Auch wenn sogar Zeit-Online meint, das Berufsbild des Heilpraktikers mit einem Beitrag adeln zu müssen – es ist immer wieder erschreckend, mit dem Kenntnisstand von Vertretern dieser Zunft konfrontiert zu werden.
In der Südwest Presse schwurbelt eine Heilpraktikerin aus Nattheim fröhlich vor sich hin:
Ein Baby oder ein Kleinkind kann noch nicht glauben. Naturheilkunde hat also definitiv nichts mit Glauben zu tun. Und zum Placebo-Effekt sage ich nur: Wer heilt, hat Recht.“
Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: die medizinisch-wissenschaftliche Unbedarftheit der Frau Heilpraktikerin?
Oder aber ihre Fähigkeit, in drei Mini-Sätzen mindestens fünf inhaltliche Unrichtigkeiten unterzubringen?
Man muss dazusagen, dass die Dame auf diese Interview-Frage antwortet:
Wissenschaftler konnten bisher keine Wirksamkeit nachweisen. Dennoch hört man immer wieder, dass die Homöopathie den Menschen hilft. Glaube? Placebo-Effekt?“
Noch mal die Antwort:
Ein Baby oder ein Kleinkind kann noch nicht glauben. Naturheilkunde hat also definitiv nichts mit Glauben zu tun. Und zum Placebo-Effekt sage ich nur: Wer heilt, hat Recht.“
Ah ja.
Zum einen setzt die Heilpraktikerin also Homöopathie mit Naturheilkunde gleich. Das ist falsch.
Zum anderen strapaziert sie die Phrase „Wer heilt, hat Recht“. Auch diese ist unzutreffend, wie wir hier, hier und hier ausführlich dargelegt haben.
Außerdem hat die Linderung von Symptomen nichts mit „Heilung“ zu tun.
Viertens gibt es den Placebo-Effekt auch bei Kleinkindern, Babys und sogar bei Tieren.
Und fünftens beruht der Placebo-Effekt (also der einzige Wirkmechanismus der Homöopathie) nicht auf dem „Glauben“ daran.
Zu diesem Thema ist bei Scinexx der Beitrag „Unbewusster Placebo-Effekt“ erschienen, der auf eine aktuelle Studie verweist.
Außerdem fand vergangene Woche in Tübingen ein großer Placebo-Kongress statt.
In der Augsburger Allgemeinen gab es dazu ein Interview mit Tagungspräsident Prof. Dr. Paul Enck, Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Uni-Klinik Tübingen.
Frage: Was bedeuten diese Erkenntnisse für die Wirksamkeit von Mitteln wie Globuli oder Bachblüten? Oder für irgendwelche Geistheiler?
Enck: Globuli und Bachblüten helfen, Symptome zu bessern. Wenn das nicht so wäre, wären auch nicht so viele Menschen von solchen alternativen Methoden überzeugt. Das bedeutet: Das hilft gegen Beschwerden – aber es heilt keine Krankheiten.
Und der große Unterschied zwischen uns Ärzten und irgendwelchen Geistheilern ist, dass wir nicht glauben, dass wir mithilfe von Placebo Krankheiten umkehren können. So etwas kann sehr gefährlich sein.“
Frage: Es gibt Studien, denen zufolge Placebos auch bei Tieren helfen. Wie ist diese Wirkung möglich?
Enck: Bei Tierversuchen gibt es ja immer auch eine Testgruppe, bei der etwa ein Teil der Ratten nur eine Kochsalzlösung gespritzt bekommt – eben weil man um das „Weißkittelsyndrom“ weiß. Das bedeutet, dass allein der Kontakt zu einem Arzt eine Wirkung hat. Und das funktioniert sogar bei Tieren, wenn die darauf konditioniert sind.“
Zum Weiterlesen:
- Die informierte Ministerin, dieausrufer am 29. Januar 2013
- Das falsche Signal: Der Nocebo-Effekt, SZ-Magazin 4/2013
- Placebo: Lustige bunte Pillen, Augsburger Allgemeine am 22. Januar 2013
- Warum Homöopathie zu wirken scheint, GWUP-Blog am 9. Oktober 2011
- Homöopathie und Co.: „Bei mir wirkt es aber …“, GWUP-Blog am 18. Februar 2012
- Erfolge der Homöopathie – nur ein Placebo-Effekt? GWUP-Informationen
- Trittbrettfahren mit Placebos, GWUP-Blog am 11. Dezember 2011
- Placebo-Effekt und Evolution, GWUP-Blog am 7. September 2012
28. Januar 2013 um 21:17
Zitat Artikel:
Das ist auch überaus logisch, da wir Menschen auch nur Säugetiere sind, deshalb muß es auch bei Tieren funktionieren…logo…oder? :-)
Wenn ein Tierhalter ein Medikament einem Tier gibt und selbst daran glaubt, daß es wirkt, so überträgt sich das auch auf das Tier (und löst dort einen Placebo-Effekt aus)
Der Placebo-Effekt ist keine Spinnerei, sondern hat fundamentale Bedeutung für die Steuerung der Selbstheilungskräfte, egal ob bei Tier oder Mensch.
