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Sind die Klimaziele des G7-Gipfels ernst gemeint?

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Dass wir unseren Ausstoß an CO2 drastisch senken müssen, um das Klima unseres Planeten zu erhalten, ist unter den relevanten Wissenschaftlern Konsens und wird inzwischen weitgehend international anerkannt.

Gut, dass nun auch der G7-Gipfel das ehrgeizige Zwei-Grad-Ziel ausgibt.

Die Konsequenzen des Nichtstuns sind bekannt: Neben dem Temperaturanstieg von vielleicht bis zu 4 Grad bis zum Jahr 2100 und den damit verbundenen massiven Veränderungen in einigen Regionen sind dies die Übersäuerung der Meere mit der Vernichtung vieler Meeresspezies und ein Anstieg des Meeresspiegels, der große Küstengebiete gefährdet.

Es ist also Zeit zu handeln. Dabei müssen wir uns an den Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse richten, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen oder diese auch noch schneller zu erreichen.

Allerdings stehen Barrieren einer Lösung im Wege.

Die Leugnung der Realität des menschgemachten Klimawandels habe ich an anderer Stelle bereits beschrieben, z. B. hier und hier .

Über eine andere Gruppe, zu der auch der Politikwissenschaftler und Nichtklimafachmann Bjorn Lomborg gehört, die das Problem kleinreden und stattdessen erst mal andere Dinge angehen wollen, werde ich noch schreiben.

Es gibt aber ein anderes Problem: die Blockaden der traditionellen „Grünen“, die immer noch falsche, wenig wissenschaftsbasierte Prioritäten setzen, etwa die derzeitige Gestaltung der deutschen „Energiewende“.

Zu dieser Gruppe gehören nicht nur die Partei der Grünen, Greenpeace und BUND, sondern inzwischen auch die Mainstream-Politik in Deutschland und Österreich.

Statt den CO2-Ausstoß zu begrenzen und vor allem aus der Kohle auszusteigen, bleibt der alte Kampf gegen die vergleichsweise harmlose Atomkraft die Priorität. Die Realität in Deutschland: Nicht die Dreckschleuder Kohle, sondern die Kernkraftwerke werden aus dem Verkehr gezogen.

Die Entscheidung für den Atomausstieg ist eine Entscheidung gegen den Klimaschutz, allen Worthülsen zum Trotz.

Wie verhält es sich aber bei der Atomkraft mit dem Abbau der Emissionen und anderen Gesundheitsgefahren?

Angeregt durch Hans Roslings Gapminder und dem Dokumentarfilm Pandora’s Promise hat der Blogger Dan Montgomery den Zusammenhang zwischen Atomkraft und Klimaschutz aufgezeigt: Länder mit mehr als 33 Prozent Atomkraft haben die klar bessere Klimabilanz, Länder mit noch höherem Atomkraftanteil schneiden noch besser ab.

James Hansen, einer der Pioniere der Klimaforschung, führt im Fachjournal Environmental Science & Technology auf, wie viele Leben die Kernkraft gerettet hat. Ashutosh Jogalekar schreibt dazu im Blog des Scientific American:

Hansen is well known as one of the founders of modern global warming science. The authors come up with the striking figure of 1.8 million as the number of lives saved by replacing fossil fuel sources with nuclear.

They also estimate the saving of up to 7 million lives in the next four decades, along with substantial reductions in carbon emissions, were nuclear power to replace fossil fuel usage on a large scale.“

Seinen Standpunkt hat James Hansen vor kurzem wiederholt:

We should be looking at all the carbon-free energy sources, and figuring out what their contribution should be — and frankly, the market should be helping us do it […]

We should have a carbon-free energy portfolio, and let the market find what is the least expensive way. We should be doing [research and development] on all the good candidates, and certainly nuclear is one of them.“

Dabei geht es vielen wissenschaftsorientierten Umweltschützern nicht darum, erneuerbare Energiequellen wie Sonne, Wind und Biomasse zu verteufeln. Alle Optionen sollten nach rationalen Gesichtspunkten genutzt werden mit dem wichtigsten Ziel: Der CO2-Ausstoß muss schnell runter, idealerweise um 90 Prozent im Laufe dieses Jahrhunderts.

So wird der Juni 2015 für Deutschland als schwarzer Monat für den Umweltschutz in die Geschichte eingehen. Wenn das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld vom Netz geht, wird der Ausfall von Kohledreckschleudern ausgeglichen: mehr CO2-Ausstoß mit ihren Begleiterscheinungen, mehr Atemwegsbeschwerden und damit auch mehr Todesfälle.

Das ist Umweltschutz „Made in Germany“: eine Kombination von Arroganz und Ignoranz.

Aber wird Atomkraft nicht durch die erneuerbaren Energien ersetzt, wie oft gebetsmühlenartig wiederholt wird? Hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Die fehlende Leistung muss ersetzt werden. Auf absehbare Zeit bedeutet dies mehr CO2-Emissionen ohne Atomkraft als mit ihr.

Soll der CO2-Ausstoß begrenzt werden, hilft uns keine Entscheidung zwischen den Optionen erneuerbare Energien und Atomkraft. Vielmehr müssen wir beides nutzen – und zusätzlich Energie sparen.

Wissenschaftler in Australien haben gar einen offenen Brief an Umweltschützer geschrieben:

Given the historical antagonism towards nuclear energy amongst the environmental community, we accept that this stands as a controversial position.

However, much as leading climate scientists have recently advocated the development of safe, next-generation nuclear energy systems to combat global climate change, we entreat the conservation and environmental community to weigh up the pros and cons of different energy sources using objective evidence and pragmatic trade-offs, rather than simply relying on idealistic perceptions of what is green“.

Die Erkenntnis ist fällig, dass die Nutzung fossiler Brennstoffe sehr wahrscheinlich unumkehrbare globale Konsequenzen hat. Von solchen Problemen sind die Alternativen Atomkraft und erneuerbare Energien weit entfernt.

Ein Umdenken ist erforderlich, auch wenn es schwer fällt. Das irrationale Gegeneinander muss unseres Planeten wegen ein Ende haben. Wir sollten uns am Stand der Wissenschaft orientieren.

Zum Weiterlesen:

  • „Die Pseudoargumente der Klimawandelleugner“ gewinnen den Kölner Bullshit-Slam, GWUP-Blog am 1. März 2015
  • Globale Erwärmung: Leugner sind keine Skeptiker, GWUP-Blog am 12. Dezember 2014
  • Global climate on Rand of multi-decadal change, Science Daily am 27. Mai 2015
  • Klimapolitik in Amerika: Der Druck steigt, FAZ am 9. Juni 2015

54 Kommentare

  1. Dazu habe ich nur eine Frage: Wohin mit dem Atommüll???

  2. @Volker – Atommüll in die Endlager.

