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„Impfen! Oder etwa nicht?“ – Lesenswerte Titelgeschichte im neuen „Geo“-Magazin

| 35 Kommentare

Update vom 21. März: Der Artikel steht jetzt online zur Verfügung.

Wie wahnwitzig der Streit um das Impfen sein kann, ahne ich, als mich die Anweisungen des Arztes David Bardens erreichen.

Nennen Sie bitte nicht die Stadt, in der ich wohne. Schreiben Sie nichts über meine familiären Verhältnisse.

Wenige Tage bevor wir uns treffen, versichert er sich bei meinem Kollegen, dass ich wirklich plane, zu ihm zu reisen – und dass sich keine andere Person für mich ausgibt.

So beginnt die aktuelle Geo-Titelstory „Impfen! Oder etwa nicht?“

Und gleich vorweg: Die Autorin Vivian Pasquet unternimmt darin die Recherchereise, die der „Eingeimpft“-Macher David Sieveking großspurig angekündigt hatte, aber trotz üppiger öffentlich-rechtlicher Förderung total in den Sand setzte.

Vielleicht hätte der Filmemacher David Sieveking eine andere Entscheidung getroffen, wenn er über die Techniken der Impfgegner Bescheid gewusst hätte. Vielleicht hätte man verhindern können, dass sein Film weitere Menschen verunsichert.

Denn darum geht es im Kern: zu verhindern, dass eine Gruppe von Extremisten andere Menschen mit ihren Zweifeln ansteckt.

… schreibt Pasquet über ihren Kollegen.

Die Geo-Redakteurin besuchte für ihre aufwändige Geschichte den impfkritischen Arzt Steffen Rabe (ihr Eindruck: „Rabe ist ein König der Rhetorik. Er geht auf Fragen nicht einfach ein, er ertränkt sie in Antworten.“), zwei Mitarbeiter der Ständigen Impfkommission (STIKO), eine Mutter und deren Tochter „mit gerichtlich anerkanntem Impfschaden“, die Chefin der Abteilung für Arzneimittelsicherheit am Paul-­Ehrlich-Institut, den Leiter der Impfstoffabteilung beim Pharmaunternehmen GSK, die Psychologin Cornelia Betsch und einen 18-Jährigen, der infolge einer Maserninfektion an SSPE leidet.

So geht Recherche, Herr Sieveking.

Ein Geo-Heft, das sich mal wieder lohnt.

Zum Weiterlesen:

  • Impfen! Oder etwa nicht? Geo 3/2019
  • Teil 13 der Serie zum Buch „Impfen Pro & Contra: Das Handbuch für die individuelle Impfentscheidung“ von Martin Hirte: Lebendimpfstoffe, Ganzheitlich durchleuchtet am 7. Februar 2019
  • Video: „Streit ums Impfen – Ein gefährlicher Glaubenskrieg“, GWUP-Blog am 15. November 2018
  • Masernvirus und Impfungen: Die Irrungen des Stefan Lanka, GWUP-Blog am 2. Juli 2017
  • Anti-vaccination ads on Facebook are targeting pregnant women, while a measles outbreak spreads across the country, Business Insider am 14. Februar 2019
  • Video: Hausarzt erklärt, warum er keine ungeimpften Patienten behandelt, GWUP-Blog am 14. Februar 2019

35 Kommentare

  1. Danke für den Lesehinweis. Die Titelgeschichte werde ich mir auf jeden Fall sehr gründlich durchlesen.

  2. Danke für die Zusammenfassung. Ich hoffe ich finde sie in der Bahnhofsbuchhandlung.

  3. Eine private Kita in Essen führt die Impfpflicht ein. Wer sein Kind anmelden will, muss einen Impfpass vorlegen. Der Chefin geht es um Sicherheit für die Kleinsten.

    https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-02/masern-impfpflicht-kita-essen-interview

  4. @ JK:

    „Kita nur noch für geimpfte Kinder – richtig so?“

    Ja.

