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Der Glaube an das Paranormale: Eine Umfrage der GWUP

| 33 Kommentare

Aufklärung wirkt.

In den vergangenen 20 Jahren ist der Glaube an das Paranormale in fast allen Bereichen deutlich zurückgegangen.

Das zeigt eine repräsentative Umfrage, welche die GWUP bei dem Meinungsforschungsinstitut Kantar (ehemals Emnid) in Auftrag gegeben hat. Im März und April wurden mehr als 2000 Frauen und Männer im Rahmen einer Face-to face-Mehrthemenumfrage von Kantar-MitarbeiterInnen besucht und zu zehn klassischen Skeptiker-Themen befragt:

  • Homöopathie ist ebenso wirksam wie konventionelle Medizin, wenn nicht sogar besser.
  • Mit der Wünschelrute kann man Wasseradern oder Erdstrahlen feststellen.
  • Es gibt Menschen, die hellseherische Fähigkeiten besitzen.
  • Menschliche Charaktereigenschaften werden von der Stellung der Sterne und Planeten bei der Geburt beeinflusst.
  • Die von Elektrogeräten, Handymasten oder Stromleitungen ausgehende Strahlung ist gesundheitsschädlich.
  • Ohne die Erweiterung um alternative Heilverfahren kann die moderne Medizin ihren Patienten nicht wirklich helfen.
  • Es gibt Menschen, die Gegenstände allein mit Gedankenkraft bewegen können.
  • Außerirdische haben die Erde mit Raumschiffen bereits besucht oder besuchen sie noch immer.
  • Spuk ist ein reales, auf Geister zurückgehendes Phänomen.
  • Es gibt Menschen oder Orte, die durch Übertragung besonderer energetischer oder spiritueller Kräfte heilen können.

Bemerkenswert sind die Ergebnisse vor allem im Bereich Homöopathie/alternative Heilverfahren.

Bei einer Emnid-Befragung von 2001 vertraten 76 Prozent der Teilnehmer die Auffassung, dass „nichtschulmedizinische Heilverfahren wie Homöopathie oder Bachblüten-Therapie wirksame Heilmethoden“ seien.

Jetzt sind es nur noch knapp über 30 Prozent. Dass diese Zahl realistisch ist, zeigt auch eine kürzlich veröffentlichte Civey-Umfrage.

Natürlich kommt die Globuli-Lobby selbst auf weitaus höhere Zustimmungswerte – allerdings mit sehr eigenwilligen Fragen und Framings, wie wir öfter berichtet haben (zum Beispiel hier, hier und hier):

Für die GWUP wichtig ist nicht die Frage, wie viele Menschen schon einmal etwas Pseudomedizinisches ausprobiert haben, sondern wie viele tatsächlich von dessen Nutzen überzeugt sind. Und dieser Anteil fällt deutlich geringer aus, wie unsere Umfrage zeigt,

schreibt Skeptiker-Redaktionsleiterin Inge Hüsgen in der neuen Ausgabe (2/2021).

Auch zum Beispiel der Glaube an Ufos ist in den einstelligen Prozentbereich gefallen (von vormals zirka 13 Prozent). Und die 42 Prozent, die noch an Erdstrahlen/Wünschelruten glauben (von ehedem mehr als 60 Prozent), sind überwiegend ältere Menschen. Bei Jüngeren (14-29 Jahre) spielt das Thema eine geringe Rolle (rund 21 Prozent).

Zugenommen hat nur der Glaube an gesundheitsschädliche Auswirkungen von „Strahlen“ und „Elektrosmog“ im Zusammenhang mit Mobilfunk oder Überlandleitungen. Sehr wahrscheinlich ist das auf die massiven Kampagnen von Verschwörungsideologen gegen die 5G-Technologie zurückzuführen, über die wir zum Beispiel hier und hier berichteten.

Verschwörungstheorien und Fake News werden mithin ein Schwerpunktthema der GWUP bleiben.

Eine ausführliche Analyse der Umfrageergebnisse von Dr. Robert Mestel erscheint im Skeptiker 3/2021. Zur aktuellen Pressemitteilung geht es hier.

Zum Weiterlesen:

  • Wer glaubt noch an Paranormales? Eine Umfrage der GWUP, Skeptiker 2/2021
  • Neue Umfrage: Sinkende Zustimmung zu Homöopathie in Pandemie-Zeiten, volksverpetzer am 25. Juni 2021
  • Skeptics in Germany: An Interview with Amardeo Sarma, Skeptical Inquirer am 1. Juni 2021

33 Kommentare

  1. Tolle Entwicklung, wirklich!

    Das heißt: immer weiter machen mit auf- und erklären.

