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Wenn das Kind der Welt etwas hustet, sind unsere Schwurbelheinis in Höchstform

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Wir schreiben das Jahr 2019 – und als aufklärend tätiger Skeptiker muss man allen Ernstes solche Artikel schreiben:

Und zwar weil Pseudos wie Rüdiger Dahlke unterwegs sind:

Aus Sicht der Homöopathie ist Keuchhusten eine wichtige Kinderkrankheit, die nicht nur den Aggressionskräften zum endgültigen Durchbruch verhilft, was mit dem Zahnen schon ähnlich ‚störend‘ begonnen hat, sondern auch ein Krankheitsbild, das einen Konstitutionswechsel herbeiführen kann. Nicht selten sind die Kinder danach deutlich vitaler und lebenstüchtiger. […]

Insgesamt handelt es sich um einen von heftigsten Aggressionsausbrüchen begleiteten Durchbruch auf eine neue Entwicklungsstufe – kind muss sich diesen Schritt zu sich selbst und seiner neuen Freiheit hart erstreiten. Es will sich damit, natürlich unbewusst, eine neue Position in der Familie und im Leben erkämpfen und stellt sich durch den harten Verlauf des Krankheitsgeschehens in den Mittelpunkt.

„Krankheit als Sprache der Kinderseele“ von Rüdiger Dahlke/Vera Kaesemann

Man kann „Onkel Michael“ nur beipflichten:

Wie kommen diese „Autoren“ auf die Idee, dass Keuchhusten etwas Anderes ist, als eine Infektionskrankheit? Wie kann man auf die Idee kommen, dass ein Infekt, der durch ein Bakterium ausgelöst wird, irgendwelche zwischenmenschlichen Konflikte interessiert? Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich gerade über diesen Mist aufrege!

Dazu auch:


Zum Weiterlesen:

  • Homöopathische Keuchhustenbehandlung – oder: Wie ich am besten mein Kind leiden lasse, Onkel Michaels kleine Welt am 30. Januar 2019
  • Rüdiger Dahlke – Der sanfte Erlöser, diaphanoskopie am 7. Mai 2014
  • Das “Goldene Brett” 2013 für Rüdiger Dahlke und die Homöopathen ohne Grenzen, GWUP-Blog am 29. November 2013
  • Morbus Dahlke: Mein Schnupfen und ich, GWUP-Blog am 17. Januar 2011
  • Skeptiker sind nervig, überheblich und unsympatisch, GWUP-Blog am 21. August 2013
  • Die Krankheit als Sprache der Seele, futurezone am 23. August 2016
  • Masern – mal romantisch gesehen, derStandard am 28. Januar 2019

10 Kommentare

  1. Das Statement von Kaesemann / Dahlke ist keine Äußerung von Menschen, denen man noch allenfalls einen guten Willen attestieren könnte, helfen oder heilen zu wollen.

    Das sind Äußerungen, die von purer Menschenverachtung und einem Egozentrismus bestimmt sind, der die eigene Wahrheit für die absolute hält.

    Auf wie wenig Wissen all das beruhrt, entlarvt z.B. folgender Satz:

    „Aus Sicht der Homöopathie ist Keuchhusten eine wichtige Kinderkrankheit, die nicht nur den Aggressionskräften zum endgültigen Durchbruch verhilft, was mit dem Zahnen schon ähnlich ‚störend‘ begonnen hat, sondern auch ein Krankheitsbild, das einen Konstitutionswechsel herbeiführen kann.“

    Das ist alles so falsch, wie es falscher nicht sein kann.

    Diese „Experten“ sind offensichtlich nicht einmal mit Grundbegriffen der Homöopathie vertraut. Hier wird ganz offensichtlich Homöopathie mit Anthroposophie verwechselt. Homöopathie kennt keinen „Krankheitsbegriff“, eine Krankheitsbezeichnung wie Keuchhusten. Sie kennt nur „Symptombündel“.

    Hahnemann leugnete das Vorkommen gleichförmiger, wiederkehrender, nichtindividueller „Krankheiten“ und verwendete deshalb auch keine Krankheitsbezeichnungen.

    Eine Vermischung der anthroposophischen Krankheitsdeutung (für mich der Gipfel der Menschenverachtung) und der homöopathischen Konstitutionsidee – dafür sollten die Autoren mit der Zuckerkugel am Bande ausgezeichnet werden.

    Ich muss zugeben, diesen Gipfel des Bullsh… habe selbst ich noch nicht vorher gesehen.

