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Homöopathen: Keine Ahnung, aber Corona „heilen“ wollen

| 62 Kommentare

Udo Endruscheit hatte schon am 10. September hier im Kommentarbereich und lange davor in seinen Blogposts darauf hingewiesen, dass die Homöopathen keineswegs gedenken, sich aus dem Thema Corona herauszuhalten, wie die Lobbyverbände zunächst suggerierten.

Gestern berichtete das Schweizer Boulevardmedium Blick über den berüchtigten Homöopathen Jens Wurster, der

… Corona-Patienten in seiner Praxis in Locarno «erfolgreich» mittels Homöopathie helfen konnte.

Die Zeitung nimmt Bezug auf einen Artikel Wursters in dem Schwurbelblättchen natur & heilen (Oktober 2020). Darin schildert der Privatarzt „sieben Fallbeispiele aus meiner homöopathischen Praxis“, die sich zum Beispiel so lesen:

Wenn man all diese Symptome [Schwäche, starke Glieder- und Kopfschmerzen] genauer analysiert, so sind sie typisch für Bryonia – vor allem die extreme Schwäche. Also gab ich ihm Bryonia aufgelöst in Wasser, 3 Tage lang. Daraufhin verschwanden seine Schwäche und sein Husten. Nach 1 Woche war er wieder fit.

Einer seiner Freunde je­doch, der mit ihm beim Karneval gewesen war, hatte die gleichen Symptome, die gleiche Schwäche. Er hatte kein Bryonia genommen und kam mit einer schweren Lungenentzündung ins Krankenhaus. Hätte auch er Bryonia bekommen, hätten wir vielleicht die Schwere seiner Erkran­kung verhindern können. Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass wir mit der Homöopathie Prophylaxe betreiben können. Man kann damit Krankheitsverläufe sehr schnell abmildern.

Insgesamt offenbart der Artikel ein erschreckendes Unwissen über die Aussagekraft von Anekdoten, Korrelation vs. Kausalität, natürliche Verläufe, Placebo sowie die Plausibilität von Homöopathie.

Außerdem fabuliert Wurster über die Stärkung des Immunsystems (dazu: „Immunsystem – Mythen und Fakten“ Teil I und II) und zieht weitere Anekdoten aus Indien heran (wo sich die Indian Medical Association gerade von den AYUSH-Quacksalbern distanziert hat):

Daneben steuert der Heilpraktiker und Globuli-Publizist Aleksandar Stefanovic ein Propagandastück über „Homöopathie bei epidemischen Erkrankungen“ bei, das ebenfalls wenig mit der Realität zu tun hat (vgl. „Homöopathie bei Epidemien“ in der Homöopedia).

Welt-Online hat auf diese dreisten Behauptungen mit dem Artikel „Die tödliche Gefahr des deutschen Homöopathie-Glaubens“ reagiert:

Bei den historischen Epidemien der Cholera, des Gelbfiebers, von Scharlach und Enzephalitis sei der Erfolg der Homöopathie gut dokumentiert.

Was Homöopathie-Prediger heute lieber nicht erwähnen oder auch nicht wissen: Der Erfolg war kein Erfolg, weil die Homöopathie zu Zeiten der Cholera und des geschäftstüchtigen Homöopathie-Erfinders Samuel Hahnemann tatsächlich einen Vorzug besaß. Sie bewahrte die geschwächten Patienten vor den zeitgenössischen Behandlungsmethoden. Heilsam erschien die Alternativmedizin nur, weil die Standardbehandlung mit Aderlass, Abführmitteln und Brechkur den meisten Patienten den Rest gegeben hatte.

Hahnemann reichte stattdessen sein selbsterfundenes Mittelchen: Kampfer. Und Mineralwasser.

Hahnemann wusste es vermutlich wirklich nicht besser. Seine heutigen Epigonen haben entweder ebenfalls keinen Blick mehr für die Wirklichkeit – oder aber für Anstand und Redlichkeit.

Zum Weiterlesen:

  • Die tödliche Gefahr des deutschen Homöopathie-Glaubens, Welt+ am 15. Oktober 2020
  • Deutsche Homöopathen starten Placebo-Offensive gegen Corona, derStandard am 28. September 2020
  • Homöopathen und Corona, GWUP-Blog am 25. März 2020
  • Noch einmal: Jens Wurster, die homöopathische Krebsbehandlung und instrumentalisierte Patiententestimonials, Gesundheits-Check am 5. Dezember 2015
  • Jens Wurster, die Homöopathie und die unerträgliche Leichtigkeit der Lüge, Gesundheits-Check am 30. Oktober 2015

62 Kommentare

  1. Hahnemann reichte stattdessen sein selbsterfundenes Mittelchen: Kampfer. Und Mineralwasser.

    Zudem hat er den Kampfer gegen Cholera ja auch nicht homöopathisch aufbereitet, sondern – soweit ich weiß – „grobstofflich“ verabreichen lassen. Deshalb wären etwaige reale Behandlungserfolge immer noch kein Beispiel für erfolgreiche Anwendung der Homöopathie.

  2. Ich beobachte die homöopathische Hybris nicht umsonst von Anfang an. Denn, wie ich auf Twitter schon schrieb:

    „Wenn die Politik JETZT nicht mal langsam erkennt, welcher Hybris von „homöopathischen Therapeuten“ sie mit der gesetzlichen Privilegierung der Methode in Arznei- und Sozialrecht Vorschub leistet („so okay“), dann muss man ihr Blindheit und Ignoranz hohen Grades bescheinigen.“

    Derzeit wird zwar kaum etwas wirklich erreichbar sein – aber man wird die Politik zu gegebener Zeit, wenn sich wieder Handlungsräume eröffnen, damit konfrontieren müssen. Insofern hege ich die Hoffnung, dass Absurditäten wie die aus dem Tessin, aber auch die Statements deutscher Homöopathievertreter – wie im WELT-Artikel erwähnt – letztlich das Sägen an dem Ast sind, auf dem sie zu sitzen meinen.