    Ich weiß schon auf was du hinaus willst, aber es ist nunmal nicht von der Hand zu weisen, dass Atommüll, auch wenn die Lagerung heute oder in 1.000 Jahren zu einem Problem wird, trotzdem ein lokales Problem ist, und nicht das gesamte Leben auf dem Planeten bedroht.

    Die Aussage ist ja nicht, Atomkraft ist voll leiwand und DIE Lösung – sondern sie ist halt eine global gesehen immer noch bessere Alternative als CO2 verursachende Energiegewinnung.

    Dass alternative Energiegewinnung im Vordergrund stehen muss, ist klar, aber es ist auch unrealistisch, in absehbarer Zeit unseren Energiebedarf damit decken zu können – v.a. da wir ja nicht nur auf fossilen Brennstoffen basierende Kraftwerke damit ablösen müssen, sondern in sehr naher Zukunft (zB) auch den gesamten Individualverkehr.

  3. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird der Atommüll bald unser kleinstes Problem sein.

  4. @Volker: Zum Thema „Lagerung des Atommülls“ ist auch dieser Artikel empfehlenswert:
    http://scienceblogs.de/wasgeht/2015/05/17/was-ist-mit-atommuell/

    (Fazit: Wenn wir vorhandene und zwar noch nicht vorhandene, aber relativ leicht umsetzbare, Technologien ausnutzen, dann muss das Zeug „nur“ etwa 1000 Jahre lang lagern – nicht Millionen von Jahren, wie Kernkraftgegner gerne behaupten.)

  5. @Bernhard: Besten Dank für deine Ausführungen! Meine Frage war auch nicht so aggressiv gemeint, wie sie vielleicht geklungen hat. Das scheint mir nur das größte Problem an der Atomkraft zu sein.

  6. @volker
    Das Problem der Endlagerung in D ist mit Gorleben eigentlich gelöst, wie neutrale Gutachter im Gegensatz zu Greenpeace/BUND/Grün-nahen Gutachtern bestätigt haben.

    Da aber nicht sein kann, was nicht sein darf und das „Problem“ Endlagerung aus ideologischen Gründen weiter ein Problem sein muss, wurde selbstverständlich den Öko-Gutachten mehr geglaubt als den Expertengutachten und das Ganze wieder von vorne aufgerollt, was das „Problem“ bis ins unendliche ein solches sein lässt.

    Das mit den Tsunamis am Rhein oder den Mega-Erdbeben in D war dann doch nicht so überzeugend, strahlender Atommüll zieht aber immer noch.

    Deshalb hat auch eine wissenschaftliche Expertenkommision der Bundesregierung, bestehend aus Moraltheologen, Philosophen, Soziologen, Schriftstellern und NGOs entschieden, dem Teufelszeug Atomenergie den Garaus zu machen.

    Da wird also die einzige Energie, mit der eine sofortige, radikale CO2-Senkung möglich gewesen wäre, einer vollkommen unwissenschaftlichen Ideologie geopfert.

    Um im gleichen Fahrwasser zu bleiben, würde ich der Bundesregierung empfehlen, weiterhin den Greenpeace und BUND Empfehlungen zu folgen und eine sofortige 100%ige Abschaltung der Kohle- und Gaskraftwerke durchzusetzen. Wahrscheinlich erkennt bei den Entscheidern wirklich keiner, was dabei herauskommen würde.

    Inzwischen gibt es übrigens, z.B. marktreif von Hitachi, KKWs der neuen Generation, die bis zu 95% des bisherigen Atommülls verbrennen und die konstruktionsbedingt nicht mehr schmelzen können.

    Das würde zwar die meisten der gegenwärtigen Probleme (CO2, Atommüll) auf sehr elegante Art lösen aber das interessiert hierzulande fast niemanden.

  7. Kennt jemand Zahlen, wie es mit dem CO2-Ausstoß von Atomkraft vs. anderer Energiequellen aussieht, und wie sich dieser mit der Zeit und potentiell steigendem Bedarf an Uran entwickelt? Der Energiebedarf beim Abbau wird wohl mit zunehmender Erschöpfung eher steigen, oder?

  8. Sorry, bin selber naturwissenschaftlich orientiert, mit einer ausgeprägten Eso Allergie.
    Aber wenn die Atomkraft mit den bekannten Risken als einzige Alternative zur Reduktion des CO2 Ausstoßes diskutiert wird, frage ich mich schon ob der Seriosität des Beitrages.

  9. @Martin: von „einzige“ Alternative war nicht die Rede.

  10. Das Argument, das ich nachvollziehen kann, obwohl ich Atomkraftwerke grundsätzlich ablehne, ist, dass wenn wir den Anstieg der Temperatur nicht stoppen, Millionen Menschen sterben können oder Vertrieben werden und das dies abgewogen werden muss zu den Risiken und Kosten der Atomenergie. Denn dass bei Plus 3 Grad viele Menschen sterben werden, ist ziemlich sicher. Schwierig.

  11. Ich verfolge diesen Blog nun schon seit Jahren, diese Propaganda in Sachen Atomkraft lässt mir jedoch die Kinnlade runterfallen.

    Atomkraft ist harmlos? Wie bitte?

    Das absurde Argument das es keine ausreichenden Alternativen in Sachen Klimaschutz gibt? Ernsthaft?

    Dazu die Sticheleien in Richtung Fachkompetenz anderer…ist Herr Sarma, Physiker oder Klimaforscher, google sagt nein! Typisch Ingenieur könnte man sagen..

    Es bleibt letztlich nicht viel zu sagen, wenn Menschen die es schlicht besser wissen müssten einfach so behaupten (argumentbefreit) Atomkraft wäre harmlos.

    Vielleicht fragen sie mal in der Ukraine die Menschen und vor allem Ärzte zu Thema oder in Fukuhshima. Und das ist nicht irgendwo das „kann“ überall!

    In diesem Sinne, Tschüss GWUP, den Teufel treibt man besser nicht mit dem Beelzebub aus!

  12. @Julius Straßheim:

    Wo genau steht in dem Beitrag, dass Atomkraft „harmlos“ ist? Können Sie mir die Stelle bitte mal zeigen?

    << Und das ist nicht irgendwo, das “kann” überall! << Mir wäre zumindest neu, dass noch andere Länder außer Japan ihre AKWs in bekannten Tsunami-Gebieten betreiben.

  13. @Julius Straßheim
    Ach ja, dann sind die „Skeptiker“ nicht nur Mietmäuler der Pharmalobby, sondern auch noch der Atomlobby…das gibt mir zu denken und ich werde mich auch abwenden ;-)

    Es ist schon etwas ironisch, wenn man der GWUP verwirft den Teufel mit dem Beelzebul* aufzutreiben ;-)

    Ich behaupte jetzt mal ganz kühn, das die fossilen Brennstoffe schon wesentlich mehr Schaden an Leib und Umwelt verursacht haben, als die Atomkraft.

