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Es spricht sich rum: Deutschland hat ein Homöopathie-Problem

| 29 Kommentare

Soso, die Deutsche Homöopathie Union (DHU) ruft also zur Corona-Impfung auf:

Sogar in Österreich wird dieser unerhörte Vorgang wahrgenommen. Und das Webportal msn staunt:

„Die Hölle ist zugefroren“: Deutsche Homöopathen rufen zum Impfen auf

Allerdings: Nicht die Homöopathen, sondern ein Homöopathie-Pharmaunternehmen:

Tatsächlich kriegt die Globuli-Industrie wohl langsam Angst, dass keiner sie mehr lieb hat. Denn was der Glaube an Homöopathie und „Alternativmedizin“ anrichtet, wenn’s mal ernst wird, ist mittlerweile nur allzu offensichtlich.

Die Folge:

Nachdem Possoch klärt am Donnerstag Homöopathie und Anthroposophie als „Verschlimmerer der Corona-Welle“ bezeichnet hat, ist dazu heute noch ein Interview mit Katharina Nocun erschienen:

Fake-News-Expertin Nocun: „Gefahr von Homöopathie unterschätzt“

Bei Twitter erklärt Nocun:

Auch der Tagesspiegel spricht sich für ein Ende der Erstattung aus:

Auch wenn es wissenschaftlich nicht belegbar ist, dass diese Tabletten, Kugeln oder Tropfen wirken, werden sie bezahlt – einfach, weil die Patienten daran glauben. Dass ein solches Signal fatal sein kann, erweist sich in der Pandemie.

Denn wer an anerkannten medizinischen Erkenntnissen zweifelt und eher auf Globuli setzt, der misstraut trotz des wissenschaftlichen Konsenses wohl auch eher der Corona-Impfung.

Welt-Online titelt kurz und bündig:

Ist allerdings nichts Neues. Wussten wir alles auch schon vor der Pandemie.

Zum Weiterlesen:

  • Fake-News-Expertin Nocun: „Gefahr von Homöopathie unterschätzt“, BR 24 am 5. Dezember 2021
  • Naturmedizinische Verfahren sind in der Pandemie doppelt fragwürdig, tagesspiegel am 5. Dezember 2021
  • Deutschland hat ein Homöopathie-Problem, Welt-Online am 5. Dezember 2021
  • Video: „Homöopathie und Anthroposophie – Verschlimmerer der Corona-Welle?“ GWUP-Blog am 2. Dezember 2021
  • Homöopathen: Keine Ahnung, aber Corona „heilen“ wollen, GWUP-Blog am 16. Oktober 2020
  • Alternativmedizin verliert Zuspruch in der Pandemie, GWUP-News am 24. Juni 2021
  • „Herzmenschen“ und Naturverklärer: Warum laufen Esoteriker und Homöopathen bei Anti-Corona-Demos mit? GWUP-Blog am 28. März 2021
  • Grams‘ Sprechstunde: Wer Globuli sät, wird Impfgegnerschaft ernten, spektrum am 30. November 2021
  • Natalie Grams: Homöopathie als Einstieg in den Ausstieg aus dem rationalen Denken, GWUP-Blog am 4. Mai 2021
  • Der gemeinsame Nenner von Homöopathie, Esoterik und Verschwörungstheorien, GWUP-Blog am 17. Oktober 2020
  • Homöopathie und Pandemie: Nein zum Impfen aus Liebe zur Natur, rnd am 23. November 2021

29 Kommentare

  1. Der Zentralverein homöopathischer Ärzte bekennt sich seit langen Jahren auf seiner Webseite zum Impfen. Was nicht bedeutet, dass an vielen Ecken und Enden von Homöopathen trotzdem Impfskepsis geschürt wird.

    Das Problem ist systemisch und insofern durch eine sauteure Anzeige der DHU nicht zu lösen. Gerade diese sauteure Anzeige legt den Schluss nahe, dass es sich um eine Imagekampagne von der letzten Front handelt.

