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Im Visier von Reichsbürgern, Impfgegnern und anderen Verschwörungsgläubigen

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Bei unserem Skeptiker-Interview mit Tobias Ginsburg („Die Reise ins Reich – Unter Reichsbürgern“) haben wir ihn auch nach Rüdiger Hoffmann vom Reichsbürgerprojekt staatenlos.info. gefragt, der eine Reihe von Hass-Videos über Ginsburg ins Netz gestellt hat.

Seine Antwort:

Ach ja, der Hoffmann … Wie viele andere auch, ist der ist auf mich, den fiesen Verräter, gar nicht gut zu sprechen. Immerhin hatten wir über Monate hinweg engen Kontakt. Aber dann ist er eben auch ein besonderer Fall: ein ehemaliger Nazikader, der in den Neunzigern ein Flüchtlingsheim anzünden ließ und nun als manischer Prekariatsprediger seinen verwirrten, kranken und traurigen Anhängern das wenige Kleingeld aus der Tasche zieht.

Zu Hoffmanns Verteidigung ließe sich spekulieren, dass er selber pathologisch ist, aber dennoch: Er war einer der wenigen Menschen, für die ich nicht die geringste Sympathie aufbringen konnte. Das nun in meinem Buch nachzulesen, wird den größenwahnsinnigen Narzissten sicherlich geärgert haben, also produziert er wöchentlich ein neues Youtube-Video über mich.

Vermutlich versucht er damit aber auch Aufmerksamkeit zu generieren. So fürchterlich bekloppt er sein mag, das kann er ganz gut. Auch wenn ich mir selber bislang nur so eine halbe Stunde davon gegeben habe. Das hat mir schon gereicht.

Derzeit hat sich der „reichsideologische Aktivist“ (taz) Hoffmann an einem Reporter vom Berliner Tagesspiegel festgebissen.

Rüdiger Hoffmann nennt mich eine „Hure des tiefen Staats“, also einen Handlanger geheimer Mächte, möglicherweise würde ich mit „terroristischen Internetkreisen“ zusammenarbeiten und durch meine „propagandistische Meinungsmache den Nationalsozialisten Konrad Adenauer“ unterstützen. Andere bezeichnen mich als Freimaurer, V-Mann oder Agenten einer faschistischen Organisation namens „Europäische Union“.

In den vergangenen Tagen habe ich versucht, einige der Nachrichten zu beantworten. Es hat sich bestätigt, was ich schon bei früheren Gesprächsversuchen erleben musste – als mir ein Verschwörungstheoretiker etwa weismachen wollte, die Erde werde im Geheimen von Satanisten beherrscht, aber auch von Juden, aber auch von Außerirdischen, aber auch von Chinesen, aber auch von Illuminaten.

In hellen Momenten war der Mann bereit zuzugeben, dass vermutlich nicht alle Theorien gleichzeitig stimmen konnten. Doch er zog daraus keine Konsequenzen, er hatte schließlich jede einzelne Theorie im Internet gelesen, sie stimmten also.

Der kluge Ex-Fußballer Eric Cantona hat einmal sinngemäß gesagt, Diskutieren mit Rassisten sei wie Schachspielen mit einer Taube: Egal wie gut du bist, egal wie sehr du dich anstrengst, am Ende wird die Taube aufs Spielfeld kacken, alles umschmeißen und umherstolzieren, als hätte sie gewonnen […]

Wer den Argumentationsketten Hoffmanns folgt und sich wirklich Mühe gibt, bekommt einen guten Eindruck davon, wie Verschwörungstheorien entstehen. Hoffmann hinterfragt und zweifelt nicht, fügt neue Informationen blitzschnell in sein bestehendes Weltbild ein, urteilt entschieden und merkt gar nicht, wenn er bei seinen „Recherchen“ offensichtliche Fehler begeht.

Davon können auch diese fünf Frauen und Männer berichten, die ins Visier von Verschwörungsfanatikern geraten sind und die im Guardian porträtiert werden. Darunter ist auch der amerikanische Kinderarzt Paul Offit (Mitglied im Committee for Skeptical Inquiry):

Offit, 67, is hanging in there, sustained by two powerful motivations. The first is anger: although at least 17 major studies have found that MMR does not cause autism, conspiracy theorists continue to propound the falsehood.

Offit is angry in particular at what he calls the “small group of professionals who do this as a living, the media-savvy, politically connected, lawyer-backed group” of anti-vaxxers who have become all the more vocal by using the internet as an organizing tool.

“I think they’re evil, to be quite frank. I think they hurt children, they put children in harm’s way and to me they have to be defeated.”