    Klar, ein paar wird es immer geben, die man nie überzeugt kriegt, aber die sind auch nie das Ziel gewesen.

  2. Die Durchdringung von Leben und Gesellschaft mit Smartphones gibt es ja auch noch nicht so lange. Die Wikipedia weiß:

    Die ersten Mobiltelefone mit Smartphone-Funktionen gab es bereits in den späten 1990er Jahren.

    Und iPhones gibt es erst seit 2007. Das dürfte als Erklärung für den Elektrosmog-Hype nach der ersten Umfrage ausreichen.

    Insgesamt aber sehr erfreuliche Ergebnisse, und ich hoffe, dass sie gebührende mediale Verbreitung finden.

    Bei den neuen (im Gegensatz zu den „klassischen“) skeptischen Themen sieht man aber, dass noch genug Arbeit für uns übrig ist.

  3. Zum Thema Framing:
    Die Frage „Homöopathie ist ebenso wirksam wie konventionelle Medizin, wenn nicht sogar besser.“ ist auch nicht besonders gut geeignet um herauszufinden, wie viele Menschen denken, dass Homöopathie wirkt.

    Ich könnte hier durchaus „Nein“ ankreuzen, wenn ich denke, dass Homöopathie toll ist, weil sie fast so gut ist wie andere Medizin, aber dafür keine Nebenwirkungen hat.

    Genauso, wenn ich denke, dass in manchen speziellen Fällen nur Homöopathie wirkt, konventionelle Medizin jedoch nicht.

    Einen gewissen Rückgang wird es aber sicher trotzdem geben. Und offensichtlich fehlt eine weitreichende Aufklärung über das Thema Elektrosmog. :-)

  4. Dass so viele noch an Erdstrahlen glauben war für mich eine echte Überraschung. Hatte damit absolut nicht gerechnet. Elektrosmog ja, aber Erdstrahlen ? Ich dachte, dass diese Annahme etwas aus den Anfängen der 1900 Jahre ist.

  5. Die Entwicklung ist positiv, aber die Zahlen sind immer noch zu hoch. Das beweist, dass die Politik und Presse nicht genug unternehmen.

  6. @nihil jie: Ja, das mit den Erdstrahlen ist ein Problem, aber hier zeigt sich Licht am Ende des Tunnels ab: bei unter 30jährigen ist es bei 21%, in der Gruppe 30 -49 etwa 40% und nur bei den älteren über 50%. Das heißt, wir müssen dran bleiben, aber vor allem bei den älteren. Man könnte sich ausruhen und sagen, in 50 Jahren ist das Problem gelöst, aber ich würde mich nicht daraf verlassen.

  7. @Mauro Venier: leider sind wir nicht so weit, dass die GWUP sich auflösen kann weil das Problem gelöst ist, auch nicht bei der Pseudomedizin :-)

  8. @cero: Wir haben lange überlegt, wie wir die Frage stellen, dass die Befragten konkret darauf antworten, ob die Homöopathie über den Placeboeffekt hinaus wirkt, ohne den Placeboeffekt zu nennen, die viele nicht kennen oder falsch interpretieren. Das war das beste, was uns dabei einfiel. Wenn jemand weiß, wie wir diese Frage besser stellen können, nehmen wir gern Vorschläge für die Zukunft entgegen.

    Viel erstaunlicher für mich ist die niedrige Zustimmung zur Frage, ob die moderne Medizin (überhaupt) um alternative Heilverfahren erweitert werden soll. Die Zustimmung lag bei 35%, also nur wenig über die Zustimmung zur Homöopathie. Das ist eine klare Absage an die sog. „integrative“ Medizin, die auch von vielen an Unis leider weiter betrieben wird und viel mehr beinhaltet als nur die Homöopathie.

  9. Aber jetzt On-Topic ;-)

    In meiner Jugend, war der Glaube an Wünschelruten noch sehr verbreitet, das hat jetzt aber nachgelassen.

    Das bedeutet aber nicht, daß es den Glauben an Esoterik nicht mehr gibt, sondern er wird sogar radikaler.

    Man kann dieses sogar auf eine Metaebene heben: Auch die Religionen verlieren an Zustimmung. Eine Religion ist die Metaebene des vielfältigen Aberglaubens, denn auf dieser (Meta-)Ebene lassen sich viele Strömungen verbinden, aber auch kontrollieren. Je mehr die Amtskirchen an Zustimmung verlieren, umso mehr Zulauf können Sekten erfahren.

