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Im neuen SKEPTIKER 1/2021: Fukushima-Mythen

| 61 Kommentare

Heute, am 11. März 2021, jährt sich zum zehnten Mal ein Unglück, das die Welt erschütterte: Der Reaktorunfall von Fukushima, verursacht durch einen verheerenden Tsunami nach einem Erdbeben, gilt in der deutschen Öffentlichkeit als Jahrhundertkatastrophe mit unzähligen Toten und erhöhten Krebsraten in der Region.

Vergessen wird dabei, dass die Todesopfer auf die Überflutung und die anschließenden Evakuierungsmaßnahmen zurückgehen.

Im neuen SKEPTIKER 1/2021 werfen Amardeo Sarma und Dr. Anna Veronika Wendland einen genaueren Blick auf die Falschbehauptungen über Fukushima und stellen ihnen die Fakten entgegen.

Gewiss, es war eine Katastrophe, was sich vor zehn Jahren in Japan ereignete. Die Rede ist vom größten Erdbeben seit Beginn der historischen Aufzeichnungen, „mit dem nachfolgenden Tsunami kostete es zwischen 15 000 und 20 000 Menschenleben“, schreiben die AutorInnen. Eine halbe Million Menschen mussten flüchten, viele lebten in Notunterkünften unter schwierigen Bedingungen. Posttraumatische Belastungsstörungen und eine erhöhte Suizidrate waren die Folge, hinzu kommt die soziale Stigmatisierung der Evakuierten.

Und die Reaktorkatstrophe? Dazu Sarma und Wendland:

Bis heute gibt es eine gerichtlich als Arbeitserkrankung anerkannte Krebserkrankung mit Todesfolge, die aber vermutlich nicht auf den Unfall selbst zurückgeht. (GRS 2016, 28, 39-40; 50-61)

Weiter:

Das United Nations Scientific Committee on the Effects of Atomic Radiation (UNSCEAR) schätzte die erwartbare Anzahl vorzeitiger Todesfälle durch Krebserkrankungen unter den Atomarbeitern als so klein ein, dass sie statistisch nicht ins Gewicht falle; unter der zeitig evakuierten Zivilbevölkerung seien keine Opfer zu erwarten.

Der Atomunfall selbst hat also keine direkten Todesopfer gefordert.

Auch Befürchtungen über steigende Krebsraten nach dem Unfall haben sich zum Glück nicht bestätigt. Dazu zitieren die AutorInnen die WHO:

Außerhalb der von der Strahlung betroffenen geografischen Gebiete, selbst in Gegenden innerhalb der Fukushima-Präfektur, bleiben die Risiken gering, und wir erwarten keine beobachtbare Erhöhung der Krebsinzidenz oberhalbder der natürlichen Grundlinie. (WHO: Health risk assessment from the nuclear accident after the 2011 Great East Japan Earthquake and Tsunami based on a preliminary dose estimation, 2013, ISBN 978 92 4 150513 0).

Weiter greift der Beitrag die Debatte um das radioaktiv belastete Wasser in den Tanks der Kraftwerksruine auf. Während Experten eine Ableitung ins Meer empfehlen, befürchten Fischer in der Region Einkommenseinbußen, wenn ihre Fische als „verstrahlt“ gelten.

Doch wie begründet ist diese Sorge wirklich? Legt man die aktuellen Grenzwerte zugrunde, so

dürfte man in Australien Wasser mit der Fukushima-Konzentration von Tritium als Trinkwasser anbieten. Im Meer würde das Wasser innerhalb kürzester Zeit milliardenfach verdünnt und stellt somit weder für Fische noch für das Ökosystem eine Gefahr dar.

Das Fazit von Amardeo Sarma und Anna Veronika Wendland fällt denn auch differenziert aus:

Wir ordnen den Fukushima-Unfall als einen schweren Industrieunfall ein, dessen tatsächliche Folgen jedoch vor dem Hintergrund der gravierenderen Zerstörungen und Opferzahlen der Naturkatastrophe verblassen. „Fukushima“ war nicht die Weltkatastrophe, für die es in Deutschland gehalten wird. Aber Tohoku war eine der schwersten nationalen Katastrophen der jüngeren Geschichte für Japan.

Zum Weiterlesen:

  • Mit Atomkraftwerkchen von Bill Gates das Klima retten? Schön wär’s, Zeit-Online am 11. März 2021
  • Die Renaissance der Kernkraft in Europa, SWR2 am 11. März 2021
  • Mini-Atomreaktoren: Feiert die Kernkraft ein Comeback? BR am 10. März 2021
  • Zurück zur Atomkraft? Was dann? tagesschau am 11. März 2021
  • Deshalb gibt es (k)eine Renaissance der Atomkraft, FAZ am 11. März 2021
  • Sollten wir wieder Kernkraftwerke bauen? Welt-Online am 8. März 2021
  • Strahlendes Comeback: Rettet Atomkraft das Klima? ZDF am 17. März 2021

Autor: Inge Hüsgen

Redaktionsleiterin Skeptiker - Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken

61 Kommentare

  1. „Zehntausende Tote – Grüne rudern nach falscher Behauptung über Fukushima zurück“:

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article228082095/Gruene-rudern-nach-Falschmeldung-zu-Fukushima-zurueck.html

  2. „….Während Experten eine Ableitung ins Meer empfehlen, befürchten Fischer in der Region Einkommenseinbußen…“

    Mit dem Satz habe ich ein Problem.

    Es gibt sicher auch „Experten“, die eben nicht die Ableitung ins Meer empfehlen. Diese Gegenüberstellung von Experten und Fischern halte ich in dieser Art für nicht ganz seriös.

    Der Schaden bei einer Einleitung mag vernachlässigbar gering sein. Nur bin ich der Meinung, wir Menschen sollten aus dem Alter raus sein, in dem man seinen Müll im Meer versenkt.

    Und: Wenn es gerechtfertigt erscheint, das Wasser ins Meer zu leiten, dann muss man auch darüber nachdenken, welchen starkt verdünnen Müll man sonst noch verklappen könnte. Das wäre nur folgerichtig.

  3. @Ich
    Das ist alles eine Frage der Verdünnung, denn eine geringe Radioaktivität ist in der Natur normal… Plastik (auch verdünnt – Stichwort: Mikroplastik) nicht und das ist der Unterschied.

  4. @Ralf
    Das ist mir klar, und für mich nicht entscheidend.

    Die zentrale Frage ist: Wollen wir Menschen immer noch unseren Müll im Meer entsorgen?
    Und wenn ja, warum nur radioaktive Materialien? Es gibt bestimmt noch genügend Chemiemüll, den man ausreichend verdünnen kann.

  5. Harakiri?

    Die sicherste Methode, die der GWUP eingefallen ist, öffentlichen Selbstmord zu begehen?

    Die Opfer von Fukushima zu verhöhnen – wie viele Menschen haben Ihre Heimat verloren? – ist unverzeihlich!

  6. Das ist kein Müll. Tritium kommt auch ganz natürlich im Meer vor. Dieses Abwasser geht in Australien noch als Trinkwasser durch, was den Tritiumgehalt angeht, die Grafik ist im Artikel.

  7. @Renate:

    Gelesen?

    Eine halbe Million Menschen mussten flüchten, viele lebten in Notunterkünften unter schwierigen Bedingungen. Posttraumatische Belastungsstörungen und eine erhöhte Suizidrate waren die Folge, hinzu kommt die soziale Stigmatisierung der Evakuierten.

  8. @Sleepy Joe

    Es ist nur meine eigene Definition, aber Müll sind für mich die Stoffe, für die man keine Verwendung mehr hat und die man entsorgen möchte. Daher passt das Wasser für mich in die Kategorie „Müll“.

    Was hat man denn für Argumente FÜR die Entsorgung ins Meer? Außer Kosten fällt mir nichts dazu ein.

    Die Unschädlichkeit ist ja kein Argument FÜR die Entsorgung ins Meer, sondern eben keines DAGEGEN.

    Ich wiederhole mich:

    Die zentrale Frage ist: Wollen wir Menschen immer noch unseren Müll im Meer entsorgen?
    Und wenn ja, warum nur radioaktive Materialien? Es gibt bestimmt noch genügend Chemiemüll, den man ausreichend verdünnen kann.