  3. @Gnaddrig:

    Korrekt. Gerade bei der Cholera hatte Hahnemanns Vorgehen mit Homöopathie genau Null zu tun:

    “In jenem ersten Krankheitszustande also muss man dem Kranken so oft als möglich, wenigstens alle 3 Minuten, einen Tropfen Campherspiritus (von einem Lothe Campher in 12 Loth Weingeist aufgelöst) auf einem Stückchen Zucker oder mit einem Löffel Wasser eingeben. Campherspiritus in die hohle Hand gegossen, wird dem Kranken in die Haut der Arme, der Brust und der Beine eingerieben, auch kann man ihm ein Klystier aus einem halben Pfunde warmen Wassers, mit zwei guten Kaffeelöffeln voll Campherspiritus gemischt, in den Mastdarm einspritzen und von Zeit zu Zeit etwas Campher auf einem heißen Bleche verdampfen lassen …”

    Hahnemann, „Die Heilung der asiatischen Cholera und das sicherste Schutzmittel gegen diese“, Münster 1831

    Wollte die Autorin durchaus auch zum Ausdruck bringen. Gehe ich von aus. Aus Gründen. ;-)

  4. Hinzu kommt, dass die Homöopathiefreunde oft multipel abgedreht sind, siehe z.B. den Fall Hans Gschwender:

    https://scienceblogs.de/gesundheits-check/2020/04/04/scharlatane-gefaehrden-ihre-gesundheit/

  5. „Zuckerkugeln statt Notarzt: Schweizer Arzt behandelt Corona-Kranke mit Globuli“:

    https://www.derstandard.at/story/2000120562609/zuckerkugeln-statt-notarzt-schweizer-arzt-behandelt-corona-kranke-mit-globuli

  6. Habe mich als Nicht-Lateiner und Hahnemann-Abstinenzler hier über Bryonia informiert. Mußte mehrmals langanhaltend lachen.

    Lediglich der Gedanke daran, wieviele Leute einen solchen Unfug für bare Münze nehmen, liess mir das Lachen im Halse stecken. Da fällt mir ein: Gibt’s Globuli für im Halse steckengebliebenes Lachen?

  7. Vielleicht könnte ein Anticoronagloboli eine Erstverschlimmerung auslösen und der drauf folgende Hustenreiz das Lachen wieder auswerfen… oder so..

    xund bleim

    Felix

  8. @Passavant-Textor

    Ja, dann kann man nur drüber lachen. Bei dieser Passage ist dann allerdings Schluß mit Lustig:

    „Bryonia-Kinder haben häufig dunkles Haar und einen dunklen Teint. Sie haben häufig schlechte Laune und sind sehr reizbar. Bereits in früher Kindheit sind die Kinder sehr materialistisch. Geld ist ihnen schon früh wichtig. Sie lassen andere Kinder nicht mit ihren Spielsachen spielen.“

    Liest sich wie eine Sehung des Herrn Steiner. Alles miteinander verwoben und verstrickt, dieser braune pseudowissenschaftliche und durch und durch rassistische Quark.

  9. „Corona? Nie gehört!
    Irre Personenzahl: Polizei löst Großfamilien-Treffen in Brühl auf!“

    https://www.express.de/koeln/corona–nie-gehoert-irre-personenzahl–polizei-loest-grossfamilien-treffen-in-bruehl-auf-37918726

    Wann werden die Dummen und Ignoranten endlich verstehen, um was es geht? Die Geldstrafen sollten MINDESTENS einem Monatsgehalt entsprechen. Nein, Korrektur: Man sollte diese Idioten 24 Stunden am Stück auf der Intensivstation festbinden und anschließend 3 Monate in den Knast stecken!

  10. @Pierre Castell:

    So’ne Meldung eines brechreiz-erregenden Boulevard-Blattes ist etwa so seriös, wie der Bullshit der Covidioten.
    Irgendwelche rechtsstaats-wiedrigen Strafen (inkl. Gewalt-Phantasie) zu fordern, (ernstgemeint oder nicht ) finde ich überhaupt nicht hilfreich.

  11. @ Karsten Hilsen

    Ach, Sie halten Polizeimeldungen, die von diesem Blatt mehr oder weniger „nur weitergegeben“ werden, für unseriös. Dann gehen Sie doch mal auf die Presseseiten der zuständigen Polizei. Dann werden Sie lesen, dass dieses Blatt durchaus korrekt berichtet hat.

    „Irgendwelche rechtsstaats-wiedrigen Strafen (inkl. Gewalt-Phantasie) zu fordern, (ernstgemeint oder nicht ) finde ich überhaupt nicht hilfreich!“

    Ernstgemeint!
    Nur zu Ihrer Information: „Festbinden“ mag eine Form von Gewalt sein.

    Aber ansonsten würden solche Ignoranten ja aus der Intensivstation hinauslaufen, weil sie – wenn sie nur einen einzigen Funken von Menschlichkeit in sich haben – das traurige Elend nicht ertragen können. Solche Gestalten sind es aber, die Corona „fördern“.

    Nun können Sie meine überspitzten Formulierungen gern in brave Worte umwandeln.

    „Finde ich überhaupt nicht hilfreich!“

    Dann schlagen Sie mal bitte etwas vor, was solche Vollidioten vernünftig und solidarisch handeln lässt.
    Die Strafen können nicht hoch genug sein, damit endlich auch der Letzte kapiert, dass er sich den Regeln anpassen muss.

    So langsam habe ich die Schnauze von derartigen Leuten, die ihren puren Egoismus über das Allgemeinwohl setzen, gestrichen voll!

  12. @Pierre Castell:
    „Ach, Sie halten Polizeimeldungen, die von diesem Blatt mehr oder weniger „nur weitergegeben“ werden, für unseriös“
    ——————————
    Ja das auch, (sogar für /sehr/ unseriös. )
    Und es ist ein Riesenproblem, dass derlei Meldungen oftmals völlig unhinterfragt „nur weitergegeben“ werden.
    „Die Polizei“ ist keineswegs objektiv sondern immer Partei.
    „Die Polizei“ vertritt mit ihren Veröffentlichungen sehr oft auch ganz eigennützliche Interessen.
    Zum Kotzen finde ich aber vor allem, wenn’s diese Boulevard-Blätter machen und damit /genau/ die Emotionalität triggern, die sie hier gerade zeigen.
    Und Ja, „festbinden“ ist eindeutig Gewalt.