  5. Ungeimpftes Kind holt sich Immunität gegen Masern auf natürlichem Weg, indem es daran stirbt

    https://www.der-postillon.com/2019/02/masern.html

  6. @ noch’n Flo:

    Und wie weit soll die Impfpflicht reichen? Influenza ist doch sicher dabei? Auch für die Erzieher, Eltern, Großeltern usw.? Oder geht es nur um Masern? Falls das, warum?

  7. Mit viel Lärm kann sich die Minderheit zur Mehrheit machen – Die „Schweigespirale“

    https://kontrast.at/medien-mit-laerm-von-der-minderheit-zur-mehrheit/

  8. @ JK:

    Fangen wir doch erstmal mit den Basisimpfungen DTPP und MMRV an, ggf auch Meningokokken. Influenza ist ja nicht so sehr das Problem in KiTas.

  9. @crazyfrog:

    Danke, das ist die deutsche Fassung des verlinkten „Business Insider“-Artikels.

  10. Ich finde es legitim, öffentliche Kitas nur mit Impfung nach STIKO besuchen zu dürfen.

    Es gibt einen Recht auf einen Kitaplatz, aber ein Schulpflicht.

    Wer sein Kind nicht impfen will, soll es in private Einrichtungen schicken oder selbst betreuen. Die Einrichtungen müssen dann transparent machen, dass sie umgeimpfte Kinder aufnehmen.

  11. Als Info:

    Unter den gesetzlich versicherten Kindern in Deutschland mit dem Geburtsjahrgang 2014 hatten 89,5 % die erste Masernimpfung mit 15 Monaten, 95,6 % mit 24 Monaten und die zweite Masernimpfung hatten immerhin schon 73,9 % mit 24 Monaten (zum Vergleich: 2004 waren es noch 59,1 %). Alle Daten unter http://www.vacmap.de/.

    Vor dem Hintergrund solcher Zahlen und der über die Jahre hin sehr positiven (und nicht etwa eine zunehmende Impfmüdigkeit widerspiegelnden) Entwicklung muss man sich Vorteile und Nachteile einer Masernimpfpflicht sehr genau ansehen. Diese Abwägung vermisse ich in der medialen Debatte.

    Interessanterweise wird meist auch keine Masernimpfpflicht für Kita-Personal und Eltern gefordert, ebenso keine Masernimpfpflicht beim Berufseinstieg oder zu Beginn oder am Ende des Studiums – trotz der bekannten Impflücken bei den jungen Erwachsenen.

    Nicht ganz nachvollziehbar ist auch, warum die Debatte sich so auf die Masern kapriziert und nicht die Influenza stärker ins Visier nimmt, bei weitaus höheren Sterbezahlen. Möglicherweise spielt da der Wunsch nach der überfälligen Masernausrottung eine Rolle. Die ist zwar anzustreben, aber mit einer Impfpflicht vor Kita nicht zu erreichen.

    Und wenn man eine Pflicht für alle STIKO-Impfungen vor Kita haben will, wären die adversen Effekte absehbar, darauf sind die STIKO-Empfehlungen nicht ausgerichtet, ganz abgesehen davon, dass das z.B. für Tetanus (nicht Mensch-zu-Mensch übertragbar) oder die Varizellen (Fehlen einer „hohen Gefahr eines fatalen Verlaufs“) wohl rechtlich gar nicht durchsetzbar wäre: https://www.bundestag.de/blob/424536/d5ca52c1db5c8e0a837031b5e0f105ef/wd-3-056-16-pdf-data.pdf

  12. Father at centre of measles outbreak didn’t vaccinate children due to autism fears

    https://www.cbc.ca/news/canada/british-columbia/father-vancouver-measles-outbreak-1.5022891

  13. @ JK:

    „Interessanterweise wird meist auch keine Masernimpfpflicht für Kita-Personal und Eltern gefordert“

    HIer in der Schweiz ist mittlerweile ein ausreichender MMR-Impfschutz für das Personal in den meisten KiTas obligatorisch. Das kommt aber stets von den KiTas selber.