  9. @ Bernd Harder

    ja, gelesen

    dass die Evakuierungen auf den schweren Reaktorunfall zurückzuführen sind, wird glatt verschwiegen, zusammengefaßt: ist doch gar nichts passiert im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi!

    das mit Tritium belastete Wasser hat Trinkwasserqalität

    Amardeo Sarma und Anna Veronika Wendland: „Wir ordnen den Fukushima-Unfall als einen schweren Industrieunfall ein, dessen tatsächliche Folgen jedoch vor dem Hintergrund der gravierenderen Zerstörungen und Opferzahlen der Naturkatastrophe verblassen …“

    ist das etwas anderes als „Harakiri“ der GWUP?

  10. @ Renate

    „Harakiri“ ist es nur in den Augen der „Atom-ist-das-Böse-Fraktion“. Aber dort gilt die GWUP ohnehin schon seit einiger Zeit als Büttel der Atomstrom-Mafia. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesem Thema ist dort offensichtlich tabu. Und mit einer bewussten Fehlinterpretation der Opfer in Fukushima wird dort nach wie vor Stimmung gegen Atomkraft gemacht.

    Ich sehe keinerlei Verhöhnung der Opfer, das schafft man nur mit einer sehr selektiven Wahrnehmung. Im Artikel wird lediglich darauf hingewiesen, dass die Anzahl der Opfer durch die Naturkatastrophe um viele Größenordnungen höher war.

    Ich wage zu behaupten, dass den Grünen die über 15.000 Toten nach 10 Jahren kaum eine Erwähnung wert wären, wenn es dort kein Atomkraftwerk gegeben hätte, das zu Schaden gekommen wäre.

  11. @ Renate

    Hier wird eben nichts verschwiegen. Hier werden Argumente aufgezählt. Sie haben bemerkt, dass das was Sie kritisieren das Fazit aus einem Bericht im aktuellen „Skeptiker“ ist?

    Es wurden viele Tausende Menschen evakuiert, die 10.000 Toten würden gerne tauschen…

  12. Zunächst mal hat der Mehrfach-Störfall von Fukushima Daiichi den
    Super-Mythos von der „Sicherheit der Atomkraftwerke“ zum absolutest-denkbaren Nichts verdampft.

  13. Zu Beginn: Wer sich ausführlicher über den Hergang des Reaktorunfalls von Fukushima informieren möchte findet hier eine wesentlich ausführlichere Version des Skeptiker-Artikels.

    Viele der angesprochenen Punkte wurden im Skeptiker-Artikel behandelt.

    Wir sollten wissen, dass es nichts absolut Sicheres gibt, was aber eine Binsenwahrheit und kein Super-Mythos sein sollte. Im Artikel greifen wir auf Statistiken von Our World in Data zurück. Da sieht man, dass die Sicherheit von Kernenergie mit der Sicherheit von Solar und Wind vergleichbar ist, genauso wie in Sachen Emissionen. Es kommt immer auf den Vergleich der Vor- und Nachteile jeder Form von Energiegewinnung an.

    Die Reaktoren hielten zwar dem Erdbeben, nicht aber dem Tsunami stand. Der Grund war, dass erforderliche Sicherheitsmaßnahmen, wie sie in Europa und Amerika üblich sind, nicht eingehalten worden sind. Mit solchen Sicherheitsstandards wäre es in Fukushima höchstwahrscheinlich nicht zum Reaktorunfall gekommen. Deshalb ist dieser Unfall auch nicht auf Europa oder Amerika übertragbar.

    Wer sich die Fakten anschaut, wird erkennen, dass der Reaktorunfall, wie wir im Skeptiker schreiben, einen schweren Industrieunfall darstellt, nicht aber die Weltkatastrophe, für die sie hier gehalten wird. Deutschland ist ein Sonderfall im Umgang mit diesem Phänomen, eine Anomalie im globalen Kontext.

    Genau das schreibt Axel Bojanowski treffend in der Welt, und Ludger Weß schreibt etwas überspitzt über die 20.000 Strahlentote in Deutschland bei Salonkolumnisten.

    Die Tatsächliche Verhöhnung findet alljährlich in Deutschland statt, wo kaum ein Medium über die schwerste Katastrophe in Japan – mit den fast 20.000 Todesopfern des Erdbebens und des Tsunami – berichtet. Stattdessen instrumentalisieren Politik und Medien „Fukushima“ alljährlich und überwiegend zur Legitimierung des Atomausstiegs.

    Zur Evakuierung erläutern wir, dass wir den Behörden in Japan keinen Vorwurf machen: Sie „[konnten] im März 2011 nicht anders entscheiden: Es ist ja gerade das Merkmal einer akuten Krise, dass Entscheidungen unter Ungewissheit, Informationsmangel und Handlungsdruck gefällt werden müssen.

    Gleichzeit sollten wir Lehren für die Zukunft ziehen und Evakuierungspläne für Unfälle in der Zukunft vor allem wegen der bisher übertriebenen Strahlungsangst revidieren.

    So kommt Studienreihe – sogar unter Einbeziehung des umstrittenen linear-no-threshold Modells – zum Schluss: Zwischen 1986 und 1990 wurden zwischen 5- und 10-mal mehr Menschen aus dem Gebiet von Tschernobyl umgesiedelt als nötig, und die Autoren finden es schwer zu rechtfertigen, dass überhaupt aus Gründen des Strahlenschutzes Evakuierungen aus Fukushima Daiichi stattgefunden haben.

    Im ausführlichen Artikel gibt es ein Schaubild, das zeigt, dass der deutsche Ausstieg aus der Kernenergie – nach einer Publikation von Kharecha und Sato – mehr Todesfälle verursachen wird (über 20.000) als das Erdbeben und der Tsunami (16.000 – 18.000) von Tohoku. Man merke: Wir zählen dabei 10 Jahre nach dem Reaktorunfall einen umstrittenen Todesfall aufgrund der Strahlung.

    Deshalb kommen wir zu unserer Schlussbemerkung: Regierungen und Behörden sind jedoch gut beraten, ihre Entscheidungen wissenschaftsorientiert und faktenbasiert zu treffen und sich nicht nach populären Erzählungen oder gar populistischen Strömungen zu richten. Und selbst unter Zugrundelegung ethischer Maßstäbe versäumte man es, die Folgen des Atomausstiegs für die deutschen Klimaziele und unsere Gesundheit zu bewerten.

  14. @ Amardeo Sarma:

    Ich zitiere hier mal „die“ zentrale, populäre Erzählung, hinter dem Super-Mythos von der „Sicherheit der Atomkraftwerke“

    „Es muss festgestellt werden, daß alle auf der ganzen Welt bis jetzt gebauten, bzw im Bau befindlichen Kernkraftwerke ein so hohes Maß an Sicherheit erreicht haben, daß die Wahrscheinlichkeit für einen Schaden, der für die Umgebung eine wie auch immer geartete Gefährdung bedeutet, als sehr gering bezeichnet werden kann.
    (…)
    Der Technische Überwachungsverein hat einmal ausgerechnet, daß die Eintrittswahrscheinlichkeit für den sogenannten „Größten anzunehmenden Unfall“ (GAU), das heißt eines hypothetischen Unfallablaufs, für den jede Kernkraftanlage ausgelegt ist, 1:100 000 pro Jahr beträgt.
    Mit anderen Worten: Hätte der bekannte König Cheops aus der der 4.altägyptischen Dynastie statt der von ihm errichteten Pyramide 20 große Kernkraftwerke gebaut und diese wären bis heute in Betrieb gewesen, dann müßte man damit rechnen, daß sich seither ein solcher Unfall hätte ereignen können. Die Auswirkungen dieses Unfalls wären überdies so gewesen, dass jedermann am Kraftwerkszaun tagaus tagein hätte zuschauen können, ohne dabei mehr als die zulässige Strahlendosis zu empfangen.
    Nimmt man an, dass sämtliche Sicherheitseinrichtungen des Kernkraftwerks nicht funktioniert hätten, dann wäre dies mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:1Mrd pro Jahr passiert.
    Dass bedeutet, dass die Vormenschenaffen im Alt-Tertiär vor 50 Millionen Jahren besagte 20 Kernkraftwerke hätten bauen und seither betreiben müssen, dann hätte man einen solchen Unfall vielleicht einmal registrieren können.“

    (Quelle: „Zum bessern Verständnis der Kernenergie“ 66 Fragen 66 Antworten. Herausgeber HEW, NOK, ((seinerzeit Betreiber der Atomkraftwerke Unterweser; Brockdorf; Brunsbüttel; Krümmel)) Antwort auf Frage 42: „Sind Kernkraftwerke sicher“ )

    Man beachte hier dass die Autoren dieser offiziellen Aufklärungs-Schrift hier ausdrücklich von
    „allen auf der ganzen Welt bis jetzt gebauten, bzw im Bau befindlichen Kernkraftwerken “ schreiben.