28. Januar 2013 um 21:44
„Enck: Globuli und Bachblüten helfen, Symptome zu bessern. Wenn das nicht so wäre, wären auch nicht so viele Menschen von solchen alternativen Methoden überzeugt. Das bedeutet: Das hilft gegen Beschwerden – aber es heilt keine Krankheiten.“
D.h. wenn ich also Erkältet bin, dabei überzeugt bin, dass Homöopathische Mittel mir nicht helfen, diese aber trotzdem schlucke – dann gehts mir in Folge dessen besser?
29. Januar 2013 um 11:06
@tingaloo:
Das ist zumindest möglich, weil das, was wir unbewusst hoffen und uns wünschen, ziemlich unabhängig von dem agiert, was wir wissen.
Enck sagt aber nicht, dass das bei *jedem* funktioniert, sondern bei „vielen“.
Bei mir hilft das Zeug definitiv nicht, aber keine andere Form von „Naturheilkunde“, keine Osteopathie, gar nichts.
https://blog.gwup.net/2010/02/25/wer-heilt-hat-recht-falsch/comment-page-1/#comment-14387
29. Januar 2013 um 12:01
mich stört in bezug auf heilpraktiker die bezeichnung beruf, denn es ist definitiv kein beruf sondern ein (dubioses) gewerbe, ähnlich aber mit wesentlich weniger fachkenntnissen, und ehrlichkeit dem schrotthändler.
29. Januar 2013 um 14:06
@ diabetiker
Eine sehr wichtige Aussage von Ihnen („kein Beruf sondern ein (dubioses) Gewerbe“).
Ob das aber der normale Bürger weiß?
Mein Hausarzt, bei dem ich jahrelang Patient war, wirbt neuerdings auch mit dem Zusatz „Heilpraktiker“. Als wie seriös muss das wohl von Menschen verstanden werden, die wenig informiert sind? Ich überlege mir jetzt ernsthaft, den Arzt zu wechseln.
29. Januar 2013 um 14:39
@Pierre Castell: Eigentlich ist das verboten:
https://blog.gwup.net/2010/10/11/arzte-durfen-nicht-heilpraktiker-sein/
29. Januar 2013 um 14:55
@ Bernd Harder
Vielen Dank für den Link!
Da ich schon länger überlege, den Arzt zu wechseln, werde ich ihn mal ganz offen darauf ansprechen.
30. Januar 2013 um 12:30
Ich finde es nützlich, erstmal den Placeboeffekt in seiner Radikalität zu erforschen (d.h. wovon er nicht unbedingt abhängig ist: Kognition, Motivation, Bewusstsein darüber etc.).
Aber es gibt eben noch viel mehr zu berücksichtigen, mit dem man die Argumentation der Esoteriker ebenso ins Leere laufen läßt.
Z.B. weiß man in der Gesundheitspsychologie um viele Effekte, die Genesung und Heilung um ein gar nicht so geringes Ausmaß beeinflussen – nur sind diese Effekte welche, die ziemlich verwoben sind mit dem schlechten Zustand des Gesundheitssystems (z.B. Dehumanisierung in Krankenhäusern) innerhalb dem schlechten Zustands in der Gesellschaft .
Wenn man sich nur auf diese ’naturalistische‘ Ebene der Argumentation kapriziert, läuft man in Gefahr von dieser gutmenschelnden Argumentation ausgestochen zu werden (zig mal gesehen in öffentlichen Debatten / Talkshows / Feuilleton-Diskussionen). Um eben diese Faktoren sollte man sich scheren, denn sie erzeugen das Bedürfnis, aus dem sich Esoterik speist.
