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Im neuen Skeptiker: Mit der „Triple-A-Methode“ gegen Verschwörungsmythen

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Im neuen Skeptiker (1/2019):

Ein Interview mit dem Politologen und Kommunikationstrainer Dr. Thorben Prenzel zu seinem Buch

Fake News: Moderne Lügen entlarven und entspannt reagieren

Prenzel hat die Online-Initiative „Gegen Fake News“ ins Leben gerufen. In seinem Ratgeber (Wochenschau Verlag, 12,90 €) stellt er die „Triple-A-Methode“ als Leitfaden für die Diskussion mit Fake-News-Verbreitern und Verschwörungsgläubigen vor.

Ein Auszug:

GWUP: Ich zitiere mal aus einer skeptischen Facebook-Gruppe – es ging dabei um die vielen fruchtlosen Diskussionen mit Anhängern von Verschwörungstheorien: „Ich mache das jetzt seit fast 20 Jahren. Irgendwann, leider, verliert man die Lust, denn bislang habe ich kaum einen Truther überzeugen können. Leider, und ich habe viel, sehr viel Zeit investiert.“ Woran könnte das liegen?

Prenzel: Meist an der irrigen Annahme, dass „Truther“ mit Argumenten zum Umdenken zu bewegen sind. Rationale Argumente helfen im Umgang mit Fake News-Vertretern und Verschwörungstheoretikern aber nicht weiter. Im Gegenteil, sie verstärken beim Gegenüber noch den Unwillen, sich überhaupt mit einer anderen Sichtweise auseinandersetzen zu wollen.

GWUP: Und was kann man tun, um nicht die Lust an der Aufklärung zu verlieren?

Prenzel: Sich bewusst machen, was man überhaupt erreichen kann.

Die wirklich Überzeugten wird man nur sehr schwer erreichen können, die sind in ihrer Welt gefangen. Aber die Mitläufer oder die Unsicheren, die kann man zumindest zum Nachdenken anzuregen und ein kleines Stück von deren Sichtweise abbringen. Man muss die Emotionen auffangen und geschickt umleiten. Meist geht es gar nicht um den Fake an sich, sondern um Ansichten und Weltvorstellungen, die ganz woanders liegen.

Impfskeptiker beispielsweise haben deswegen einen so großen Erfolg, weil es weniger um die Impfung an sich geht, sondern vielmehr um eine generelle Kritik an der Pharmaindustrie und der modernen Apparatemedizin.

GWUP: „Impfungen retten Leben!“ – gut?

Prenzel: Leider reicht das nicht. Man hofft ja immer auf das eine Killerargument, was den anderen dazu bewegt, seine Meinung zu ändern. Aber das ist ein kindlicher Wunsch, der sich leider nur sehr selten erfüllt. Stattdessen muss ich mit System argumentieren: Meine Kernaussage bei meinem Gegenüber verankern und gleichzeitig Verständnis für seine Unsicherheit zeigen. Ich habe deshalb die Triple-A-Regel entwickelt, eine einfach zu lernende Anleitung, die solche Gespräche geführt werden können.

GWUP: Möchten Sie das kurz erläutern?

Prenzel: Nehmen wir als Beispiel „Chemtrails“, mit dieser Verschwörungstheorie schlage ich mich schon seit Jahrzehnten rum – nicht auszurotten. Die Verfechter behaupten: „Die Amerikaner wollen uns unfruchtbar machen. Die versprühen Chemikalien per Flugzeug. Diese Chemtrails sieht man als Kondensstreifen am Himmel.“ Im direkten Gespräch kann ich mit der Triple-A-Methode diese Menschen abholen.

http://gegen-fake-news.de

Zuerst muss ich meine eigene Aussage voranstellen: „Kondensstreifen am Himmel entstehen durch die Abgase von Flugzeugen. Über Flughäfen kann man das bei schönem Wetter sehr gut beobachten.“

Im zweiten Satz muss ich Verständnis oder Anerkennung vermitteln: „Dazu sind ja viele Artikel erschienen, ich selbst habe mich auch schon gefragt, warum das Thema immer wieder hochkocht“.

Und erst danach kann ich dann ein Argument anbringen: „Bei diesem Thema frage ich mich immer wieder, warum die Amerikaner eigentlich wollen, dass wir alle unfruchtbar werden. Ich persönlich glaube ja …“

Mit diesem System bin ich im Gespräch und kann – hoffentlich – mein Gegenüber zum Nachdenken bewegen. Wichtig dabei: Die Kernaussage muss ich im Verlauf des Gesprächs immer wieder wiederholen, damit ich sie beim Gegenüber verankere. Erst dann habe ich eine Chance, was zu verändern.

„Gegen Fake News“ hat auch eine Twitter-, Youtube- und Instagram-Präsenz.

Den neuen Skeptiker kann man hier bestellen.

Zum Weiterlesen:

  • Thorben Prenzel: Fake News – Moderne Lügen entlarven und entspannt reagieren. Wochenschau-Verlag 2018, 176 Seiten, 12,90 €
  • Meinungen, Fake News und die Bedrohung der eigenen Identität, GWUP-Blog am 23. September 2017
  • Neuerscheinung: „Fake News und Verschwörungstheorien“ als Comic-Buch, GWUP-Blog am 15. März 2019

3 Kommentare

  1. Im Netz bemühen sich viele aufrichtig, Falschinformationen zu korrigieren. Doch nicht weniger wichtig ist, die verlässlichen Informationen hervorzuheben.

    https://www.spektrum.de/kolumne/sagen-was-stimmt/1625150

  2. Pingback: In eigener Sache: Interview mit T. Prenzel – Gegen Fake News

  3. Leider hat mich das Buch nicht überzeugt. Es bleibt unklar, was Fakten sind. Stattdessen geht es eher darum, wie ich andere von meiner Meinung überzeugen kann. Fakten, das ist das, was ich als Fakten definiere. Damit macht man es sich zu einfach.

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