  15. @ Bernd Harder (13. März 2021 um 10:48)

    ich hatte tatsächlich etwas nicht gelesen, nämlich die Rubrik unter dem eigentlichen Artikel: „Zum Weiterlesen“

    Das habe ich nachgeholt. Das Bild der GWUP, das sich dabei ergab, habe ich mit google überprüft, Suchworte: GWUP, Kernkraft, Lobbyismus

    Probieren Sie es selber: die GWUP entpuppt sich als Lobbyorganisation für Kernenergie. Da wundert mich der Artikel über Fukushima nicht mehr.

    Trotzdem bleibe ich bei meiner Einschätzung, dass der Fukushima-Artikel „Harakiri“ ist: niemals wird es der GWUP gelingen, in der breiten Öffentlichkeit Akzeptanz für die radikale Pro-Kernenergie-Position Amardeo Sarmas zu gewinnen.

  16. „Deshalb ist dieser Unfall auch nicht auf Europa oder Amerika übertragbar!“

    Auch nicht, wenn bei den Sicherheitsstandards gepfuscht wird?

    Man hört ja immer wieder auch in Europa, gelegentlich sogar in Deutschland, dass gepfuscht wird.

  17. Streitkultur im Deutschlandfunk

    Sendung vom 13.03.2021

    Brauchen wir Kernenergie im Kampf gegen den Klimawandel? AV Wendland vs. HJ Fell

    https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2021/03/13/brauchen_wir_kernenergie_im_kampf_gegen_den_klimawandel_av_dlf_20210313_1705_6e0d4b07.mp3

  18. @Renate:

    Ich habe es „probiert“:

    Kein einziger der Links bei „Zum Weiterlesen“ ist „Lobbyismus“ für Kernkraft, sondern sachliche Darstellungen der aktuellen weltweiten Situation, bis auf den „Pro“-Standpunkt von Axel Bojanowski beim „Pro und Contra“-Beitrag in der Welt.

    Trotzdem bleibe ich bei meiner Einschätzung, dass der Fukushima-Artikel „Harakiri“ ist: niemals wird es der GWUP gelingen, in der breiten Öffentlichkeit Akzeptanz für die radikale Pro-Kernenergie-Position Amardeo Sarmas zu gewinnen.

    Ihren mehrfachen Widerspruch bemerken Sie nicht mal, oder?

    – Amardeo Sarma hat keine „radikale Pro-Kernenergie-Position“:

    Die Welt ist nicht einfach, und es gibt keine Patentlösung für komplexe Probleme. Deshalb geht es mir auch nicht darum, zu behaupten, dass etwa Kernkraft und Gas allein die Lösung wären. In einer komplexen Welt brauchen wir eine differenzierte Antwort auf die Herausforderung Klima und dürfen dabei die ebenso wichtige Herausforderung Ernährung nicht vergessen.

    – „Die GWUP“ ist eine 2000-Mitglieder-Organisation und nicht dazu da, um „Akzeptanz“ für die angebliche „Position“ eines einzelnen Mitglieds „zu gewinnen“.

    – Wenn irgendetwas irgendjemandem „nicht gelingt“, hat das nichts mit „Harakiri“ zu tun – vielleicht googlen Sie mal, was dieses Wort bedeutet.

    – „die GWUP entpuppt sich als Lobbyorganisation für Kernenergie.“

    Auch hier bitte mal informieren, was „Lobbyismus“ bedeutet. Das Wort ist hier genauso unpassend, wie der GWUP z.B. „Pharma-Lobbyismus“ vorzuwerfen.

  19. @ Bernd Harder

    Sie haben mich nicht davon überzeugt, dass Sie, Amardeo Sarma, und die GWUP sachlich über Kernenergie informieren.

    Sie müssen mich nicht belehren – ich muss nicht „googeln“, was „Harakiri“ bedeutet – „Seppuku“ – wir können aber auch gerne schlicht sagen:

    Es ist PR-Selbstmord der GWUP, auf Kosten der Opfer von Fukushima, „Werbung“ für Kernenergie zu machen.

    Finden Sie „Werbung“ für Kernenergie besser als „Lobbyismus“?

  20. @ Renate
    „– „die GWUP entpuppt sich als Lobbyorganisation für Kernenergie.“

    Wie kommen Sie zu dieser Meinung?

    „…niemals wird es der GWUP gelingen, in der breiten Öffentlichkeit Akzeptanz für die radikale Pro-Kernenergie-Position Amardeo Sarmas zu gewinnen!“

    Also was Sie da so schreiben, wundert mich doch sehr. Wieso solche Unterstellungen?

  21. @Renate:

    Sie haben mich nicht davon überzeugt, dass Sie, Amardeo Sarma, und die GWUP sachlich über Kernenergie informieren.

    Und Sie haben mich nicht davon überzeugt, dass Sie eine begründete inhaltliche Diskussion führen wollen – „ich“ zum Beispiel habe noch nie zum Thema Kernenergie „informiert“ bzw. irgendetwas dazu geschrieben, außer hier Kommentare beantwortet.

    Und ich denke auch nicht, dass Sie innerhalb von vierzehn Minuten, zwischen 18:31 und 18.45 Uhr, zu einer fundierten Einschätzung „der GWUP“ gelangen können.

    Sie haben jetzt dreimal Ihre Meinung hier kundgetan. Inhaltlich bringen Sie keinerlei Argumente vor, Sie wiederholen lediglich Ihre „PR-„, „Werbung-“ und „Lobbyismus“-Vorwürfe.

    Darunter verstehen Sie anscheinend jedwede Beschäftigung mit dem Thema, die nicht von einem ausdrücklich ablehnenden Standpunkt ausgeht, ebenso wie Sie jedem, der sich nicht ausdrücklich ablehnend damit befasst, einen „PR-Tod“ herbeiwünschen.

    Offenbar denken Sie ernsthaft, dass Sie damit eine Auseinandersetzung mit dem Thema unterbinden könnten.

    Belassen wir es dabei.

  22. @ Bernd Harder

    Wenn man Atomkraftwerke nicht vollumfänglich verteufelt, betreibt man automatisch radikales Lobbying.

    Wussten Sie das nicht?

  23. @RainerO:

    Ich lerne es gerade …

  24. Die Gegner der Kernenergie machen sich ja nicht mal die entfernteste Mühe, ihre Gegnerschaft, die auf jahrzehntelanger Falschinformationen der „Antiatom“-NGOs beruht, zu hinterfragen….

    Ich selbst war bis 2018 auch „Atomkraft“-Gegner (richtig heisst es nun mal „Kernenergie“), bis ich durch Schlüsselerlebnisse und Diskussionen im Netz die ganze Sache anfing zu durchschauen. Heraus kam dann, dass ich Vieles durch Unwissenheit einfach so glaubte.

    Und die GWUP tut gut daran mit dem Ansatz, diese Ideologien der Antis mal zu hinterfragen.

    Deswegen: alles gut!

  25. @ Karsten Hilsen:

    Lt. Wikipedia sind derzeit 433 AKWs weltweit in Betrieb. Wenn somit die Wahrscheinlichkeit eines GAUs 1:100.0000 sein sollte, liegt die Wahrscheinlichkeit für einen GAU in 20 Jahren immerhin bei 10 %.

    Aber ob der TÜV bei dem Thema ganz vertrauenswürdig ist? Es gibt auch andere Schätzungen. Das Max Planck-Institut für Chemie in Mainz kam z.B. zu den Ergebnis, dass beim gegenwärtigen AKW-Park weltweit alle 10 bis 20 Jahre mit einem GAU zu rechnen ist:

    https://www.mpg.de/forschung/kernenergie-nuklearer-gau

    Das passt halbwegs zu den bisherigen Vorkommnissen.

