gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Video: Fake News und das persönliche Bias-Risiko

| 2 Kommentare

In ihrem neuen Video bespricht Mai Thi die aktuelle Studie

„You are Fake News”: Ideological (A)symmetries in Perceptions of Media Legitimacy

Bei Wissenschaft & Skeptizismus hat das Video zu einer kontroversen Diskussion geführt, in deren Verlauf sich auch Mai Thi selbst dazu äußert. Deshalb kurz zusammengefasst:

Anders als Titel und Aufhänger eventuell vermuten lassen, testete die Studie nicht die Fähigkeit von Probanden, Informationen zu hinterfragen und Quellen zu überprüfen. Sondern es geht um politische Überzeugungen.

Dafür wurden Anhänger der amerikanischen „Liberals“ (Demokraten, eher links von der Mitte) und „Conservatives“ (Republikaner, eher rechts von der Mitte) mit frei erfundenen Meldungen konfrontiert. Es zeigte sich, dass beide Gruppen gleichermaßen darauf reinfielen:

Je stärker die politische Überzeugung, desto größer auch die Neigung, Fake News zu glauben, die dieser Überzeugung entsprechen.

Oder anders ausgedrückt:

Jeder neigt dazu, Fake News zu glauben, solange sie in unser Weltbild passen.

In einem zweiten Experiment wollten die Forscher herausfinden, wie sich der persönliche „kognitive Stil“ auf die Beurteilung von Fake News auswirkt. Dazu wurden zwei Gruppen gebildet, die sich entweder durch ein starkes Kognitionsbedürfnis (das Ausmaß, in dem Menschen anstrengende kognitive Tätigkeiten betreiben und genießen) oder durch ihr Vertrauen in die eigene Intuition auszeichneten.

Das Ergebnis überrascht ein wenig:

Je größer das Kognitionsbedürfnis, desto größer war auch der individuelle Bias […] Die Antwort auf die Frage „Erkennst du Fake News?“ lautet: Wenn sie deinem eigenen Weltbild entsprechen, wahrscheinlich nicht.

Zum Weiterlesen:

  • „You are Fake News”: Ideological (A)symmetries in Perceptions of Media Legitimacy
  • Einstellungen zum Klimawandel: Ideologie hat den größten Einfluss, klimafakten am 1. März 2016
  • Wie politische Kultur die Klimadebatte prägt, klimafakten am 9. November 2015
  • Rechtspopulistische Parteien in Europa leugnen den Klimawandel – aber beileibe nicht alle, klimafakten am 26. Februar 2019
  • Strategien gegen Desinformation – vier Vorschläge aus der Forschung, klimafakten am 28. Februar 2019
  • „What is Fake News?“ Eine Antwort von Nikil Mukerji, GWUP-Blog am 24. Februar 2019

2 Kommentare

  1. Das ist ein schöner Beitrag, der gleichzeitig der Wissenschaftskommunikation neue Herausforderungen stellt.

    Lange war es ein Mantra, dass mehr Bildung und Aufklärung hilft, und dass hochgebildete und intelligente Menschen weniger Anfällig für Pseudowissenschaften sind oder auch weniger dazu neigen, wissenschaftliche Erkenntnisse zu leugnen.

    Dan Kahan vom Cultural Cognition Projekt bezeichnet es als „putting tribe before the truth.“

    Je analytischer die Betroffenen sind, desto eher setzen sie ihre analytischen Fähigkeiten ein, Belege herauszusuchen, die den Erzählungen der eigenen Gruppe stützen und solche Belege weg zu erklären, die Überzeugungen der „Sippe“ oder „tribe“ widersprechen.

    Nach dem „Backfire Effekt“ kann das für Aufklärung alles sehr deprimierend wirken. Doch zeigt Dan Kahan auch auf, wo es ein Weg gibt: „Science Curiosity“.

    Diejenigen, die eine starke Tendenz zur wissenschaftlichen Neugier haben konvergieren zum Stand der Wissenschaft. Das ist also „kritisches Denken“ oder positiver Skepsis: Finden wir heraus, wie es ist, auch wenn es unser Stammesdenken widerspricht.

    Die Aufgabe wäre also, diese Art von kritischem Denken bzw. positiver Skepsis zu stärken.

  2. Fake-News beeinflussen uns weniger, als gedacht. Doch die Masse ungefilterter Infos und neue Technologien stärken Verschwörungstheorien. Was stimmt, wird zunehmend egal.

    https://www.zeit.de/digital/internet/2019-03/fake-news-medien-verschwoerungstheorien-trolling-einfluss

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.