    Zum einen können wir uns freuen, daß die Zustimmung zur Esoterik in absoluten Zahlen sinkt, aber umso mehr Sorgen muß man sich um den Rest machen, die noch den meist abstrusen Vorstellungen folgen.

    Leider wird auch durch das Internet die Radikalisierung gefördert, da dort jeder für jeden Mist eine Telegram-Gruppe finden kann.

  10. @Ralf voll geimpft

    Der BILD-Artikel ist substanzarm, vor ein paar Monaten ging die Thematik, allerdings mit anderem Schauplatz schon mal durch die einschlägigen Medien.

    Es gab im Februar einen ARD-Faktencheck dazu, vielleicht hilft der ja weiter.

    https://www.tagesschau.de/faktenfinder/mathe-antirassismus-oregon-usa-101.html

  11. @Armadeo Sarma

    Die Aussage zur Homöopathie ist aus sozialwissenschaftlicher Sicht ordentlich formuliert.

    könnte man über die Wenn-Formulierung streiten, sie ist aber hier angezeigt. Man könnte überlegen, ob eine mehrstufige Lickert-Skala geeignet ist, und man nachträglich die Zustimmungen zusammenfasst.

    Doch bitte beachten Sie, dass Sie 20 Prozent der Befragten nicht interviewen können. 10 Prozent sind zu dumm. Sie verstehen die Frage nicht. 10 Prozent sind zu schlau. Sie fragen, was meinen Sie damit. Müsste man es nicht anders also besser formulieren.

  12. @ 2xhinschauen:

    Bei den neuen (im Gegensatz zu den „klassischen“) skeptischen Themen sieht man aber, dass noch genug Arbeit für uns übrig ist.

    Und das wird ziemlich sicher so bleiben, solange Dinge erfunden werden und Leute sich mit Neuem konfrontiert sehen, das sie u.U. als undurchschaubar oder bedrohlich empfinden oder mit dem sie in irgendeiner Weise überfordert sind.

  13. @gnaddrig
    Schön mal wieder von Dir zu hören. Ich sehe das sogar noch allgemeiner: Es scheint ein menschliches Grundbedürfnis nach einfachen Erklärungen und nach Sinn zu geben. Nur dass die einen auf der Suche danach auf E=mcc stoßen und die anderen darauf, dass die X an allem schuld sind. Wenn These 1 an Zug- und Erklärungskraft verliert (etwa „Gott“ und „Teufel“), kommt halt irgendwas anderes (etwa Gurus und Eliten). Das Bedürfnis als solches geht ja nicht weg.

    Und da man ja trotz erheblich verbesserter Bevölkerungsgesundheit die Ärzte und trotz brauchbar kontrollierter Kriminalität die Polizei nicht abschafft, haben auch wir Skeptiker einen langfristig sicheren Job.

    Der natürlich mehr Spaß macht, wenn man Zahlen wie aus dieser Umfrage bekommt. Eine aktualisierte Umfrage müsste sich jetzt halt mit den neueren bzw. aktualisierten Mythen befassen – Identität, Impfgegnerei, Eliten usw.

  14. @ 2xhinschauen:

    „Es scheint ein menschliches Grundbedürfnis nach einfachen Erklärungen und nach Sinn zu geben.“

    Dann verletzten Homöopathen solche Grundbedürfnisse. Die Homöopathie hat einen eher komplexen Erklärungs-Überbau und Sinn macht sie gar nicht ;-)

  15. @Amardeo Sarma

    Also statistisch gesehen schwindet der Glaube an Erdstrahlen. Das gefällt mir. Was mir allerdings nicht gefällt ist, dass ich zu der „nur bei den älteren“-Gruppe gehöre *gg Da fühlt man sich gleich ein wenig entbehrlich ;)

  16. Schon schlimm mit den UFOs:

    https://www.spiegel.de/wissenschaft/ufo-akten-des-pentagon-russen-chinesen-aliens-wer-oder-was-fordert-uns-da-heraus-a-fdd79e53-0002-0001-0000-000178073194

    Focus und nun auch der Spiegel – das amerikanische Militär am Ende bleibt nur noch Deutschland bei 6%.
    Übrigens die UFOs heißen jetzt UAPs,

  17. @Gast:

    Was soll denn daran schlimm sein?

    Der entscheidende Punkt ist, dass es hier um zwei grundverschiedene Dinge geht:

    Der unbedingte Glaube von Ufo-Enthusiasten an die sogenante ETH (extraterrestrial hypothesis), der seit Jahren und zu Recht rückläufig ist.

    Und die seriöse Erforschung von UAP, bei der die Hypothese „ETH“ nur eine von vielen ist – und nicht mal die wahrscheinlichste.