    *absichtlich „Beelzebul“, da es von „Baal Zebul“ stammt, was soviel wie „erhabener Herr“ heißt…Beelzebub (Baal Zebub) ist die Verballhornung und heißt soviel wie „Herr der Fliegen“, das mögen wir „Satanisten“ nicht gerne ;;;-)

  14. Für den sicheren Betrieb von Atomkraftwerken braucht man eine sichere politische, wirtschaftliche und technologische Stabilität und Verantwortungsbewustsein. Und das nicht nur im Moment, sondern für mind. 20 Jahre in die Zukunft.

    Ich bin sehr stark am Zweifeln, ob wir das leisten können. Der Atomunfall z.B. in Japan ist nicht nur wegen dem Tsunami passiert, sondern weil durch das politische Klima Kritik unterdrückt wurde und so bekannte technische Fehler (Notstromagregate in Meeresnähe) nicht behoben wurden. Und Japan ist eine Demokratie. Ob das politische Klima in den von der IS eroberten Landstrichen offener für Kritik ist? Wohl eher nicht.

    Technologisch hängen Großanlagen durch die lange Planungs und Bauphase immer hinterher. Als die AKWs gebaut wurden, konnte sich noch niemand vorstellen, dass mal Terroristen mit einem Flugzeug in ein Gebäude fliegen würden.

    Die Flugzeuge werden größer und schwerer, die Waffen werden zerstörerischer und genauer, die Informationstechnik (mit ihr die Comupterviren) entwickelt sich rassant. Drohnen zum Ausspähen und sabotieren sind bald nur noch insektengroß. Man muss einen Riesenaufwand betreiben, um ein Atomkraftwerk davor zu schützen.

    Falls das überhaupt geht. Bis jetzt hat zum Glück noch niemand ersthaft versucht, ein AKW hochgehen zu lassen. Aber die Fanatiker aller colour werden nicht weniger sondern mehr. Ich habe keine Lust mich zum Geisel dieser Idioten zu machen.

    Es dauert 20 Jahre, um ein AKW sauber zu zurückzubauen. Im Moment haben wir die Technologie, das Geld und das politische Umfeld dazu. Wir müssen nichts überstürzen aber konsequent auf das Ziel hinarbeiten, die Dinger loszuwerden.

    Übrig bleiben die Forschungsreaktoren und die medizinischen Geräte, die kleiner sind und sich besser schützen lassen. Das bekommt man hin.
    Atomkraft um Wasser warm zumachen ist IHMO zu teuer und zu gefährlich.

  15. Für alle, die an Zahlen statt Ideologien interessiert sind, gibt es das Buch „Sustainable Energy – without the hot air“ von David MacKay.

    MacKay ist Cambridge-Professor und war fünf Jahre lang Chef-Berater der britischen Regierung in Energiefragen. Im Buch beleuchtet er sämtliche infrage kommenden Energieformen und rechnet aus, welchen Beitrag sie maximal zur Deckung unseres Energiebedarfs leisten können.

    Danach kommt man nicht daran vorbei, seine Einstellung zur Atomkraft nochmal zu überdenken.

    Eine deutsche Übersetzung gibt’s kostenlos unter http://www.withouthotair.com

  16. @ Amardeo Sarma

    stellen Sie – als Vorstand der GWUP – die offizielle Position der GWUP zum Thema Kernkraft dar?

  17. „For every person killed by nuclear power generation, 4,000 die due to coal, adjusted for the same amount of power produced.“ (http://sethgodin.typepad.com/seths_blog/2011/03/the-triumph-of-coal-marketing.html) – das ist die Basisrealität.

    Wohin man von dort aus geht, ist natürlich immer noch eine politische Frage, aber die öffentliche Debatte gerade in Deutschland leidet unter zuviel Emotion bei zuwenig Information.

    Zwei Beispiele:

    – Während der heissen Phase der Fukushima-Katastrophe habe ich mehrfach erfolglos versucht, Menschen den Unterschied zwischen Wasserstoffexplosionen (Chemie) und WasserstoffBOMBENexplosionen (Fusion) zu erklären.

    Im Kommentarsystem der Tagesschau gab es dafür sogar Morddrohungen von „besorgten Eltern“. Kernkraftwerke können aus fundamentalen physikalischen Gründen nicht „nuklear explodieren“, auch wenn das im „Dancing with Tears in My Eyes“-Video anders aussieht.

    – Auf dem gesamten Planeten sind bis jetzt etwa 300.000 Tonnen hochaktive Nuklearabfälle angefallen (Deutschland: 450 Tonnen/Jahr). Allein in der Deponie Herfa-Neurode lagern 2 Millionen Tonnen gefährliche Abfälle anderer Art (Kapazität: 200.000 Tonnen/Jahr).

    Im Gegensatz zu „Atommüll“ sind dies Stoffe, die keine Halbwertzeit haben, die also mit der Zeit weder weniger noch weniger gefährlich werden (Arsen, Quecksilber, Cyanide, …). Die sind aber politisch uninteressant, daher kostet die Entsorgung auch nur 260 Euro pro Tonne.

    Im größeren Kontext: Die Anti-Atom-Bewegung ist ein Ableger der alten Friedensbewegung (man kann das teilweise noch in den Namen der handelnden Organisationen erkennen – Greenpeace, IPPNW), die sich in den 70er und 80er Jahren aus durchaus nachvollziehbaren Gründen dazu entschlossen hat, eine Technologie aufgrund ihrer verheerenden Anwendungsmöglichkeiten im militärischen Bereich komplett abzulehnen.

    Die resultierende Propaganda passte hervorragend zu der anderer Interessengruppen (Staaten im Kalten Krieg, Kohle- und Ölindustrie) und war dadurch derart erfolgreich, dass sie heutzutage zum Selbstläufer geworden ist.

    Ob sich das umkehren lässt, ist fraglich. Versuche von Seiten der Staaten oder der Industrie sind zum Scheitern verurteilt, da es sich da ja um “Mitverschwörer” handelt.

    Ein Umdenken auf Seiten der Umweltorganisationen ist unwahrscheinlich, weil das ihre Glaubwürdigkeit in der breiten Öffentlichkeit in Frage stellen würde; zudem wird das Schema mit großem Erfolg auch in anderen Bereichen angewandt (aktuellstes Beispiel: GMO).

    Bleibt Aufklären, wie durch diesen Artikel. Danke dafür!

  18. @Andreas Lichte:

    Natürlich nicht – aus welchem Grund sollte die GWUP eine „offizielle Position“ zum Thema Kernkraft haben?

    Es geht in dem Beitrag um den Klimawandel.

