Vor einigen Tagen haben wir hier geschrieben, dass „klassische Homöopathen“ sich auf „Biophotonen“ berufen, um die Wirkungsweise ihres Nonsens-Verfahrens zu erklären.
Sehr hoch im Kurs steht auch die Quantenphysik (worüber Quantenphysiker nur den Kopf schütteln) – und neuerdings die Epigenetik.
Auch auf der Facebook-Seite der GWUP wurde dieses Thema schon an uns herangetragen. Auf konkrete Nachfragen trollte sich derjenige aber schnell wieder.
Jetzt äußerst sich der Wissenschaftsjournalist Dr. Peter Spork im Newsletter Epigenetik dazu.
Im Editorial der Juni-Ausgabe schreibt er:
Regelmäßige Leser dieses Newsletters wissen, was Epigenetik ist: Genetik, Molekularbiologie, Biochemie, Zellbiologie.
Knallharte Wissenschaft jedenfalls.
Die Epigenetik schenkt den Zellen Identität und Gedächtnis. Das ist sehr viel. Und man kann sehr vieles damit erklären.
Von den neuen Erkenntnissen profitieren denn auch wichtige Bereiche, etwa Biopsychologie, Prävention, Onkologie, Stammzellforschung und Evolutionsbiologie. Nicht umsonst gab es in den Jahren 2006, 2009 und 2012 den Medizin-Nobelpreis für Resultate aus dem Randgebiet der Epigenetik.
Was die Epigenetik aber definitiv nicht kann, ist die Erklärung von Pseudowissenschaft.
Epigenetik ist keine Esoterik!
Mich befremdet zum Beispiel, wenn ein Heilpraktiker-Kongress sich das übergeordnete Motto „Konstitution und Epigenetik“ gibt und unter diesem Motto dann Vorträge zu Homöopathie, Irisdiagnose und „abendländischer Elementenlehre“ auftauchen.
Zugegeben: Die Epigenetik macht manches möglich, was früher undenkbar schien. Doch nur weil sie uns eine neue Ebene der Erbe-Umwelt-Interaktion eröffnet, sprengt sie keine Naturgesetze.
Epigenetik ist kompliziert und viele ihrer Erkenntnisse sind revolutionär. Dennoch erhebt sie unseren „Geist“ nicht über unser Erbgut.
Und sie kann auch nicht beweisen, dass Edelsteine, Zuckerkügelchen oder „Energiefelder“ ein Potenzial zur Heilung haben.
Immerhin befindet sich die Wissenschaft der DNA- Methylierungen, Histonveränderungen und Mikro-RNAs in bester Gesellschaft: Epigenetik und Quantenphysik scheinen in der Esoterik-Szene längst untrennbar miteinander verwoben zu sein.
Durchblick unerwünscht. Hier ist Glaube gefragt.“
Danke für dieses klare Statement!
Zum Weiterlesen:
- Newsletter Epigenetik 2/2014
- SkepKon-Rückblick: Licht des Lebens oder Eso-Irrlicht? Die Wahrheit über Biophotonen, GWUP-Blog am 14. Juni 2014
- Umstrittenes Heilverfahren: „Homöopathie ist ein reiner Placeboeffekt“, Süddeutsche am 7. März 2012
- Können Homöopathie und Parapsychologie auf die Quantenphysik gegründet werden? Vikas-Dokumentensammlung
- Homöopathen und ihre Quanten, GWUP-Blog am 25. Juli 2013
- Homöopathie, Placebos und Quantenunsinn, Astrodicticum simplex am 13. August 2008
- Bruce Lipton und die Epigenetik bei Psiram
18. Juni 2014 um 15:17
Nicht zu diesem Thema, aber bzgl. Quantenphysik ist in der Zeitschrift „Wohnung + Gesundheit“ Nr. 151 Sommer 2014, herausgegeben vom Institut für Baubiologie + Ökologie Neubeuern, ein hanebüchener Artikel „Quantenphysik – die neue Richtung“ von Irmingard Schneider-Hahn erschienen.
Leider wird auch dort die Mehrzahl der Leser nicht erkennen, dass dieser Artikel nicht das Papier wert ist, auf dem er geschrieben wurde
18. Juni 2014 um 17:07
@ Eberhard:
Gibt`s den Artikel auch online?
Apropos „Baubiologie“ und „Gesundes Bauen“:
Da sind noch andere Leute „hanebüchen“ unterwegs, sogar Umweltmediziner.
