Vor vier Tagen in der Welt am Sonntag, heute bei Welt+:

Das Feature von Anousch Mueller („Unheilpraktiker“) illustriert anhand verschiedener Schlaglichter die Eso-Affinität und Impfgegnerschaft vieler Hebammen:

„Es ist ein Drama“, sagt Sabine Kroh zu all dem. Sie arbeitet in Berlin seit 30 Jahren als Hebamme und hat den Onlineberatungsservice „Call a midwife“ gegründet. Unter Hebammen werde sehr polemisch über das Impfen gestritten, viele Kolleginnen glänzten dabei „mit gefährlichem Halbwissen“. Impfkritik sei sehr verbreitet, „vor allem unter den freiberuflichen Hebammen“, sagt sie. Warum das so sei, könne sie sich auch nicht erklären […]

Kinderärzte stehen oftmals vor dem Problem, dass sie verunsicherte Eltern erst von Impfungen überzeugen müssen. Jens-Uwe Köhler, Kinderarzt aus Erkner bei Berlin, beobachtet seit Jahren, dass Eltern später impfen möchten oder Teilimpfungen wünschen. Wie kommen sie darauf? „Auf Nachfrage wird immer wieder geantwortet: Die Hebamme hat es nicht direkt so gesagt, aber meinte, bei ihrem Kind würde sie erst mit einem Jahr impfen lassen.“

Die letzte Querschnittstudie des RKI liegt mehr als zehn Jahre zurück und ist im Epidemiologischen Bulletin Nr. 21/2008 erschienen. Sie ergab, dass …

… jede zweite dem Glauben anhing, die Masern seien wichtig für die persönliche Entwicklung von Kindern. Dass moderne Impfstoffe gut verträglich, sicher und wirksam sind – davon war nur die Hälfte der Befragten überzeugt.

Jede fünfte Hebamme glaubte, eine homöopathische Behandlung könne Impfungen überflüssig machen. Immerhin befürworteten 80 bis 90 Prozent eine Impfung gegen Tetanus, Poliomyelitis und Diphtherie. Bei den Impfungen gegen Keuchhusten, Haemophilus influenzae Typ B, Hepatitis A und B sowie gegen Rotavirus zeigte sich die Mehrheit unentschlossen.

Nur 20 bis 30 Prozent hielten die Impfung gegen Varizellen, Pneumokokken und Meningokokken C für sinnvoll. Auch der Impfstatus der Hebammen selbst war bedenklich: Einzig gegen Tetanus waren 75 Prozent immunisiert, gegen Keuchhusten konnten nur 18 Prozent einen Schutz aufweisen.

Man könnte nun hoffen, die Ergebnisse seien veraltet. In dieser Woche jedoch, Mai 2019, wurde in einer großen Hebammengruppe auf Facebook ein Post bejubelt, der die diskutierte Impfpflicht als „Lizenz zum Gelddrucken“ bezeichnet. Eine Petition gegen die Impfpflicht, gestartet von einer Hebamme, gibt es inzwischen auch.

Mehr an belastbaren Daten und Facts gibt’s leider nicht, und der Artikel endet abrupt mit der etwas unmotivierten Feststellung:

Schlecht verträgliche Impfstoffe wie zum Beispiel gegen Tuberkulose wurden in der Vergangenheit aus dem Verkehr gezogen.

Offensichtlich gibt es zu diesem Thema noch ganz erheblichen Recherche- und Aufklärungsbedarf.

Zum Weiterlesen:

• Impfgegner: Wenn die Hebamme zum Risiko fürs Baby wird, Welt+ am 8. Mai 2019
• Natürlichkeit neu gedacht: Warum Babys keine Globuli brauchen, Susannchen braucht keine Globuli am 3. Juli 2017
• Merkel unterstützt Spahns Impfpflicht-Pläne, Zeit-Online am 8. Mai 2019
• Impfgegner erzählen, was sie machen, wenn die Impfpflicht kommt, Vice am 8. Mai 2019
• An Masern erkrankte junge Mutter stirbt im Landkreis, haz am 7. Mai 2019
• HIV oder Milzbrand gefällig? Ach nö, lassen Sie mal – sagt der Virenleugner und Impfgegner, GWUP-Blog am 3. Mai 2019
• Ein Masern-Patient im Wartezimmer – zwei tote Kinder, GWUP-Blog am 29. April 2019
• Was Sie zur Impfpflicht wissen sollten, Süddeutsche am 6. Mai 2019
• Masern-Impfpflicht: „Bußgelder wirken gut, um Impfquoten zu erhöhen“, Zeit-Online am 6. Mai 2019
• Edward Jenner – Vater der Impfung, Onkel Michaels kleine Welt am 8. Mai 2019