    Und auch das ist kein „strenges“ GWUP-Thema, sondern allenfalls die Versuche bestimmter Gruppierungen, die Leugnung des Klimawandels als „Skeptizismus“ auszugeben bzw. auf einem global bedeutsamen Gebiet Pseudowissenschaft zu betreiben und zu propagieren.

    Nochmal zur Klarstellung: *Der GWUP* geht es beim Thema Klimawandel um bestimmte Segmente, die mit unseren klassischen Kernthemen korrespondieren, nämlich Pseudowissenschaft, Verschwörungstheorien, Irrationalismus, Faktenleugnung.

    That’s all.

    Herrn Sarma selbst ist es darüber hinaus angelegen, klimaneutrale Alternativen für die Energieversorgung aufzuzeigen. Das ist keine „Atom-Propaganda“, sondern seine wissenschaftlich fundierte Meinung dazu.

  19. Sach mal Jungs – hat denn keiner von euch diesen Satz in dem Text von Sarma gelesen???

    Alle Optionen sollten nach rationalen Gesichtspunkten genutzt werden mit dem wichtigsten Ziel: Der CO2-Ausstoß muss schnell runter, idealerweise um 90 Prozent im Laufe dieses Jahrhunderts.“

    Und nochmal:

    Alle Optionen sollten nach rationalen Gesichtspunkten genutzt werden mit dem wichtigsten Ziel: Der CO2-Ausstoß muss schnell runter, idealerweise um 90 Prozent im Laufe dieses Jahrhunderts.“

    Und nochmal, zum Mitschreiben:

    Alle Optionen sollten nach rationalen Gesichtspunkten genutzt werden mit dem wichtigsten Ziel: Der CO2-Ausstoß muss schnell runter, idealerweise um 90 Prozent im Laufe dieses Jahrhunderts.“

    Erst LESEN, dann kommentieren!

  20. @Martina:

    Ich schätze, auch dieser Satz ist irgendwo untergegangen:

    < < Soll der CO2-Ausstoß begrenzt werden, hilft uns keine Entscheidung zwischen den Optionen erneuerbare Energien und Atomkraft. Vielmehr müssen wir beides nutzen – und zusätzlich Energie sparen. <<

  21. @ Bernd Harder

    Sie fragen: „… „aus welchem Grund sollte die GWUP eine ‘offizielle Position’ zum Thema Kernkraft haben?“

    warum die GWUP eine ‘offizielle Position’ zum Thema Kernkraft haben sollte, weiss ich auch nicht

    aber es entsteht beim unbeteiligten Leser genau der Eindruck, dass:

    der Vorstand der GWUP Amardeo Sarma eine ‘offizielle Position’ zum Thema Kernkraft der GWUP vertritt …

    ( sorry, I can’t help it, so lese ich den Artikel – dass es in ihm nur neutral um Klimawandel geht, lese ich nicht )

  22. @Andreas Lichte:

    << warum die GWUP eine ‘offizielle Position’ zum Thema Kernkraft haben sollte, weiss ich auch nicht << Ich habe auf Ihre diesbezügliche Frage geantwortet. << so lese ich den Artikel << OK - andere mögen ihn anders lesen. << aber es entsteht beim unbeteiligten Leser genau der Eindruck, dass: der Vorstand der GWUP Amardeo Sarma eine ‘offizielle Position’ zum Thema Kernkraft der GWUP vertritt << Wenn dem so wäre, dann würde genau das drüber- oder drunterstehen.

  23. @ Bernd Harder

    o.k. – müssen wir nicht weiter diskutieren – ich gehe davon aus, dass dieser Artikel (und andere Pro-Kernkraft-Artikel von Amardeo Sarma) „polarisiert, so weit, dass einige sich von der GWUP verabschieden werden, siehe z.B.:

    https://blog.gwup.net/2015/06/09/sind-die-klimaziele-des-g7-gipfels-ernst-gemeint/comment-page-1/#comment-52418

  24. @Andreas Lichte:

    Ich sehe schon noch einen Unterschied, ob man sich vom Blog (was ich natürlich bedauere) oder von „der GWUP“ verabschiedet.

    Die GWUP ist ein Verein mit einem Vorstand und einer Mitgliederversammlung. Jedes Mitglied hat zu jeder Zeit das Recht, sich über Personen, Tendenzen, Texte, Kommentare, Meinungen etc.pp. zu beschweren bzw. bei der MV vorzubringen – dafür gibt es u.a. einen langen TO „Aussprache“ und „Verschiedenes“.

    Seltsamerweise ist dort die Frage, die hier leidenschaftlich diskutiert wird, noch nie gestellt worden.

    Und auch explizite Austritte aus diesem Grund sind mir nicht bekannt – obwohl Herr Sarma bei der Skepkon 2015 sogar einen Vortrag zu dem Thema gehalten hat.

    Außerdem ist mir nicht klar, warum Beiträge nicht „polarisieren“ dürfen? Überall in der Wissenschaft darf diskutiert und gestritten und miteinander gerungen werden – nur hier nicht?

  25. @ Bernd Harder

    natürlich dürfen Beiträge „polarisieren“, sie sollen es sogar.

    Die Frage ist nur, ob sich die GWUP bei VIELEN unbeliebt machen will …

    Es geht (mir) nicht um „Austritte aus dem Verein GWUP“, sondern darum, welcher Eindruck in der Öffentlichkeit entsteht, wenn sich der Vorstand der GWUP Amardeo Sarma in Artikeln so deutlich positioniert …

    ( für mich steht der Vorstand für den Verein, er ist nicht nur einfach „irgendjemand“ )

  26. @Andreas Lichte:

    << Die Frage ist nur, ob sich die GWUP bei VIELEN unbeliebt machen will … << Ich dachte immer, noch MEHR geht gar nicht ...

  27. Toller Artikel, danke dafür.

    Diese „Atome sind böse“ Haltung ist dermaßen heuchlerisch, gerade hierzulande… als damals in Japan das AKW tsunamibedingt verunfallte, hab ich kommen sehen, was danach in Deutschland passieren würde.

    Und leider hatte ich recht:

    – Die „Atome sind böse“-Bewegung macht Radau

    – die Regierung fürchtet um Wählerstimmen und leitet die Abkehr von der Atomenergie ein

    – diverses AKWs werden grundlos (= keine Tsunamigefahr, keine osntige Gefahr) abgeschaltet, mit der Konsequenz, dass die Energieversorgung gefährdet ist

    – daraufhin wird die Kohlekraft wieder stärker einbezogen, sogar neue Kohlekraftwerke werden errichtet (soweit ich das richtig mitbekommen habe)

    – neue Stromtrassen und Windkraftwerke, die für eine Vergrößerung des Anteils erneuerbarer Energien notwendig sind, werden von großen Bevölkerungsteilen und Politikern (ich brauche da wohl nur Seehofer sagen) abgelehnt

    Konsequenz:

    CO2-Ausstoß geht hoch, wir verstärken wissentlich den Klimawandel und riskieren auf lange Sicht das komplette Ökosystem des Planeten. Was bei einem zu starken Treibhauseffekt mit einem Planeten passiert, macht uns die Venus vor – das mag ein Extrembeispiel sein, aber man sieht, welche weitreichenden Konsequenzen eine scheinbar geringfügige Temperaturerhöhung haben kann. (Lesetipp „Cosmos“ von Carl Sagan, wer es noch nicht kennt.)

