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Wenn Homöopathen ein Homöopathie-kritisches Buch rezensieren, wird’s lustig

| 8 Kommentare

Mittlerweile hat auch der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte das Buch „Homöopathie neu gedacht“ von Dr. Natalie Grams rezensiert.

Wie schon bei früheren DZVhÄ-Aktionen (Umfragen oder Petitionen oder Beschwerden oder GWUP-Kritik) ist das Ganze eine amüsante Mischung aus hilflosem Aktionismus und unfreiwilliger Komik.

Nahezu zeitgleich haben sowohl Dr. Grams selbst als auch Dr. Norbert Aust von Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie auf den Artikel geantwortet.

Grams schreibt:

Danke, lieber DZVhÄ. Danke, dass Sie bereits im ersten Absatz schreiben: Jedem Homöopathen sei bekannt, dass die Homöopathie der Naturwissenschaft widerspricht.

So klar und deutlich habe ich das, ehrlich gesagt, noch von keinem Homöopathen gehört, und das gibt mir Hoffnung.

Denn genau darum geht es: Die Theorie der Homöopathie würde bestehendem und gesichertem Wissen widersprechen und kann damit auch in Zukunft nicht (durch neues Wissen über heute noch Unerklärliches) bestätigt werden – was ja die Hoffnung vieler Homöopathen ist.“

Aust schreitet die immergleiche Standard-Argumentation des DZVhÄ („Professor Hahn!“, „Wasserlinsen!“, „Metastudien!“ etc.pp.) ab und kommt zu dem Schluss:

Ein großer Teil der Rezension geht am Kernproblem vorbei, wenn diskutiert wird, ob die Medizin eine Naturwissenschaft sei oder nicht.

Dann wird wie üblich auf die vorliegenden angeblich positiven Meta-Analysen hingewiesen – offenbar hat man aber noch nicht einmal die Zusammenfassungen dieser Arbeiten gelesen und verstanden.

Auch sonst nennt der Rezensent die üblichen Scheinargumente und vermeidet es, sich mit der Kernthese des Buches – ohne Wirkstoff keine Wirkung – überhaupt auseinanderzusetzen.“

Zum Weiterlesen:

  • Homöopathie ist Mumpitz – antwortet der DZVhÄ Frau Grams! Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 6. August 2015
  • Antwort auf die Rezension meines Buches des DZVhÄ, Homöopathie neu gedacht am 6. August 2015
  • Die Homöopathie-Aussteigerin Natalie Grams im Stern– Interview, GWUP-Blog am 24. Juli 2015
  • Dr. Natalie Grams: “Was hat mich überzeugt, mit der Homöopathie aufzuhören?” GWUP-Blog am 9. Juli 2015
  • Claudia Witt: Homöopathie ist unspannend und nicht wirksamer als Placebo, GWUP-Blog am 28. Juni 2015
  • Lesenswert: Eine Ärztin denkt die Homöopathie neu, GWUP-Blog am 3. Juli 2105
  • Homöopathie: der nächste Aussteiger-Bericht, GWUP-Blog am 12. Juli 2015
  • Homöopathie: „Neue Gedanken“ dazu von einem Kassenvertreter und einer Ärztin, GWUP-Blog am 19. Mai 2015
  • Ist Homöopathie wirkungslos? Natürlich, daran ändert auch Professor Robert Hahn nichts, GWUP-Blog am 10. April 2015
  • Is Homeopathy Unethical? Sciene-Based Medicine am 4. August 2015

8 Kommentare

  1. irgendwie interessant ist ja dass in der Rezension des Buches von Frau Dr Gams das Wort evidence based medicine gar nicht vorkommt.

    Erfahrungswissenschaft sei die HP. Erfahrung ist ja mitunter ganz wichtig, aber meine Lebenserfahrung zeigt mir, dass ich unsterblich bin. Das ist natürlich auch keine wissenschaftliche Aussage aber eben meine Erfahrung, ähnlich wie „aber bei mir hats gewirkt“ in der HP.

    Ich verlaß mich mit meiner Sterblichkeit lieber auf die Wissenschaft als auf meine Erfahrung, sicher ist sicher!