Zum Weiterlesen:

  • Im Visier von Reichsbürgern: „Sie müssen sich für Ihre Taten verantworten“, tagesspiegel am 18. Februar 2019
  • Trapped in a hoax: survivors of conspiracy theories speak out, The Guardian am 24. Januar 2019
  • The anti-vaccine movement strikes back against Dr. Paul Offit, Science-Based Medicine am 4. Januar 2010
  • Keeping Up with Paul Offit, CSI am 9. August 2016
  • CSI Announces Paul Offit As Winner of the 2013 Balles Prize, Skeptical Inquirer Volume 38.4, July/August 2014
  • Acht Monate unter Reichsbürgern: Interview mit Tobias Ginsburg im Skeptiker, GWUP-Blog am 20. September 2018
  • Vortragsvideo: Leben mit Verschwörungstheorien – „Überlasst die Welt nicht den Idioten“, sagt Richard Gutjahr, GWUP-Blog am 1. November 2018
  • Unter Beschuss: Wie es ist, von Verschwörungstheoretikern und Hatern bedroht zu werden, GWUP-Blog am 12. Januar 2018
  • Ghoulish“: Antwort auf die Sandy-Hook-Verschwörung, GWUP-Blog am 1. März 2013
  • Ex-Anwalt mit Reichsbürger-Thesen vor dem BGH: Da hilft auch kein Besat­zungs­recht, Legal Tribune Online am 18. Februar 2019

13 Kommentare

  1. Die Reichsbürger nennen die Bundesrepublik einen faschistischen Staat, aber auch die komplette EU ?

    Das scheint in rechten Kreisen im Moment ziemlich Mode zu sein Antifaschisten, Demokraten, Humanisten aber auch politisch wenig interessierte Menschen als Faschisten zu bezeichnen. Das fühlt sich so an als, ob man von einem Dieb und Einbrecher als Dieb und Einbrecher genannt zu werden.

    Ich denke, dass die letzte Diktatur in Europa viel zu lange her ist, sodass die Meisten das wahre Antlitz einer echten Diktatur nur noch aus verstaubten Büchern kennen und inzwischen für etwas romantisches halten. Der Demokratie scheint es ähnlich zu gehen wie den Impfungen.

    Wir sehen all die Kranken nicht mehr und manche glauben, dass die letzten Epidemien einfach nur Geschichten aus Tausend und einer Nacht wären.

  2. @nihil jie

    Das Ende der sozialistischen/kommunistischen Diktaturen in Osteuropa (auch wenn einige Parteigänger der Linken deswegen protestieren werden) ist erst 30 Jahre her. Es gibt noch mehr als genug Zeitzeugen aus diesen Ländern. Präsident Lukaschenko aus Weißrussland wird ebenso oft als der letzte Diktator Europas bezeichnet.

    Aber grundsätzlich stimme ich deinen Überlegungen zu, und sie lassen sich auf andere Bereich übertragen:

    – Die Impfleugnerszene, die nicht mehr die schwerwiegenden Folgen von sogenannten Kinderkrankheiten kennen.

    – Radikale Befürworter der kleinteiligen (Öko-)Landwirtschaft, die kein Konzept haben, wie die Bevölkerung ohne konventionelle Landwirtschaft einigermaßen günstig ernährt werden kann

    – Personen, die die moderne Medizin ablehnen, die ihnen ihr langes Leben erst ermöglicht, und stattdessen zu Heilpraktikern/Schamanen/Schlangenölverkäufern/etc pp. rennen

    Die Liste ließe sich noch beliebig erweitern.

  3. @RPGNo1

    Ja… da fallen einem noch so einige Bereich ein, wo unser kollektives Gedächtnis so richtige Aussetzer produziert. Und das trotz umfangreicher Literatur, gar inzwischen auch Videomaterial aus nicht so ferner Zeit. Mit uns Menschen stimmt irgendetwas einfach nicht *g

  4. @crazyfrog:

    Interessante Doku auch gerade bei Netflix mit vielen Insidern der „Flache-Erde“-Bewegung: „Unter dem Tellerrand“ (im Original: „Behind the curve“).

    https://www.netflix.com/gb/Title/81015076

    @Bernd Harder: Gibt es hier bereits einen Post dezidiert nur zu diesem Thema?

  5. Ein Reichsbürger-Paar im Allgäu betreibt seinen eigenen Staat und verbreitet Verschwörungstheorien. Wegen wirrer Drohbriefe an Behörden droht den beiden jetzt Gefängnis.

    https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2019/02/26/extremismus-verschwoerungstheorie-reichsbuerger-drohbrief_28112

  6. Die Kommunen kämpfen außerdem mit sogenannten Reichsbürgern: Sie versuchen zunehmend gezielt, Verwaltungen lahmzulegen.

    https://www.welt.de/politik/deutschland/article195833569/Luebcke-Mord-Uebergriffe-auf-Buergermeister-und-Gemeindemitarbeiter-nehmen-zu.html

  7. Wenn ein Pausenclown endlich seinen grossen Auftritt hat

    Wir haben schon viel über den Märchenmann Mittas erfahren in den letzten Wochen, aber nun zeigt der Pausenclown Manuel Mittas seine Gesinnung endlich öffentlich. Ganz auf Linie seiner antidemokratischen, antieuropäischen und pro-russischen Propaganda-Gedankenwelt hält „er seine Grundsatzrede“ vor seiner neuen Gemeinde, den Verschwörungstheoretikern und Anti-Demokratie und QAnon Bewegung bei einer Demo in Wien.