Dort hat man es zwar (noch) nicht mit der Quantenphysik, aber mit der Bioresonanz:
http://pressemitteilung.ws/node/373394
Zitate (Auszüge):
“ … dass „wir leben haus“ sowohl mit dem Institut für Qualitätsmanagement und Umfeldhygiene (IQUH) in Weikersheim als auch mit dem Umweltmediziner Dr. Ohnsorge in Würzburg zusammen arbeitet. Während das IQUH die Materialauswahl frei gibt, führt Dr. Ohnsorge einen sogenannten Bioresonanztest durch. Soll heißen, sämtliche bereitgestellten Materialien und Baustoffe werden hinsichtlich ihrer Verträglichkeit durch den Probanden analysiert, anschließend für gut geheißen oder aber entsprechend abgelehnt. … “
“ … Was „wir leben haus“ in Zusammenarbeit mit dem Institut in Weikersheim und dem Umweltmediziner Dr. Ohnsorge macht, das macht sonst keiner. Ein wahrer Glücksfall für unser Leben.“… “
Dr. med. Ohnsorge (Facharzt f. HNO/Allergologie/Umweltmed.) ist also mit Bioresonanz-Tests ins Baugeschäft eingestiegen –
und ist Vorstandsmitglied des DBU e. V. (Deutscher Berufsverband der Umweltmediziner e. V.):
http://www.dbu-online.de/ueber-uns/vorstand.html
Der DBU e. V. hat „neue Praxisleitlinien für kurative Umweltmedizin“ erarbeitet und vorgestellt – auf einem Kompaktseminar (2012):
http://www.dbu-online.de/fachwissen/kompaktseminar.html
Das Kompaktseminar fand auf einem Kreuzfahrtschiff statt:
http://www.europaem.net/news/dbu-Flyer-Kompaktseminar.pdf
und:
„Zertifizierung: Die Veranstaltung ist zur Zertifizierung bei der
Ärztekammer Schleswig-Holstein eingereicht“ (Zitat)
18. Juni 2014 um 19:22
@ Beobachter:
Och, die Ärztekammern in Deutschland zertifizieren mittlerweile fast jeden Humbug. Ich bekomme regelmässig per eMail Einladungen zu Kursen, bei denen Ärzte lernen sollen, wie man mit bestimmten körperlichen Problemen infolge Golfspielens umgeht.
Das Ganze ist aber nicht etwa wissenschaftlich fundiert, vielmehr ist die beworbene „Free-Release-Methode“ pure Pseudomedizin.
Die „Kurse“ bestehen im Wesentlichen darin, dass man am 1. Tag ein paar Stunden lang ein Seminar besucht, und dann den Rest des Wochenendes beim Golfspielen verbringt. Und dafür gibt es sagenhafte 25 Fortbildungspunkte (50 braucht man als Arzt pro Jahr).
Man kann also mit 2 Wochenenden auf dem Golfplatz jedes Jahr problemlos seiner ärztlichen Fortbildungspflicht „nachkommen“.
Aber hier in der Schweiz ist es leider auch nicht viel besser.
Ich hatte vor zwei Jahren mal einen längeren Streit mit der „Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin“ (SGAM), als ich gefordert hatte, einer Werbeveranstaltung für die sog. „Craniosakraltherapie“ die Akkreditierung zu entziehen (war leider nicht erfolgreich).
18. Juni 2014 um 20:15
https://www.med.or.at/Veranstaltung/Vortraege-des-Referates-fuer-Komplementaermedizin?esraSoft_Idva=2200156
Nur EIN Beispiel, dass es in Österreich leider um nichts besser ausschaut.
Es ist zum K…
18. Juni 2014 um 21:40
@ Ursula:
https://www.med.or.at/Veranstaltung/Vortraege-des-Referates-fuer-Komplementaermedizin?esraSoft_Idva=2200156
„Inhalt. Verschiedene Herangehensweisen im Medizinverständnis von klassischer und komplementärer Medizin und deren medizinethische und anthropologische Implikationen, Überblick über die klinischen Grundlagen der MS mit homöopathischer Lösung praktischer Fälle.“
Will man dort etwa MS (Multiple Sklerose) mit Homöopathie heilen?
Und das vertritt die Ärztekammer Steiermark in ihrem Fortbildungsportal?!
Es ist wahrlich zum K…
18. Juni 2014 um 23:05
@ Beobachter:
Würde mich nicht wirklich wundern. Die „Homöopathen ohne Grenzen“ haben sich ja auch vorgenommen, die Malaria in Afrika mit Glaubuli zu besiegen.
19. Juni 2014 um 08:36
@Beobachter:
Ob es den Artikel online gibt, weiß ich nicht, aber unter http://www.zeitschrift.baubiologie.de gibt es ein ergänzende Datenbank mit Suchfunktionen. Vielleicht ist er dort zu finden.