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Geheimnisträger und Aussteiger: Simon Sasek über seinen Vater Ivo Sasek und die OCG

| 9 Kommentare

Der eine oder andere Stammkommentator wird sich noch erinnern:

Als wir im Herbst 2014 ausführlich über Jugend-TV berichteten (das „Kinderprogramm“ der Organischen Christus-Generation), schaltete sich auch der älteste Sohn von Sektengründer Ivo Sasek in die Kommentardiskussion ein.

Damals gab sich Simon Sasek sehr überzeugt von der „Bewegung“ seines Vaters:

Eine Sekte muss nicht per se schlecht sein. Ich finds cool in der meinigen.

Wirklich „cool“ war’s allerdings mitnichten, denn zwei Jahre danach kehrte Simon der OCG sowie seinen Eltern und zehn Geschwistern den Rücken.

2018 veröffentlichte er bei Youtube ein erstes Video zu seinem „OCG-Abschied“.

Jetzt hat der 35-Jährige nochmal weiter ausgeholt:

Der Humanistische Pressedienst schreibt dazu:

Ivo Sasek, Gründer und Führer der christlich-fundamentalistischen Freikirche „Organische Christus-Generation“ (OCG), wehrt sich stets vehement gegen den Vorwurf, seine Gemeinschaft trage die Züge einer radikalen Sekte.

Seine Anhänger würden nicht unterdrückt, manipuliert oder indoktriniert. Niemand werde gezwungen, seine Freizeit für die OCG zu opfern oder zu spenden, beteuert er. Glaube und Engagement bei der OCG mache frei.

Nun berichtet Simon, der älteste Sohn des Sektengründers, von den totalitären Allüren seines Vaters […] Von seinem Leidensweg und seiner dramatischen Flucht mit Frau und Kind. Und dass seine Eltern und Geschwister ihn seither wie einen Aussätzigen behandeln.

Simon Sasek kämpft mit seinem Video für sein Recht „auf eine eigene, engagierte Zukunft“.

Wir wünschen ihm alles Gute.

Zum Weiterlesen:

  • Der Sohn von Ivo Sasek packt aus, hpd am 1. März 2021
  • Die göttliche Video-Komödie der Saseks bei Jugend-TV, GWUP-Blog am 24. September 2014
  • #ferngespräch „Sekten“ jetzt auch als Hoaxilla-Podcast, GWUP-Blog am 19. Februar 2021
  • „Sekten-Song eines Fake-News-Netzwerks“: Oliver Kalkofe über Ivo Sasek und Kla.tv, GWUP-Blog am 27. Januar 2021
  • Anonymous Germany hackt die OCG und veröffentlicht interne Sekten-Videos, GWUP-Blog am 13. August 2020
  • Kontrovers-Video: Die „Feindesliste“ der OCG umfasst mehr als 8000 Personen, GWUP-Blog am 1. Mai 2020
  • Welch Ehre: GWUP, hpd und Co. auf der „Feindesliste“ der OCG, GWUP-Blog am 22. Februar 2020
  • Video: „Kontrovers“ über die OCG und Klagemauer-TV, GWUP-Blog am 29. Januar 2020
  • Skeptiker-Interview: Hinter der Klagemauer – welche Ziele verfolgt das „alternative Medienportal“? GWUP-Blog am 24. Juni 2019
  • „Klagemauer-TV“: Angst und Verunsicherung schüren, Vertrauen erschüttern, GWUP-Blog am 26. Juli 2019
  • Video: So werden die Fake News bei „Klagemauer TV“ produziert, GWUP-Blog am 3. Februar 2017
  • „Jugend TV“ und seine kuriosen Stellungnahmen: Wir haben da mal nachgeforscht, GWUP-Blog am 22. September 2014
  • Antisemitische Bewusstseinsmanipulation in Schweizer Sekte, Belltower News am 24. Juli 2019

9 Kommentare

  1. Ich halte zu Simon Sasek. Unbekannterweise. Ich habe auch einige Kontakte zu manchen Familienmitgliedern abbrechen müssen, weil man im Leben irgendwann mal eine klare Position beziehen muss.

    Auch wenn die Konsequenten aus der Entscheidung Jahrzehnte lang schmerzen können. Die alternative wäre die Selbstaufgabe. Und das konnte ich nicht akzeptieren. Und ich denke, dass Simon ähnliches durchmacht.

    Ich finde es gut, dass er darüber spricht. Ich habe selten mit anderen über meine Empfindungen gesprochen und alles mit mir selbst ausgemacht. Gesund war es nicht.