    Wirklich mitreden kann ich bei dem Thema mangels Fachkompetenz nicht, aber mit Cheops-Geschichten will ich mich auch nicht veralbern lassen.

    Ob die Kernenergie angesichts des Klimawandels kategorisch abzulehnen ist, ist natürlich eine ganz andere Frage.

  26. „Harte Anschuldigung!
    Kölner Demonstranten schießen scharf gegen Armin Laschet!“

    https://www.express.de/koeln/harte-anschuldigung-koelner-demonstranten-schiessen-scharf-gegen-armin-laschet-38177282

  27. Vielen Dank für die Informationen. Ich dachte, dass derzeitige Problem der Kernenergie sei weniger die Reaktorsicherheit als vielmehr die Lagerung des „Abfalls“. Kein Whataboutism intendiert.

  28. @Karsten Hilsen: Ich bin nicht für jedes Stück Bullshit vom TÜV verantwortlich.

    @Joseph Kuhn: Was das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz hier treibt ist genauso Kaffeesatz-Leserei.

    Der Punkt ist nicht die Prognose eines Reaktorunfalls – das überlassen wir den Astrologen, dem TÜV und dem MPG.

    Der Punkt ist, dass die tatsächlichen und realen Folgen eines Reaktorunfalls von interessierter Seite um viele Größenordnungen aus Eigeninteresse maßlos aufgeblasen wurde. Wir haben nun Erfahrungen mit der Kernenergie aus mehr als einem halben Jahrhundert.

    Wer sich über den Status der Gegend nach dem schwersten Reaktorunfall (Tschernobyl) dieser Zeit informieren möchte empfehle ich den Blog von GWUP-Mitglied Iida Ruishalme.

    Sie ist gerade in Tschernobyl gewesen und berichtet darüber. Die Realität ist ganz anders, als die Berichterstattung in Deutschland (und Österreich) uns weismachen will.

  29. @ Karsten Hilsen/Joseph Kuhn:

    Richard Feynman schildert (in „Kümmert Sie, was andere Leute denken?“), wie er bei seinen Untersuchungen zur Challenger-Katastrophe damit konfrontiert wurde, dass die Wahrscheinlichkeit eines Shuttle-Unfalls von der NASA auf 1:100000 beziffert worden war.

    Das hätte bedeutet, daß man durchschnittlich 300 Jahre lang täglich hätte starten können, bevor es zu einem Zwischenfall käme.

    Er stieß auf ein Papier, das „alles herunter bis zu jeder Mutter und jedem Bolzen quantifizierte“:

    „Die Zahlen für die einzelnen Triebwerksteile waren eindeutig so gewählt, daß sich, wenn man alles zusammenrechnete, eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 100000 ergab.“

    So kann man es auch machen.

  30. @Michael Fischer: Schönes Beispiel!

    Deswegen wären TÜV, MPG & Co. gut beraten, solche Prognosen und Berechnungen in Zukunft zu lassen, die ja nach eigenem Wunschergebnis frisiert werden können.

    Wenn alle sich statt in der Erstellung solcher Zahlspielereien – egal in welchem Bereich – auf eine Verbesserung der Sicherheit und effektivere Notfallpläne im Ernstfall konzentrieren würden, wäre uns allen geholfen. Eine solche harte Knochenarbeit bringt aber vermutlich persönlich weniger Beifall (von welcher Seite auch immer) als plumpe Verkündigungen.

  31. @ Michael Fischer:

    Dann hoffen wir mal, dass 1:100.000 nicht die default-Einstellung für Risikoangaben dieser Art ist ;-)

    @ Amardeo Sarma:

    Die Diskussion um die Kernenergie war immer eine Diskussion „von interessierter Seite“, von allen Seiten. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die eine Seite Fukushima für ihre Ziele genutzt hat.

    Wie so oft, wenn Evidenz unter die Räder von Interessenkonflikten gerät, gibt es auch hier kein einfaches Rezept für mehr Rationalität in der Diskussion insgesamt. Aber einzelne Punkte lassen sich manchmal konsensfähig anhand der Datenlage klären. Dass in Fukushima nicht 10.000 und mehr Menschen durch ein AKW-Unglück ums Leben kamen, ist ein Beispiel.

    Die Entscheidung für und gegen die Kernenergie bleibt aber ein politisches Geschäft, und sie bliebe es, selbst wenn es eine klare Evidenzlage für alle strittigen Punkte gäbe.

    „Prognosen“ der oben genannten Art sind vielleicht auch ein Rationalisierungsversuch dieser Situation, in der politisch ja trotzdem entschieden werden muss, insofern unvermeidlich.

  32. @Joseph Kuhn: Es bleibt unverantwortlich, wenn sich Personen oder Institutionen aus Wissenschaft sich zu politischen Zwecken instrumentalisieren lassen, egal von welcher Seite. Deutschland ist ein sehr, sehr schlechtes Beispiel selbst wenn es wie @Michael Fischer zeigt auch Beispiele aus anderen Ländern gibt. Ludger Weß hat es mit konkreten Beispielen aus der Wissenschaft in Deutschland gut auf den Punkt gebracht.

  33. @ Amardeo Sarma:

    Es ist unverantwortlich, aber wohl auch unvermeidlich, das war mein (realistischer? resignativer?) Punkt.

    Inwiefern Ludger Weß die Sache gut und ausgewogen auf den Punkt bringt, könnte man in dem Zusammenhang auch diskutieren, aber bleiben wir bei dem, was sich belegen lässt: Die Toten von Fukushima sind keine Strahlentoten.

  34. Was für eine schier unglaubliche Verharmlosung; ich fasse es nicht!
    Weiteres erübrigte sich eigentlich, weil sogar die damals noch dem Wirtschafts(!)-Ministerium unterstellte (und inzwischen wegen den entsprechenden Interessenkonflikten aufgelöste) Japanische Atomaufsichtsbehörde NISA die Havarie der AKW-Anlage (mit der Höchststufe 7) als katastrophalen Unfall einstufte. Das entspricht einem Super-GAU mit unkontrollierbarer Kontamination der Umwelt!
    Angesichts des Leids verhungerten Nutzviehs, des Verlusts an Grund und Boden Tausender evakuierter Umgesiedelter (was kurzfristig zweifellos viele Menschenleben rettete) und der langfristigen Bodenverseuchung in und um Fukushima (von den immer noch nicht entsorgten höchstradioaktiven Kernschmelzen einmal ganz abgesehen) von geringen Risiken zu schwadronieren, ist an Zynismus eigentlich kaum mehr zu überbieten.
    Und jetzt das u.a. mit Tritium radioaktiv kontaminierte Kühl-Abwasser als Trinkwasser nach Australien exportieren, nicht wahr? Oder besser gleich rein damit ins Meer? Kostet ja fast nichts und wird praktisch unendlich verdünnt!? Unendliche Ressourcen!? Und sowieso weiter so wie bisher… Kennen wir doch irgendwie. – Ich fasse es immer noch nicht!
    Wenn die „Folgen jedoch … verblassen“ und keine Gefahr darstellen, dann möchte ich fast vorschlagen, dass die GWUP ihren Vereinssitz (oder zumindest der Vorsitzende seinen Wohnsitz) von Roßdorf nach Fukushima verlegt. Ich gehe jedoch jede Wette ein, dass das (frei nach dem Sankt-Florians-Prinzip) nicht eintreten wird.
    Wenn *ich* als Redakteur dieses Pamphlet hätte schreiben sollen – ich hätte mich geweigert. Aber ich bin ja auch kein GWUP-Redakteur und werde auch nie einer sein.

  35. Ich hab mal ne Frage, ich hab gelesen, dass wir nur Glück gehabt haben, bzw die Japaner, da der Wind die radioaktive Wolke von Fukushima aufs Meer getrieben hat. Hätte der Wind anderes geweht, wäre die Wolke nach Tokio gelangt und hätte so zu vielen Verstrahlungen geführt. Ist da was dran? Hatten die Japaner nur Glück und im Worst Case hätte es Tausende von Verstrahlten gegeben?