    Im übrigen ist diese Aufreger-Meldung hier reichlich OT. Hier geht es um Homöopathen, nicht um leichtfertig abgehaltene Familien-Treffen.
    Wobei die konkrete Umschreibung „Großfamilie“ für bestimmte Dauer-Konsumenten solcher Blätter natürlich auch wieder nicht zufällig ein Trigger-Begriff ist.

    Sie folgen in ihrer Argumentation der typischen Hollywood-Logik: „Nicht ganz richtig, aber…“
    Das, genau /diese/ Logik ist es, der u.a. die Trumpisten folgen.

    Ich schlage auch sehr gerne etwas vor:
    Einfach dem -ganz überwiegend gut funktionierendem- Rechts-Staat vertrauen und den zuständigen Behörden, ggfls einer Richterin einem Richter eine /angemessene/ Sanktion überlassen.

    Es ist nicht meine Absicht, Ihnen die Laune zu verderben.
    Daher wünsche ich einen ruhigen, entspannten Abend

  13. Jaja, die bösen Bullen! Herr Hilsen, ich verschließe nicht die Auge vor den Problemen, die in der Polizei in Bezug auf Rassismus herrschen, aber diese Pauschalurteile gehen mir auf den Geist.

  14. @ borstel:

    1. Die Frage lenkt vom eigentlichen Thema ab. I(ch gehe trotzdem mal drauf ein)
    Kein Pauschalurteil, sondern Einschätzung auf Basis von u.a. umfangreicher Aktenkentnissen aus dutzenden Prozessakten.

    Aktuelles Beispiel :

    Sie haben von dem Brand eines Baumhauses im Hambacher Forst gelesen? Wenn nicht, bitte ich sie selber nach Hambacher Forst und Baumhaus zu googeln.

    Kurz:

    Eine Person in dem Baumhaus wurde schwer verletzt Und von der Feuerwehr geborgen. Es gibt -auch von Seiten der Waldbesetzter- keinen Hinweis auf irgend ein Fremdverschulden.

    Die Polizei meldete dazu unter anderem:

    Zitat: „Die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig. „Barrikaden auf den Wegen behindern die Löscharbeiten stark“

    Welche Vorstellung löst diese Meldung bei Ihnen aus? An welche Barrikaden denken Sie dabei?
    Bitte /erst / wirklich vorstellen. An was Sie dabei denken.

    Hier sind Bilder davon:

    https://twitter.com/sonntagsflo/status/1264865839783858178

  15. @ Karsten Hilsen
    „Einfach dem -ganz überwiegend gut funktionierendem- Rechts-Staat vertrauen!“

    Tun Sie das.

    Und ich vertraue der „ganz überwiegend gut funktionierenden“ POLIZEI.

  16. Kritisches Denken und Skepsis befürworte ich sehr – allerdings finde ich Ihren Artikel sehr verkürzt, unsachlich und ohne wirkliche Ausführung von Argumenten. Stattdessen scheint es Ihnen eher um Stimmungsmache zu gehen (Zitate „Schwurbelblättchen“, „Propagandastück“). Dass der Herr Wurster nicht nur Homöopath sondern auch Arzt ist und jahrelang an einer renommierten Krebsklinik gearbeitet hat, wird natürlich nicht erwähnt. Wieviel bekommen Sie denn von der Pharmalobby für diese Stimmungsmache?
    Sicher werde ich jetzt auch direkt in die Schwurbler-Ecke von Ihnen gestellt … denkt eine Gymnasiallehrerin aus Norddeutschland. Und empfiehlt: Lassen Sie sich von einem KLassischen Homöopathen bei heftigem Infekt oder Magen-Darm testweise mal eine Hochpotenz C200 verordnen und lassen alle anderen Mittel für mind. 24 h weg. Schreiben Sie dann einfach mal mit, welche neuen Symptome sich zeigen und wie ihr Allgemeinbefinden sich schrittweise bessert (manchmal geht es sogar extrem schnell). Es könnte spannend werden!

  17. @Johanna Mohr:

    Kritisches Denken und Skepsis befürworte ich sehr

    Und warum merkt man davon in Ihrem Kommentar so gar nichts?

    Dass der Herr Wurster nicht nur Homöopath sondern auch Arzt ist und jahrelang an einer renommierten Krebsklinik gearbeitet hat, wird natürlich nicht erwähnt.

    Das hier ist ein tagesaktueller Blog mit fortlaufender Berichterstattung.

    – Erstens finden Sie bei „Zum Weiterlesen“ zwei weiterführende Artikel zu Herrn Wurster.

    – Zweitens könnten Sie z.B. den Namen mal in die Suchfunktion rechts oben eingeben:

    https://blog.gwup.net/?s=wurster

    Ist das so schwer?

    Wieviel bekommen Sie denn von der Pharmalobby für diese Stimmungsmache?

    Man merkt, wie „kritisch“ und „skeptisch“ Sie sind – nämlich gar nicht.

    Zu Ihrer Gähn-Frage: Suchfunktion und/oder Google ist dein Freund:

    https://blog.gwup.net/2013/04/21/skeptiker-als-pharma-soldner/

    https://twitter.com/gwup/status/1325001192745938951

    https://blog.gwup.net/2020/10/21/homoeopathie-behnke-laesst-mal-wieder-die-skeptiker-auffliegen/

    https://scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2020/11/06/wer-finanziert-die-skeptiker-eine-homoeopathische-maerchenstunde/

    und wie ihr Allgemeinbefinden sich schrittweise bessert

    Leider muss ich schon wieder gähnen.

    Ein Magen-Darm-Infekt ist eine Bagatell-Erkrankung, die meist heftig, aber schnell verläuft – d.h. die „schrittweise Besserung“ (oder auch „ganz schnell“) setzt nach kurzer Zeit von ganz allein ein, egal ob und was Sie einnehmen.

    Genau von solchen Anekdoten lebt die Homöopathie.

    Aber weiterhin viel Erfolg beim „Skeptisch sein“.