    Ob es ein Zufall ist, dass die Anzeige unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Studien aus Regensburg geschaltet wurde, die auch empirisch nun keinen Zweifel mehr an der überdeutlichen Korrelation von Homöopathieneigung und Impfgegnerschaft lassen?

    Und zum Bekenntnis gegen „Glauben in der Medizin“ dürfte die DHU ja eigentlich ihren Laden morgen früh nicht mehr aufmachen …

    Und außerdem: Das allgegenwärtige Gerede, man könne Covid-19 mit Homöopathie behandeln, ist auch ein unterschwelliges Schüren von Impfskepsis, lieber Zentralverein.

  2. „Anthroposophische Lebensverkürzung von COVID-Patienten“:

    https://publikum.net/anthroposophische-lebensverkurzung-von-covid-patienten/

  3. „Nun nennt der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte die wahren Beweggründe zur Impfkampagne eines Homöopathie-Pharmaunternehmens: Natürlich sind sehr viele Homöopathen Impfgegner, aber es gilt, den „politischen Selbstmord“ abzuwenden und COVID mit Homöopathie zu behandeln.“

    https://twitter.com/drluebbers/status/1467786176140562439

  4. @Martina:

    Das ist die Originalquelle.

    Der Satz „Wer Homöopathie sät wird Impfverweigerung ernten“ hat sie anscheinend schwer getroffen.

  5. Was für ein widerliches Gewiesel, das der DZVhÄ davon sich gibt.

  6. Um die Tagespolitik einzubringen:

    Vielleicht bemüht sich ja der neue Gesundheitsminister Lauterbach verstärkt darum, dass die „besonderen Therapierichtungen“ und damit auch der DZVhÄ endlich in das wohlverdiente Museum der Geschichte verbracht werden.

  7. Ein Satz noch zur DZVhÄ-Pressemitteilung:

    Den Damen und Herren des Vereins geht, auf gut Deutsch gesagt, der Arsch auf Grundeis, weil sie eine herannahende Bedeutungslosigkeit befürchten.

  8. Also, wenn man die Mitteilung der DZVHÄ richtig versteht, sollte das kein richtiger Aufruf zum Impfen sein, sondern zur Beruhigung dienen, ein Placebo also.

    Sie machen also genau das, womit sie sich auskennen, so tun als ob.

  9. @Bernd Lehmann:

    Seh‘ ich genauso. Der Aufruf richtet sich nicht an die Mitglieder, sondern:

    „Adressiert ist die Aktion in erster Linie an die politischen Entscheider, “

    Den da find ich auch spaßig:

    „Als Mediziner mit homöopathischer Zusatzqualifikation sind wir in der Lage, Risiken und Nebenwirkungen rational und differenziert einzuschätzen, “

    Bei Nutzen und Wirkungen klappt das offensichtlich nicht… :D

  10. Jedes GWUP-Mitglied sollte sich an den jeweiligen Gesundheitsminister seines Bundeslandes wenden mit der Bitte um eine Stellungnahme. Bitte dabei Quellen nennen.

    Dem Bayerische Gesundheitsminister ist die Problematik zwar schon bekannt, aber er ist als ehemaliger Bürgermeister von Bad Wörishofen („Alternativ-Medizin Schmiede“) und ehemaligen Vorsitzender des Bayerischen Heilbäderverbandes wahrscheinlcih noch anderer Meinung. Die Politiker muss man mit ihren Aussagen „Bei uns zählt in der Pandemie die Wissenschaft“ (sinngemäß) konfrontieren. Welche Einstellung die Gesundheitsminister in den anderen Bundesländer haben, ist mir nicht bekannt.

    Hr. Lauterbach ist bekanntermaßen kein Freund der „Alternativ-Medizin“, insofern hier durchaus politisches Konfliktpotential vorhanden und „schürbar“.