  2. Frau Grams Bestreben, die Medizin mit einer Naturwissenschaft gleichzusetzen, wird mit einem Zitat der Ärztezeitung beantwortet:

    „Nach der „Charta der medizinischen Professionalität“ orientiert sich die Arztprofession an drei Zielprinzipien: „dem Wohl des Patienten, der Patientenautonomie und der medizinisch-sozialen Gerechtigkeit“.

    Der DZVHÄ sorgt sich also um die medizinisch-soziale Gerechtigkeit? Äääh, kann ich bitte nochmal den Beitrag aus Report Mainz sehen in dem Fr. Bajic meinte, Krankenkassen, denen die Patienten weglaufen (weil sie dort die Homöopathie nicht bezahlt bekommen) hätten ja die Chance, auch die Homöopathie anzubieten? Wo bitte bleibt die medizinisch-soziale Gerechtigkeit, wenn ich bei meinem Hausarzt für eine ganz normale Behandlung ein paar Minuten Zeit bekomme, ich mich aber bei jemandem, der mir Streuzucker verschreibt, stundenlang aufhalten darf?

    Krankenkassen sind doch Solidargemeinschaften, oder? Ich zahle also dafür mit, dass sich Leute mit 200 Jahre altem Aberglauben behandeln lassen. Aber wenn ich nach einem Unfall stabilere Krücken für Übergewichtige brauche muss ich diese – je nach Ausführung – entweder teilweise oder komplett selbst bezahlen. Mein Gewicht ist also für die Solidargemeinschaft nicht tragbar. Aber Wunschdenken und Leichtgläubigkeit schon?

    Medizinisch-soziale Gerechtigkeit in homöopathischen Dosen.

    Was das ebenso erwähnte Wohl des Patienten angeht nur ein Hinweis auf ein neben dem Artikel verlinktes Video: ein Arzt erklärt, dass Asthmaanfälle und Koliken in der Notfallmedizin homöopathisch behandelt werden können.
    Dazu fällt mir nur eins ein: trinken wir auf das Wohl der Patienten lieber ein Fläschchen homöopathische Tropfen auf ex. Wurscht welche, ist ja immer ordentlich Alk drin, das macht es vielleicht erträglicher …

    Und warum reiten die Homöopathen immer noch auf dem Wasserlinsen-Experiment rum? Laut Christian Weymayr hat der Herr Baumgartner dieses Experiment wiederholt und völlig andere Ergebnisse bekommen. Also???

  3. @Günther,

    ich bin Österreicher wir habens nicht so mit den Krankenkassen, wir haben für jedes Bundesland eine Regionalkrankenkasse und je nachdem wo man arbeitet meldet der Arbeitgeber einen dort als versichert an.
    Und bei uns ist man so gierig das man nicht mal immer wissenschaftlich bewiesene Therapien zahlt bevor man nicht zB kurz vorm abkratzen is. Stichwort -> neues Medikament gegen Hep C Heilung fast ohne Nebenwirkungen

    Wie auch immer bei euch in Deutschland scheint es möglich zu sein fliegend die kassen zu wechseln.

    Ist doch toll:

    Als Krankenkasse die keine wissenschaftlich gesicherten Therapien anbietet mach ich landesweit Fernsehwerbung: „Sie wollen nicht das andere auf Ihre Kosten nicht medizinisch gesicherte Behandlungen erhalten? Gut wir bieten eine Alternative, bei uns bezahlen die Beitragenden nur medizinisch gesicherte Therapien“
    Ende.

    Wenn die Leute das nicht verstehen, ist Ihnen eh nicht mehr zu helfen.

  4. @fabs
    Was dein Beispiel mit dem Hepatitismedikament betrifft weiß ich nicht, ob das bei uns nicht auch ein Problem wäre. Dazu habe ich kein konkretes Beispiel, meine aber, von ähnlichen Fällen schon gehört zu haben.