  18. Ich hoffe sehr, dass sich Frau Mohr an den Lehrplan hält und die Schüler nicht mit ihren hochverdünnten „Weisheiten“ malträtiert.

    Eins wurde in der Erwiderung noch vergessen: Homöopathie _ist_ Pharma! Oder glaubt die Frau Lehrerin, dass die Globoli von Kräuterhexlein bei Vollmond handgerollt werden?

  19. Gymnasiallehrer/innen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.

  20. @Michael Fischer

    Schön für Sie, wenn Sie Ihre Lehrer und Lehrerinnen allgemein besser in Erinnerung haben. Ich fürchte, meine Erinnerung ist da näher an der Realität: Früher war auch nicht mehr Lametta!

    @Harder

    Mit der Linksammlung können Sie ja Leute erschlagen. Wird aber auch hier nichts bringen, wo gefestigte Weltanschauung eben nun mal Faktenresistenz beinhaltet. Aber für mich als Publikum immer wieder hilfreich, danke dafür!

  21. @pederm:

    Also gut, dann halt: Gymnasiallehrer/innen sind auch nicht mehr das, was sie nie waren.

  22. Entscheidend ist:

    Manche Homöopathen scheinen nicht mehr zurechnungsfähig zu sein:

    Akutbehandlung Covid-19 mit Homöopathie– Dreimonatskurs 2021

    https://www.hahnemann-gesellschaft.de/covid-19/

  23. Starker Tobak seitens der Hahnemann-Gesellschaft.

    Die ersten 7 Tagen bei Covid-19 sind die Domaine [sic!] der Homöopathie – nutzen wir sie!

    Nein und Nein.

  24. @ Bernd Harder:

    Die Hahnemänner verlinken zum Homöopathie-Becker. Dort kann man als Studienergebnis der Apothekerin lesen: „83 % der Covid-19-Patienten profitierten nach Einnahme von Homöopathika und gesundeten in kurzer Zeit“.

    Die anderen fast 20 % hatten demnach keinen guten Verlauf? Und das bei vermutlich jüngeren, homöopathieaffinen Patient/innen?

    Dann hat die Homöopathie wohl zu einer signifikanten Verschlechterung des Verlaufs geführt – der lange ersehnte Nachweis, dass sie doch wirkt. Bestimmt wird die Studie in Kürze im Journal of Homeophatic Fairy Tales publiziert.

  25. Es ist leicht, sich über die Zauberkugler lustig zu machen. Man sollte aber nicht aus den Augen verlieren, dass deren Behauptung, man könne Covid-19 (erfolgreich) mit Homöopathie behandeln, meiner Ansicht nach gemeingefährlich ist.

  26. Ich hätte nie gedacht, dass mein Kommentar hier für solche Wellen sorgt. Die GWUP will einem sachlich-kritischen Anspruch gerecht werden („Eine offene und demokratische Gesellschaft braucht sachliche Informationen – gerade bei emotional besetzten Themen“ – das habe ich jedenfalls hier im Forum gelesen).

    Stattdessen ist das Klima hier wirklich streitlustig und bewusst kränkend („Gähn-Frage“, „Ist das so schwer?“). Schade, dass ich soviel Aggressivität ausgelöst habe.

    Ich habe jetzt mehr als deutlich verstanden, auf was für einem Portal ich tatsächlich gelandet bin. Anspruch und Wirklichkeit klaffen jedenfalls stark auseinander. Dann ist wohl auch alles weitere verschwendete Energie! Umso wichtiger aber, dass bei diesem Thema ein paar nicht gleichgeschaltete Kommentare dazwischen sind!

  27. @Johanna Mohr:

    Das sind keine „Wellen“, sondern eher Belustigung.

    Stattdessen ist das Klima hier wirklich streitlustig und bewusst kränkend („Gähn-Frage“, „Ist das so schwer?“).

    Hmmm – woran könnte das wohl liegen?

    Schade, dass ich soviel Aggressivität ausgelöst habe.

    Sie sind auf der richtigen Spur.

    So kommen hier an

    a) mit einem verleumderischen Anwurf („Wieviel bekommen Sie denn von der Pharmalobby für diese Stimmungsmache?“), der uns mal eben so Käuflichkeit, Unehrlichkeit und unlautere Absichten unterstellt,

    b) mit der impliziten Unterstellung, wir hätten überhaupt keine Ahnung von dem Thema („Und empfiehlt:“) und uns noch nie jemals zuvor mit so einem „Test“ beschäftigt, wie Sie ihn vorschlagen.

    Wenn Sie „Homöopathie“ in die Suchfunktion eingeben, bekommen Sie zur Minute 1632 Einträge, darunter auch zahlreiche, in denen es um genau solche „Tests“ geht.

    Die müssen Sie natürlich nicht alle vorher lesen, bevor Sie hier kommentieren.

    Aber ernsthaft: Die Homöopathie-Diskussion ist über das, womit Sie hier ankommen, schon seit Jahren weit hinaus.

    Sorry, wenn hier niemand mehr Lust hat, absolute Basics zu erklären – zumindest dann nicht, wenn jemand so selbstgefällig und aggressiv wie Sie hier aufschlägt.

    Ich bin sehr sicher, auf eine höfliche Frage hätten Sie höfliche und ausführliche Antworten bekommen.

    Lesen Sie bitte nochmal in Ruhe Ihren Kommentar und beantworten Sie für sich selbst die Frage, ob da auch nur ein Hauch von Diskussionsbereitschaft drinsteckt.

    Auch dass Sie jetzt nach vier Tagen mal wieder hier vorbeischauen, ist auch nicht gerade ein Zeichen dafür, dass es Ihnen um einen wirklichen Austausch geht.

  28. @Johanna Mohr

    Sie haben das gesamte Internet für ihre Recherche zur verfügung. Sie sind nach eigener Aussage Lehrerin. Das reicht Ihnen aber nicht in Ihrer Selbstgefälligkeit; Sie bestehen darauf, Sie sind Gymnasial-Lehrkraft. Dass man seine Hausaufgaben selber machen sollte, dürfte Ihnen daher bekannt sein.

    Wie kommen Sie darauf, dass das was Sie schreiben, irgendetwas zum Sachverhalt beiträgt? Ist das wirklich alles, was Sie liefern können?

