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Geschichten aus der Gruft: Däniken und andere Mumien

| 15 Kommentare

Soso, Erich von Däniken ist also „Europas bekanntester Ägyptologe“ will Bild ihren Lesern weismachen.

Wir sind bislang davon ausgegangen, dass der „Götter-Bote“ gelernter Hotelfachmann, Hobby-Forscher und Autor ist – aber egal.

Und was sagt nun „Europas bekanntester Ägyptologe“ zur Mumie von Diepholz?

Es müsse sich bei dem kuriosen Fund um ein „mysteriöses Mischwesen“ aus Mensch und Tier handeln, salbadert von Däniken.

Aufnahmen mit dem Computertomografen hatten laut Bild nämlich gezeigt, dass der Kopf des Skeletts nicht zum Rumpf gehört, die Wirbelsäule sogar fehlt.

Ergo ist der Fall völlig klar:

Schon vor über 2000 Jahren hat der Historiker Manetho von Mischwesen geschrieben. Die Götter schufen sie, um die Stärken verschiedener Lebewesen zu bündeln. So wird es auch bei der Mumie gewesen sein“,

gibt Däniken sich nach Kräften der Lächerlichkeit preis.

Ein echter Ägyptologe hätte gewusst, dass Mumien manchmal aus mehreren Leichen zusammengestückelt worden sind.

Das war so zum Beispiel auch bei den Mumien von Cladh Hallan, einer Ausgrabungsstelle auf der schottischen Hebrideninsel South Uist. Dort konnten Wissenschaftler mit einer DNA-Analyse belegen, dass die beiden im Torfmoor gefundenen Skelette aus Teilen verschiedener Leichen zusammengesetzt wurden.

Es irrt der Däniken, solang er nach Publicity strebt.

Allerdings verführt die Mumie von Diepholz nicht nur den „Goldenes Brett“-Preisträger von 2012 zu phantastischen Spekulationen.

Welt-Online stellt heute „Deutschlands geheimnisvolle Mumien“ vor, um die sich angeblich „unerklärliche Geschichten“ ranken.

Dabei darf natürlich auch der Ritter von Kahlbutz aus dem kleinen brandenburgischen Ort Kampehl nicht fehlen:

Der Sage nach hatte Christian Friedrich von Kahlbutz anno 1690 einen Meineid geschworen und ward deshalb von Gott zu ewiger Unverweslichkeit verflucht:

Zahlreiche Wissenschaftler haben nach der Ursache gesucht, darunter so renommierte Mediziner wie Rudolf Virchow und Ferdinand Sauerbruch. In den Achtzigerjahren beschäftigte sich die Berliner Charité mit dem Phänomen. Doch bis heute bleibt ungeklärt, warum der Gutsbesitzer nicht verwest“,

schreibt die Welt-Autorin dazu.

Nun ja, erstens ist der Kahlbutz mitnichten „unverwest“, sondern eine Trockenmumie.

Und zweitens haben die medizinischen Untersuchungen lediglich keine Hinweise auf eine künstliche Konservierung erbracht.

Das heißt nicht, dass es nicht andere Erklärungen für den Zustand des märkischen Edelmannes gibt.

Nach heutigen Erkenntnissen kann man Folgendes annehmen:

Der Ritter plagte sich mit einem Leiden, das eine völlige Abzehrung bewirkte, wie Krebs, Muskelschwund oder Tuberkulose. Für letztere Krankheit spricht die Überlieferung, nach der Christian Friedrich von Kahlebutz im eigenen Blut erstickt sei, also einem Blutsturz erlag, wie er bei schweren Lungenkrankheiten auftreten kann.

Die Leiche wurde in einem dichten Eichen-Doppelsarg beigesetzt – und wurde eine Mumie.

Und nicht nur der „Kahlebutz“. Allein in den fünf neuen Bundesländern zählt man rund 200 Mumien. Die bekanntesten liegen im Grabgewölbe neben der Krypta der Schlosskirche zu Quedlinburg und in einer Gruft in Schenkendorf im Kreis Königs-Wusterhausen.