  18. Das war nur ironisch gemeint schlimm. Ich sehe halt bei diesem Thema einen großen Nachholbedarf an Wissen – bei uns allen, ganz besonders aber bei der GWUP. Morgen im Spiegel gibt es dazu auch noch was zum Lesen. Mich wundert nur, dass nach sehr langer Zeit wieder darüber so groß berichtet wird. Sonst galt doch das ganze Themengebiet als sehr unseriös? Bekanntlich kann man schon mit einfachen käuflichen Drohnen großen Schaden anrichten. Da ich nicht weiß wer diese Dinger steuert, halte ich nicht nur die üblichen Verdächtigen für möglich – also warum nicht andere Wesen? Brauchen die eine Sondergenehmigung ihrer Existenz von der GWUP?

  19. @Gast:

    Ich habe den Spiegel-Artikel schon gelesen – das Geld kann man sich sparen.

    Wir werden sehr wahrscheinlich morgen oder übermorgen ebenfalls in den Berichterstattung darüber einsteigen.

    Brauchen die eine Sondergenehmigung ihrer Existenz von der GWUP?

    Selbstverständlich – schließlich liegt unser Zentrum in Roswell, äh, Roßdorf.

  20. OK, warten wir ab, was Sie dazu Neues haben. Aber ich glaube GWUP bleibt GWUP – also bleibt es bei den bisherigen Erklärungen.

  21. @Gast:

    also bleibt es bei den bisherigen Erklärungen.

    Und möglicherweise sind das sogar die richtigen …

  22. Was bedeutet UAP?

  23. @ Bernd Harder:

    Wahrheit ist langweilig. Sie wiederholt sich ständig.

  24. Der Gast verwechselt wohl möglich und wahrscheinlich.

    Selbstverständlich ist es möglich, dass es extraterristisches, intelligentes, weltraumbereisendes Leben gibt. Aufgrund unserer physikalischen Kenntnisse ist es jedoch ziemlich unwahrscheinlich, dass diese Lebewesen bei uns vorbeischauen.

  25. Persönlich sehe ich weder seitens UFO Gläubigen noch GWUP eine physikalisch fundierte Auseinandersetzung mit den Thema. Wenn man sich mal durch die Blog-Beiträge klickt, ist da nicht festzustellen, dass in Rahmen von Allgemeiner Relativitätstheorie oder einer Quantenfeldtheorie argumentiert wird.
    Was notwendig wäre, wäre eine Auseinandersetzung mit den (bekannten) Lösungen der Einsteinschen Feldgleichungen, die Metriken sind (:= metrische Tensoren, per Konvention in der Physik also nicht die Standard-Definition aus der Mathematik als Distanzfunktion) z.B. die Alcubierre Metrik, welche Raumzeiten beschrieben in denen potentiell Überlichtschnelle Bewegung ermöglicht wird und wieso diese ggf. nicht physikalisch realisiert sind.
    Der Herr Hümmler wird als Physiker sicherlich zumindest ein Pflichtmodul in General Relativity absolviert haben müssen, da kann er sich ggf. die Zeit nehmen, die in diese Zusammenhang interessanten Metriken mal durchzugehen.

  26. @ZerO:

    Das ist auch nicht die Aufgabe der GWUP.

  27. Gemäß dem „Über uns“ Statement

    „Die GWUP hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese zu beantworten. Dies tun wir mit wissenschaftlichen Methoden und auf der Grundlage des aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstandes.“

    aus meiner Sicht impliziert dies, eine Aufklärung aus Sicht wissenschaftlicher Theorien. Der gegenwärtige wissenschaftliche Stand muss ja dargestellt werden. Gemäß diesen Selbstverständnis ergibt sich durchaus eine Pflicht, basierend auf physikalischen Theorien zu argumentieren, bzw. zumindest auf diese zu verweisen – mit mehr als nur dem sehr allgemein gehaltenen „gemäß physikalischen Kenntnisstand“/ „gemäß physikalischer Theorien“. Da können auch ruhig mal wiki, arxiv oder peer reviewed Artikel verlinkt werden.

  28. @ZerO:

    Kann man so sehen – muss man aber nicht.

    Der „gegenwärtige wissenschaftliche Stand“ der pysikalischen Möglichkeiten interstellarer Raumfahrt tangiert das, was bei Ufo-Gläubigen diskutiert wird und worum es bei aktuellen Ufo-Fällen geht, ja allenfalls am Rande.

    Das sind eher quasi-religiöse und wahrnehmungspsychologische Phänomene.

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