    Und nein, natürlich sagt niemand, dass der heutige Stand der Atomkraft ideal ist. Natürlich ist sie das nicht.

    Es gibt die Gefahr von Kernschmelzen, auch wenn sie mit modernen Verfahren extrem gering gehalten werden kann. Es gibt das Problem des Atommülls.

    ABER: DER BISHER ANGEFALLENE ATOMMÜLL LÖST SICH NICHT IN LUFT AUF, nur weil wir jetzt beschließen, uns von der Atomkraft zu trennen! Das Problem wird so oder so gelöst werden müssenn, Jahrzehnte an Atomkraftnutzung bedingen das. Egal WANN wir uns von der Atomkraft trennen.

    Es ist aber auch festzuhalten, dass erneuerbare Energien bei weiterhin steigendem Energiebedarf der Menschheit nicht ausreichen werden.

    Professor Lesch aus München, der sich ja immer wieder deutlich für erneuerbare Energien ausspricht, hat das mal vorgerechnet.

    Selbst wenn man den ganzen Planeten mit Windrädern und Solarpaneln zupflastert, kriegt man den Energiebedarf so langfristig nicht gedeckt.

    Langfristig MÜSSEN neue Strategien her – erneuerbar soviel wie geht, ohne Frage, aber es muss mindestens eine weitere Technologie entwickelt werden, die da ergänzt und die ungleich effizienter ist.

    Da bieten sich Kernspaltungs-/fusions-Prozesse einfach an. Und ich denke, wenn da nicht soviel öffentlicher Gegenwind gegen die bösen Atome wäre, gäbe es schon weit mehr Forschungserkenntnisse dazu, wie man das sicher und effizient – und vor allem frei von strahlenden Abfallprodukten – gestalten kann.

    Ich bin ja schon ziemlich desillusioniert als jemand, der sich schon lange mit esoterischem Mist auseinandersetzt, aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Vernunft irgendwann über Ideologie siegt.

    Für die weitreichende Zukunft müssen neue Technologien her – für die nahe Zukunft sehe ich persönlich einen Atommeiler, aus dessen „Schornsteinen“ nichts als Wasserdampf entweicht, als erheblich „grüner“ an als ein Kohlekraftwerk mit seinem stinkenden CO2-, Ruß und sonstigen Kohlenstoffverbindungen in die Atmosphäre pustenden Schornsteinen.

    Mit dieser Meinung bin ich aber wohl leider in der Minderheit.

  28. Short News:

    Herr Sarma befindet sich gerade auf Auslandsterminen und wird hier weiter diskutieren, sobald es ihm möglich ist.

    Bis dahin bittet er darum, zwei Punkte zu beachten:

    – „Die GWUP ist pro Wissenschaft – das ist die Position, und das ist auch der Maßstab, nicht nur für Parawissenschaften. Wir setzen auf Wissenschaftlichkeit auch bei Evolution, Impfungen und nun auch verstärkt beim Klimawandel und verwandten Themen.“

    – Die Lesart des Artikels ist „Wir müssen alles tun, um den Klimawandel zu verhindern“ – nicht „Wir wollen mehr Kernkraftwerke“.

  29. Wie kann man das Problem des Atommülls in den Griff bekommen? Australien diskutiert gerade einen konkreten Plan. Der geht so:

    1. Australien entsorgt den Atommüll der Welt – gegen Gebühr, versteht sich.

    2. Australien baut PRISM-Reaktoren, die den sogenannten »Müll« als Brennstoff nutzen, Strom erzeugen und die problematischen langlebigen Isotope in kurzlebige umwandeln.

    3. Strom aus Kernenergie ersetzt Strom aus Kohle. Die CO2-Emissionen sinken drastisch.

    4. Preiswerter Strom aus Kernenergie lockt neben der Nuklearindustrie weitere Industrien an. Steuern sinken, der Wohlstand steigt.

    Ich habe dazu unter https://rainerklute.wordpress.com/2015/05/25/aus-fuer-kernenergie/ gebloggt. Inzwischen haben auch Telepolis und die Wirtschaftswoche das Thema aufgegriffen.

  30. Die große bisher absolut ungelöste Frage bei der Energiewende lautet: Wie bekomme ich eine CO2-freie grundlastfähige Stromversorgung hin.

    Mit Wasserkraft und Biomasse allein ist das nicht zu schaffen, die kann man maximal auf 20%-25% bringen, wenn wir gleichzeitig die Mais-Monokultur in D einführen. Zur Zeit können sie die Grundlast zu 17% abdecken.

    Die restlichen 75% müssen dann wohl von Sonne/Wind kommen.

    Es wird behauptet, dass sich die beiden hervorragend ergänzen: wenn keine Sonne scheint, weht der Wind, wenns im Süden windstill ist, wehts im Norden. Bei genügend Überkapazitäten könnte man das über intelligente Verteilung so regeln, das kaum Lücken entstehen.

    Leider ist es aber so, dass zu manchen Zeiten selbst die Kombination Sonne/Wind/Nord/Süd wenig bis sehr wenig an Strom zu bieten hat, wie man z.B. auf den vom Fraunhofer-Institut gelieferten Tabellen ersehen kann.

    Dann liefern Sonne/Wind insgesamt nur ca. 2% ihrer installierten Leistung. Im Jahresdurchschnitt liefern diese maximal 35% ihrer installierten Leistung, obwohl Abnahmepflicht besteht.

    Zur Zeit beträgt der Beitrag von Sonne/Wind am Stromaufkommen ca. 16%, bei einer installierten Leistung von 42%. KKWs/Kohle/Erdgas liefern derzeit 70%, obwohl sie nur liefern dürfen, wenn zu wenig Sonne/Wind da sind.

    Es gibt aber auch durchaus ein paar Tage, in denen 100 und mehr Prozent Ökostrom geliefert werden können, die dann auch abgenommen bzw. zumindest bezahlt werden müssen.

    Das ist das große Problem, die Öko-Stromerzeugung schwankt zwischen 17%(Wasser/Bio)+2%=19% und 17%+90%=107%.