    Haben Sie wirklich geglaubt, Sie würden hier mit ein paar Andeutungen und Anekdoten die gesamte Forschung auf den Kopf stellen?

    Herr Harder hat ja bereits ausgeführt, Sie haben den Tonfall selber gesetzt. Sie konnten einfach nicht anders, als Ihrer selbstgerechten Empörung Luft zu machen. Weil es dafür jetzt Gegenwind gibt, unterstellen Sie einseitig Aggressivität?

    Weniger Drama bitte!

  29. @ dalbert Hichel

    Weniger Drama bitte!

    Das ist doch die übliche Masche: Erst lässt man sein Häufchen fallen, versucht es als Sachertorte zu verkaufen, nur weil es auch braun ist und beschwert sich dann lange und breit darüber, wenn man darauf aufmerksam gemacht wird (berechtigterweise nicht unbedingt immer allerhöflichst), dass der Haufen dort mitten im Wohnzimmer gewaltig stinkt.

    Ach ja: Ich bin keinesfalls aggressiv, sondern höchstens genervt ob der inzwischen schon extremst ausgelutschten „Argumente“ der Zauberzuckeranhänger.

    Da wird auch nichts Neues mehr kommen. Woher auch.

  30. Ich finde Höflichkeit ist wichtig. Die Sprache ist schon in den letzten Jahren viel zu aggressiv geworden. Also allgemein. Skeptiker:innen sollten hier Vorbild sein. Nur weil jemand unwissend, denkfaul oder selbstgefällig ist, sollte dies keine Begründung dafür sein, dass sarkastisch oder besonders genervt zurückgeschossen wird.

    Das war zumindest mein erster Gedanke. Dann hab ich mir das Geschreibsel noch mal angeschaut und bin der Meinung, ohne eine kleine Portion Humor und bisschen Sarkasmus, sind die immer und immer gleichen und hundertfach widerlegten Mimimi–Argumente der Homöopathen, nicht mehr erträglich.

  31. @ Johanna Mohr

    „Die GWUP will einem sachlich-kritischen Anspruch gerecht werden!“

    Sie WIRD einem „sachlich-kritischen Anspruch“ gerecht!

    @ dalbert Hichel

    Bravo – Sie haben es auf den Punkt gebracht!

  32. @Pierre Castell/Lisa:

    Danke, ja – es ist wirklich kaum noch auszuhalten.

    Aktueller Leserbrief gegen Natalie Grams:

    https://twitter.com/NatalieGrams/status/1392378524787425284

    Herrlich selbstimmunisierend:

    Wenn die homöopathische Behandlung nicht funktioniert – dann war’s die mangelnde Erfahrung. Oder das falsche Mittel. Oder der falsche Rat von Kollegen. Oder irgendwas.

    Nur an der Methode liegt es natürlich nie.

    Und jeder Patient, der in den ersten zehn Berufsjahren eines homöopathisch arbeitenden Arztes in dessen Praxis gerät, hat halt Pech gehabt und wird falsch behandelt.

  33. @Johanna Mohr:

    „…..Lassen Sie sich von einem KLassischen Homöopathen bei heftigem Infekt oder Magen-Darm testweise mal eine Hochpotenz C200 verordnen und lassen alle anderen Mittel für mind. 24 h weg…“

    Ihnen ist klar, dass diese C200 Potenz dann beim gesunden Menschen genau die Symptome erzeugen soll, die man bei einem solchen Infekt hat?

    Solche eine C200 Potenz existiert nicht. Und schon sind sie widerlegt.

  34. @ Ich

    Doch, doch. C200 Potenzen gibt es tatsächlich. Nur sind die halt genauso hochgradiger Unsinn, wie der Rest aus dieser Ecke.

    Schon eine C40-Potenz entspricht einem einzigen Molekül der Ausgangssubstanz verdünnt im gesamten beobachtbaren Universum. Eine C200 verdünnt eine einzige Molekül auf 10^320 Universen.

  35. @RainerO
    „Solch eine C200 Potenz“ = eine, die die Symptome erzeugt.

  36. @Ich:

    Beim Simile-Prinzip spielt die Potenz noch keine Rolle.

    Also wenn es z.B. konkret um Nux Vomica C200 geht, heißt das nicht, dass eine C200-Verdünnung von Brechnuss beim Gesunden Magen-Darm-Symptome erzeugen muss, sondern lediglich die „Ursubstanz“ Brechnuss als solche.

    Das ausgewählte Mittel wird dann in besonderer Dosis bzw. „Potenzierung“ verabreicht.

  37. @Bernd Harder

    Arzneimittelprüfungen werden mit C30 Potenzen gemacht, so steht es beim INH. Das widerspricht der Aussage, die Ursubstanz müsse die Symptome erzeugen.

    Ich hatte hier im Blog schon einmal eine entsprechende Frage gestellt und den Hinweis auf die Seite des INH erhalten ;-)

    Ich bin aber aufgeschlossen, WAS ist denn nun richtig, wo steht das?

  38. @Ich:

    Sie haben natürlich recht – nur gibt es halt praktisch keine „Widersprüche“ in einem System, das keinerlei Logik oder Stringenz kennt, sondern auf Willkür basiert.

    Die Arzneimittelprüfung ist quasi die Challenge für das Simile-Prinzip.

    Die Ursubstanz kann man auch durch bloßes „Nachdenken“ (bzw. simple Analogie-Schlüsse) finden, z.B.:

    Zwiebel schneiden – tränende Augen – und schon ist „Allium cepa“ gefunden als Mittel gegen alles, was mit „triefenden Nasen und tränenden Augen“ zu tun hat.

    Danach käme dann die Arzneimittelprüfung, bei der „praktische Erfahrungen“ gesammelt werden sollen, wie es beim INH heißt:

    Dies geschieht auf unterschiedliche Weise, die nicht standardisiert oder systematisiert ist.

    Mit bereits potenzierten Mitteln (Hahnemann hatte C30 „empfohlen“) oder auch nicht – es gibt dafür keine Regeln bzw. kann man sich die einfach ausdenken.

