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Video: Holocaust-Vergleiche von Impfgegnern – Anwalt Jun sieht Klärungsbedarf seitens der Justiz

| 11 Kommentare

In seinem neuen Video nimmt Anwalt Jun Bezug auf die aktuelle Entscheidung der Würzburger Staatsanwaltschaft, einen Demo-Redner nicht zu belangen, der die Corona-Impfung mit dem Holocaust verglichen hatte.

In Würzburg entschied die Staatsanwaltschaft, dass keine Bagatellisierung vorlag, weil jemand ja die Impfung als ähnlich schlimm ansieht wie der Holocaust. Ja, so kann man argumentieren. Muss man aber nicht,

erklärt Jun.

Dem Vergleich liegt eine objektive Verharmlosung zu Grunde, die zwar vom Redner nicht intendiert gewesen sein muss, aber gleichwohl zu einer Bedeutungsverschiebung führt […] Es lohnt sich durchaus, diese Frage weiter in der Justiz voranzutreiben, man könnte also die Entscheidung an die Generalstaatsanwaltschaft bringen oder mit anderen Mitteln eine Klage erzwingen und die Frage juristisch weiter klären.

Zum Weiterlesen:

  • Infektionsschutzgesetz: Gewalt und Judensterne – Impfgegner und Verschwörungsgläubige radikalisieren sich weiter, GWUP-Blog am 17. November 2020
  • „Widerwärtiger Tabubruch“: NS-Vergleiche während Corona, BR am 23. Mai 2020
  • Anwalt Jun über die Holocaust-Vergleiche der „Querdenker“, GWUP-Blog am 12. Dezember 2020
  • Nein, „Jana aus Kassel“ ist weder labil noch naiv, GWUP-Blog am 23. November 2020
  • Videos: „Dumme Nazi-Vergleiche“ – Walulis und MrWissen2go über „Jana aus Kassel“, GWUP-Blog am 24. November 2020
  • Leider noch was zu Arvay, Relativer Quantenquark am 19. April 2021
  • Interview mit Chan-jo Jun: „Wir wollten nicht länger zuschauen“, Skeptiker 1/2021

11 Kommentare

  1. “ Es lohnt sich durchaus, diese Frage weiter in der Justiz voranzutreiben“

    Es lohnt sich? Es muß getan werden!

    Ist denn gegen den Tütenmann schon Anzeige gestellt worden?

  2. War nicht für Gauland ein Vogelschiss auch so schlimm wie der Nationalsozialismus?

  3. @ Joseph Kuhn

    Und Gauland hat sich impfen lassen. D.h., die Impfung ist ein Vogelschiss. Oder so.

  4. Immer wieder interessant, was Staatsanwaltschaften so entscheiden, nicht zu verfolgen, anstatt ordentlich zu ermitteln und die Entscheidung einem Gericht zu überlassen!

    Auch aufgefallen ist mir, daß Jun konsequent (naja, zweimal) von vier Millionen jüdischen Opfern des Holocaust spricht. Muß man sich in juristischem Zusammenhang in D wirklich auf die Zahl der in Yad Vashem dokumentierten Namen beschränken statt auf realistische Gesamtzahlen zu rekurrieren?

    @Joseph Kuhn:

    Nazivergleiche sind nur strafbar, wenn sie dazu dienen, den oder die Verglichenen zu beleidigen. Ich dürfte also nicht sagen, daß Gauland ein Nazi sei, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Daß Gauland den Nationalsozialismus als Vogelschiß wertet, ist solange vor dem Gesetz ok, wie er nicht ausdrücklich den Holocaust mitmeint und damit den öffentlichen Frieden gefährdet.

  5. Heute erste Impfung… und ich lebe noch :-)

    Impfgegner werden es schwer haben aus dem einfachen Grund, daß viele sich werden impfen lassen und auch viele keinerlei Komplikationen haben. Familienmitglieder, Kollegen, Freunde und Bekannte werden sich impfen lassen und den Gegnern werden die „Argumente“ ausgehen.

    Wenn sich nur recht wenige impfen lassen und das auch an verschiedenen Zeiten, dann ist es leichter Impflügen aufrechtzuerhalten.

    In einem „Corona-Leugner-Blog“ war eine Kommentatorin erstaunt, warum nichts passiert ist, obwohl sich einige aus ihrer Familie impfen haben lassen.

  6. Ziel der neuen Rechten, Nazis, Reichsbürger,einiger Querdenker ist es ja, den Kompass zu verschieben. Äußerungen, die vor 10 Jahren unsagbar gewesen sind, haben sich ja bereits in Richtung Mitte/Normalität verschoben. Genau das wollen die AfD und andere.

    Es ist kein Zufall, sondern Strategie. Trump tägliche Angriffe auf die Institutionen der Demokratie (Presse, Justiz) haben ja schon bisschen abgestumpft. Täglich Lügenpresse und Fake News usw zu hören, verschiebt das Sagbare/Unsagbare. Wehret den Anfängen. Holocaustverharmlosung ist der feuchte Traum aller Rechtsradikalen.

    Das ist wie gesagt kein Zufall.