    Selbst wenn wir die installierte Leistung von Sonne/Wind vervierfachen (auf ca. 100.000! Windräder + Solar) würden und die von Wasser/Bio maximieren, läge die zu erwartende minimale Stromerzeugung bei ca. 25%(Wasser/Bio)+8% = 33%.

    Es müssen also ca. 75% anderweitig abgesichert werden. Das wäre kein Problem, wenn wir genügend Speicher hätten. Mann müsste dazu allerdings die Anzahl der Pumpspeicher verhundertfachen (reell ist eine Verdopplung) oder Speicherakkus bereitstellen. Das ebenfalls angedachte Power to Gas to Power-Verfahren hat einen Wirkungsgrad von ca. 35%!.

    Vor ein paar Wochen hat man in Dresden einen Großakku aufgestellt, der ein Windrad puffern kann, Kosten: 2,7 Millionen EUR. Wenn man 50% der Windräder puffern will, käme man auf 50.000 Akkus je 2,7 Mio. Allein die Erstbestückung mit Akkus würde 135 Mio. EUR kosten, alle 10-12 Jahre beginnt der Austausch mit Ersatzakkus.

    In Anbetracht u.a. des Landschaftsverbrauchs durch 100.000 Windräder und der immens teuren Alternativen zu einer soliden Grundlastabdeckung kann man durchaus darüber nachdenken, ob man nicht einen Großteil der grundlastfähigen Stromversorgung Kernkraftwerken übertragen kann.

    Mir ist klar, dass die Akzeptanz in Deutschland dafür sehr gering ist, aber bei Abwägung der Gefahren, die durch Kernkraftwerke, insbesondere der neuen Generationen drohen, mit den Gefahren, die sich durch die Beibehaltung von CO2-Schleudern bzw. durch eine labile Stromversorgung ergeben, dürfte die Wahl klar sein.

    Ansonsten müssen wir wohl oder übel bis weit in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts mit fossilen Stromerzeugern leben.
    Wir werden dann Billionen von EUR für ein Ergebnis nahe 0 ausgegeben haben.

  31. Im Podcast IQ-Wissenschaft und Forschung von Bayern 2 wurde diese Woche eine Studie vorgestellt, die die Klimaerwärmung zumindest im Bezug auf die Weltmeere relativiert. Sie besagt, dass die Meere sich gar nicht so stark erwärmt haben, wie bisher angenommen, sondern dass die alten Zahlen auf Grund mangelhafter Messmethoden (das Wasser wurde mit einem Holzeimer ins Schiff geholt und dort gemessen) anzuzweifeln sind. Die Meere waren schon immer viel wärmer, als angenommen und die Erhöhung Beträge wohl „nur noch“ 0,001% im Jahr.

  32. Auch unter Skeptikern blüht die Esoterik.

    Bei Homöopathie, Astrologie etc. herrscht klare Sicht. Unwissenheit hingegen herrscht beim Märchen von „Gift in Lebensmitteln“, bei der Legende vom „bösen Kapitalismus“ oder den „EU-Bürokraten“ und auch viele Skeptiker nennen das Tsunami-Unglück von Fukushima „Atomunfall“.

    Differenzierteres Denken hilft! (Ja, es ist anstrengend, macht aber nichts.)

    Nebenbei bemerkt: Nach der gescheiterten „Energiewende“ werden sich die Konservativen in den Hintern beißen, aber da wird Frau Dr. Merkel (Physikerin!) schon außer Dienst sein.

    Die GWUP schließlich sollte sich den Wissenschaftlern anschließen, die für die Nutzung der Kernkraft eintreten.

  33. @ Rüdiger Kuhnke

    … und wenn jemand ein Flugzeug in ein AKW abstürzen lässt, ist das natürlich ein „Flugunfall“ …

  34. @Andreas Lichte:

    der Punkt bei Fukushima ist doch, dass aufgrund des Erdbebens/Tsunamis in Japan fast 20.000 Menschen gestorben sind, während an Fukushima noch niemand gestorben ist und sehr wahrscheinlich niemand steben wird. Es ist ja nicht so, dass Fukushima keine Folgen hatte: Die Folgen des Erdbebens/Tsunamis sind um Größenordnungen schwerwiegender.

    Das Gleiche gilt für ein Flugzeugabsturz: Die frage, die es zu beantworten gilt ist: Wären (vergleichbar zum gezielten Absturz auf ein Hochhaus) die Folgen erheblich verstärkt, oder nicht? Sollten wir deswegen auch keine Hochhäuser mehr bauen?

    @Rüdiger Kuhnke: Das Problem ist nicht die Förderung der erneuerbaren Energien, sondern, dass der Zuwachs bei den Erneuerbaren nicht genutzt wird, um aus der Kohle, sondern aus der Kernenergie auszusteigen.

    Insofern denke ich, dass die Energiewende anders gestaltet durchaus erfolgreich sein kann. Allerdings ist die Energiewende noch zu schmalspuring angelegt. Den Aufruf zum differenzierten Denken finde ich sehr gut, genau das fehlt uns in allen Teilen des politischen Spektrums.

    Ich persönlich würde eine massive Besteuerung aller fossilen Energien und deren Produkte und damit verbunden eine massive Investition und Forschung in Alternativen befürworten, wozu ich die ereuerbaren Energien, Speichertechonologien, Kernenergie der IV Generation, neue Sorten von Biomasse inlkusive der Einsatz von gentechnisch veränderten Planzen und Algen (die möglichst wenig oder gar nicht in Kollision mit der Lebensmittelproduktion stehen), Steigerung der Energieeffizienz usw. – die sogenannten „Wedges“ für weniger CO2 – zähle.

    Nur um Zweifelsfall: Der letzte Absatz ist keine abgestimmte GWUP-Position.

  35. 1. Outing

    Ich habe keine Ahnung von Atomkraft. Auch nicht von alternativer Energiegewinnung. Ich bin weder Ingenieur noch Wissenschaftler.

    Ich muss alles glauben was mir erzählt wird, freue mich aber dennoch über die Elektrifizierung. Recherchiere ich selber, stoße ich schnell an Grenzen, weil ich schlicht nicht verstehe von was gesprochen wird. Selbst mit besten Willen wäre es mir nicht möglich, mich neben Schichtarbeit, Familie und Hund auch noch so in Physik, Chemie und Energiewirtschaft einzulesen, dass ich mitreden könnte. Hier stoße ich vor allem an die Grenzen von Zeit und Kraft.

    2. Stand meiner Vorurteile

    Kernkraft ist für mich weitestgehend „bäh“. Weil ich denke, dass das Risiko für einen GAU einfach zu hoch ist – wie die doch recht zahlreichen Unfälle, Havarien und anderen Störfälle entgegen jeder offiziellen (auch wissenschaftlichen?) Kommunikation zeigen. Ich frage mich, ob wir es uns in unserer schnelllebigen Zeit und mit den immer knapper werdenden Ressourcen leisten können, große Gebiete für eine kleine Ewigkeit unbewohnbar zu machen?

