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Buchtipp: Gibt es einen 7. Sinn?

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Klingt interessant: Das neue Buch (14,99 €) des Heidelberger Biowissenschaftlers Werner A. Müller:

Gibt es einen „7. Sinn“? – Außergewöhnliche Wahrnehmungen und unglaubliche Fähigkeiten von Menschen und Tieren aus der Sicht der heutigen Lebenswissenschaften“

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Eine Rezension findet sich im Laborjournal:

Müller gibt einen wissenschaftlich fundierten Einblick in (angeblich) übersinnliche Phänomene: Poltergeister, innere Stimmen, Wünschelruten, Telekinese, Telepathie, Homöopathie, Heilsteine, Magnete, Zukunftswissen, böser Blick und Gedankenübertragung.

Er stellt klipp und klar fest: Es gibt keine experimentelle Bestätigung der Existenz solcher Phänomene.

Zudem erläutert er in Kapitel 9 den Unsinn der zahllosen Nahrungsmittelstudien (Broccoli hält jung, Tomaten schützen vor Alzheimer etc.) und, durchaus selbstkritisch, den Druck auf die Forscher, ihre Ergebnisse den Erwartungen anzupassen.

In der Tat: Nicht nur Esoteriker neigen zum Betrug – die aber ganz besonders. Das haben Sie schon vorher gewusst? Ich auch.

Die interessantesten Abschnitte in Gibt es einen 7. Sinn? sind denn auch jene, die untersuchen, wie nicht beweisbare Überzeugungen und Aberglaube entstehen und wie es kommt, dass ansonsten vernünftige Leute am dicksten Unsinn kleben bleiben.

So erklärt Müller die scheinbare Wirksamkeit vieler Esoterika mit ihrem späten Einsatz und der natürlichen Heilung. Meist greift man erst zu Esoterika, wenn anderes versagt hat. Ihre Einnahme korreliert dann oft zufällig mit dem endlich einsetzenden natürlichen Heilungsprozeß.

Dies beeindruckt den Patienten und er preist seinen Freunden und Kollegen die vermeintlich durchschlagende Wirkung.

Müllers Text ist lesbar, wirkt aber auf den ersten Blick trocken. Erst mit der Zeit fällt einem der unterschwellige, unaufdringliche Humor auf. So, wenn Müller die morphogenetischen Felder des Rupert Sheldrake als Mittel gegen Alzheimer ins Gespräch bringt oder die Spielkasinos von Las Vegas als gewinnverheißende Ziele der Gedankenkraft preist.“

Zum Weiterlesen:

7 Kommentare

  1. Warum wird das eigentlich immer „7. Sinn“ genannt? Wenn man die 5 klassischen Sinne voraussetzt, dann wäre eine paranormale Wahrnehmung der 6. Sinn. Wenn man die klassischen Sinne und die „modernen“ Sinne voraussetzt, dann wäre sie der 10. Sinn.

  2. Schon interessant, wie es die Sendereihe „Der 7. Sinn“ in den allgemeinen Sprachgebrauch geschafft hat. Denn eigentlich hat ein Mensch 5 Sinne, der 6. Sinn ist umgangssprachlich für übersinnliche Wahrnehmungen zuständig. Und die Macher des Verkehrsratgebers machten ein Wortspiel daraus, in dem sie den 7. Sinn für Verkehrssituationen erfanden.

  3. So viel ich weiß, wird der Gleichgewichtssinn gemeinhin als 6. Sinn bezeichnet.

  4. Der Tipp klingt interessant. Ich werde das Buch mal im Hinterkopf behalten. Könnte eine gute Strandlektüre für den nächsten Urlaub werden. :)

  5. Die Evolution hat die Sinne geschaffen, damit sich Tiere und Menschen orientieren können bzw. an die Umwelt anpassen können.Von Tieren in Erdbebengebieten sagt man, dass sie Erbeben vorher spüren, also mit irgendeinem uns nicht bekannten Sinn erahnen.Vielleicht sind Tiere mit einem solchen Sinn, der sich bei den modernen Menschen zurückgebildet hat, ausgestattet ? Hier dient eine uns nicht bekannte Sinneserfahrung dem Überleben des Individiums.Möglich, dass das uns so nicht bekannte Tier im Menschen sich hier noch manchmal in diesem „7.Sinn “ bemerkbar macht ?

  6. @Martin:

    Ein „unbekannter“ Sinn ist bislang Spekulation, vermutet werden weitaus feinere Sinne, als wir sie besitzen.

    Ganz sicher belegt ist es indes nicht, dass Tiere sich vor Katastrophen seltsam verhalten:

    http://www.welt.de/print/wams/lifestyle/article12975128/Die-Tiere-sind-unruhig.html

    http://www.sueddeutsche.de/wissen/naturkatastrophen-der-sechste-sinn-1.913516

    http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/vorahnungen-raetselraten-um-den-sechsten-sinn-der-tiere-a-335583.html

  7. Danke für die Informationen. Ich habe danach auch weiter über dieses Thema nachgedacht.

    Die Sinne der Tiere sind so „programmiert“ wie sie allein dem Überleben der jeweiligen Tierart dienlich sind.So nimmt der Mensch z. Bsp. als biologisch gesehenes Tagestier nur einen kleinen Teil des Lichtspektrum war(Für das menschliche Auge sichtbar zwischen 380 und 780 nm)

    Der Sehsinn ist somit im Vergleich zu nachtaktiven Tieren oder Vögeln(Adler etc.) stark unterentwickelt. Was die Tiere, die Erdbeben etc. spüren, anbetrifft, so könnten das meiner Ansicht nach Konditionierungen sein, die sich im Laufe der Evolution und im Zuge der Anpassung ergeben haben.

    Diese Tiere haben ganz einfach GELERNT, dass nach bestimmten äußeren Reizen(Sinneserfahrungen) ein Erdbeben,also eine Gefahr,folgte.(Pawlowsche Konditionierung).Diese Info wurde dann irgendwann genetisch verankert bzw. die Sinne dafür wurden noch weiter geschärft,da ja Leben und Tod davon abhingen.

    Die Evolution entwickelt meiner Ansicht nach durch Auslese(Mutation) nur die Sinne, die der Erhaltung des Überlebens dienlich sind! Da die Vorfahren der Menschen in grauer Vorzeit auch einmal Nachttiere waren,verfügen sie wahrscheinlich noch über Genmaterial,was diesen Nachttieren damals dienlich gewesen sein könnte.

    Diese verkümmerten Sinnesempfindungen könnten meiner Ansicht im Unbewussten weiter wirken und wir werden uns dessen wahrscheinlich nur bewusst,wenn bestimmte Reize diese uralten verschütteten Erbanlagen wieder antriggern.(7.Sinn).

    Sogesehen ist ein „unbekannter Sinn“ wahrscheinlich die falsche Bezeichnung gewesen.

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