Auch in den Bremer Bleikammern, auf dem Bonner Kreuzberg oder in der Wiener St. Michaelskirche befinden sich Dutzende menschlicher Körper, die durch natürliche Austrockungsprozesse weitgehend unversehrt geblieben sind.

Anlässlich des Mumienfundes auf dem Diepholzer Dachboden erklärt der Anthropologe Prof. Friedrich Wilhelm Rösing in der Zeit:

Es gibt sehr viele Mumienfunde. Es braucht nur eine trockene, geheizte Wohnung im Winter und jede Leiche wird auch ohne Hilfsmittel zur Mumie.

Immer wieder sterben Menschen, die keine sozialen Kontakte haben, und werden erst als Mumie wiedergefunden. Wenn Menschen beispielsweise im Bett sterben, wird häufig alles oberhalb der Decke mumifiziert. Das heißt Kopf, Oberkörper und Arme. Alles, was unter der Decke liegt, hingegen verwest und skelettiert.

Man vergisst durch die Mumien in Ägypten schnell, was Mumien eigentlich sind: Körper, denen die Flüssigkeit entzogen wurde. Die Einbalsamierung ist dafür nicht nötig. Der Grund, warum es Mumien in Ägypten gibt, ist, weil man die Leichen früher in die Wüste brachte. Das Wetter hat die Körper automatisch ausgetrocknet und mumifiziert. Das haben sich die Ägypter von der Natur abgeguckt.

Die Mumien der Pharaonen wurden allerdings mit Natronlauge behandelt und dadurch entwässert.

Unverweslichkeit ist also weder „unerklärlich“ noch Fluch oder auch Segen Gottes, wie Fundamentalchristen mitunter behaupten, angesichts unverwester Heiliger wie etwa der Lourdes-„Seherin“ Bernadette Soubirous oder Pater Pio.

Was es damit auf sich hat, haben wir hier ausführlich beschrieben:

  • Die Unverwesten, GWUP-Blog am 26. Oktober 2010
  • “Keine Spur vom Triumph des Todes”, Skeptiker 3/2001

Zum Weiterlesen:

15 Kommentare

  1. Ägyptologe?

    Ich dachte, der wäre gelernter Hotelfachmann? (immerhin war er mal in Ä.)

  2. Der Schmarren mit der Mumie macht ja inzwischen überall seine Runden. Hier mal eine Rückkopplung:

    http://www.shortnews.de/id/1048807/diepholz-mumie-vom-dachboden-expertenmeinung-es-ist-ein-bizarres-mischwesen

  3. Als ich das mit von Däniken gelesen habe, hat es mir die Sprache verschlagen. Das ist natürlich extrem unwissenschaftliches und unseriöses Arbeiten, wie es schlimmer nicht geht! Sowas darf auf gar keinen Fall toleriert werden. Erich von Däniken hat da ganz klar eine Grenze überschritten…

  4. @Tim S.

    Däniken hat doch schon so oft die grenze überschritten :D und die Sprache hat es mir schon vor ca. 20 Jahren verschlagen, als ich zum ersten mal von ihm gelesen habe. aber eins muss ich Herr Däniken lassen… er ist konsequent seit Jahrzehnten auf dem Holzweg unterwegs ohne jemals die Spur gewechselt zu haben. Das mag aber daran liegen, dass Holzwege selten mehrspurig verlaufen ;)

  5. Das der noch lebt!? So richtig aufregen konnte ich mich über ihn nie. Das was er so verzapft hatte war doch fast amüsant dämlich.

  6. Däniken hat doch recht. Es ist ein Mischwesen aus Mensch, Plastik und Küchenrollen

  7. Kleiner Musik-Tipp zu Nikolaus:

    http://www.myvideo.de/watch/7935347/Gorerotted_Zombie_Graveyard_Rape_Bonanza

    Bester „Song-Name“ ever – „Zombie-Graveyard rape Bonanza“ und am Anfang und am Ende hören wir den „Crypt-Keeper“ von den „Geschichten aus der Gruft“

  8. @Pierre Castell
    Ja, ich weiß, wir bewegen uns hier im Reich des Schlechten Geschmacks…aber besser als keinen ;-p

  9. @ Ralf
    Mir gefällt das wirklich nicht – für mich entsetzlich;-)