    Schaue ich auf die Karte mit allen AKW der Welt [1], überwiegt bei mir der Pessimismus. Auch wenn, wie in den Kommentaren geschrieben, das Zeug (gemeint ist der Abfall der AKW) „nur“ 1000 Jahre gelagert werden muss, so reden wir doch über einen unüberschaubaren und, viel mehr noch, unvorhersagbaren Zeitraum. Die Dynamik unserer Spezies – vor 1000 Jahren gab es gerade mal geschätzte 250 bis 350 Millionen Menschen auf dem gesamten Planeten – lässt es meiner Meinung nach nicht zu, den nachfolgenden Generationen ein bis Dato derart ungelöstes Problem ins Erbe zu packen. Deshalb kann bei der Frage des Atommülls die Wissenschaft nur eine beratende Funktion inne haben. Die schlussendliche Entscheidung kann nur von der allgemeinen Moral getroffen werden. Der Haken hier ist, dass diese Moral genauso dynamisch ist, wie die Menschen selbst.

    Auch die „State-of-the-Art-AKW“ taugen für mich nur bedingt als Argument, weil es ganz einfach viel zu viele AKW gibt, die dem eben nicht entsprechen und deshalb um so anfälliger für Störfälle jeglicher Art sind.

    Generell denke ich, dass man die AKW auch immer in dem Kontext sehen muss in dem sie stehen und arbeiten. Was nützen uns die besten und sichersten Kraftwerke, wenn im Nachbarland die alten Meiler bis zum (z)erbrechen laufen oder der letzte Cent aus ihnen herausgepresst wird? Was nützen uns die besten Ingenieure und Wissenschaftler, wenn andernorts Vetternwirtschaft, Schludrian und Korruption in den AKW und bei ihren Betreibern zu finden sind? Was nützen uns die friedlichen Zeiten in Europa, wenn der Osten – mit all seinen AKW – in Flammen steht?

    3. Mein subjektives Fazit

    Ob die Kernkraft eine „gute“ oder „böse“ Technologie ist, kann nur mit einem Blick auf den gesamten Globus herausgefunden werden. Und da komme ich zu der Überzeugung, dass die Menschheit trotz aller schlauen Köpfe und technologischen Lösungen nicht reif genug dafür ist, klug und umsichtig mit der Kernkraft umzugehen. Oder anders gesagt: Wir mögen zwar wissen wie das Ganze funktioniert, aber es es mangelt uns am Verstand, verantwortlich damit umzugehen.

    [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kernkraftwerke#/media/File:AKWs_Weltkarte.png

  36. @ Amardeo Sarma

    die einzige Frage, die mich im Zusammenhang mit Ihnen interessiert:

    sprechen Sie mit Ihrer Pro-Kernenergie-Propaganda als Vorstand der GWUP für die GWUP ?

  37. @ Andreas Lichte:

    Na klar, und überhaupt alle AKW-Unfälle, inklusive Tschernobyl und Fukushima, waren/sind (und werden es sein) nichts als hinnehmbare „Kollateralschäden“.
    Und da wir eh auf Kosten unserer nachfolgenden Generationen leben, kommt`s darauf dann auch nicht mehr an (Folgeschäden bei Mensch und Natur auf Generationen hinaus nach AKW-Unfällen; bisher ungelöstes Endlager-Problem).
    (- Das ist von mir sarkastisch gemeint -)

    So und ähnlich wurde das von einigen Kommentatoren völlig im Ernst hier schon vertreten – als wahrhaft skeptischer Standpunkt und natürlich pro Ausbau der Nutzung der Kernenergie wg. Klimaschutz und Wirtschaftswachstum, ungeachtet der bestehenden ungelösten Probleme und kaum einschätzbaren Gefahren (z. B. bei Sabotage/Terrorangriffen).
    Diese bzw. eine ähnliche Diskussion hatten wir schon mal:
    https://blog.gwup.net/2014/12/21/klima-realitatsverlust-in-der-deutschen-politik/

    Außerdem sollte man sich vor Augen halten, unter welchen Umständen dieser G7-Gipfel (es geht ja nicht „nur“ um Klimaschutz) schon rein formal abläuft.
    Unter welchem Aufwand an Kosten für Polizeieinsatz, Baumaßnahmen, Sicherheitsvorkehrungen, Logistik etc. für die Gipfel-Teilnehmer – und wie schwer es friedlich Protestierenden dort gemacht wird, ihre demokratischen Rechte wahrzunehmen …
    (Siehe z. B. Artikel im „Stern“, Printausgabe Nr. 24, 3.6.15, S. 101-103)
    Es wundert mich nicht, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung nur noch als kurzzeitig umworbenes, manipuliertes Stimmvieh alle paar Jahre bei Wahlen vorkommt und die „Politikverdrossenheit“ zunimmt – „weil die da oben eh machen, was sie wollen“.
    Deshalb blühen auch Verschwörungstheorien jedweder Art, deren Anhängerschaft nimmt zu, Rechtspopulismus/Nationalismus/Rassismus ebenso.

  38. @ Fjord Springer:

    Danke für Ihren Kommentar.
    Mein persönliches Fazit ist ein ähnliches aus ähnlichen Gründen.

  39. trixi, das Hauptproblem von beobachter ist eine diffuse und allrounding Kapitalismus-Kritik:

    „der Kernenergie wg. Klimaschutz und Wirtschaftswachstum.“

    Der Punkt „Klimaschutz“ interessiert ihn dabei doch gar nicht, es geht nur stark eifernd gegen Politik, Kapital, Wirtschaft.

    Ich frage mich nur, ob es dafür nicht geeignetere Portale gibt, wo er dafür sich breiter Zustimmung erfreuen kann – und ohne argumentative Debatte.

  40. @Andreas Lichte:

    Ich denke nicht, dass Herr Sarma auf eine Frage antworten wird, die der Pressesprecher des Vereins gestern bereits klargestellt hat.

  41. @ Bernd Harder: „… die der Pressesprecher des Vereins gestern bereits klargestellt hat.“
    Finde ich nirgends, auch nicht auf der Website der GWUP. Gut versteckt?

  42. Wie, fängt Beobachter schon wieder damit an?
    Ich dachte eigentlich, inzwischen hätten alle die Masche durchschaut…

  43. @Jens: „Im Podcast IQ-Wissenschaft und Forschung von Bayern 2 wurde diese Woche eine Studie vorgestellt, die die Klimaerwärmung zumindest im Bezug auf die Weltmeere relativiert….“

    Wann soll denn das gewesen sein, Jens? Ich habe vergeblich in der Mediathek nach diesem Beitrag gesucht. Diese Studie würde mich auch interessieren.