  36. Zur Frage des Kernenergie-Risikos: Ich kann dazu nur feststellen, dass die MPI-Chemiker da jenseits ihres Fachgebietes eine einfache Rechnung auf Grundlage historischer Erfahrung angestellt haben, ohne wirklich in die Risikostudien-Literatur geschaut zu haben, die sich immer auf Referenzanlagen stützt (in der – veralteten – Deutschen Risikostudie KKW z.B. auf das längst verflossene Biblis A).

    Dh es werden Risiken für Referenzanlagen berechnet, und da könnte man jetzt also konstatieren: die in der DRS 1980 betrachteten KWU-Anlagen haben bislang keinen Anlass gegeben, das Urteil der Risikostudie anzufechten.

    Schaut man sich jedoch alle Anlagen der Welt kumulativ an, dann decken sich die tatsächlichen Kernschadensunfälle ziemlich gut mit der vorhergesagten Core Damage Frequency von Reaktoren der Generationen 1-2, die da betroffen waren.

    Das MPI ist leider schon in der Terminologie unklar: der GAU (veralteter Begriff für „Auslegungsstörfall“) ist ja eben der Störfall, bei dem KEINE Freisetzung zu erwarten ist; gemeint ist eigentlich offensichtlich der auslegungsüberschreitende Unfall mit Freisetzung. Wenn schon bei solchen Basisbegrifflichkeiten Fehler gemacht werden, bin ich natürlicherweise skeptisch.

    Doch betrachten wir die Sicherheitsfeatures der deutschen Anlagen, über die wir als Bürger dieses Landes allein befinden können und über die die Regierung 2011 befinden konnte, denn Cattenom, Temelín, Tihange und Doel können von Berlin aus nicht abgeschaltet werden: Diese wurden nach der Deutschen Risikostudie mehrmals modernisiert und auf den Stand der Technik gebracht, in vieler Hinsicht auch als Konsequenz aus dem TMI2-Unfall 1979; nach Tschernobyl 1986; und auch nach Fukushima gab es nochmals neue Auflagen.

    Aber auch ohne diese sog. „PoFuku-Maßnahmen“, die sich vor allem auf zusätzliche mobile Pumpen und Dieselaggregate bezogen, kann man zweifelsfrei sagen: hätte ein deutscher Druckwasserreaktor unter deutschen Atomrecht an diesem Ufer in Fukushima gestanden, würden wir jetzt hier nicht den deutschen Atomausstieg diskutieren.

    Denn dann wäre schon allein die Sicherheitsanforderung an die Anlage gewesen, dem 10.000-jährigen Hochwasser standzuhalten, d.h. der 14-m-Tsunami wäre mit berücksichtigt worden. In Fukushima I reichte aber die 100-jährige Rückschau, mehr verlangte die japanische Atomgesetzgebung für Bj. 1969 nicht.

    Der Mega-Tsunami, der vor 500 oder 600 Jahren historisch nachweisbar war, wurde daher nicht bei der Flutauslegung berücksichtigt. Die Sicherheitsanalysen waren somit nicht auf dem Stand der internationalen Wissenschaft, die eine viel breitere Betrachtung empfiehlt. Eine Atomaufsicht, ein Atomrecht muss so etwas aber zur Verpflichtung machen.

    So aber war die Anlage für diesen Lastfall schlicht nicht gerüstet. Vitale Funktionen wie die Schaltanlagen und Notstromaggregate waren – in deutscher Anlage undenkbar – in nicht flutsicheren Räumen untergebracht. H2-Rekombination, gefilterte Druckentlastung, anlageninterner Notfallschutz mit weiteren Maßnahmen wie Primärseitige Druckentlastung – in unseren Anlagen bereits in den 1980er und 1990er Jahren zur Pflicht gemacht – waren alles Fremdwörter in Fukushima Daiichi.

    Und deswegen gab es dort H2-Explosionen und es wurden Radionuklide größtenteils über den regulären Venting-Pfad freigesetzt.

    Man kann also nicht hingehen und den deutschen Atomausstieg mit Hinweis auf ein angeblich neu zu bewertendes „Restrisiko“ der DEUTSCHEN Anlagen rechtfertigen, das im Lichte von Fukushima neu zu bewerten sei – wenn in Fukushima gar kein winziges Restrisiko zur Debatte stand, sonder ein sehr hohes Überflutungsrisiko, das von Betreiber und Aufsicht sträflich vernachlässigt wurde.

    Die Bundesregierung saß mit der Behauptung, der Unfall sei im High-Tech-Land Japan passiert und daher könne er auch in Deutschland passieren, einem Tech-Image Japans auf, das man aus den Branchen Automotive und Consumer Electronics kannte, das aber auf die japanische Atomwirtschaft, die man weder anlagenspezifisch noch regulatorisch kannte, nicht zutraf.

    Man WUSSTE nichts, aber man entschied; man wartete KEINE Unfallanalysen ab, die einige Monate später exakt beinhalteten was ich hier in Kürze beschrieben habe, sondern man entschied binnen 3 Tagen. Dh wir hatten hier ein image-basiertes und bauchgesteuertes Entscheiden, eine Panikreaktion, kein evidenzbasiertes Entscheiden.

    Auch als das Votum der Reaktorsicherheitskommission vorlag, das dasselbe sagte wie ich hier, wischte man es vom Tisch und ließ eine „Ethikkommision“ wiederum nach Bauch- und Betroffenheitsgefühl der auf den Straßen demonstrierenden Bürger entscheiden – was unter anderem dazu führte, dass die klimaschädliche Kohleverbrennung, die weit höhere Risiken für Leib und Leben der Deutschen mit sich bringt als die Kernenergie, nebenbei noch den Persilschein höherer Ethizität als die Kernenergie bekam.

    Das wiederum ist einer der Gründe, warum Deutschland seine Klimaziele nicht erreicht: die jahrzehntelange Propagierung, zumindest stille Akzeptanz der Kohle als „kleineres Übel“, weil man wie das Kaninchen auf die Schlange des Atomrisikos starrte, und die Risiken des Kohlekraftwerks im Normalbetrieb ignorierte. Daran hat sich die Anti-Atom-Bewegung beteiligt, die SPD, die Grünen.

    Jeder kann sich nun ausrechnen, wo solch ein Entscheiden hinführen würde, wäre es der kategorische Imperativ unserer Entscheider. Jeder mag sich ausdenken, was passiert, entschiede man in Fragen CoViD-Impfung oder Migration auf analoge Weise, d.h. nicht nach Evidenz, sondern nach dem Bauch- und Angstgefühl einer demonstrationsfreudigen signifikanten Minderheit, deren Ängste ohne Zweifel echt sind.

    Wir würden unser Land nicht wiedererkennen, es würde sich dann irgendwann ein ökofaschistischer und verschwörungsmythologischer Konsens breitmachen: AKWs raus, Glyphosat raus, Gentechnik raus, Ausländer raus, Gates raus, Phantasien von unbegrenzter Reinheit und Risikofreiheit.

    Zum Kommentar von @Renate: Ich habe nach dem letzten Fukushima-Gedenktag (der nur in Deutschland stattfindet; in Japan gedenkt man des Tohoku-Erdbebens) ebenfalls den Eindruck, dass „Opfer verhöhnt“ wurden.

    Nämlich die Ertrunkenen und Verschütteten in Japan und ihre Familien, die hierzulande für die politischen Zwecke von Atomausstiegs-Parteien und -NGOs missbraucht werden. Diese Opfer werden schamlos und wider besseres Wissen eingespannt, um gegen die Kernenergie vorzugehen.

    Ich respektiere alle Menschen, die mit wohl begründeten Argumenten – die es ja gibt – gegen Kernenergie votieren, aber ich bin zutiefst beunruhigt über die systematische, jedes Jahr neu betriebene Umdefinierung der Tohoku-Katastrophe in eine Fukushima-Katastrophe – made in Germany.

  37. Neben der Frage von @Titus würde mich auch interessieren, ob das havarierte Kraftwerk mittlerweile gegen ein weiteres großes Erdbeben und Tsunami gesichert ist, oder ob sich da vielleicht durch ein neuerliches Ereignis eine drastische Verschlimmerung der Situation ergeben könnte.

    Und ein weiteres Problem, welches nur sehr selten in den Diskussionen um die Sicherheit von AKKs vorkommt, ist die mögliche absichtliche Umgehung / Ausschaltung / Überwindung von Sicherheitsmaßnahmen durch terroristische Anschläge.