D.h. man könnte sich den ganze Sisyphusarbeit und Donquichotterie mit den Beweisen/Widerlegen etc. sparen, wenn man die Esoterik von dem Bedürfnis, das zu ihr verführt, beschneidet. Es ist eben nicht nur ein Mangel an Aufklärung und Empirie, sondern eben ein Mangel an einer vernünftigen Einrichtung der Gesellschaft. Die Esoteriker stehen als die ‚besseren/guten Menschen‘ da, weil sie sich um ‚den ganzen Menschen‘ kümmern, im Gegensatz zum bürokratischen (Krankenhaus-)arzt, der sich nur um ‚die Leber‘ in Zimmer 5 kümmert.
Das soll keine Argumentation gegen den Blogbeitrag sein; natürlich muß auch Aufklärung geleistet werden. Und ich bin froh, daß die GWUP ihren Teil dazu beiträgt.
Sie ist leider nur ein wenig blind jenseits der ‚binnenwissenschaftlichen Auseinandersetzungen‘ um Wahrheit und Widerlegung von esoterischer Theorie X oder parapsychologischem Phänomen Y. Ein wenig mehr Gesellschaftstheorie stünde der GWUP gut zu Gesicht.
Ich vermute, z.B. im Vorstand ist kein einziger Geisteswissenschaftler, geschweige denn ein ‚Proletarier‘. Das riecht ein wenig nach Standesdünkel; man will sich seine Wissenschaft nicht von den Laienwissenschaftlern kaputtmachen lassen.
30. Januar 2013 um 12:44
@Abe: Nun ja, z.B. ich selbst bin Geisteswissenschaftler …
<< Das riecht ein wenig nach Standesdünkel.<< Das könnte sein, ist es aber nicht oder zumindest nicht intendiert. Natürlich weiß auch die GWUP bzw. ihre Mitglieder und "Aktivisten" um gesellschaftliche Zusammenhänge und um die Zustände (und z.B. die fragwürdigen Vergütungsanreize) im Gesundheitswesen. Die Frage ist eher, was die GWUP mit ihren begrenzten Ressourcen in welchem Umfang leisten kann. Laut Satzung liegt unser Fokus auf "außergewöhnlichen Behauptungen". Das heißt konkret: Wir können z.B. sehr detailliert und interdisziplinär und unter Einbeziehung so ziemlich aller Aspekte detailliert darlegen und begründen, warum Homöopathie nicht funktioniert. Dass diese Expertise nicht ausreicht, um das "Problem Homöopathie" zu beseitigen, ist uns vollumfänglich bewusst. Dass die "Alternativmedizin" sich nur deshalb als "Alternative" zur wissenschaftsbasierten Medizin aufspielen kann, weil diese systemimmanente Schwächen hat, ist uns ebenfalls klar. Diese zu benennen, tun auch wir - so haben wir im "Skeptiker" zum Beispiel umfangreich zum Thema "Tamiflu" Stellung bezogen. Diese zu beseitigen, kann nicht Aufgabe und Vereinszweck der GWUP sein. Wohl aber kooperieren wir mit Institutionen und Verbänden, die sich explizit *dieser* Aufgabe verschreiben, z.B. mit dem Netzwerk Evidenzbasierte Medizin etc.pp.
30. Januar 2013 um 13:55
Danke für die Antwort, Bernd. Ich verstehe auch Ihre Ausführungen und Einwände.
Mir geht es auch gar nicht darum, die GWUP in ihrem Grundsätzen zu kritisieren, sondern nur für ihre blinden Flecken gegenüber den Ursachen der Existenz der Esoterik.
Man verlagert m.E. seine Arbeit zu sehr auf die naturwissenschaftliche Basisarbeit. Aber die Leute gehen ja nicht zum Homöopathen, weil sie glauben daß er Kopfschmerzen besser(!) ‚heilt‘ als eine Aspirin, sondern dahinter steht ja eine Weltanschauung und ein best. Milieu (z.B. kaum Arbeiter glauben an Esoterik, dafür umso mehr die sog. Mittelschicht).
Dieses zu analysieren und kritisieren, scheint mir ein wenig vernachlässigt zu werden.