    Im Grunde kann jeder Homöopath seine Privat-Homöopathie praktizieren. Deshalb scheint mir das schwierig zu sein, einen Homöopathen oder eine Homöopathie-Anhängerin auf einen an sich völlig logischen Gedanken (wie in Ihrem Kommentar) festzunageln.

    Ich hätte darauf mit der Ausrede geantwortet, die ich skizziert habe.

  39. @ Ich & Bernd Harder:

    Auf unterschiedliche Weise habt Ihr wohl beide Recht.

    Einerseits soll bekannt sein, welche Wirkung die Ursubstanz hat, bei Nux Vomica also den Brechreiz auslösen. Andererseits wird mit C 30 „getestet“.

    Klar, dass da eigentlich nur in entlegenen Zufällen genau das passiert, was erwünscht war. In den persönlichen Testberichten kommt vielmehr ein Haufen beliebiges Zeug zusammen, aus dem man etwa soviel lesen kann, wie aus dem Kaffeesatz. Also sucht man sich daraus das zusammen, was bei wohlwollender Interpretation ungefähr passend sein könnte.

    Legt Ihr’s nicht aus, so legt was unter, steht ja schon bei Goethe irgendwo.

    Und ceterum censeo zu den Umgangsformen:

    Die Gwup hat in einer Vielzahl von Beiträgen, maßgeblich über Arbeiten des INH und seiner Protagonist*innen, berichtet, in denen praktisch jeder Einzelaspekt aufgegriffen und detailliert behandelt wird. Ein kritischer Einwand sollte wenigstens den Versuch unternehmen, dort irgendwo einzuhaken und ein dezidiertes Argument zu formulieren. Das könnte man immerhin als Ausdruck einer respektvollen Debattenkultur betrachten.

    Aber das passiert ja nicht, stattdessen poppt in der Kommentarspalte zu einem Artikel ein Post auf, in dem wieder nichts anderes steht als eine Ansammlung von Worthülsen mit dem Tenor: Ihr habt ja keine Ahnung, die jeder hier ad nauseam kennt.

    Wie soll eine „freundliche Reaktion“ eigentlich aussehen, wenn man zum x-ten Male nichts anderes lesen muss als: Ihr seid aber trotzdem doof…?

    So betrachtet sehe ich nicht, was an der Reaktion auf Johanna Mohrs Post förmlich verfehlt sein soll.

  40. @klauszwingenberger:

    „Einerseits soll bekannt sein, welche Wirkung die Ursubstanz hat, bei Nux Vomica also den Brechreiz auslösen. Andererseits wird mit C 30 „getestet“

    Wenn man weiß, was die Ursubstanz kann, wozu dann der C30 „Test“?

    Oder anders: Woher glaubt der Homöopath zu wissen, welche Symptome

    -eine C30
    -eine C200
    -eine XYZ

    auslöst?

    Ich war bisher der Meinung, anhand der Arzneimittelprüfung. Mir war bis vor kurzem unbekannt, dass sie nur mit C30 gemacht wird.

    Wie wird dann auf C200 geschlossen?

  41. @Ich:

    Mir war bis vor kurzem unbekannt, dass sie nur mit C30 gemacht wird.

    Das ist auch nicht so:

    Anders als Hahnemann es in §128 festlegt, wurden und werden Arzneimittelprüfungen immer mit allen möglichen Potenzen bis hinunter zur Urtinktur durchgeführt. Grundsätzlich soll keine Potenz ausgeschlossen werden.

  42. @ Ich:

    Weil man mit der Potenzierung quasi die Umkehrung der pharmazeutischen Wirkung bezweckt. Das ist ja gerade der Sinn – und der Irrwitz – des Simile-Prinzips: schlecht soll schlecht vertreiben. Nux Vomica soll in Hochpotenz am Vomizieren hindern, nicht es fördern.

  43. @ pederm
    „Aber für mich als Publikum immer wieder hilfreich, danke dafür!“

    Auch für mich. Weil wir bereit sind, täglich hinzulernen zu wollen. Aber das kann man von dieser Lehrerin scheinbar nicht erwarten…

  44. @klauszwingenberger
    Offensichtlich werden Arzneimittelprüfungen mit beliebigen Potenzen gemacht, ich glaube, so weit sind wir uns hier einig.

    Das bedeutet für mich, um die Wirkung von Nux Vomica C200 festzustellen, mache ich eine homöopathische Arzneimittelprüfung mit C200.

    Was dann der Aussage von Bernd Hader widerspricht:
    „Also wenn es z.B. konkret um Nux Vomica C200 geht, heißt das nicht, dass eine C200-Verdünnung von Brechnuss beim Gesunden Magen-Darm-Symptome erzeugen muss…“

    Unsere kleine Diskussion führt mich zu dem Ergebnis, dass wir wohl unterschiedlicher Meinung bleiben werden.

  45. Kleiner Nachtrag:
    Es gibt die 10:23 Aktion. Die Carstens Stiftung kommentierte das sinngemäß, es handele sich um eine Arzneimittelprüfung.

    Also müssten die Teilnehmer der Aktion Prüfungssymptome entwickeln. Es werden also auch den Hochpotenzen Symptome zugeschrieben.

    Kann es sein, dass Homöopathie so beliebig ist, dass es gar keine festen Regeln gibt?

  46. @Ich:

    Kann es sein, dass Homöopathie so beliebig ist, dass es gar keine festen Regeln gibt?

    Hatte ich um 21.02 Uhr geschrieben.

  47. @Bernd Hader:
    Aber zuvor hatte Sie geschrieben:

    „Also wenn es z.B. konkret um Nux Vomica C200 geht, heißt das nicht, dass eine C200-Verdünnung von Brechnuss beim Gesunden Magen-Darm-Symptome erzeugen muss, sondern lediglich die „Ursubstanz“ Brechnuss als solche“

    Was der Hinweis auf eine Regel ist und der Start der ganzen Diskussion, die mit dem Ergebnis endet, es gibt keine Regeln.

  48. @Ich:

    Nicht erzeugen … *muss* – also gerade keine Regel.

  49. @Ich:

    Es gibt die 10:23 Aktion. Die Carstens Stiftung kommentierte das sinngemäß, es handele sich um eine Arzneimittelprüfung.

