Der Niedergang der Homöopathie in Deutschland spricht sich auch in den USA herum. Heute ist bei Science-Based Medicine der Beitrag
erschienen.
Der Neurologe Steven Novella kritisiert in dem Artikel zunächst die „US-zentrierte Sichtweise“ auf die Problematik der Alternativmedizin, die die Gefahren von Homöopathie und Co. verkleinere.
In Deutschland hingegen sei die Homöopathie tief in der „Mainstream-Medizin“ verankert und Teil der Ärzteausbildung. Als Marksteine eines langsamen Wandels nennt Novella (angelehnt an einen aktuellen Blogpost von Edzard Ernst) die Bücher
- Die Homöopathie-Lüge (Weymayr/Heißmann)
- In Sachen Homöopathie: Eine Beweisaufnahme (Aust)
- Homöopathie neu gedacht (Grams)
- Der Glaube an die Globuli: Die Verheißungen der Homöopathie (Schmacke)
- Der wahrscheinlich teuerste Zucker der Welt (Grunau)
„Great News“ seien außerdem Nachrichten wir diese:
Novella:
This is great news, and hopefully this trend will continue. We also need to end insurance reimbursement for homeopathy. These trends also need to be exported to every country in the world.
Allerdings ist der SBM-Gründer nur vorsichtig optimistisch:
I do not think such victories are inevitable, simply because we have science on our side […] It is too early to say if this will be a long term trend, or if this is just a blip on the otherwise-endless commercial success of homeopathy.
Novella äußert schließlich die Überzeugung, dass die kritische Auseinandersetzung mit Pseudomedizin sich nicht in „dedicated skeptical campaigns“ erschöpfen dürfe, sondern „part of mainstream scientific activity“ werden müsse.
Wissenschaftskommunikation, Medienkompetenz und Urteilsvermögen gegenüber pseudowissenschaftlichen Behauptungen seien intensiv zu fördern, und zwar „in collaboration with mainstream doctors and scientists“.
Vielleicht trägt die Corona-Krise wenigstens dazu bei.
Aktuelles zum Thema „Wissenschaftskommunikation“ gibt’s bei wissenschaft im dialog, darunter ein Interview mit der Sozialpsychologin Pia Lamberty zum „Wissenschaftsbarometer 2020“.
Zum Weiterlesen:
- Homeopathy Declining in Germany, science-based medicine am 16. Dezember 2020
- Wie Corona die Wissenschaftskommunikation verändert, aufruhr-magazin am 16. November 2020
- „Dies ist ein Auftrag an alle Forschenden, aber auch an die Politik“, wissenschaftskommunikation am 10. Dezember 2020
- Wissenschaftsbarometer 2020: „Zwischen Vertrauen und Skepsis“, idw am 10. Dezember 2020
17. Dezember 2020 um 13:50
Novella erkennt exakt den „German cultural bias“, auf dessen Rücken es wieder und wieder gelungen ist, mit dem „Beliebheitsargument“ die Entscheidungsträger in Schockstarre zu versetzen.
Mein Kommentar bei Sciencebasedmedicine:
„As a member of the German Homeopathy Information Network (www.network-homeopathy.info), I am very, very pleased that finally the medical profession is beginning to implement the impetus critical of homeopathy. This is an important step towards at least pushing back the cultural bias pro homoeopathy – I call it the „public reputation“ – in Germany. And to build up pressure on the legislator to finally refrain from granting homeopathy the legal status of a medicinal product without scientifically valid proof of efficacy.
Of course, we sceptical critics here in Germany also see the massive cultural bias that works in favour of homeopathy. However, in our eyes it is now a real breakthrough when such large parts of the organised medical profession clearly position themselves against homeopathy as a medicine, as an „additional therapeutic option“. We will not let up in our educational work – our concrete goal is that the privileged status of homeopathy in German pharmaceutical law is ended.“
17. Dezember 2020 um 17:23
Zu den genannten Büchern sollte noch erwähnt werden, dass es nicht nur „Die Homöopathie-Lüge“ von Weymayr und Heißmann gibt, sondern auch „Homöopathie: Lüge und Wahrheit“ von Prümmel. Im Gegensatz zu Weymayer und Heißmann schreibt Prümmel homöopathiefreundlich und vertritt auch impfkritische Aussagen. Das Werk kann als Antwort auf „Die Homöopathie-Lüge“ verstanden werden. Wahrscheinlich versuchte der Autor (Buch ist schon etwas älter) Leser abzugreifen. Augen auf beim Bücherkauf.