  14. @ noch’n Flo:

    Diesen Weg versucht man bei uns beim Gesundeitspersonal zu gehen.

    Ob es reicht, ist zweifelhaft und eine sektorale Impfpflicht beim Gesundheitspersonal könnte rechtlich einfacher sein.

    Damit hat sich, mit Blick gerade auch auf die Influenzaimpfung, gerade Georg Marckmann, ein Münchner Medizinethiker, auseinandergesetzt (in: Schmiedebach (Hrsg) Medizin und öffentliche Gesundheit: Konzepte, Akteure, Perspektiven, 2018).

  15. @Jan Oude-Aost:

    Wenn in „öffentlichen Kitas“ nur geimpfte Kinder Einlass finden, werden die Impfgegner die Kinder halt in private Kitas, auf Waldorf-Kitas schicken. Wird ja bereits so praktiziert: https://anthroposophie.blog/2018/10/04/nach-der-impfpflicht-italienische-impfgegner/

    Oder man entscheidet sich für die „natürliche Variante“ -für Masernparties:
    https://anthroposophie.blog/2018/10/06/anthroposophische-impfgegner-infizieren-kinder/

  16. @Joseph Kuhn:

    Regional sind die Zahlen teilweise deutlich niedriger.

    Meine Gegend ist auf „Vacmap“ die am schlechtesten durchgeimpfte Gegend unseres gesamten Bundeslandes. Hier im „Bermudadreieck der Steiner-Jünger“ zwischen Anthro-Krankenhaus, Anthro-Seminar, Anthro-Bank und Waldorfseminar liegt die Impfrate bei den Kleinsten teilweise nur bei 55%-63%.

    https://anthroposophie.blog/2018/10/11/das-bermudadreieck-der-steiner-junger/

  17. @ crazyfrog:

    So leicht gehen Infos unter – und tauchen wieder auf ;-)

    @ Jo Lorenz:

    Unser Bermuda-Dreieck ist Südbayern, mit teilweise auch deutlich niedrigeren Impfraten als im bayerischen Durchschnitt. Diese Senken erhöhen das Risiko für die dort lebenden Kinder, darüberhinaus für Ausbrüche. Für die Gesamtimpfrate spielen sie eher eine nachrangige Rolle: http://www.zi-hsrc-berlin.de/presentations/14%20September/B3-13%20Kuhn.pdf, dort S. 5.

  18. @Joseph Kuhn: Interessant! Wo in Südbayern sind denn die Schwerpunkte? Das konnte ich der Präsentation nicht entnehmen.

    „Kinder mit Migrationshintergrund sind tendenziell etwas besser geimpft, am besten neuerdings Kinder mit einseitigem Migrationshintergrund“.

    Anekdotisch kann ich behaupten, das stimmt. Globuli-Mütter und Waldorfeltern finden sich aus Gründen auch kaum bei Menschen mit Migrationshintergrund, sondern bei der wohlhabenden, weißen Elternschaft der Mittel- und Oberschicht. Hat mal jemand untersucht, warum diese Klientel es immer besser zu wissen meint, als z. B. „die Schulmediziner“?

  19. @ JK:

    „Diesen Weg versucht man bei uns beim Gesundeitspersonal zu gehen.“

    Das ist in der Schweiz sehr unterschiedlich. Manche Spitäler schreiben bestimmte Impfungen zwingend vor, manche geben nur Empfehlungen.

    Das Inselspital Bern geriet vor ein paar Jahren mal in die Schlagzeilen, weil dort alle Mitarbeiter, die die Grippeimpfung gemacht hatten, einen kleinen Aufkleber auf ihr Namensschild bekamen, so dass man an dessen Fehlen sofort diejenigen Mitarbeiter identifizieren konnte, die die Impfung (noch) nicht gemacht hatten.

    Diese Aktion wurde dann aber schnell von Datenschützern gekippt. Eigentlich schade, ich fand das eine gute Idee.