  2. Schauen wir mal auf den Zusammenhang von Anthroposophie und Keuchhusten:

    Für die Anthroposophen wie die führende Esoterik-Quacksalberin Michaela Glöckler („Kindersprechstunde“) gilt der Keuchhusten als eine feine Sache: „Beim Keuchhusten dagegen werden in erster Linie die Atmungsorgane und deren Funktion neu erobert und die astralische Organisation zum verstärkten Eingreifen veranlasst. (…) Bei sonst gesunden Kindern haben wir sogar schon jenseits des dritten Monats oft auf Antibiotikavorsorge verzichten können.“
    http://steinerquotes.tumblr.com/search/Michaela+Gl%C3%B6ckler

    Das geht natürlich zurück auf Hellseher-Rudi höchstselbst, der ausführte: „Wenn einer Keuchhusten bekommen hat, da ist etwas Merkwürdiges vorzustellen. Da ist vorzustellen: Wie ist denn da eigentlich sein Astralleib geworden? Sein Astralleib ist kopflos geworden, nämlich so, wie beim Frosch der andere Teil des Astralleibes! Wie der Frosch mit seinem Bein wetzt, so wetzt der Astralleib innerlich in den Luftröhren, und der physische Körper, der muß sich dann der Luft entledigen.“ (GA349, S.166)
    http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA349.pdf#page=166&zoom=100,0,0

    Der „Dachverband Anthroposophische Medizin“ (DAMiD) sieht „Krankheiten durchmachen“ daher auch generell positiv.

    Über Keuchhusten:“Die Anthroposophische Medizin sieht in den Kinderkrankheiten Prozesse, die – wenn sie im „richtigen“ Alter auftreten – durchaus ihre Berechtigung haben können: die Kinder gewinnen durch das aktive Überwinden dieser akuten, entzündlichen Erkrankungen wichtige Fähigkeiten – das Immunsystem wird gestärkt, Allergien oder Autoimmunerkrankungen treten im späteren Leben seltener auf. Die neuere immunologische Forschung weist darauf hin, dass das Durchmachen von entzündlichen Erkrankungen im Kindesalter langfristig sinnvoll sein kann.“

    Die Ständige Impfkommission hat dank der Anthros also allerhand zu tun. Über Krankeheitswellen bei den Waldorf-Impfgegnern sagt Jan Leidel, Leiter der STIKO:

    „Das ist so, als würden Sie einen Streichholz in den Heuhaufen werfen. Und dann geht das los. Im vergangenen Jahr hatten wir (…) die gleichen Impflücken, wir hatten halt Glück. Immer wo das Streichholz war, war dann gerade kein Heuhaufen.“

    https://www.deutschlandfunk.de/glaubensstreit-um-kleinen-pieks.724.de.html?dram:article_id=259036

    Dass dank der Anthroposophischen Schwurbelei nicht überall die Bude brennt, ist also nur: „reines Glück“.

  3. „….Das Statement von Kaesemann / Dahlke ist keine Äußerung von Menschen, denen man noch allenfalls einen guten Willen attestieren könnte,…“

    „…purer Menschenverachtung und einem Egozentrismus…“

    Dem schließe ich mich sofort an.

  4. @Udo Endruscheit:

    „Das sind Äußerungen, die von purer Menschenverachtung und einem Egozentrismus bestimmt sind, der die eigene Wahrheit für die absolute hält.“

    Ja, das wurde auch schon mal thematisiert:

    https://blog.gwup.net/2015/08/15/dahlkes-krankheit-als-weg-ein-ubles-machwerk-abseits-aller-menschlichkeit/

    Leider ist der Originalbeitrag mittlerweile verschwunden – warum, kann ich nicht sagen.

  5. hallo

    Das mit dem Verschwinden des Originalbeitrags hat vielleicht damit zu tun: https://www.psiram.com/de/index.php/Psychologie_aktuell .

    Da wäre auch zu fragen, ob der Originalartikel überhaupt von diesem Kollektiv stammt oder von denen einfach irgendwo gemopst wurde…..

    Zwar erheblich Off topic aber es lohnt sich die Geschichte dieses Kollektivs zu lesen….

    gruß
    Felix

  6. @Felix:

    Interessant, danke.

  7. Haben die Anthros eigentlich auch eine Deutung für das qualvolle Sterben in einem Tetanus-Krampf?

  8. @noch’n Flo:
    Es gibt im Grunde nichts, worüber Steiner nichts gesagt hätte. Selbst über die Erfindungen des 20. Jahrhunderts wusste Er Bescheid, so hat Er doch beispielsweise auch das Laptop oder Star Wars erfunden!

    Steiner also über Tetanus: Beim Wundstarrkrampf ist es manchmal so, dass man sich diesen nur einbildet und dann an Hysterie einen (durchaus realen) Scheintod stirbt. Natürlich kann der wahre anthroposophische Mediziner das im Vorfeld hellsichtig erkennen. (http://fvn-archiv.net/PDF/GA/GA167.pdf#page=132&zoom=100,0,0)!

    Im übrigen: Beisst ein Hund einem Kind ins Gesicht und „das Blut spritzt im hohen Bogen heraus“, ist folgendes angeraten: „2 Globuli Arnica C30“:
    http://www.tisani-verlag.de/Tetanus.pdf

  9. War da nicht diese Sache mit den Indianern und den Masern…?
    Man stelle sich mal vor jetzt lassen sich die Amerik`nschen Ureinwohner gegen alles Möglische impfen
    und die Weissen glauben naturverbunden zusein wenn sie ungeimpft sind…und sterben…
    Hat eine gewisse Ironie.

  10. @ Jo Lorenz:

    Was auch immer ein „durchaus realer Scheintod“ sein soll…

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