  2. So sehr es mich freut, dass Herr Sasek da den Absprung bekommen hat – mein erster Gedanke war: Hoppla, ist da einer vielleicht als Kind nicht kräftig genug gezüchtigt worden?

  3. Ein starker Anspruch an Familienbande, wird oft benutzt um Familienmitglieder emotional zu erpressen, beispielsweise von psychopathischen Clan-Anführern oder in Sekten. Grade wenn man unter solchen Umständen aufwächst, hat man oft wenig Vertrauen in andere. Um so wichtiger, dass man es versucht und sich Hilfe holt.

    Wenn man sein Erlebtes und die dazu gehörenden Empfindungen, allein mit sich verarbeitet, fehlt einem möglicherweise, die Erfahrung von aussen, die es braucht, seinen inneren Kompass, zurecht zu rücken.

    Das Internet ist übervoll an Geschichten, wo Menschen in einem toxischen Verhältnis aufwachen und erst so nach und nach begreifen, das es eben nicht normal ist, was mit ihnen geschieht.

    Freundschaft oder auch die Hilfsbereitschaft von Fremden, kann viel wertvoller sein, als die genetische Zugehörigkeit. Scham ist eine mächtige Waffe; ein Zaun der erst mal überwunden werden muss.

    Wer den Mut auf bringt, seine emotionale Umzäunung zu überwinden, spornt andere an, sich ebenfalls zu befreien.

  4. In diese OCG-Truppe bin auch ich freiwillig mit meiner Familie gegangen, mit der Zeit wurde aber der psychische Druck, das Sich-Verstellen müssen usw. so hoch, dass ich wieder raus musste.

    Meine Frau wollte unbedingt drin bleiben, ihr gefällt es dort. Es geht folglich ein Riss durch unsere Familie. Auch von unseren (größeren) Kindern sind 2 draußen und 2 noch drin.

    Es ist lange her, dass wir eine starke, einige 6-köpfige Familie waren! OCG hat unsere Familie zerstört, auch wenn wir uns äußerlich immerhin nicht getrennt haben.

    Aber ich darf zuhause weiterhin verschiedene Themen nicht ansprechen um des Familienfriedens willen. Ist also weiterhin fast so schlimm wie in der OCG.

  5. Ich finde das gerade sehr schön zu lesen, dass ihr ihm alles Gute wünscht (Schließe mich an!).
    Andere würden vielleicht hämisch nachtreten, so nach dem Motto „Ach, na schau mal einer an.“
    Es ist schön, dass hier respektvoll mit Menschen wie Herrn Sasek umgegangen wird. Sicher hat er keine einfache Zeit vor sich.

  6. @Ana J. Reinhardt

    Zugegeben. ich bin auch oft genug nicht besonders respektvoll zu anderen Menschen. Ich besitze sozusagen eine breite Palette an diversen menschlichen Verhaltensweisen die ein Mensch so beherrschen kann. Die Entscheidung liegt eben dabei auch bei mir, welche ich davon in bestimmten Fällen nutzen werde. Ich stecke ein und teile auch aus. Rachegelüste gehören aber eher nicht zu meinem Charakterzügen. So niederträchtig bin ich nicht.

    Und bei Simon Sasek hatte ich solche Gedanken noch nie. Noch nicht einmal gegenüber den anderen die noch in der OCG stecken. Er hatte mir noch nie etwas angetan. Womöglich dachte Simon früher, dass ich blöd oder Idiot bin, der GWUP anzuhängen, aber das dachte ich von ihm früher auch… blöder Anhänger der OCG Sekte *gg

    Das waren noch nie existenzielle Streits für mich gewesen. Die existenziellen Streits hatte ich nur mit den gewaltbereiten und militanten Nazis, weil sie einen Freund von mir getötet und einen anderen schwer verletzt haben.

  7. Simon, falls du hier mitliest: fetten Respekt vor deiner Entscheidung und ihrer klugen Umsetzung sowie alles Gute auf deinem eigenen Weg, ganz ehrlich und von Herzen!

  8. @Ana J. Reinhardt
    Hämisch Nachtreten, wäre hier nicht angebracht, da man diesen mutigen Schritt nur begrüßen kann und daß er auch zur Aufklärung beiträgt, ist aller Ehren wert und er – was ganz wichtig ist – ist selbst ein Opfer gewesen.

  9. Zitat Artikel:

    Der eine oder andere Stammkommentator wird sich noch erinnern

    Oh, Mann/Frau…ich habe jetzt dort meine Kommentare als reiner „Ralf“ gelesen und bin erstaunt wie eloquent ich damals war ;-)

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