Es ist wirklich unfassbar:
Bei jedem einzelnen Medienbeitrag, in dem Heilpraktiker zu Wort kommen, zeigt sich aufs Neue deren Selbstüberschätzung, Maßstabslosigkeit und die lächerliche Einordnung der eigenen Fähigkeiten.
So wie eben im Bayerischen Fernsehen:
Bei vielen naturheilkundlichen Therapien, wie Akupunktur oder Homöopathie, ist jedoch nicht wissenschaftlich nachgewiesen, dass sie wirken. Wie kann also getestet werden, ob ein Prüfling die Therapie beherrscht?
Ursula Hilpert-Mühlig vom Fachverband deutscher Heilpraktiker stellt klar, dass auch nicht-wissenschaftliche Verfahren sehr wohl auf ihre richtige Durchführung geprüft werden können: zum Beispiel, ob die Hygiene eingehalten wird, ob die Vorgehensweise stimmt und ob die Methode zur Erkrankung passt.
Wirkweisen hingegen könne niemand überprüfen.“
Und die Politik scheint nicht willens oder in der Lage, diese Situation zu beenden.
Warum auch – winken doch nach der Polit-Karriere attraktive Jobs, für die ein seriöser Ruf als Verfechter der evidenzbasierten Medizin eher hinderlich ist.
Eso-Babsie und die Esoteriker-Krankenkasse – das muss Liebe sein.
Zum Weiterlesen:
- „Gefährliche Hybris“: Interview mit Dr. Christian Weymayr über das Heilpraktiker-Unwesen, GWUP-Blog am 24. Januar 2018
- Nur ein Papiertiger: die neuen Heilpraktiker-Leitlinien, GWUP-Blog am 26. Januar 2018
- Jetzt als Podcast: „(Keine) Zukunft des Heilpraktikerberufs“, GWUP-Blog am 1. Februar 2018
- 13 Globuli: Ministerin Steffens räumt ab beim Eso-Check, GWUP-Blog am 6. August 2013
- Warum Barbara Steffens ihr Ministerium beschämt, ruhrbarone am 11. März 2013
- Sollte eine Gesundheitsministerin auf dem Boden der Wissenschaft stehen? Die Wissenschaftsjournalisten am 5. Februar 2013
- Kopfschüttelnde Ministerialbeamte, Der Nesselsetzer am 14. März 2013
- NRW: Gesundheitsministerin Steffens will mehr Homöopathie, ruhrbarone am 29. Januar 2012
- Schuss ins Knie: Viele Medien berichten jetzt erst recht über das abgesagte TK-Gespräch, GWUP-Blog am 15. Dezember 2017
- Steffens wird Techniker Krankenkasse in NRW leiten, aerzteblatt am 6. Februar 2018
6. Februar 2018 um 23:13
Sollte man den Heilpraktikern nicht wirklich langsam nahelegen, besser in Schweigen zu verharren? Eine Selbstdemontage folgt der anderen – die Auslassungen von Frau Hilpert-Mühling sind ein weiterer Höhepunkt. Beim INH gab es schon irritierte Anfragen, ob es sich um Satire handele.
Von wissenschaftlicher Methodik noch nie irgendwas gehört (ist ja auch egal, die HP wollen ja heilen wie die Indianer, wie wir wissen), nicht mal der grundlegende Unterschied zwischen dem Nachweis einer Wirkung und dem Nachweis einer Wirkungsweise ist klar.
Wie ist es nur möglich, dass sich diese Leute mit ihren Äußerungen an die Öffentlichkeit trauen? Sorry – trauen ist falsch, sie drängen ja damit an die Öffentlichkeit…
Warum noch argumentieren? Besser eine Sammlung der Heilpraktiker-Statements, die seit Erscheinen des Münsteraner Memorandums so aufgelaufen sind, binden lassen und dem BMG übergeben. Überschrift der Presseerklärung dazu: Antrag auf Selbstauflösung der Heilpraktikerszene heute übergeben!