    Wenn ich mir jedenfalls von meinem Arzt (der das freundlicherweise macht) auf dem Rezept für ein Asthmaspray nicht anmerken lasse, dass ich das originale Medikament bekomme, geben die mir in der Apotheke nur das billigere Generikum. Das ist zwar nicht so tragisch wie dein Beispiel, denn es handelt sich ja um den gleichen Wirkstoff, aber bei der Billigausführung verstopft gerne die Mechanik, was bei einem sog. Notfallmedikament nicht unbedingt so gedacht ist …

    Aber klar, natürlich muss ich Dir schon auch recht geben, wir jammern hier auch auf hohem Niveau. Und das betrifft nicht nur die Frage um die medizinische Versorgung, im Grunde genommen könnte man viele skeptische Themen als Luxusprobleme bezeichnen. Jemand, der sich Sorgen darum machen muss wie er an die nächste Mahlzeit kommt, schüttelt über unsere Diskussionen natürlich nur den Kopf. Und manchmal denke ich mir auch – so wie Du – „Wenn die Leute das nicht verstehen, ist Ihnen eh nicht mehr zu helfen.“

    Aber:

    Mit Esoblödsinn werden auch kranke und verzweifelte Menschen ausgenommen, die nach jedem Strohhalm greifen. Und die Kinder der Esoeltern können sich auch nicht dagegen wehren, dass sie keine Masernimpfung bekommen. Oder bei ernsten Erkrankungen mit Zuckerkugeln behandelt werden. Das möchte ich nicht mit „denen ist doch nicht zu helfen“ kommentieren.

    Außerdem halte ich es in Punkto (Aber-)Glaube und Esoterik für wichtig, Stellung zu beziehen, den skeptischen Standpunkt zu vertreten und so auch Informationen der skeptischen Seite unters Volk zu bringen. Denn die Leichtgläubigkeit öffnet der Willkür Tür und Tor (siehe Religionen, egal welche). Das bedroht letztlich unsere demokratische Gesellschaftsform, die ein hohes Maß an persönlicher Freiheit und Sicherheit bietet.

  5. Das mit dem Hepatits-C-Medikament…wahrscheinlich handelt es sich hier um „Sovaldi (Sofosbuvir)“
    Ich weiß, aus Erfahrung, daß es in D auch dann verschrieben wird, wenn man nicht am „Abkratzen“ ist…aber man darf auch nicht am Anfang der Erkrankung sein…
    Ich hatte das Glück, daß mein (Fach-)Arzt, den Mut hatte, mir das Medikament zu verordnen…ich muß aber sagen, daß meine Viruslast über viele Jahre sehr hoch war, aber sich die Schäden in der Leber in Grenzen hielten…
    In meinen Fall, das darf man nicht laut sagen (ich bin aber relativ anonym ;-)), nahm ich sogar im ersten Monat, die doppelte Dosis(zeitlich versetzt), da meine Viruslast sehr hoch war*…und siehe da, nach der dritten Therapie-Woche war ich auf NULL (nicht nachweisbar)…dann nahm ich die Standart-Dosis…meine Heilung kostete 20.0000€ mehr…
    Wie es in Österreich ist, weiß ich nicht, aber ich weiß, daß es in der Schweiz nur für Schwerstkranke (also Leberzirrhose) zur Verfügung steht…

    *…und die Halbwertzeit von Sofosbuvir relativ gering ist…

  6. @Günther
    Darüber berichten usw ist schon in Ordnung ich mein nur das die kassen halt Werbung machen sollten das sie unsinnigkeiten nicht bezahlen.

    @Ralf
    Ich weiß es nicht ich hab kein hep c ich kenne aber die berichte und die Stellungnahme unserer Krankenkasse aus einen Bericht.

  7. @trixi:

    Trotzdem untermauert sie ihre Statements zur Unsinnigkeit von Ähnlichkeitsprinzip, Potenzierung und Lebenskraft vehement mit den bekannten Argumenten aus Physik und Chemie: Ohne materiellen Inhalt keine Wirkung und die Beschwerden/Symptome des Patienten können nicht mit den Arzneimittelbildern korrelieren, weil diese ja nur willkürlich zusammengestellt wurden. Insgesamt hat man häufiger das Gefühl, dass sie noch nicht so recht weiß, wohin sie eigentlich will.

    Nein! Die Autorin argumentiert mit Physik und Chemie – skandalös!

    Wie kommt sie denn dazu??

    Üblicherweise argumentiert man in Homöopathenkreisen doch mit Metaphysik und Alchemie.

  8. @ Bernd Harder: Physik und Chemie? Sind das womöglich die berüchtigte Schulphysik und die allopathische Chemiehämmerchemie? Das geht ja wirklich gar nicht und kann ja zu gar keinen ernstzunehmenden Ergebnissen führen!

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