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Alle Jahre wieder … blamieren sich Politiker mit Grußworten zu Homöopathie-Kongressen

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Es ist mal wieder soweit:

Die Jahrestagung des DZVhÄ steht vor der Tür, diesmal in Stralsund – und die Landesmutter von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), gibt ihr Konterfei für ein paar kenntnislose warme Worte ihres Redenschreibers zur Homöopathie („Grußwort“ genannt) her.

Inhaltlich so vorhersehbar wie die tägliche Abenddämmerung (Dr. Joseph Kuhn hat das diesjährige Grußwort bereits im vergangenen Jahr präkognitiert), offenbart sich in der bedenkenlosen Anbiederung unserer Politiker an die Pseudomedizin doch eine fatale Tendenz, schreibt Kuhn:

Falls wirklich die Verzweiflung die SPD zu solchen Aktionen treibt – Ranschmeißen an wen auch immer –, hätte also der nächste Kristallkongress auch gute Chancen, eine Schirmherrschaft der Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern zu bekommen?

Das INH hat daher einen offenen Brief an Frau Schwesig verfasst.

Es ist uns klar, dass Sie als hohe staatliche Repräsentantin einem breiten pluralistischen Spektrum gesellschaftlicher Gruppen gerecht werden müssen. Wir, die Unterzeichner, möchten Sie jedoch bitten, künftig davon abzusehen, durch – zweifellos wohlmeinendes – Engagement dem falschen und unangemessenen öffentlichen Ansehen der Homöopathie noch zusätzlich Nahrung zu geben.

Update: Bei bento gibt’s jetzt ein Interview mit Natalie Grams zum Thema

Wenn Politikerinnen und Politiker sich offen für die Pseudomethode einsetzen, steigern sie dadurch die Glaubwürdigkeit der Homöopathie. Und steigern dadurch eben auch die Gefahr, dass Menschen mit schweren Leiden zu ihr greifen. 

Update: Heute in der gedruckten Süddeutschen:

Update: Auch im gedruckten Spiegel (20/2019):

Update: MedWatch weist nach, dass die Schwesig-Aussage „Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die sich mit der Homöopathie beschäftigen und in ihrer täglichen Praxis anwenden, nimmt stetig zu“, nicht mal stimmt.

Update: Jetzt auch Kabarett-Thema.

Zum Weiterlesen:

  • Offener Brief des INH an die Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern als Schirmherrin und zum Grußwort für den Homöopathie-Kongress Stralsund 2019, INH am 9. Mai 2019
  • Das Grußwort von Frau Schwesig zum Homöopathie-Kongress 2019, Gesundheits-Check am 8. Mai 2019
  • Homöopathenkongress 2019 in Stralsund: Vorhersage des Minister-Grußworts, Gesundheits-Check am 9. Juni 2018
  • Homöopathie und Politik, Gesundheits-Check am 26. November 2015
  • Homöopathie: Darf eine Politikerin dafür werben? WAZ+ am 9. Mai 2019
  • Schwesig wegen Initiative für Homöopathie in der Kritik, Abendblatt am 9. Mai 2019
  • Interview mit Iris Hundertmark: Tschüss, Globuli! ScrubsMag am 8. Mai 2019
  • Ministerpräsidentin Schwesig wirbt für Homöopathie – warum das gefährlich ist, bento am 9. Mai 2019
  • Homöopathie hilft vielleicht, aber sie wirkt nicht, Süddeutsche am 9. Mai 2019

27 Kommentare

  1. Einfach eine Schande. Frau Schwesig gehört nicht zur seriösen Politik, zur öffentlichen Ämter.

  2. Politiker können sich nicht blamieren ,denn sie haben kein Schamgefühl. Siehe die Betrügereien vieler Politiker bei ihren angeblichen Doktorarbeiten . Außerdem geht’s um Macht- und um Wählerstimmen.

    Und warum sollen Politiker eigentlich gescheit und wissend sein und Homöopathie durchschauen ? Dummheit siegt und Politiker halten sich daran.

  3. „Ministerpräsidentin Manuela Schwesig befördert als Schirmherrin für einen Homöopathie-Kongress das Vertrauen in deren Methoden. Sich auf diese zu verlassen, ist aber gefährlich“:

    https://www.sueddeutsche.de/politik/homoeopathie-schwesig-globuli-zuckerkuegelchen-1.4440512

  4. Hmmm, die Homöos tagen auffällig oft parallel zur SkepKon… da muss etwas dahinterstecken… ;)

  5. @ noch’n Flo:

    Ein Verschränkungsphänomen. Sonst bliebe nur die Annahme, die Skepkon würde von den Homöopathen durch geistartige Kräfte gesteuert.

    @ all:

    Ich frage mich, ob man in der Staatskanzlei in McPom wahrnimmt, wie desaströs das Echo auf diese Schirmherrschaft ist. Es gibt in den Medien praktisch keine positiven Stimmen.

    Die nachgeschobene Rechtfertigung der Schirmherrschaft ist jedenfalls nur peinlich: https://www.nordkurier.de/mecklenburg-vorpommern/schwesigs-neuer-job-als-homoeo-patin-0935443005.html

  6. @Joseph Kuhn

    Es könnte Walachs schwache Quantentheorie wirksam werden. Oder es ist ein Komplott des Deep States. ;)

  7. Das Statement des Sprechers ist die übliche Verschlimmbesserung. Der Effekt dabei: Man setzt an, möchte das Passende und Gebührende dazu formulieren – dann seufzt man und lässt den armen Sprecher einen guten Mann sein…

    Und trotzdem hab ich ihm gemailt Nur zwei kurze Punkte:

    1. Er irrt, wenn der den „Selbstbespiegelungskongress“ (INH) für so etwas wie einen Medizinkongress hält. In der Tat sind diese Veranstaltungen – wie anders – ohne Echo und ohne jeden Erkenntniswert für die Medizin.

