Drei Wochen nach dem Artikel „Im Teufelskreis“ über die Verschwörungsideologie vom „satanistisch-rituellen Missbrauch“ interviewt Der Spiegel (14/2023) den Sektenexperten Andreas Hahn zum Thema.
Hahn berichtet in dem Spiegel-Gespräch von einer Tagung im Jahr 2016 in Münster über „rituelle Gewalt“, an der er als Beobachter teilnahm:
Ich war entsetzt […] Die Veranstaltung begann damit, dass Schilderungen von Betroffenen vorgestellt wurden, die glaubten, Opfer von ritueller Gewalt zu sein. Es waren drastische, aber auch stereotype Schilderungen.
Aber es erfolgte keine kritische Reflexion – obwohl es zu dieser Zeit schon berechtigte Zweifel an der sogenannten Rituelle-Gewalt-These gab.
In der Folgezeit meldeten sich bei ihm „Betroffene, die erkannt hatten, dass ihnen diese zum Beispiel satanistisch angehauchten Gewalterfahrungen teilweise von Therapeuten oder anderen Menschen suggeriert worden waren“.
Der evangelische Weltanschauungsbeauftragte schildert den Fall einer jungen Frau, die er seelsorgerisch betreute:
Sie war als Kind wahrscheinlich wirklich missbraucht worden. Nach mehreren Terminen stellte sich heraus, dass sie diese Erfahrungen im Nachhinein mit den satanistischen Bildwelten eines vielfach verkauften Buches verknüpft hatte. Bei dem Buch handelte es sich um den vermeintlichen Erlebnisbericht eines Betroffenen von ritueller Gewalt – dieser wurde später weitgehend als falsch entlarvt.
Solche Bildwelten sind mächtiger, als man denkt. Ich habe eine Traumatherapeutin kennengelernt, die davon überzeugt war, dass Autos mit der Kombination 666 im Kennzeichen sie verfolgen – die Zahl soll für den Teufel stehen.
Zur aktuellen Debatte erklärt Hahn:
Weltanschaulich kritisieren wir nur die unhinterfragte, angeblich groß angelegte rituelle, in der Regel „satanistische“ Form, für die es keine Anhaltspunkte gibt. Auch psychologische Fachverbände bemängeln, dass wissenschaftlich valide Erkenntnisse von der Kommission [zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs] vollständig vernachlässigt werden …
Man muss davon ausgehen, dass vielen Patientinnen diese Dinge schlichtweg durch suggestive Therapie nahegelegt werden. Das ist nicht nur meine persönliche Meinung, sondern der Standpunkt vieler Experten. Und es ist der eigentliche Skandal: Hilfebedürftigen Menschen geht es nach der Therapie schlechter als zuvor
Zum Weiterlesen:
- Satanismus und rituelle Gewalt: „Es ist die Projektion des absolut Bösen“, Spiegel 14/2023
- „Science-Fiction und magisches Denken“: ein Psychiater über die Verschwörungsideologie vom satanisch-rituellen Missbrauch, GWUP-Blog am 29. März 2023
- Nicht wiedergutzumachender Schaden: Unser Gespräch mit dem Opfer einer „Satanic Panic“-Fehlbehandlung aus der aktuellen Spiegel-Story, GWUP-Blog am 12. März 2023
- „Keine Evidenz“: Der Spiegel widerlegt die Narrative der Verschwörungstheorie vom satanistisch-rituellen Missbrauch, GWUP-Blog am 10. März 2023
- Andreas Hahn: Rituelle Gewalt in satanistischen Gruppen – ein populärer Mythos? MD 7/2019
- Wie kann man „Programmierung“ ausschließen? dissoziationen am 1. April 2023
- Erinnerung und Trauma: Was war da? Die Zeit 14/2023
1. April 2023 um 21:22
https://www.youtube.com/watch?v=FuuZ-v3lJA0
Du meinst – es gibt Die mit dem Masterplan
Du meinst – es gibt sie lange schon
Du meinst – dass Du nichts gegen Juden hast
Doch irgendwie ham die mal wieder was damit zu tun – SCHWACHSINN!
Soso, ein paralleles Universum
Indem die Vögel rückwärts fliegen – is schon klar…
Und wo es nachts kälter als draussen ist
Und Du einer von den wenigen mit Durchblick bist
Schon klar – ich weiss, dass ich gar nichts weiss
Jaja – doch eins ist mir klar:
Ne, ne – die Wahrheit, die Du Wahrheit nennst, ist alles, nur nicht wahr!
WIZO – WAHRHEIT
1. April 2023 um 21:48
Dazu auch:
https://blog.gwup.net/2015/02/16/heilpraktiker-irrationalismus-und-voraufklarerisches-denken/#comment-144115188075962726