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Die Politik und die illusionäre Haltung zum Heilpraktikerwesen

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Diese Woche war Natalie Grams wieder in Sachen „Heilpraktikalypse“ unterwegs:

Dazu aktuelle Ausführungen von Udo Endruscheit:

Liebe Politiker, ich weiß sehr wohl, dass in vielen Hinterköpfen herumspukt, dass die Heilpraktiker ja nun faktisch eben doch ein Teil der Gesundheitsversorgung seien, bei deren Wegfall sich möglicherweise Engpässe im Vertragsärztesystem ergeben könnten.

Nur ist die damit verbundene Vorstellung falsch, es gehe bei der so „versorgten“ Klientel ja doch „nur“ um Menschen mit allenfalls Befindlichkeitsstörungen, die ohnehin in einer Arztpraxis eher fehl am Platze seien. Das ist meiner Ansicht nach eine Fehleinschätzung.

Der Grund dafür ist eine illusionäre Haltung der Patientenschaft zum Thema Heilpraktiker, die keineswegs die Annahme rechtfertigt, der mündige Bürger wisse schon, was er in einer Heilpraktikerpraxis zu erwarten habe.

Denn das Wissen der Bevölkerung darum, auf was sie sich mit dem Besuch in einer HP-Praxis einlassen, ist beklagenswert gering […]

Mir ist ebenso geläufig, dass bei vielen Politikern eine erhebliche Abneigung gegen „Verbote“ besteht. Nun, genau die besteht bei mir auch. Ganz massiv sogar. Im Zusammenhang mit dem Heilpraktikerproblem geht es aber nicht um ein „Verbot“.

Es geht um die Rücknahme ungerechtfertigter Privilegien, wobei ich mir einen historischen Rückblick auf die Entstehung des heutigen Heilpraktikerwesens erspare.

Es geht um die in fast allen Industrieländern bestehende Selbstverständlichkeit, die Ausübung der Heilkunde an ein Hochschulstudium und die ärztliche Approbation zu binden. Also um den sogenannten Ärztevorbehalt. Diesen durch ein Ende des Heilpraktikerwesens herzustellen, würde ich nicht mit dem Buzzword „Verbot“ belegen.

Und er braucht auch keineswegs unter diesem Label kommuniziert zu werden.

Zum Weiterlesen:

  • Heilpraktikerdebatte: Ein neuer Anfang? Keine Ahnung von Garnix am 1. Februar 2019
  • Heilpraktiker-Mimimi beim Humanistischen Pressedienst, GWUP-Blog am 28. Dezember 2018
  • „Heilpraktiker sollte kein anerkannter Beruf sein“, GWUP-Blog am 6. Oktober 2018
  • „Gefährliche Hybris“: Interview mit Dr. Christian Weymayr zum Heilpraktiker-Unwesen, GWUP-Blog am 24. Januar 2018

2 Kommentare

  1. Das Heilpraktikerproblem wird verschärft durch die Tendenz der meisten HP, die „Schulmedizin“ zwar anzuprangern, sich aber, komplett unstudiert, mit deren Vokabular (Anamnese, Praxis, Diagnostik) großzutun.

    Zudem lässt man sich gern in Weißkittel und Stethoskop ablichten. Auf den einschlägigen Homepages findet man Aussagen wie diese: „60% der Krebspatienten kommen falsch diagnostiziert in meine Praxis.“ „Wir sind uns bewusst, dass wir viel wissen.“

    „Wenn deine Frau Krebs hat, sollte sie sich einmal fragen, was ihr THEMA ist.“

  2. Ich habe mal spaßeshalber ein paar Heilpraktikerfragebögen im Netz ausgefüllt. Ich bin medizinischer Laie, trotzdem hatte ich meist um die 40-50% korrekte Antworten.

    Gescheitert bin ich vor allem an den Vokabeln, ca. 50 – 70 davon wären zu lernen. In der Summe wären diese Tests nach ca. einer Woche selbstständigen lernens zu bestehen.

    Was mir auffiel: Es wurde Wissen zu Krankheitsymptomen abgefragt. Aber keinerlei Wissen zur Behandlung von Krankheiten. Ich wusste es ja schon, aber es so real zu erleben ist noch eine andere Sache.

    Die Heilpraktiker werden auf die Menschen zugelassen, und brauchen keinerlei Therapiewissen dazu zu haben. Wenn ich dann noch diese grandiosen Selbstüberschätzungen lese… es graut mir.

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