    Andere kommentieren die Aktion anders, was für die Regellosigkeit spricht:

    https://blog.gwup.net/2011/02/09/homoopathie-hochverdunnte-argumente/

  50. @Bernd Hader:
    Ich sehe da eben doch eine Regel, die Sie genannt haben: Die Ursubstanz muss ein Symptom erzeugen, die Potenz braucht es nicht.

    Ich sehe es anders, die Potenz muss das Symptom erzeugen, nachgewiesen mit einer Arzneimittelprüfung.

    Leider hat unser Diskussion kein eindeutiges Ergebnis geliefert.

  51. @ Ich

    Leider hat unser Diskussion kein eindeutiges Ergebnis geliefert.

    Weil eben sehr viel Beliebigkeit in der Homöopathie steckt. Sogar der Religionsgründer selbst hat seine Vorschriften bezüglich der Arzneimittelprüfung mehrmals geändert.

    Das Simile-Prinzip hat er ja wegen der Fehlinterpretation seines berühmt-berüchtigten Chinarindenexperiments erfunden. Damals war das die Ursubstanz. Als man erkannte, dass das bei einigen Substanzen keine so gute Idee ist, damit Arzneimittelprüfungen zu machen, landete man irgendwann bei C30.

    In C30 ist kein einziges Molekül der Ursubstanz mehr vorhanden. Die Ergebnisse einer Arzneimittelprüfung sind damit also völlig beliebig. Es verwundert dann auch kaum, dass es Mittel mit weit über tausend „Symptomen“ gibt.

    Dann pickt man sich willkürlich (angelehnt an das Märchen Simile-Prinzip) ein paar „Leitsymptome“ heraus und damit definiert man dann die Bereiche, in denen das Mittel „wirken“ soll.

  52. Um ein paar Missverständnisse auszuräumen:

    Es sei allerdings vorangestellt, dass es in der Homöopathie nichts gibt, was mit Sicherheit von der überwiegenden Mehrzahl der Homöopathen als verbindlich und richtig angesehen wird.

    Die einen mögen in der homöopathischen Arzneimittelprüfung und der individuellen Verordnung unabdingbare Voraussetzungen sehen, damit die Homöopathie wirken kann, während für andere ziemlich genau das Gegenteil davon der einzig richtige Weg ist.

    Man wird also sicher sein können, dass man, egal was man aussagt, irgendwelche Homöopathen findet, die das für falsch halten.

    Für die Arzneimittelprüfung gibt es durchaus Regeln, z.B die vom ECCH, die unbedingt einzuhalten sind, damit man eine zuverlässige Arzneimittelprüfung durchführen kann:

    http://176.32.230.6/homeopathy-ecch.org/wp-content/uploads/2016/05/ecch-guidelines-for-provings.pdf

    Prüfungen aus früherer Zeit, als es diese Regeln noch nicht gab und sie folglich irgendwie durchgeführt wurden, werden natürlich weiterhin verwendet. Der ECCH empfiehlt, (mindestens?) zwei bis drei verschiedene Potenzen zu verwenden, um auch die feineren („more subtle“) Eigenschaften des Mittels zu finden.

    Man findet aber auch Empfehlungen, dass die Arzneimittelprüfung natürlich nur in niederer Potenz, am besten mit der Urtinktur selbst, durchzuführen ist und das über längere Zeit, damit sich die Prüfsymptome zeigen. Andere, darunter übrigens auch Hahnemann, empfehlen Hochpotenzen, damit sich die Wirkung umfassend und schnell zeigt.

    Die Fähigkeit, bestimmte Symptome hervorzurufen, ist also eine Eigenschaft des Mittels. Dies ist auch in den Repertorien so zu sehen, denn die Symptome sind dort für die Mittel aufgeführt, unabhängig von den Potenzen, die noch nicht einmal erwähnt werden.

    Für die Frage, wann welche Potenzen anzuwenden sind, sind mir keine Regeln oder auch nur Hinweise bekannt. Auch hier gibt es viel Widersprüchliches: Manche halten die höheren Potenzen einfach für wirksamer als die niederen Potenzen, andere sehen mit zunehmender Potenz eine Verschiebung von körperlichen zu geistigen zu seelischen Symptomen.

    Manche sagen, die Homöopathie ist sicher und nebenwirkungsfrei, andere bestehen darauf, dass die Mittel oberhalb einer bestimmten Potenz nur von Fachleuten verordnet werden dürfen, weil sonst irgendwelche Risiken bestehen.

    Wer welche Potenzen anwendet ist weniger von der Indikation abhängig, sondern mehr von der subjektiven Überzeugung des Anwenders, dass nur seine Methode sicher zum Erfolg führt. In der Homöopedia des INH:

    https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Varianten_der_Homöopathie

    gibt es einen sehr ausführlichen Artikel über die verschiedenen Spielarten der Homöopathie, darin natürlich auch die völlig unterschiedliche Handhabung der Potenzen in den verschiedenen Ausprägungen.

    Konsequenz: Es gibt in der Homöopathie nichts, was es nicht gibt, außer natürlich einer allgemein als verbindlich angesehenen Vorgehensweise. Was natürlich die Argumentation schwierig macht: Pudding kann man eben nicht an die Wand nageln.

  53. @Ich

    War doch ein schönes Beispiel dafür, wie ernsthaft und bemüht die GWUPies auf eine zweifelnde, aber höfliche und sachliche Frage antworten – in demselben Thread, in dem uns Frau Mohr – die Erwartungsfalle demonstrierend – vorwirft, genau dies nicht zu können.

    Im übrigen sind wir hier aber eigentlich die falsche Adresse, sich den logischen Spaghetti-Teller der Homöopathie erklären zu lassen.

    Wie Bernd Harder schon sagte, geht das nur bis zu einer gewissen Grenze. Die Fragen nach den Details einer „korrekten“ Arzneimittelprüfung kann man in der Tat beim INH nachlesen, z.B. hier:

    https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Hom%C3%B6opathische_Arzneimittelpr%C3%BCfung

    aber nach der innewohnenden Logik bzw. deren Abwesenheit muss man dann wohl doch eher die Homöopath*n selbst fragen. Und damit rechnen, keine zwei gleichen Antworten zu bekommen, Stichwort völlige Beliebigkeit.