Aber auch ohne das müsste doch beim Bundesgesundheitsministerium doch inzwischen die Sprinkleranlage angesprungen sein…
6. Februar 2018 um 23:17
Ach, vergessen. Bei „Susannchen braucht keine Globuli“ gibt es Artikel, die aufgeweckten Zehnjährigen erklären, dass und warum Homöopathie und Akupunktur nicht das Geringste mit Naturheilkunde zu tun haben. Bei der Creme der Heilpraktikerszene ist das noch lange nicht angekommen. Nicht nur bei der heute zu hören gewesenen Dame.
Edzard Ernst dazu auf seinem Blog:
„Es gibt nichts ‚Natürliches‘ in unendlich verdünnten und geschüttelten Substanzen (Homöopathie), mögen diese auch – oder auch nicht – einen ’natürlichen‘ Ursprung gehabt haben – und
es ist nichts ‚Natürliches‘ dabei, Patienten Nadeln in die Haut (und tiefer) zu stechen (Akupunktur).“
6. Februar 2018 um 23:39
Unglaublich. Danke liebe Esoterik-Krankenkasse (Die Techniker), mein Vertrauen in eure Kompetenz schwindet von Tag zu Tag.
7. Februar 2018 um 05:44
Was ist denn eine gute Alternative zur Techniker bei den gesetzlichen? Also möglichst ohne die Förderung von Pseudomedizin aber mit modernem Portal etc.?
7. Februar 2018 um 07:24
„… winken doch nach der Polit-Karriere attraktive Jobs …“
Deutsche Korruption: warum lassen wir uns das gefallen?
7. Februar 2018 um 13:16
@hessie
Viele gibt es nicht, aber es gibt welche. Hier eine Übersicht, gerade erst im Januar aktualisiert.
http://www.homöopedia.eu/index.php/Artikel:Krankenkassen
Überhaupt eine gute Website, wenn man sich da mal so durchklickt :)
7. Februar 2018 um 18:17
Siehe auch Telepolis:
https://www.heise.de/tp/news/Ex-NRW-Gesundheitsministerin-wechselt-in-die-Wirtschaft-3961368.html
7. Februar 2018 um 18:52
Und die Schirmherrin vom Homöopathen-Weltkongress 2017 wird Gesundheitsministerin:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/politik/widmann-mauz-wird-gesundheitsministerin-kabinett/
8. Februar 2018 um 09:28
@ Bernd Harder:
Hurra!
8. Februar 2018 um 10:09
Nicht vergessen. Die SPD-Basis muss noch über den Koalitionsvertrag abstimmen.
8. Februar 2018 um 10:12
@ noch’n Flo:
Aus dem oben verlinkten Ap-Adhoc-Artikel: „Widmann-Mauz ist aber auch fachlich absolut geeignet. Sie ist seit Jahren in der Gesundheitspolitik aktiv“ – so kann man das mit dem Homöopathenkongress auch nennen…
8. Februar 2018 um 10:45
Als TK Versicherter beobachte ich beunruhigt deren Kurs. Ich erwarte da nicht viel gutes, wenn es so weitergeht.
8. Februar 2018 um 19:55
Welche Methode passt wohl zur Hybris?…Ach ja: Wissen ;-)
9. Februar 2018 um 09:13
Q Ralf im Vollrausch:
Ob die Vorgehensweise stimmt… im Kontext des Binnenkonsens heißt das wohl: wir achten peinlich darauf, dass „Simsalabim“ gesagt wird, und nicht „Samsilibam“.
20. Februar 2018 um 13:54
Ein verspäteter Fassnachtsscherz – tätätäää tätätäää tätätäää!
https://www.openpr.de/news/992941/Heilpraktiker-werden-ein-Beruf-mit-Zukunft.html
21. Februar 2018 um 18:11
@ klauszwingenberger:
„nicht „Samsilibam““
Das heisst „Similasan“. Die Wortähnlichkeit zu „Simsalabim“ fand ich schon immer entlarvend.