden der StIKo und verbalen und körperlichen Angriffen und Bedrohungen.

  23. @Magda Eckstein:

    Ganz genau. Auch ich sehe einen hochgradigen Unterschied zwischen Polemiken wie „Märchenonkel“ und Mord- und Vergewaltigungsdrohungen gegen zwei Autorinnen.

  24. @ Ralf …

    Die STIKO ist keine Katastrophenschutzagentur. Sie soll in Ruhe wissenschaftlich gut begründete Impfempfehlungen formulieren, die dann, so sieht es das Gesundheitsrecht vor, von den Krankenkassen auch finanziert werden.

    Für die sog. „öffentlichen Impfempfehlungen“ sind die Länder zuständig. Sie können diese auch ohne STIKO aussprechen, wenn sie überzeugt sind, dass eine Impfung zur Gefahrenabwehr notwendig ist. Erst aus der öffentlichen Impfempfehlung (bzw. den anderen Anspruchsgrundlagen gem. § 60 (1) IfSG) resultiert übrigens der Entschädigungsanspruch bei einem Impfschaden.

  25. Zeit-Online:

    Politik und Behörden sind unfähig, der Bevölkerung zentrale Erkenntnisse zu vermitteln. Über das Staatsversagen in der Corona-Kommunikation und Auswege aus der Misere.

  26. Der Vorstand der alternativmedizinisch angehauchten BKKProVita ist einer „ganz großen Sache“ auf der Spur. Es seien viel zu wenig Impfnebenwirkungen der Corona-Impfung kommuniziert worden. Ist natürlich hanebüchener Unsinn, wie auch der BKK-Dachverband selbst kommuniziert.

    https://twitter.com/Chrissip81/status/1496655009018269702

    https://twitter.com/BKKDV/status/1496804973417488384

    Die Springer-Presse, vulgo Welt, macht trotzdem einen Aufreißer daraus. Viel heiße Luft um nichts, welche aber die Leerdenker dankbar aufnehmen und weiter verbreiten.

    https://www.volksverpetzer.de/corona-faktencheck/bkk-welt-querdenker-pei/

  27. Zwei Notfallsanitäter sind im Saarland mit einem Eilantrag gegen die ab Mittwoch geltende einrichtungsbezogene Impfpflicht gescheitert.

    Das Interesse der Notfallsanitäter, ihrer Arbeit ungeimpft nachzukommen, müsse hinter dem Ziel der »Eindämmung des Infektionsgeschehens« zurücktreten.

    Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ungeimpfte Personen mit dem Virus infizierten, sei groß. Damit gehe »hohes Gefährdungspotenzial für vulnerable Personen« einher. Das Gesundheitsrisiko für die Kläger durch die Impfung sei damit nicht vergleichbar.

    https://www.spiegel.de/panorama/justiz/saarland-notfallsanitaeter-scheitern-mit-eilantrag-gegen-impfpflicht-a-bd0a6c54-0038-4b85-973b-595c584b7173

  28. Der Fall Gil Ofarim!

    „Gab es antisemitische Beleidigungen im Leipziger »Westin«? Ermittlungsergebnisse belegen offenbar, dass Gil Ofarim die Vorwürfe frei erfunden hat. Eine Videoanalyse des Vorfalls in der Hotellobby.“ (von Peter Maxwill, Spiegel TV):

    https://www.youtube.com/watch?v=XUkfg9YMfXo

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