  38. @ Titus: Ja, ich glaube, die hatten tatsächlich damals mit der Windrichtung noch Glück.

    @ Vincent: Was würdest Du denn machen, wenn Du Terrorist wärst?

    So eine Aktion muss ja schnell gehen, effektiv sein und nicht all zu viel Know-How erfordern.

    Darum suchen die sich ja in der Regel ein Hotel o.ä. und ballern dann alles über den Haufen.

    Kernkraftwerke sind dann vermutlich doch etwas zu anspruchsvoll.

  39. @Renate
    @Karsten
    @Ich

    Ihr wisst schon, dass es sogar sehr gute Daten gibt, die zeigen, dass geringe Mengen Strahlung sogar das Leben verlängern kann? Schaut mal

    https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs10522-020-09909-4

    Ich verstehe, dass ihr die Fakten nicht akzeptieren könnt, weil man dann sein Narrativ ändern muss und sich eingestehen muss man lag evtl. viele Jahre falsch.

    Es würde aber Größe zeigen wenn man sich auf die Fakten einlässt und akzeptiert, dass man falsch lag.

  40. @Andreas/Anna Veronika Wendland:

    Wie schon gesagt: „Renate“ hatte hier drei Chancen, mit Argumenten und ohne permanente Phrasen-Wiederholung zu diskutieren – die hat sie nicht genutzt:

    „Belassen wir es dabei“ = Alles Weitere geht ungelesen in den Spam.

  41. @Andreas
    obwohl ich mit C geschrieben werde, nehme ich mal an, dass ich gemeint bin. Dank des Skeptiker-Artikels habe ich meine Einstellung zur Reaktorsicherheit korrigiert, soweit die gewünschte Größe.

    Ich lasse mich auch gerne auf die verlinkten Fakten ein.

    Die Studie betrachtet den Zusammenhang zwischen der natürlichen Strahlenbelastung (effektiven Strahlendosis/Jahr) und der Lebenserwartung unter Berücksichtigung der Häufigkeit bestimmter Krebs-Erkrankungen. (Welche anderen Co-Variablen für die Betrachtung des Zusammenhangs verwendet werden, kann ich dem Abstract nicht entnehmen.) Die natürliche Strahlenbelastung liegt in der Studie zwischen 100mrem/Jahr (1mSv/Jahr) und 180mrem/Jahr (1,8mSv/Jahr).

    Die durchschnittliche natürliche Strahlenbelastung in Deutschland liegt – laut dem Bundesamt für Strahlenschutz – bei 2,1mSv/Jahr (210mrem/Jahr). Orts- und ernährungsabhängig liegt sie zwischen 1mSv/Jahr (100mrem/Jahr) und 10mSv/Jahr (1000mrem/Jahr). Ob und welcher Zusammenhang zwischen einer natürlichen Strahlenbelastung <180mrem/Jahr (<1,8mSv/Jahr) und der Lebenserwartung besteht, darüber lässt die Studie keine Aussagen zu.

    Meine Vorbehalte gegenüber der Verwendung der Kernenergie beziehen sich jedoch nicht auf die jährlich zu erwartende natürliche Mehrbelastung durch die Lagerung (hier würde ich über einen langen Zeitraum eine biologische Anpassung erwarten.) sondern auf die meines Wissens bisherige technische Nichtbeherrschbarkeit der Lagerung angesichts eines langen Zeitraums.

    Plutonium-239 hat eine Halbwertszeit von 24.110 Jahre und Uran-235 (Tochternuklid) von 703.800.000 Jahre, so wikipedia nicht lügt.

  42. @Hans Trutnau:

    Nach Rücksprache mit @Anna Veronika Wendland nehmen wir gerne das Angebot an, wenn Sie die Kosten übernehmen oder einen Finanzier finden.

    Vero freut sich darauf, nach Fukushima zu ziehen, wenn sie dort eine Professur bekommt. Ihr Mann zieht als Japanfan gern mit.

    Ich würde mit dem Geld gerne – wenn die Kosten übernommen werden – ein Zweitbüro der GWUP in Tomioka mit Hochgeschwindigkeits-Internet in der ehemaligen 20 km Sperrzone aufmachen und dort ab 2022 ein paar Monate im Jahr verbringen. Da kommen wir sicher auch kostengünstig an Wohnraum.

    Aus der Präfektur Fukushima bringe ich auch so schon von meinen Japanreisen Sake mit: Fukushima-Sake der Spitzenklasse – sehr zu empfehlen – habe ich auch heute getrunken.

  43. @ Andreas:

    Studien, die behaupten, „we show that life expectancy … was approximately 2.5 years longer in people living in areas with a relatively high vs. low background radiation“ würde ich spontan ins Segment Schlangenölverkäufer einsortieren.

    Wie gut wurde für die großen Einflussfaktoren auf die Lebenserwartung, z.B. soziale Lage, Rauchen, Diabetes usw. kontrolliert? Sie haben es sicher sorgfältig gelesen, wenn Sie es mit dem Prädikat „sehr gute Daten“ auszeichnen?

  44. @titus

    Es hätte schlimmer aber auch besser kommen können. Man hätte in Tokio im worst case die Bevölkerung bitten sollen, bis zu zwei Wochen zuhause zu bleiben und Jod-Tabletten zu nehmen bzw. zu verteilen. Bei guter Antwort hätte es keinen Einfluss auf die Zahl der Todesfälle gehabt. Es wären unangenehme zwei Wochen aber keine Katastrophe gewesen. In Tschernobyl war es die schlechte Reaktion der Behörden weshalb es neben der wesentlich höheren Freisetzung radioaktiver Stoffe im Gegensatz zu Fukushima zu Fällen von Schilddrüsenkrebs bei Kindern kam.

  45. @vincent: Michael Fischer hat es erneut gut auf dem Punkt gebracht. Jeder Terrorist würde sich ein Hotel oder wie bei 9/11 mit einem Flugzeug (auch ein häufiges Argument) ein Hochhaus aussuchen und kein gut gesichertes Kernkraftwerk. Kernkraftwerke wurden bisher nur von Anti-Atom-Aktivisten angegriffen – siehe Chaim Nissim von den Grünen, der anschließend deshalb von der Partei ausgeschlossen wurde.

    In Japan hat es danach immer wieder Erdbeben gegeben. So fand ein Erdbeben mit der Stärke 7,1 – 7,3 gerade in diesem Jahr in der Präfektur Fukushima statt. Natürlich gab es wieder Bedenken über mehr Strahlung, die sich aber nicht bestätigten. Zum Vergleich: Das stärkste Erdbeben in der Geschichte Deutschlands hatte die Stärke 6,4 in Düren. Es fand am 18. Feb. 1756 statt.

  46. @Andreas @Joseph Kuhn: Es gibt immer wieder Studien bei geringen Dosen, die in beiden Richtungen ausgehen. Es gibt Studien wie hier angegeben, die eine positiven Einfluss suggerieren als auch welche, wie die INWORKS Studie, die einen negativen Einfluss auf die Gesundheit nahelegen. Die Argumente bezüglich sogenannter Confounding Factors (Kuhn: soziale Lage, Rauchen, Diabetes) können das Ergebnis beeinflussen. Aber das gilt für die INWORKS Studie genauso, wobei soweit mir bekannt das Signifikanzniveau bei INWORKS bei unüblichem 10% lag. In der zitierten Studie wird 5% angegeben. Also könnten 1 von 10 bzw. 1 von 20 solcher Untersuchungen auch dem Zufall geschuldet sein.

    Das ist besser, aber wir müssen einfach feststellen, dass alle Modelle bei niedrigen Dosen Spekulation sind. Deshalb wurden auch Zahlen über Todesfälle in Tschernobyl im 4-stelligen Bereich und höher von UN-Behörden wie UNSCEAR fallen gelassen.

  47. @ Amardeo Sarma:

    So ist es. Wenn distale Outcomes wie die Lebenserwartung in Studien in hohem Maße von einzelnen Einflussfaktoren abhängig gemacht werden, ist immer Vorsicht geboten, egal in welche Richtung es geht.

  48. Zur (Un)Möglichkeit terroristischer Anschläge finde ich eine „machen die eh nicht“-Einstellung problematisch.

    Aus meiner Sicht würde es sich durchaus „lohnen“, einen gigantischen impact auszulösen und dafür auch jahrelange Vorbereitung in Kauf zu nehmen.