  20. Großartiger Artikel, danke Vivian Pasquet für diesen wirklich sehr guten Beitrag für eine, für mich, gesellschaftliche Pflicht!

  21. @ Jo Lorenz:

    „Wo in Südbayern sind denn die Schwerpunkte?“

    1. Kartografisch siehe im verlinkten Vortrag Seite 4, rechte Folie, die beiden Karten.

    2. Numerisch in den Tabellenanhängen des „Gesundheitsreports Bayern“: https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/gesundheitsberichterstattung/themen/index.htm#impfen

    3. Speziell für GKV-versicherte Kleinkinder auf der RKI-Seite Vacmap: http://www.vacmap.de/ oder beim ZI-Versorgungsatlas: https://www.versorgungsatlas.de/themen/versorgungsprozesse/

  22. @Joseph Kuhn: Danke für die Erläuterungen!

  23. Dem Staatlichen Gesundheitsamt Rosenheim wurde in dieser Woche eine Masernerkrankung eines Kindes aus dem Landkreis gemeldet. Die Erkrankung hat mittlerweile große Kreise gezogen. Das Gesundheitsamt Rosenheim ist gezwungen, Besuchsverbote, berufliche Tätigkeitsverbote und Kontaktverbote anzuordnen.

    https://www.focus.de/gesundheit/news/masernfall-in-rosenheim-kind-erkrankt-landratsamt-ergreift-massnahmen_id_10357514.html

  24. All die „Impfkritiker“, Verschwörungstheoretiker, Besserwisser und Esoteriker, die ihre Kinder nicht impfen lassen, sind Teil eines globalen Problems. Eines Problems, das durch hochorganisierte Gruppen und digitale Möglichkeiten der Desinformationsverbreitung massiv verstärkt wird.

    http://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/impfgegner-toedliche-dummheit-a-1255983.html

  25. Den Artikel muss man Wort für Wort lesen.

    Am Anfang ist er mir zu emotional und fast schon oberflächlich, verallgemeinernd und kontra.

    Im Verlauf wird er zunehmend besser und bringt das Dilemma des fehlenden Widerspruchs gegen die „Impfgegner“ deutlich zum Vorschein.

    Mir fehlt der Hinweis auf Millionen Tote durch Virusinfekte, Masern, Tetanus und Diphterie u.Polio vor der weltweiten Impfung, heute erscheinen uns einzelne Virustote schon beinahe als Horrorvision.

    Manche denken dies sei ein „Beweis für die Nichtnotwendigkeit der Impfungen“, jedenfalls blasen die Netz-Impfexperten aus der Liga der Impfgegner kräftig und leider zu oft unwiedersprochen in dieses Horn.

    Kompliment dennoch an Vivian Pasquet trotz meiner anfänglichen Bedenken. Ich fürchte nur, dass die „Impfgegner den Artikel gar nicht zuende lesen und deswegen sich durch ihn eher sogar bestärkt fühlen!

  26. Mich würde mal interessieren warum gegen Windpocken geimpfte Kinder dann doch die Windpocken bekommen??
    Dann brauche ich doch nicht zu impfen!?

  27. @Sonja Gatterer:

    Keine Impfung bietet einen hundertprozentigen Schutz.

    Solche sogenannten Impfdurchbrüche sind aber selten (bei Windpocken etwa drei bis fünf Prozent) und die Impfung schützt trotzdem gegen schwere Verläufe, d.h. Durchbruchserkrankungen verlaufen in der Regel milder.

  28. @ Sonja Gatterer:

    Als Ergänzung zu Bernd Harder:

    Wenn genügend Personen die Impfung erhalten haben, schützen diejenigen, bei denen die Impfung funktioniert hat, automatisch diejenigen, bei denen die Impfantwort nicht ausreichend war (und alle diejenigen, die aus bestimmten Gründen wie z.B. Immunerkrankungen nicht geimpft werden können), weil die Übertragungswege unterbrochen werden. Das nennt man Herdenimmunität.

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