  10. Ein paar Anmerkungen zu diesem Bericht und den Kommentaren:

    EvD hat sich noch nie als Wissenschaftler bezeichnet, geschweige denn als Aegyptologe. Also urteilt nicht einfach über jemand den ihr nicht kennt und lest mal ein Buch von ihm oder schaut Euch mal eine Dokumentation an über Ihn. Aus Euren Kommentaren sehe ich dass Ihr ihn nur aus den einseitigen und falschen Berichten aus RTL und co kennt.
    63 Millionen verkaufte Bücher beweisen seine Popularität!
    Er selbst will sich nicht als Wissenschaftler geben und bezeichnet sich als Fantast und hängt an, dass schon immer die Fantasten die Welt bewegten und nicht die Erbsenzähler.
    Apropo Aegyptologie: Hier mal ein paar wissenschaftliche Kommentare über die Pyramiden: http://www.youtube.com/watch?v=qnXkgxFC30s
    Nein, Erich von Däniken kommt hier nicht vor sondern Wissenschaftler die auch (oh Gott nein) keine Erklärung haben.
    Aber ja, schaut Euch doch alle weiterhin die schönen bunten Bücher über die Aegypter an und glaubt weiterhin an diese „an den Haaren herbeigezogenen“ Thesen vom Bau der Pyramiden…

  11. @Marc Suter:

    << 63 Millionen verkaufte Bücher beweisen seine Popularität! << Aber nicht, dass an seinem Geschreibsel etwas dran ist - was soll dieser Vergleich? Oder sagen die Verkaufszahlen von John Sinclair etwas über die Existenz von Geistern aus? << hier nicht vor sondern Wissenschaftler die auch (oh Gott nein) keine Erklärung haben. << Und? "Keine Erklärung" zu haben, ist ja nichts Schlimmes. Skeptiker stören sich nicht an fehlenden Erklärungen für ein nachweislich existentes Phänomen, sondern an unbelegten Behauptungen, z.B. a la Däniken. Also kriegen Sie sich gerne mal wieder ein.

  12. @Marc Suter:
    „Er selbst will sich nicht als Wissenschaftler geben und bezeichnet sich als Fantast und hängt an, dass schon immer die Fantasten die Welt bewegten und nicht die Erbsenzähler.“

    Ist das ein Galileo-Gambit?

    EvD hat vlt seine Konten bewegt, wissenschaftlich ist sein „Werk“ völlig irrelevant.

    Ich bin mir auch sehr sicher, dass wirklich jeder seiner Kritiker mindestens eins seiner Bücher gelesen hat (irgendwer muss die 63 Mio Bücher ja gekauft haben).

    Als Jugendlicher fand ich die auch sehr interessant und spannend. Im Nachhinein auch lehrreich, um zu sehen wie wissenschaftliches Arbeiten NICHT geht.

  13. Hab ich vorhin leider vergessen:

    „Ein paar Anmerkungen zu diesem Bericht und den Kommentaren:

    EvD hat sich noch nie als Wissenschaftler bezeichnet, geschweige denn als Aegyptologe.“

    Das hat hier auch niemand getan. Jeder weiß, dass er alles andere als Wissenschaftler ist.

    Als „Ägyptologe“ hat ihn die Bild-Zeitung bezeichnet. Steht so im ersten Satz dieses Artikels.

    Der zweite Satz lautet: „Wir sind bislang davon ausgegangen, dass der “Götter-Bote” gelernter Hotelfachmann, Hobby-Forscher und Autor ist – aber egal.“

    Vielleicht solltest du auch den Artikel lesen und nicht nur Überschrift und Kommentare.

  14. Erich v Däniken on Tour:
    http://www.main-netz.de/nachrichten/region/aschaffenburg/aschaffenburg-stadt/stadt/art11846,3330587

    Er liefert also nur „Indizien“ und keine Beweise…ja nee, is‘ schon klar, denn Beweise wird er wohl auch nie liefern können.
    Was mich aber geschockt hat, war die Tatsache, daß die Stadthalle fast ausverkauft war – wie kann man nur so bescheuert sein und dem auch noch die Kohle in den Rachen werfen *kopfschüttel*

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