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5G: „Falschmeldungen, Verschwörungstheorien und Horror-Szenarien“

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Im aktuellen Skeptiker (4/2019) geht es unter anderem um den neuen Mobilfunkstandard 5G.

Die Redaktionsleiterin Inge Hüsgen fasst den Artikel beim Humanistischen Pressedienst zusammen:

Das neue Mobilfunknetz 5G bringt nicht nur die Vorstellungskraft von Technophilen auf Touren. Während sie sich auf schnellen Datenverkehr ohne Funklöcher freuen, grassiert anderswo die Strahlen-Angst. Ganze Vogelschwärme sollen nach einem 5G-Versuch in den Niederlanden tot vom Himmel gefallen sein. Doch so beängstigend das auch klingt, es ist schlicht ein Märchen.

Von der Realität unangetastet zieht die Panik weiter ihre Kreise. So fordert eine schweizerische Volksinitiative in einer Unterschriftenaktion, dass die Sendeleistung der 5G-Masten erheblich heruntergeregelt wird. Dadurch will sie erreichen, dass die Strahlung nicht mehr in die Wohnungen dringt.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist das eine ganz schlechte Idee, urteilt der Wissenschaftsjournalist Beat Glogger. „Wer im Haus möglichst wenig Strahlung will, müsste eigentlich 5G befürworten“, schreibt er im Wissensmagazin higgs. „Denn bei dieser Technologie werden Strahlen verwendet, die wesentlich schlechter in Gebäude eindringen.“

Fachleute rechnen den verwendenden Strahlentyp zur nicht ionisierenden Strahlung. Sie besitzt viel zu wenig Energie, um die DNA zu schädigen und etwa Krebs auszulösen. Das kann nur energiereiche ionisierende Strahlung, etwa Gammastrahlen.

Zudem können nicht einmal Personen, die sich als „elektrosensibel“ bezeichnen, feststellen, ob eine Mobilfunkwellen-Quelle gerade sendet oder nicht. Es muss also andere Gründe haben, wenn sie über Beschwerden wie Schlafstörungen oder Kopfschmerzen klagen.

Aber die hohen Antennen sind nicht zu übersehen und erinnern die Besorgten auf Schritt und Tritt an die vermeintliche Bedrohung. Manchmal mit fatalen Folgen: „Es hat sich in Studien gezeigt, dass die Angst vor solchen Einrichtungen tatsächlich Symptome auslösen kann, selbst wenn sie ausgeschaltet sind“, schreibt André Pix.

Der Diplom-Ingenieur kommt in seinem Artikel zu einem entspannten Fazit bezüglich 5G: „In einigen Jahren“, ist er überzeugt, „werden wir uns in unseren autonomen Fahrzeugen sitzend vermutlich fragen, wie wir je ohne diese Technologie ausgekommen sind.“

Heute befasst sich auch MedWatch mit dem Thema.

Es geht um „Falschmeldungen, Verschwörungstheorien und Horror-Szenarien“, wie zum Beispiel tote Vögel (hatten wir übrigens schon 2012 als „Vorzeichen“ des Weltuntergangs) oder den englischen Reptilien-Liebhaber David Icke.

Fazit von Autor Felix Huesmann:

Was den Klimawandel anbelangt oder die angebliche Autismus-Gefahr durch Masern-Impfungen, hat der professionelle Journalismus die „false balance“ in weiten Teilen hinter sich gelassen. Was vermeintliche Auswirkungen des Mobilfunks angeht, besteht offenbar Nachholbedarf.

Zum Weiterlesen:

  • Wie Mobilfunkgegner Angst vor 5G verbreiten, medwatch am 30. Dezember 2019
  • 5G: Die digitale Büchse der Pandora? Skeptiker 4/2019
  • 5G-Strahlung und heiliges Wasser, hpd am 23. Dezember 2019
  • 5G – Strahlung, Frequenzen und Verschwörungsgeschwurbel, GWUP-Blog am 15. April 2019
  • 5G-Mobilfunk und die Party der Verschwörungs-Schwurbler, Relativer Quantenquark am 14. April 2019
  • Video: Krank durch Bluetooth, WLAN & Handy? Biologische Wirkungen des Elektrosmogs, GWUP-Blog am 20. September 2016
  • Video von Skeptics in the Pub Wien: „Zwischen Elektrosmog und Magnetfeldtherapie“, GWUP-Blog am 5. November 2018
  • Ein Besuch bei „Elektrosensiblen“, GWUP-Blog am 4. Februar 2018
  • Tote Vögel, Bienen und Nostradamus, GWUP-Blog am 6. Januar 2011
  • Rechte Esoteriker im Krieg gegen 5G und das Impfen, Deutschlandfunk am 19. Oktober 2019
  • Skeptiker-Interview: Hinter der Klagemauer – welche Ziele verfolgt das „alternative Medienportal“? GWUP-Blog am 24. Juni 2019
  • „Klagemauer-TV“: Angst und Verunsicherung schüren, Vertrauen erschüttern, GWUP-Blog am 26. Juli 2019
  • „MedWatch“ goes Magazin, GWUP-Blog am 23. Dezember 2019

4 Kommentare

  1. Die 90-minütige Sendung Marktplatz im DLF hatte heute morgen das Thema „Machen uns 5G, WLAN und Co. wirklich krank?“

    http://www.deutschlandfunk.de/angst-vor-elektrosmog-machen-uns-5g-wlan-und-co-wirklich.772.de.html?dram:article_id=466967

    Leider konnte ich die Sendung nur die ersten 5min verfolgen, sie wird jedoch im Laufe des Tages online abrufbar sein.

  2. In Ravensburg (meiner Heimatstadt) feiert die Irrationalität momentan fröhliche Urständ. Ich möchte aufgrund dieser Ignoranz und Panikmache in eine Tischplatte beißen :(

    „NO5G in RAVENSBURG und deutschlandweit- KLIMA VOR KAPITAL//VERZICHT STATT VERSTRAHLUNG!“

    https://www.change.org/p/oberb%C3%BCrgermeister-no5g-in-ravensburg-und-deutschlandweit-klima-vor-kapital-verzicht-statt-verstrahlung
    Quellen: Klar.TV, Prof. Dr. Karl Hecht in raum&zeit, Zentrum der Gesundheit

    „Agenda-Arbeitskreis Mobilfunk warnt vor Risiken durch 5G“

    https://www.ravensburg.de/rv/gesellschaft-soziales/buergerengagement-agenda/mobilfunk.php
    https://www.diagnose-media.org/experten-und-referenten/detail&id=7

  3. Der BUND hier in Hamburg ist jetzt anscheinend komplett in der Flacherde-Welt der Verschwörungstheoretiker angekommen: sie fordern von der Stadt Hamburg, den 5G-Ausbau zu stoppen, weil die gesundheitlichen Auswirkungen von 5G bislang nicht ausreichend erforscht sind.

    Deswegen haben sie im Rathaus mehrere Tausend Unterschriften übergeben.

  4. @ Nanea:

    In HH ist halt im Moment Wahlkampf – was erwartest Du von den Honks?

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