    Wenn wir eien Chance haben, dann jetzt. Nach der Pandemie ist vor der Pandemie. Dann wird um Partikularinteressenzu befriedigen, wieder mit dem gleichen Murks weiter gemacht.

  11. @KlausTrophobie:

    Ich finde den Satz am besten:

    In Deutschland ist zu befürchten, dass eine neue, jüngere und wissenschaftsgläubige Politikergeneration nicht davor zurückschrecken könnte, die Verankerung der „Besonderen Therapierichtungen“ im SGB V in Frage zu stellen.

  12. Gerade eben:

    Nach „Hirschhausen auf Intensiv“ und „Hirschhausen als Impfproband“ widmet sich Eckart von Hirschhausen in seinem dritten Corona-Film einem unterschätzen Thema: Long-Covid. Was wenn die Folgen der Infektion über Monate und Jahre anhalten?

    https://www.daserste.de/information/ratgeber-service/hirschhausens-check-up/videos/hirschhausen-corona-ohne-ende-video-102.html

  13. Ja, dieser Satz hat mich auch spontan angerührt.

    Im Ernst: wer so etwas schreibt, denkt auch so, und deshalb gehören ihm weder Patienten vor die Fuchtel, noch Gelder einer allgemeinen Pflichtversicherung in die Taschen gestopft.

  14. @Bernd Harder

    Die sog. „besonderen Therapierichtungen“ bzw. den Binnenkonsens abzuschaffen, wäre eine starke Maßnahme. Gleiches Recht für Alle. Aber eher friert die Hölle ein…

  15. Ich finde es ja faszinierend, dass die DZVHÄ , um ihre Mitglieder zu überzeugen, dass die DHU das alles nicht so meint, in ihrem Newsletter der DHU damit in den Rücken fällt und die Anzeige zu reiner Propaganda erklärt. Ist nicht wirklich so gemeint.

    Glauben die denn, den Newsletter würde sonst keiner lesen?

    Wahrscheinlich, Nebenwirkungen sind in der Homöopathie ja unbekannt.

    Der ganze Newsletter besteht ja aus höchst interessanten Gedanken, am besten zusammengefasst in dem einen Satz ziemlich am Ende, ein Stück über der Überschrift „Wie weiter?“:

    „Wir stecken in einem Dilemma.“

  16. Der Newsletter des Zentralvereins ist eine Public Relations-Katastrophe. Der Kaiser schreit selbst, seht, ich bin nackt.

    Ich finde den Satz schön:

    „Um Gehör und Respekt für unsere Arbeit zu finden, müssten wir auch auf wissenschaftlich aufgearbeitete Fallsammlungen verweisen können.“

    Das ist erstens falsch, weil gute Evidenz nicht aus Fallsammlungen besteht, und zweitens aufschlussreich, wenn sie nicht einmal das haben, aber gleichwohl überzeugt sind, „dass wir mit unseren homöopathischen Möglichkeiten sehr wohl Corona-Patientinnen und Patienten erfolgreich behandeln können.“

    Was für ein Sumpf.

  17. Beeindruckend:Homöopathen ignorieren oder leugnen die Realität. Sie sind ideologisch unterwegs, und glauben, ähnlich wie die durchgeknallte Querdenkerszene, auf der richtigen Seite zu stehen, umgeben von Feinden. Nein, ihr seid falsch abgebogen, ihr habt die Straße der Vernunft und Rationalität längst verlassen. Schämt euch, dass ihr so viele Menschen über so lange Zeit getäuscht habt. Ihr seid daran Mitschuld, dass wir die Pandemie nicht so effektiv bekämpfen, wie es möglich wäre. Schluckt nur euren überteuerten und wirkungslosen Zucker. Wer Homöopathie sät wird Impfverweigerung ernten

  18. @Joseph Kuhn

    Ja, da hätte man besser meinen Namensvetter und PR-Profi angeheuert. :)

    Sehr vielsagend der Newsletter.

