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Vortrag am Montag in Bochum und Interview mit Michael Shermer: „Warum Menschen seltsame Dinge glauben“

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Nach der Veranstaltung „Wissenschaft, Vernunft und Moral“ letzten Sonntag in Berlin ist Michael Shermer von der amerikanischen Skeptics Society am Montag (19. November) in Bochum zu Gast:

Die Veranstaltung im Bahnhof Langendreer Kulturzentrum beginnt um 20 Uhr.

Im Vorfeld hat der Humanistische Pressedienst (hpd) mit Shermer über das Vortragsthema „Warum Menschen seltsame Dinge glauben“ gesprochen:

Die Transkription ist heute bei hpd-online erschienen.

Ein Auszug:

hpd: Ein Großteil Ihrer Arbeit ist heute der Frage gewidmet, wie man Menschen kritisches, skeptisches Denken beibringen kann. Warum ist es wichtig, dass Menschen skeptisch sind?

Shermer: Das stimmt. Mein Kurs an der Chapman Universität, an der ich unterrichte, trägt zum Beispiel den Titel „Skeptizismus 101“. „Wie man wie ein Wissenschaftler denkt“ ist der Untertitel.

Da bringe ich Kindern bei, die Werkzeuge der empirischen Forschung, des philosophischen Denkens und der Logik anzuwenden und sich selbst die Frage zu stellen, woher man weiß, dass etwas wahr ist, was wahr ist und woher wir wissen, was Wahrheit eigentlich ist. Und dabei wühle ich mich durch einen ganzen Haufen von Behauptungen.

Zum Beispiel: In diesem Raum befinden sich gerade 42 Personen. Können wir herausfinden, ob das wahr oder nicht wahr ist? Ja, wir können sie zählen. Es sind nur 41. Also hatte ich Unrecht.

Und dann geht es weiter mit: Es hat einen Urknall gegeben oder die Evolution oder die Auferstehung Jesu von den Toten. Das sind alles Behauptungen, denen wir uns mit den Werkzeugen der Wissenschaft zuwenden können. Dass etwas in der Vergangenheit stattgefunden hat, ist dabei nicht wichtig. Die Wissenschaft kann es trotzdem, denn wir haben Erkenntnisse durch die historische Geologie oder die Astronomie, in der wir die Entstehung der Sterne studieren. Alles Ereignisse, die in der Vergangenheit liegen, und doch können wir uns ihnen wissenschaftlich zuwenden.

Und darum denke ich, dass wir die Werkzeuge der Wissenschaft auf absolut alles anwenden können, auch auf moralische Fragen. Und das betrachte ich als meine Aufgabe: Diese Werkzeuge der Wissenschaft und der Vernunft auf alles anzuwenden. Ich bin davon überzeugt, dass die Welt, in der wir leben, das Ergebnis der Aufklärung ist, diesem massiven Wandel des Denkens vor Jahrhunderten und der Ablehnung von Dogmen und Autoritäten – die uns noch immer begleiten, wenn auch in wesentlich geringerem Ausmaß.

Und ich denke, dass wir diesen Bogen der Moral weiterspannen müssen, der meiner Ansicht nach hauptsächlich von Wissenschaft und Vernunft getragen wird und nicht von der Religion.

Zum Weiterlesen:

  • Interview mit Michael Shermer: Warum Menschen merkwürdige Dinge glauben, hpd am 16. November 2018
  • Fakten vs. moralische Vorstellungen: Interview mit dem US-Skeptiker Michael Shermer, GWUP-Blog am 5. Juni 2018
  • Michael Shermer: Der moralische Fortschritt. Wie die Wissenschaft uns zu besseren Menschen macht. Alibri 2018, 564 Seiten, 29 €
  • Richard Dawkins und Michael Shermer diskutieren über Vernunft, Wissenschaft und Moral: Atheisten aus Leidenschaft, hpd am 14. November 2018
  • Video: So hinterfragt man außergewöhnliche Behauptungen, GWUP-Blog am 12. November 2014
  • Jetzt auf Deutsch: Michael Shermers „Top 10 abstruser Vorstellungen“, GWUP-Blog am 3. Juni 2017
  • Video: Michael Shermer über den Glauben an seltsame Dinge, TED-Talk vom Februar 2006
  • Michael Shermer: Why People Believe Weird Things, Henry Holt and Company 1997

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