  7. @ pederm:

    Ob man sich auf die in Yad Vashem dokumentierten vier Millionen beschränken muss, weiß ich nicht. Aber diese vier Millionen sind eben eine gesicherte Zahl. Da die dokumentiert sind, können es nicht weniger sein. Und ob da jetzt von vier, fünf oder sechs Millionen Opfern gesprochen wird, macht für die Tragweite des Holocaust wohl wenig Unterschied. Vier Millionen sind reichlich genug, dass es da keine Bagatellisierung geben kann.

    Man könnte höchstens einwenden, dass die über die dokumentierten vier Millionen hinausgehenden Fälle (die es ja ziemlich sicher gab – Yad Vashem hat ganz bestimmt nicht jeden einzelnen Fall auf der Liste) unter den Tisch fallen. Das würde ich umgehen, indem ich von „mindestens vier Millionen“ spreche, dann sind die auf jeden Fall inbegriffen, ohne dass irgendjemand von Übertreibung oder Sensationalismus sprechen kann.

  8. @gnaddrig

    Ja, schon klar. Ich wollte nicht die unsägliche Debatte um Opferzahlen anfangen.

    Mir war nur sehr unangenehm aufgefallen, daß Jun statt von den allgemein konsensualen sechs Millionen von vier Millionen spricht (ohne sich im Übrigen explizit auf Yad Vashem zu beziehen). Ich empfinde das schon als einen Rückzug (von der Wahrheit auf aktenmäßig sicheres Terrain), den ich so von vernünftigen Menschen noch nicht gehört hatte.

    Meine Frage „Muß man sich in juristischem Zusammenhang in D wirklich auf die Zahl der in Yad Vashem dokumentierten Namen beschränken statt auf realistische Gesamtzahlen zu rekurrieren?“ war deshalb auch nur halb rhetorisch (wenn mir der sprachlich-logische Fauxpas gestattet sei).

  9. @Titus

    Es ist weitaus beunruhigender als das, was Sie beschreiben. Es werden Parallelwelten geschaffen, alternative Realitäten, in denen – so scheint es mir – alles Kopf steht, alles verdreht wird, mit dem Ziel die liberale Demokratie von innen zu zersetzen, langsam zu vergiften und den politischen Gegner mit unfassbaren Lügen zu diskreditieren. Qanon zielte genau darauf ab.

    Die Neonazi-Gruppen, die beim Sturm auf das Kapitol dabei waren und die Aktion weitgehend koordiniert haben, wussten sicher genau, was sie taten. Vielen andere jedoch waren wirklich davon überzeugt, dass sie ihren Teil zur Rettung der Demokratie beitrugen. Das ist eine völlig neue Dimension.

    Monatelang wurden sie mit Roger Stone’s Geschäftsidee ‚Stop the steal‘ aufgehetzt. Sie alle waren der ‚Big lie‘ aufgesessen, d.h. es werden nicht nur neue Antidemokraten rekrutiert, mit Hilfe einer raffinierten Propaganda-Maschinerie werden heute Geschichten erzählt, die Demokraten und ganz normale gesetzestreue Bürger dazu veranlassen ein Teil der Zersetzung des demokratischen Systems zu werden, ohne es zu bemerken.

    Ähnliches spielt sich hier bei uns nun auch seit einiger Zeit ab. Wenn man die Lügengeschichten vom bösen Bill Gates und der Corona-Diktatur glaubt, dann greift man eben zum Mikrofon und vergleicht sich mit Sophie Scholl. Man verschanzt sich in Echokammern und wird täglich mit Fake-News und ‚alternativen Fakten‘ zugemüllt. Pure Gehirnwäsche.

    Die AfD spuckt schon seit Jahren ähnliche Töne. Die ‚Merkel-Diktatur‘ soll beseitigt werden, während Höcke vom völkischen Nationalismus träumt und als Seele der Partei gehandelt wird.

  10. „Irre Parallelen zu heute:
    Impfgegner und Co.: Das Seuchen-Drama von Köln im Jahr 1870
    Querdenker“ und Impfgegner auch 1870/71 in Köln
    Die Kölner zeigen gegenüber der Seuche und dem Impfgebot eine „unverantwortliche Gleichgültigkeit“.

    https://www.express.de/koeln/irre-parallelen-zu-heute-impfgegner-und-co—das-seuchen-drama-von-koeln-im-jahr-1870-38348336

  11. Bürgerrechte in der Coronakrise

    Es zeigt sich, dass nur drei Prozent der Weltbevölkerung in Ländern leben, in denen alle Menschen ihre Zivilrechte ausleben können. Deutschland gehört dazu.

    https://www.spiegel.de/ausland/coronakrise-wie-regierungen-weltweit-in-pandemie-zivilrechte-einschraenken-a-b21dc6f9-4186-4c70-8851-1963475ab0cd

    Wir können unsere Zivilrechte während der Pandemie ausleben. Davon sind Coronaleugner und Maßnahmekritiker aber nicht überzeugt, die in Deutschland seit Monaten das Ende der Demokratie und den Beginn einer Diktatur sehen.

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