    2. Man darf wohl erwarten, dass eine vor Fachpersonal strotzende Landesregierung in der Lage ist, zu eruieren, dass das wissenschaftliche Urteil über die Homöopathie längst gesprochen ist. Von Heinroth im „Anti-Organon“ 1825 über Virchow im Preußischen Landtag 1897 und Edzard Ernst im Spectator Health 2017 bis zu Natalie Grams seit 2015 bis heute gefühlte 1.000.000 mal.

  8. Auch im neuen „Spiegel“ (S.24):

    Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, erntet für ein Grußwort scharfe Kritik von Gesundheitsexperten. Die Politikerin hat die Schirmherrschaft über den Deutschen Ärztekongress für Homöopathie übernommen, der Ende Mai in Stralsund beginnt. Es sei »sehr wichtig, zum Beispiel darüber zu forschen, wie im Säuglings- und Kleinkindalter alternative Methoden wie die Homöopathie wirksam eingesetzt werden können«, schreibt Schwesig in ihrem Grußwort.

    Bei der Homöopathie handle es sich »um bisher unbelegte, teilweise sogar gefährliche Heilsversprechen«, warnt hingegen Josef Hecken, Vorsitzender des einflussreichen Gemeinsamen Bundesausschusses von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen. Die Medizinprofessorin und Homöopathiekritikerin Jutta Hübner, Mitglied der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, nennt das Engagement Schwesigs »nicht klug«. Die Politik positioniere sich »leider sehr eindeutig pro Homöopathie, teilweise, weil sie das Thema nicht verstanden hat, und teilweise, weil sie dadurch auf Wählerzuspruch hofft«, sagt die Krebsärztin.

    Ein Sprecher der Ministerpräsidentin erklärte, es sei mit der Schirmherrschaft nicht darum gegangen, sich »in den Methodenstreit über die Homöopathie« einzuschalten. »Wir haben die Schirmherrschaft übernommen, weil hier ein bundesweiter Medizinkongress in unser Land kommt.«

  9. »Wir haben die Schirmherrschaft übernommen, weil hier ein bundesweiter Medizinkongress in unser Land kommt.«

    Falsch!

    Es ist ein bundesweites Schamanen- und Quacksalber-Treffen.

    Betrüger kann und darf man ja nicht dazu sagen, denn die Beteiligten könnten ja von ihrem Schamanen- und Quacksalber-Tum selbst ernsthaft überzeugt sein.

    Ich will ihnen das nicht absprechen wollen.

  10. @noch’n Flo

    Synchronisation mit dem Zentrum der Galaxie ? ;)

  11. Vielleicht sollten die Politiker sich die Erklärvideos vorher anschauen, kindgerecht aufbereitet ;-)

    Homöopathie – Sanfte Alternative oder dreister Humbug?
    https://www.youtube.com/watch?v=tq7i9OzSNSQ

  12. Meine absolut fehlerfreie makellose Diagnose :
    Kwantenschprungbeschrängunk mit dem im Shwartzen Loch hogendn ihnarn Kint!

  13. „Diskussion“
    Homöopathie: Was halten Sie von Schwesigs Schirmherrschaft?

    https://www.sueddeutsche.de/politik/politik-homoeopathie-schwesig-1.4440582

    Die Kommentare sind mal wieder das klassische Sammelsurium von dreisten Lügnern, HP-mit-Naturheilkundeverwechslern, Post-hoc-nichtkapierern und anderen Gläubigen.

    Schade daß die Diskussion geschlossen wurde bevor ich Positronium verlinken konnte :-) immer wieder ein Höhepunkt homöopathischer Verblödung.

    https://www.kgsberlin.de/aktuell/artikel/eintrag/art90221.html

  14. Wenn das das Einzige wäre, womit Politiker sich blamieren ;-)
    Ist doch klar, wir sind alle so tolerant, unter unserem Schirm kann jeder Mist gedeihen…was will man auch anderes von Politikern erwarten?

  15. @ rambaldi:

    Die Positronium-Geschichte sollte man Frau Schwesig mal zuschicken. Das sind Parallelgesellschaften der anderen Art (nach Eso-Lesart: „Einzelfälle“).

  16. @rambaldi
    Danke für den Positronium-Link. Spitzenklasse!

  17. Positronium: Das muss Satire sein, so verblendet kann man doch nicht……….oh warte…..

  18. Moment, der Mensch hat durch Einnahme von Homöopathie das CERN abgeschaltet, und es lief danach 18 Monate nicht mehr? Welche Globuli nehmen denn dann Kernkraftgegner am besten?

  19. Schirmherrschaft in der Kritik: Peinliche Fehler im Grußwort von Manuela Schwesig

    https://medwatch.de/2019/05/14/schirmherrschaft-in-der-kritik-peinliche-fehler-im-grusswort-von-manuela-schwesig/

  20. Rundheraus: ich halte die Überschrift des Artikels für falsch – leider. Tatsache ist: Politiker blamieren sich nur innerhalb kleiner Zirkel – so wie diesem hier – mit solchem Gefasel. Da draußen, in der Wahrnehmung viel größerer Massen, holen sie sich wärmste Zustimmung damit ab: haben wir doch auch immer gesagt!

    Klingt jetzt bitter, wird man aber ja wohl noch sagen dürfen…

  21. @klauszwingenberger:

    Der „kleine Zirkel“ hat aber mittlerweile durch die Medien eine ziemliche Reichweite bekommen, siehe z.B. die Updates.

    Welche Masse nun am Ende die „viel größere“ ist, können wir vermutlich nur schwer seriös beziffern.

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