    Natürlich als Maskenverweigerer, weil diese in der Phantasiewelt des Mittas Zeichen der Titel Unterwerfung in eine neue Weltordnung bedeuten, einem System dass Soros und die zionistisch-freimaurerischen Eliten errichten um Demokratien abzuschaffen, die Menschheit zu reduzieren und zu kontrollieren.

    Lustig ist, dass unser Märchenmann Mittas als „ehem. Qualitätsjournalist“ angekündigt wird.

    Querdenker Anti-Corona Demo // Wien, August 14 2020

    Der Trottel Mittas verplappert sich – Outing als Looser

    Besonders auffällig ist, dass er seine angeblich so erfolgreiche berufliche Karriere als „investigativer Journalist“ und Chef vom Dienst oder sogar Stv. Sendeleiter, wie er ja immer von sich gerne behauptet, endlich ins richtige Licht rückt. Er war immer ein Looser und war immer nur eins, ein unwichtiger kleiner Handlanger, der weder etwas zu melden hatte, noch seine Positionen die er angeblich hatte, inne hatte.

    Besonders über den RedBull Media Chef Mateschitz regt sich unser kleiner Trottel auf und greift ihn auf offener Bühne mit übelsten Behauptungen an. Mit üblen Behauptungen, Verleumdungen und schlicht Märchen kennst sich unser Märchenmann Mittas aus. Interessant ist, dass genau der Geschäftsführer von RedBull Media, wenn er den Namen Mittas nur hört, hochrot anläuft und mit sehr deutlichen Worten die wahre Geisteshaltung (sofern Geist oder Haltung vorhanden) des Manuel Mittas zum Ausdruck bringt.

    Es fallen Worte die öffentlich besser nicht wiederholt werden sollten. Mittas hinterliess dort und an allen anderen Stellen seiner Laufbahn immer den Eindruck der egozentrischen, unbelehrbaren, wichtigtuerischen, labernden Witzfigur, die nur Ärger und Probleme bedeuten.

    Seine Ausführungen sind ein Sammelsurium von VT Themen, von NWO bis Bill Gates Bashing und 9/11 und schlicht würgreizerregend einfältig und hohl. Vielleicht sollte das Team ihn umbenennen, von Märchenmann zu Labermann. Wir überlegen uns das noch.

    Sein ganzer Auftritt und seine „Rede“ und deren Inhalt erklärt auch, warum keiner der ehem. Weggefährten auch nur irgendetwas mit diesem, sehr bedauernswerten kleinen, von Minderwertigkeitskomplexen überladenen Typ, zu tun haben will. Manuel Mittas war schon immer eins, ein Schwätzer und Blender, der viel labert ohne etwas zu sagen, der immer schon Märchen, Lügen und Unwahres verbreitet. Selbst in seinem Arbeitsleben.

    Immer an der Front für seine krude kleine Welt die ihn nicht liebt

    Hatte Mittas noch vor Kurzem einen Kameramann gesucht, war sein Glück wohl nicht beschieden. So macht er das jetzt selbst. Offensichtlich will mit ihm (auf mittlerer oder längerer Sicht) niemand etwas zu tun haben

  8. @Alexander R.:

    Finde ich alles sehr interessant und ich weiß natürlich auch, um wen es geht und mit wem der Mittas so alles im Clinch liegt – ich fürchte nur, dass das hier an dieser Stelle, in diesem Zusammenhang, ohne nähere Erläuterung kaum jemand einordnen kann.

  9. @ Bernd Harder

    War der Kommentar von Alexander R. vor wenigen Minuten nicht viel länger und heftiger?

    Also ich möchte dazu folgendes anmerken:
    Auch ich finde das alles sehr interessant. Gleichwohl verspüre ich in den Zeilen des Kommentators derartigen Hass auf die Person, die gemeint ist, dass mir bei seinem Kommentar ein wenig unwohl wurde und ich vermute, dass es sich um einen persönlichen Racheakt/frustrierten Kollegen der erwähnten Person handelt.

    Wenn das alles stimmt, was ich gelesen hatte, ist dies sehr „belustigend“. Dennoch halte ich diese platte Art des Kommentators und dessen polemischen Stil für – zumindest auf diesem Blog – unangebracht!

  10. @Lisa-Marie:

    War der Kommentar von Alexander R. vor wenigen Minuten nicht viel länger und heftiger?

    Nein, daran habe ich natürlich nichts verändert, nur meine Antwort neu verlinkt und dadurch automatisch aktualisiert.

    Ich verstehe Ihr Unbehagen und finde, wie gesagt, die zusammenhanglose Platzierung hier etwas unglücklich.

    Ich kenne allerdings den besagten Herrn und seine Umtriebe gut und kann die Hintergründe sowie Art und Stil des Kommentators daher nachvollziehen. Da geht es wirklich um mehr als um einen „frustrierten Kollegen“.

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