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Video: Der Backfire-Effekt – und trotzdem gute Nachrichten für die Faktenverteidiger

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Im aktuellen Terra X Lesch & Co.-Video geht es um den „Backfire-Effekt“ – also das Phänomen, dass Menschen oft noch fester an etwas glauben, wenn sie mit korrigierenden Fakten oder sogar eindeutigen Widerlegungen konfrontiert werden.

Leschs Empfehlungen erschöpfen sich indes in einer „Umarmungs“-Strategie, wie sie Gunter Dueck gestern auch bei Scilogs vorgeschlagen hat.

Immerhin stellt Lesch klar, dass der „Backfire-Effekt“ primär nur bei emotionalen Fragen zuschlägt, „wenn es um innerste Überzeugungen geht“.

Auch die Publizistin Ingrid Brodnig schreibt in ihrem neuen Buch „Lügen im Netz“, dass …

… gerade bei besonders überzeugten Bürgern Korrekturen dazu führen, dass diese noch mehr an die Falschmeldung glauben.“

Allerdings plädiert Brodnig dafür, auch weiterhin …

… beharrlich und geduldig auf den Wert von Fakten hinzuweisen.“

Dazu beschreibt sie eine Studie aus dem französischen Wahlkampf:

Wissenschaftler testeten bei 2480 Franzosen aus Regionen, in denen die Front National stark ist, die Wirkung von Fehlinformation als auch Richtigstellungen.

Ein Teil der Teilnehmer sah falsche Aussagen der Politikerin Marine le Pen, ein Teil erhielt nur die faktisch-korrekte Information, und ein dritter Teil las sowohl Fehlinformation als auch anschließend Fakten.

Die Rechtspopulistin hatte beispielsweise anhand von Fotos behauptet, dass 99 Prozent der Flüchtlinge in Deutschland und Ungarn Männer seien. Diese Zahl stimmt nicht. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) sind von den Flüchtlingen, die über das Mittelmeer kamen, 42 Prozent Kinder oder Frauen.

Forscher der Sciences Po und École d’économie de Paris fanden heraus, dass sowohl Irreführung als auch Aufklärung beeinflusst, was Menschen für wahr halten:

Wenn Probanden falsche Meldungen von Le Pen lasen, dann überschätzten sie tendenziell eher den Anteil von männlichen Flüchtlingen. Eine darauf folgende Richtigstellung verbesserte allerdings das Wissen wieder.

Selbst Sympathisanten von Le Pen reagierten positiv auf die Richtigstellung, zwar nicht ganz so stark wie der Rest der Befragten, aber immerhin zeigte auch hier Aufklärung eine Wirkung.

Dass auch Anhänger von Le Pen die Richtigstellung in ihren Wissensstand aufnahmen, ist ein bemerkenswerter Aspekt […] Es könnte also sogar sein, dass Fakten sogar etwas stärker wirken, als noch vor wenigen Jahren vermutet.“

Ein Interview mit Ingrid Brodnig gibt’s im nächsten Skeptiker, der Mitte Dezember erscheint.

Zum Weiterlesen:

  • Fakten, Diskussionen – und der Backfire-Effekt, GWUP-Blog am 2. April 2017
  • Ingrid Brodnig: Lügen im Netz. Brandstätter-Verlag, Wien 2017, 208 Seiten, 19,99 €
  • Ingrid Brodnig: Hass im Netz. Brandstätter-Verlag, Wien 2016, 232 Seiten, 17,90 €
  • Harald Lesch über die Macht von Fake News, GWUP-Blog am 3. Februar 2017
  • Harald Lesch und die Psychologie hinter Hass, GWUP-Blog am 17. August 2016

6 Kommentare

  1. Behauptungen über Zahlen von Migranten in Ungarn und Deuschland setzt man also Zahlen der Mittelmeerroute entgegen?
    Warum nimmt man dazu nicht die offiziellen Zahlen des BAMF?

    Es ändert zwar an den Zahlen kaum etwas (61,3% männlich – BAMF, 68,3% männlich – UNHCR), es befremdet mich aber, dass man konkrete Zahlen der betroffenen Länder hat, diese aber nicht benutzt.

  2. Wie man heute Abend in der Sendung Kontraste sehen konnte, verbreitet auch sogar die Polizei Lügen im Netz:

    https://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-09-11-2017.html

  3. Großartiger Lesch!

  4. „Leschs Empfehlungen erschöpfen sich indes in einer “Umarmungs”-Strategie…“

    Na ja, was soll er sonst empfehlen, wenn er gerade im Zusammenhang mit dem Backfire Effekt erklärt hat, dass eine harte Konfrontation mit Fakten dazu führt, dass die Fehlgeleiteten noch intensiver an ihre Falschmeldungen glauben…?

    Und gegen den Grundsatz „lieber Brücken bauen, als Grenzzäune ziehen“ ist ja nicht wirklich etwas einzuwenden, oder?

  5. @Udo:

    Ich versuche in dem Artikel zumindest anzudeuten, dass dieser „Backfire“-Effekt …

    a) nicht völlig unumstritten ist

    b) nur bei einer ganz bestimmten (zahlenmäßig vermutlich nicht ganz so großen) Klientel zum Tragen kommt

    c) und es daher *immer* auch um Fakten gehen muss (wie „hart“ diese eingebracht werden, ist natürlich variabel).

    Nur rein emotional funktioniert Aufklärung halt auch nicht.

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