    @Alle

    Noch ein paar Fundstücke aus der aktuellen Diskussion:

    Im Grunde kann jeder Homöopath seine Privat-Homöopathie praktizieren.

    Und das tun sie in der Tat:

    https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Varianten_der_Homöopathie

    Und etwas allgemeiner:

    https://www.homöopedia.eu/index.php/Kategorie:Varianten_der_Homöopathie

    Da sind auch welche dabei, die auf eine „homöopathische Arzneimittelprüfung“ (HAMP) völlig verzichten, weil sie ihnen allen Ernstes zu willkürlich ist. Stattdessen „berechnen“ sie die Wirksamkeit aus den jeweils erschwurbelten Eigenschaften von Mittel und Patient.

    Da gibt es in der Anwendung nur deswegen so wenige Tote, weil in den Präparaten halt kein Wirkstoff drin ist. Man stelle sich diese Vorgehensweise mal in der richtigen Pharmazie vor.

    In den persönlichen Testberichten kommt vielmehr ein Haufen beliebiges Zeug zusammen.

    So ist es. Eine HAMP kann per Prinzip nicht ergebnislos enden. Deshalb gibt es auf dem Markt einige Tausend „verschiedene“ Mittelchen, und täglich kommen neue dazu.

    So gibt es denn auch Globuli zu kaufen, die Wasser, Alkohol oder Zucker als „potenzierte“ Ursubstanzen verwenden, also die typischen Lösungs- und Trägersubstanzen in der Homöopathie. Eigentlich sollten die ja inert sein, aber mit Logik haben die es ja nicht so.

    Die Gwup hat in einer Vielzahl von Beiträgen, maßgeblich über Arbeiten des INH und seiner Protagonist*innen, berichtet, in denen praktisch jeder Einzelaspekt aufgegriffen und detailliert behandelt wird.

    Da fehlt noch das Adjektiv „geduldig“.

    Aktuell kann man den neuen Artikel…

    https://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Übersicht_-_Oft_gehörte_Argumente

    … empfehlen, in dem wirklich /jedes/ Argument der Homöopathievertreter aufgegriffen und mit Links beantwortet wird. Was Neues kommt da ja auch schon lange nicht mehr. Hilfreich in Onlinedebatten.

    Mein Wunsch wäre es ja, die Einträge durchzunumerieren. Dann müsste man im akuten Fall nicht mehr lange argumentieren, sondern könne einfach schreiben: Liebe/r Herr/Frau X –> Nr 11, 64 und 911. Fertig.

    Wunderschön eingesparte Lebenszeit.

  54. @Lisa-Marie:

    Auch für mich. Weil wir bereit sind, täglich hinzulernen zu wollen.

    Sehe ich auch so. Die interessante Fragestellung von „Ich“ hat auch mich dazu veranlasst, zentrale Aspekte der Homöopathie nochmal durchzugehen.

    Herzlichen Dank an alle Beteiligten!

  55. Ja, es war wirklich interessant, vielen Dank an alle Beteiligten.

    Das eigentliche Problem war einmal mehr die Beliebigkeit der Homöopathie. Einerseits ist es maßgebend, welche Wirkung die Ursubstanz hat, andererseits wird mit C30 die Prüfung durchgeführt, das macht alles keinen Sinn.

    Aber hat denn je jemand die Arzneimittelprüfung mit der Ursubstanz durchgeführt bei Vakuum, Mondstrahlen, Uran, Hundekot usw usw?

    Und ist Kochsalz wirklich so gefährlich, wie es die Materia Medica hier andeutet:

    https://www.narayana-verlag.de/materia-medica/Natrium_muriaticum.php ???

  56. @Ich
    Ja, dergleichen HAMP’s (englisch „Provings“) gibt es sogar zahlreich. Ex.Can. habe ich jetzt nicht gesucht, aber wie wäre es mit:

    # Magnetismus?

    Den hat Samuel H. für sein Werk „Reine Arzneimittellehre“ sogar höchstpersönlich geprüft, allerdings noch nicht in globulisierter Form. Er prüft mit „starken“ Magneten und behandelt, homöopathisch korrekt, mit schwächeren :)

    # Mobiltelefon, Magnet, Zeit, Vulkanasche und Meteorit?

    Die irische Homöopathin Nuala Eising ist diesbezüglich sehr rührig. Leseprobe als PDF hier: https://www.narayana-verlag.com/homeopathy/pdf/Provings-volume-1-Nuala-Eising.14343_Content.pdf

    # Mondstrahlen –> http://www.homoeopathischer-notdienst.de/Arzneimittelbild/Luna

    # Uran habe ich gerade nicht auf dem Schirm, aber wie wäre es mit Plutonium? –> https://homoeopathieforschung.de/hausapotheke/plutonium/ Beim englischen Hersteller Helios kann man P236 und P239 übrigens separat und in jeder Potenz kaufen. Bitte mir keine Fragen über das Woher und das Wie stellen :-)

    Und viele viele mehr.

    Ok ok, Prüfungen und Arzneimittelbilder sind nicht dasselbe, seid an dieser Stelle mal großzügig.

  57. @2xhinschauen

    Das wäre jetzt allerdings schon interessant, woher die das Plutonium haben. Schließlich muss es doch immer neu gerührt, nein, geschüttelt (!) werden. Oder irre ich mich?

    (Wer Sarkasmus findet, darf ihn behalten.)

  58. @Carsten Ramsel:

    Darüber hat Dr. Aust mal geschrieben:

    http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=2045

  59. Gibt es auch Urtinkturen mit Nitroglycerin?

    Da wäre ich dann aber ebenfalls vorsichtig mit dem Schütteln.

  60. @dalbert Hichel:

    Gewiss, Glonoinum. Und die scheinen das tatsächlich zu schütteln:

    https://www.globuli.de/einzelmittel/globuli-von-g-bis-i/glonoinum/

  61. @Bernd Harder

    Danke. Diese betriebswirtschaftlichen Dimensionen waren mir neu, obwohl gut nachzuvollziehen.

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