    Z.B. durch Infiltration, welche sicherlich die besagten Jahre in Anspruch nehmen würde. Wenn man erstmal mit Vertrauen ausgestattet ist und in die Nähe neuralgischer Stellen innerhalb eines AKWs kommen könnte, würden sich vielleicht einige Optionen eröffnen.

    Hinterher heisst es dann: „das hätte ich ihm/ihnen niemals zugetraut, sie waren ein ganz normaler Teil unserer Mannschaft usw.“.
    Eine solche Aktion ist also keinesfalls zu vergleichen mit einer „alles niederballern, bis ich selbst erschossen werde“-Aktion, die in wenigen Tagen schon wieder durch eine andere Nachricht verschüttet wird.

    Ok, das ist viel Konjunktiv und vielleicht. Aber kann man so etwas wirklich allgemein- und endgültig ausschließen?

  49. @ vincent:

    Aus Deiner Sicht würde sich das vielleicht lohnen, aber de facto flogen die Terroristen vor 20 Jahren lieber ins World Trade Center als in ein Atomkraftwerk.

    Die Frage ist halt: Was will ein Terrorist erreichen?

    Dein Szenario erinnert mich eher an die durchgeknallten Super-Schurken aus den James Bond-Filmen.

  50. @Michael Fischer
    Hmm, also nur zur Sicherheit, damit ich das auch wirklich richtig verstehe.
    Ich soll also lieber weniger Filme mit katzestreichelnden Superschurken ansehen, als mir solche Gedanken zu machen und diese auch noch zu äussern?

  51. @vincent:

    Nee, aber für Dein Szenario reicht ja nun der 08/15-Terrorist definitiv nicht mehr hin.

    Bloss ist mir nicht klar, warum sich ein Superschurke ausgerechnet auf AKW’s kaprizieren sollte. Da gibt es ja auch jede Menge andere potentielle Angriffsziele, um eine Gesellschaft in Mark und Bein zu treffen.

  52. @Andreas: Wenn ich schon persönlich angesprochen werde:

    „Ihr wisst schon, dass es sogar sehr gute Daten gibt, die zeigen, dass geringe Mengen Strahlung sogar das Leben verlängern kann? ….. Ich verstehe, dass ihr die Fakten nicht akzeptieren könnt, weil man dann sein Narrativ ändern muss und sich eingestehen muss man lag evtl. viele Jahre falsch.
    Es würde aber Größe zeigen wenn man sich auf die Fakten einlässt und akzeptiert, dass man falsch lag“

    … dann erlaube ich mir auch zu antworten:

    Geringe Mengen Strahlung können das Leben verlängern? Jetzt haben wir also ZWEI Argumente, den Müll im Meer zu versenken? Es ist die billigste Methode und es fördert die Gesundheit?

    Was gibt es da für Fakten zu akzeptieren?

    Dass das Abwasser Trinkwasserqualität haben soll (nur Australien, warum?), habe ich ja gelesen. Mit dem etwas an Radioaktivität könnte es sogar das Leben verlängern? Also abfüllen in 1 Liter Flaschen und ab in den Verkauf damit. (Vorsicht, Ironie. Der Urin gelangt dann ja auch ins Abwasser.)

    Es ist meine Meinung, und sie wird sich auch nicht ändern: Müll gehört nicht ins Meer. Und vor allem dann nicht, wenn kein Gesamtkonzept dahinter steht, sondern nur der Versuch der billigen Entsorgung.

  53. Hier kann man immer wieder auf die alte Weisheit verweisen:
    „Die Dosis macht das Gift.“
    Es geht hierbei nicht um Ideologie, sondern um die Realität.
    Was können wir uns zumuten und was können wir den Planeten zumuten, denn kein Leben bleibt ohne Spuren… zum Leben braucht es externe Ressourcen, die uns unser Leben ermöglichen.
    Was ich nicht verstehe, ist daß man sonst sehr gerne eine Kosten-Nutzen-Rechnung erstellt, aber in Sachen Atomkraft, die verheerenden Folgen des Klimawandels, in Relation zur Atomkraft als gleich NULL sieht.

  54. „Es ist meine Meinung, und sie wird sich auch nicht ändern: Müll gehört nicht ins Meer. Und vor allem dann nicht, wenn kein Gesamtkonzept dahinter steht, sondern nur der Versuch der billigen Entsorgung.“

    Das hat meine volle Zustimmung.

    Allerdings hätte ich in der konkreten Frage, wie gefährlich das fragliche Tritiumbelastete Kühlwasser tatsächlich ist, auch eine Frage. Vielleicht kann da ja mal jemand mit mehr Fachkompetenz als ich sie besitze (sollte nicht schwer sein) Stellung zu nehmen:

    Ich habe mal aus interesse auf der englischen Wikipedia (https://en.wikipedia.org/wiki/Tritium) ein wenig gelesen und ausgehend davon ein Paar Zahlen bewegt und das sieht so aus:

    In der Meeresforschung wird eine Tritiumaktivität von 0,118Bq / Liter als 1 TU (Tritium Unit) definiert.

    Es gibt Schätzungen das der natürliche Level (vor deutlichem Anstieg durch Kernwaffentests) in Regenwasser bei 5-10 TU liegt.

    Der niedrigste Grenzwert für Trinkwasser ist mit 100Bq/L für Finnlang gelistet (also knapp 850TU)

    Der höchste Grenzwert für Trinkwasser den ich sehe ist in Australien mit 76.103Bq/L (etwa 656.000TU) gelistet

    Weiter sehe ich folgende Angaben von 2016 für das in Fukushima gelagerte Kühlwasser:

    760TBq in 860.000m³

    Daraus komme ich auf knapp 884.000 Bq/L oder rund 7.620.000TU

    Daraus schließe ich das entweder, die Belastung des gesammelten Kühlwassers in den letzten 5 Jahren um eine Größenordnung zurück gegangen ist, die Aussage „dürfte man in Australien Wasser mit der Fukushima-Konzentration von Tritium als Trinkwasser anbieten.“ doch leicht übertrieben ist, oder ich mich irgendwo verrechne?

    Weiter kann ich abschätzen das ich zur Verdünnung des Tankinhalts von 2016 etwa 1000km³ Meerwasser benötige um es auf den Trituimlevel von Regenwasser zu bringen.

    Ich bin absolut kein Freund der Idee „Müll im Meer zu entsorgen“. Aber im gegebenen Fall stellt sich mir direkt die Frage, was denn technisch (und vor Allem energetisch) an Aufwand nötig wäre um die Tritiumbelastung um 2 bis 5 Größenordnungen zu reduzieren und wie sich die Umweltkosten davon in Relation zum Ablassen ins Meer einordnen lassen.

    Eine weitere interessante Zahl in diesem Kontext (aus gleicher Quelle), ist der Jährliche Eintrag an Strahlung aus Tritium in die Umwelt durch das Abwasser sämtlicher amerikanischer Kernreaktoren im Normalbetrieb für 2003:

    um 1500TBq

    Das ist vermutlich kein gutes Argument für Kernkraft allgemein, aber als Bezugsgröße zur Einschätzung des Kühlwasserproblems in Fukushima auch nicht uninteressant…

  55. @Ich: Grundsätzlich kann ich dem zustimmen – Müll gehört nicht ins mehr und diese Englische Seite kann ich sehr empfehlen. Er geht auch darauf ein, welche Auswirkungen der (problematische) Müll hat.

    Welcher Müll im Meer ist nun das Problem? Unter anderem:

    • Abfall vor allem Plastik
    • Abwasser
    • Ölverlust
    • toxische Chemikalien

    Diese sind deswegen ein Problem, weil sie negative Auswirkung auf das Leben im Meer haben und anschließen indirekt auf uns.

    Tritium in diesen Konzentrationen hat Auswirkungen auf homöopathischem Niveau (= keine).

    Es gibt viele Sorten Müll, um die mal sich Sorgen machen sollte. Tritium gehört nicht dazu.