  44. Ich verstehe diese Festnageln auf „offizielle Positionen“ oder „im Namen der Gwup“ auch nicht so ganz.

    Was würde sich denn ändern, wenn das nun höchstoffizielle Gwup-Position wäre? Ich wittere in dieser Bürokratenmentalität – alles in Bezug auf autoritäre Absicherung hin abzuklopfen – und in der Ablehnung der Kernenergie, die irrationale Züge aufweist*, ja eine Denkart deutscher Provenienz.

    *)Ja wirklich niemand behauptet ja, das Kernenergie eine super Lösung ist, aber man will das unbedingt in solche Artikel hineinlesen.

  45. @Fjord Springer

    Auch die “State-of-the-Art-AKW” taugen für mich nur bedingt als Argument, weil es ganz einfach viel zu viele AKW gibt, die dem eben nicht entsprechen und deshalb um so anfälliger für Störfälle jeglicher Art sind.

    Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir “State-of-the-Art-AKWs” bauen. Diese können u.a. 95% des bisherigen Atommülls "verbrennen" und somit die Menge des Mülls erheblich reduzieren. Außerdem können sie natürlich die alten unsicheren AKWs ersetzen. Bei den “State-of-the-Art-AKWs” kann es übrigens prinzipbedingt zu keiner Kernschmelze mehr kommen.

    Was nützen uns die besten und sichersten Kraftwerke, wenn im Nachbarland die alten Meiler bis zum (z)erbrechen laufen oder der letzte Cent aus ihnen herausgepresst wird? Was nützen uns die besten Ingenieure und Wissenschaftler, wenn andernorts Vetternwirtschaft, Schludrian und Korruption in den AKW und bei ihren Betreibern zu finden sind? Was nützen uns die friedlichen Zeiten in Europa, wenn der Osten – mit all seinen AKW – in Flammen steht?

    Je mehr bessere und sicherere AKWs wir haben, desto weniger werden die von Ihnen erwähnten alten Mühlen benötigt und desto unabhängiger sind wir von ihnen.

    Das ist für mich übrigens ein überzeugendes Argument für die Kernkraft im eigenen Land. Wenn wir nur auf erneuerbare Energien setzen würden, wäre die Abhängigkeit vom Ausland mit all den erwähnten Nachteilen wesentlich größer als heute.

    3. Mein subjektives Fazit
    Ob die Kernkraft eine “gute” oder “böse” Technologie ist, kann nur mit einem Blick auf den gesamten Globus herausgefunden werden. Und da komme ich zu der Überzeugung, dass die Menschheit trotz aller schlauen Köpfe und technologischen Lösungen nicht reif genug dafür ist, klug und umsichtig mit der Kernkraft umzugehen. Oder anders gesagt: Wir mögen zwar wissen wie das Ganze funktioniert, aber es es mangelt uns am Verstand, verantwortlich damit umzugehen.

    Da muss ich sie wirklich bewundern, wie Sie durch einen Blick auf den Globus feststellen können, ob Kernkraft gut oder böse ist.

    Ich denke, in Deutschland hat man jahrzehntelang bewiesen, dass man klug, umsichtig und sicher mit dieser Technik umgehen kann, neue Techniken sind da noch wesentlich sicherer zu handhaben.

  46. @ Bernd Harder

    dann lassen Sie mich noch gerade „klarstellen“, was der Artikel des Vorsitzenden der GWUP Amardeo Sarma für die GWUP ist:

    rufschädigend

    ( und fragen Sie mich bitte nicht „warum“, das wissen Sie selber )

  47. @Andreas Lichte:

    und fragen Sie mich bitte nicht “warum”, das wissen Sie selber

    Bedauere, weiß ich nicht.

    Ich zitiere letztmalig noch einmal Herrn Sarma:

    und damit verbunden eine massive Investition und Forschung in Alternativen befürworten, wozu ich die ereuerbaren Energien, Speichertechonologien, Kernenergie der IV Generation, neue Sorten von Biomasse

    Aus welchem Grund werfen Sie Herrn Sarma „Atom-Propaganda“ vor, aber nicht „Biomasse-Propaganda“ oder „Windenergie-Propaganda“?

    rufschädigend

    Ich respektiere das als Ihre Meinung – mehr kann ich darin nicht sehen.

  48. @Abe:

    << aber man will das unbedingt in solche Artikel hineinlesen. << That's it.

  49. @trixi:

    Herr Lichte hat sich mittlerweile mit besten Grüßen verabschiedet.

  50. Ich sehe nicht, was hier „Propaganda“ oder „Rufschädigung“ sein soll.

    Der Artikel ist sachlich gut begründet. Man muss nicht Armadeos Meinung sein, aber sie ist legitim und ich kann ihm weitestgehend zustimmen.

    Sehr erhellend fand ich folgenden Podcast, der mir eine andere Sichtweise auf die Fukushima-Katastrophe gegeben hat:

    http://www.scienceforthepeople.ca/episodes/fukushima

  51. @Bernd: Es gibt Schlimmeres im Leben eines Bloggers als die temporäre Verabschiedung von Andreas Lichte aus dem Kommentarbereich. Im Übrigen wette ich, dass er gleich wieder auftaucht, sobald hier jemand „Waldorf“ oder „Steiner“ sagt.

  52. Eine vernunftgeprägte Debatte über Kernkraft ist in Deutschland fast unmöglich zu führen, umso dankenswerter der nüchterne Blick des Artikels hier.

    Nunja, wenn selbst schon die Tagesthemen „Fukushima“ und „20.000 Tote“ in einem Satz erwähnt werden, braucht man sich über diese Irrationalität nicht großartig wundern.

    Hier noch eine kleine Anregung für all jene, die das Wort Kernkraft noch aussprechen können, ohne nicht sofort in reflexhaftes Hyperventilieren zu verfallen:

    Ein Blick über die Landesgrenze schadet nie, und – man höre und staune – man kann angesichts der Ereignisse in Fukushima auch zu völlig gegenteiligen Erkenntnissen kommen, wie z.B. der britische Grüne George Monbiot, der dadurch zum Kernkraft-Befürworter geworden ist.

    In D. undenkbar, oder?

    Und nein, er ist nicht verrückt geworden. Er argumentiert schlüssig.

    Man muss dem ja nicht folgen, aber solche Sichten würden eben in eine rational geprägte Diskussion gehören.

    Man lese selbst:

    http://www.theguardian.com/commentisfree/2011/mar/21/pro-nuclear-japan-fukushima

  53. „Steuern sinken, der Wohlstand steigt.“

    Mehr Oxymoromon geht nicht……

    PS: Ich liebe Atome, ich bestehe daraus…….

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