  19. @ Christian Becker

    Der Namensvetter ist der Homöopathie-Pitbull fürs Grobe. Der hat, außer Beschimpfungen, Unterstellungen und Lügen wenig im Repertoire.

    Aber soll er sich ruhig dazu äußern, es kann (für die Vernünftigen) nur besser werden.

  20. Sehr schön. Edzard Ernst hat das Thema in seinem Blog aufgearbeitet.

    https://edzardernst.com/2021/12/panic-has-gripped-the-german-homeopathy-lobby/

  21. Die Hahnemann Gesellschaft schein dem Wahnsinn verfallen zu sein, anders mag ich das nicht formulieren.

    Masken sind wirkungslos.
    Lockdown hatte keine Wirkung.
    Homöopathie kann auch schwere Covid-19 Erkrankungen erfolgreich behandeln.

    https://www.hahnemann-gesellschaft.de/covid-19/5-corona-newsticker-wir-werden-zunehmend-immunkompetent-fuer-sars-cov-2/

  22. @Ich:

    „ist“ …

    Die Hahnemann-Gesellschaft mit ihrem PR-Genie und ihrer fröhlichen Vorsitzenden war immer schon noch spezieller als dieser ganze Sumpf:

    https://hpd.de/artikel/krieg-gegen-fakten-und-aufklaerung-16182

  23. @ Ich:

    Auf der verlinkten Seite der Hahnemann-Gesellschaft wird gefordert „Zutritt der Hahnemann Gesellschaft auf die Intensivstationen“.

    Vermutlich hat der eine oder die andere zwischenzeitlich unfreiwillig Zutritt bekommen.

  24. @Ich

    Du meine Güte. Wenn Homöopathie eine Religion wäre, dann stellen die Hahnemänner und -frauen die evangelikalen Fundamentalisten dar.

    PS: Die Pressemitteilung ist übrigens schon vom Dezember letzten Jahres. Seit Februar 2021 haben die Hahnemänner und -frauen nichts mehr veröffentlicht. Da herrscht Schweigen im Walde.

  25. Die Hahnemann-Gesellschaft hat auf ihrer Homepage direkt im Banner den Deutschlandfunk zitiert:

    „Deutschlands führende Homöopathie-Organisation“
    Deutschlandfunk Kultur, 21.1.2021

    Das volle Zitat: „Nicht nur Verschwörungstheoretiker und Impfgegner verbreiten Falschaussagen über Covid-19. Auch Deutschlands führende Homöopathie-Organisation, die Hahnemann-Gesellschaft, hat auf ihrer Homepage Corona-„Informationen“, die mehr als fragwürdig sind.“

    Mein Gott, wie schäbig.

    https://www.deutschlandfunkkultur.de/homoeopathie-befuerworter-und-impfgegner-eine-gefaehrliche-100.html

  26. @RPGNo1

    Für mich hat es durchaus religiöse Züge.

    Hahnemann als genialer Heiler, Organon als quasiheilige Schrift und der omnipräsente Faktor Glaube.

    Was fehlt für das Komplettpaket?

  27. @Sebastian Tage

    Was fehlt? Nichts.

    Sie haben den Glauben an übernatürliche Agentinnen (Globuli).
    Den Binnenkonsens als Reflexion über den Glauben.
    (Heilungs-)Erfahrungen
    Rituale der Herstellung und Einnahme.
    Vergesellschaftung und finanzieller Aufwand.

    Trotzdem würde ich nicht von religiösen Zügen reden. Das wertet die Sache nur auf. Hinterher kommen sie auf die Idee Hahnemann-Unterricht in den Schulen zu geben.

  28. @Carsten Ramsel

    Danke für die Vervollständigung. Ich habe generell so meine Probleme mit Religionen/Religiösität, so dass ich es nicht als Aufwertung verstehen würde. Ihren Gedanken teile ich allerdings.

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