  56. @Sinapsis: Danke für die Berechnungen und werde dem Ganzen nochmals nachgehen. Soweit mir bekannt sollte das Wasser auf 60.000 Bq/L verdünnt werden bevor es ins Meereswasser abgeleitet wird und nicht „roh“ in der Konzentration, in der sich das Wasser in den Tanks befindet. Darauf bezieht sich auch der Vergleich mit dem Trinkwasser in Australien. Die Quelle habe ich nicht auf die Schnelle gefunden. Sollte es dabei einen Fehler gegeben haben werde ich ihn selbstverständlich korrigieren – auch im Skeptiker.

    Und hier der Nachtrag mit der Quelle Safecast.org „PART 1: Radioactive water at Fukushima Daiichi: What should be done?“ mit den Angaben. Da heißt es unter anderem: „Under the scenarios being discussed, the water would be diluted to 60,000 Bq/L before being released to the ocean.“ Also wird das Wasser entsprechend verdünnt, bevor es abgeleitet wird.

    Zum Vergleich (neueste Daten von TEPCO): Die durchschnittliche (unverdünnte) Konzentration in den Tanks im Moment ist 730.000 Bq/L, also müsste sie vor der Ableitung um etwas mehr als 1:10 verdünnt werden.

    Professor Jota Kanda von der Department of Ocean Sciences, Tokyo University of Marine Science and Technology sagt hierzu noch: “Based on what we’ve seen at La Hague, it seems likely that under the ocean release scenario being considered now, tritium concentrations in the ocean off Fukushima will not exceed a few Bq/L and will likely remain close to the background level.” Die Hintergrundwerte sind global 1 – 4 Bq/L.

    Das bedeutet, dass die Tritium-Kontentration an die Küste von Fukushima sich kaum noch von der normalen Konzentration im Ozean unterscheiden wird.

  57. @Amardeo Sarma

    Danke für die Antwort.

    Ja, das macht natürlich Sinn und wäre ja auch technisch nicht wirklich aufwendig die Verdünnung schon bei und vor der Entleerung zu starten. Eine schlagartige und und vollständige Entleerung der Tanks wäre sicherlich auch nicht das Mittel der Wahl. Aber auch hier finde ich es immer wichtig die Dinge auch so zu benennen wie sie sind.

    60,000 Bq/L ist soweit ich sehe auch der in Japan gültige Grenzwert für Tritium im Trinkwasser. Das würde andersherum betrachtet auch bedeuten das Tepco „lediglich“ das 15-fache an Tankkapazität installieren müsste um diesen Wert für das „verseuchte Kühlwasser“ sauber zu unterschreiten. Faszinierend.

    Ein weiterer Denkanstoß um das Ganze besser in den Kontext der Müllentsorgung im Meer einzuordnen, wäre vielleicht noch die Information, dass Tritium aufgrund der Höhenstrahlung in einer Größenordnung von 148.000TB jährlich auf natürlichem Wege entsteht und dies letztlich auch „nur“ durch Verdünnung unschädlich gemacht wird. Damit unterscheidet sich die Frage, ob es verantwortbar ist Tritium im Meer zu „entsorgen“ wesentlich von der Frage, ob es für andere Stoffe, die eben nicht im Rahmen eines natürlichen Gleichgewichtsprozesses schon in erheblichen Mengen in der Umwelt unterwegs sind, verantwortbar ist.

  58. @ A. Sarma:
    Ich wollte eigtl. nicht mehr antworten, aber andere kritische Geister meinten, das mache Sinn…

    Ihre Antwort oben vom 15.3. entbehrt wahrlich nicht einer gewissen Komik:
    Selbstverständlich können bzw. sollten Sie (und Ihre Co-Autorin und weitere Fans) gerne nach Fukushima umsiedeln (natürlich nicht in irgendeine westliche Ecke der Präfektur, sondern – richtig! – direkt in die hauptsächlich radioaktiv belastete Sperrzone Daiichi oder meinethalben auch in den Ort Iitake, der ja nach jahrelanger Evakuierung angeblich wieder besiedelt werden soll).
    Aber wie um Himmels Willen kommen Sie nur darauf, dass *ich* Ihnen das (oder gar eine Professur Ihrer Co-Autorin) finanzieren wollte, sollte oder auch nur könnte?
    Machen Sie das doch bitte selbst, wenn das alles so „harmlos“ ist!
    Immerhin dürfte es da für Sie ja genügend Trinkwasser geben…

    Bezeichnend ist nur, dass Sie auf die eigentlichen Punkte der Verstrahlung in keiner Weise eingegangen sind…
    Aber das macht nun auch nichts mehr:
    Denn dieser Ihr Post dürfte bereits als Paradebeispiel suizidalen Gedankenguts der GWUP eingegangen sein; er ist mit meinen Worten nur eine intellektuelle Bankrotterklärung der GWUP.
    Vor dem langen Hintergrund begründeter Esoterik-Kritik der GWUP (wo sie besser aufgehoben schien) ist das eigtl. sehr schade.

    Empfehle Ihnen übrigens auch gerne noch die aktuelle Satire Böhmermanns (bes. ab 10:30 und 17:00 min): https://www.zdf.de/comedy/zdf-magazin-royale/zdf-magazin-royale-vom-19-maerz-2021-100.html?fbclid=IwAR0Rg3rEY6y5R6niPRi60bgMCD03txAF09iYkGVx7PZjGGHgpWKSiup5UIA

  59. @Hans Trutnau, Sie haben da von @Amardeo Sarma halt die Antwort bekommen, die so ein Geh-doch-nach-drüben-Angriff wie der Ihre verdient. Das sollten Sie also sportlich nehmen.

    Aber selbstverständlich gehe ich auch nach Iitate. Ich habe lange in Polesien im Einzugsgebiet des Tschernobyl-Fallouts gelebt und mich schreckt das wirklich nicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Fans diverser Formen von Energiewandlung werde ich anderen Menschen nicht zumuten, was ich nicht selbst jahrelang getan habe oder bereit wäre zu tun, z.B. auf Sichtweite von AKWs zu leben oder neben einem Atommüllendlager zu leben.

    Es gibt sehr viele ökologische Katastrophenzonen in der Welt, die weit gefährlicher für Menschen sind als Iitate, die Nachbarschaft eines deutschen KKW oder ein Atommüllendlager. Größtenteils sind das die Luftverschmutzungs-Krisenzonen urbaner Ballungsräume und Schwerindustriegebiete.

    Sie weisen nur einen wesentlichen Unterschied zu Fukushima und Tschernobyl auf: Sie werden nicht evakuiert. Es sind halt normale Katastrophen, die da ablaufen, und die keine Jahrestage kennen, die in Deutschland begangen werden.

    Damit will ich gar keiner Whataboutery Vorschub leisten, sondern ich möchte dafür plädieren, Gefahren gemäß Evidenz zu analysieren und nicht gemäß Gewohnheitsrecht des deutschen Anti-AKW-Diskurses. Dazu gehört auch der Vergleich mit anderen Industrien, und der Vergleich mit den möglichen Alternativen. Bislang sieht es ganz so aus, als ob die angeblich risikoarme Alternative Erneuerbare eben einige Pferdefüße hat – das reicht vom obligatorischen fossilen Backup, das aus Klimaschutzgesichtspunkten eigentlich nicht sein darf, bis hin zur noch gar nicht diskutierten Frage der Systemsicherheit im Fall eines 100%-EE-Systems.

    Solange man in einer Starkwindlage alle deutschen Windparks über eine einheitliche IT-Wartungsschnittstelle oder eine Manipulation des Anemometers in den Orkus schicken kann – und das Verbundnetz gleich mit – habe ich begründete Skepsis über die Risikoarmut dieses Systems.

    Solange also nicht mal diese Frage geklärt ist, sollte man sich nicht von einer funktionierenden CO2armen Technologie verabschieden, die zudem in Deutschland eine sehr gute Sicherheitsperformance hat und und sehr streng beaufsichtigt ist. Das ist, was uns die Empirie sagt.

    Dass zu unserer gesamten Diskussion auch eine höfliche Art des Umgangs miteinander gehört, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Dann müssten wir uns gar nicht über „geh doch nach XY“ unterhalten.

  60. Und nun auf Englisch im Skeptical Inquirer mit kleineren Updates, auch aufgrund eines Leserbriefs zu Tritium, Titel: Ten Years of Fukushima Disinformation von Anna Vero Wendland und mir.

    Dazu gibt es noch ein weiteres verwandtes Thema (Titelthema, da übergreifend); Environmentalism and the Fringe von David Mountain.

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