Sie als PoWi sind da ein gutes Beispiel: Ich finde ihren medialen Einlassungen zu best. Themen (Weltuntergang etc.) immer sehr gelungen, weil Sie es in wenig Zeit und in wenigen Sätzen die Ambivalenzen und Mythen durch eine Menge Faktizität entzaubern; aber indirekt habe ich dann doch Recht mit der Behauptung, daß keine/kaum Geisteswissenschaftler in der GWUP aktiv sind, weil Ihre Einlassungen zum Thema ja auch immer naturwissenschaftlicher Art sind, anstatt z.B. einmal eine polit-ökonomische oder ideengeschichtliche Kritik zu leisten.
Als Beispiel pars pro toto: Ich finde es durchaus sinnvoll bei Krankenkasse XY zu protestieren, daß sie nun auch Alternativmedizin in ihren Leistungskatalog aufnimmt. Aber das macht die Krankenkasse ja nicht, weil sie von der Wirkung der Alternativmedizin überzeugt ist, sondern weil sie ein profitorientiertes Unternehmen ist, das genau weiß, daß dieser erweiterte Katalog die Kunden anlockt… und zwar die richtige Klientel: Nicht die ranzigen Arbeiter, die mit 50 frühverrentet werden, weil sie von ihrer harten, mechanischen Arbeit vollkommen verschlissen sind, sondern die signifikant gesünderen Mittelständler, die ‚in the long run‘ viel weniger kosten, selbst wenn sie ihnen nun eine wirkungslose aber teure Pille bezahlen müssen.
Trixi, ich meinte das ein wenig anders.
Ich will keinen positiven Gegenentwurf von der GWUP einfordern, sondern eine Verschiebung des Schwerpunkts der Kritik. Aber auch nicht dergestalt, wie in der immer wieder entwaffnende Forderung, man solle ‚konstruktive Kritik‘ leisten. Nein, im Gegenteil, die Kritik soll so destruktiv wie möglich sein, sie soll (um mal Marx zu paraphrasieren) die Blumen von der Kette zerpflücken um das Elend als solches erkennbar zu machen.
Nur genau das ging nach hinten los, wenn die Aufklärung nur ‚halbiert‘ ist, d.h. wenn man die Menschen zwar darüber aufgeklärt hat, daß die Esoterik falsch liegt, aber sie nicht darüber aufklärt, warum sie trotz offensichtlicher Unwahrheit ein Bedürfnis erfüllt und woher das Bedürfnis kommt.
Die ‚Ganzheitlichkeit‘ der Alternativmedizin ist eben nicht nur das Versprechen der Heilung gegen Kopfschmerzen, sondern darin steckt auch ein Versprechen gegen die Atomisierung/Isolierung in der Gesellschaft. Man will als Subjekt angesprochen werden und nicht als ‚Leberschaden in Zimmer Nr. 5‘.
30. Januar 2013 um 20:50
Da ‚Abe‘ und ich gute „Freunde“ sind, greife ich seine Argumentation auf. ;-)
Er schreibt, daß keine ‚Laien‘ bei der GWUP sind, aber er selbst schreibt doch sehr „akademisch“…die einfachen „Kunden“ der Esoterik kann man mit seiner Argumentation auch nicht überzeugen. Um den „Otto-Normal-Verbraucher“ zu erreichen muß man komplizierte Sachverhalte mit einfachen Worten erklären können und das ist eine wahre Kunst – hier möchte ich als ein gutes Beispiel „Professor Harald Lesch“ hervorheben, der es schafft naturwissenschaftliche Sachverhalte darzulegen; solche „Erklärer“ braucht eine Gesellschaft, keine akademischen Kapazitäten, seien sie naturwissenschaftlich oder geisteswissenschaftlich.
Als Nachtrag möchte ich auch noch „Hoimar von Ditfurth“ nennen, seine Bücher haben mir die Augen geöffnet.
1. Februar 2013 um 15:41
@ Abe: Mit der „Ganzheitlichkeit“ ist das bei der Homöopathie so eine Sache.
Da wird die wissenschaftliche Medizin als einseitig und reduktionistisch kritisiert (was sie natürlich oft genug auch ist) – und ist doch selbst der Pillengläubigkeit verfallen.
Die Homöopathie fördert die Medikalisierung von Leid und damit verbunden den Glauben daran, dass mit den richtigen Kügelchen auch ein richtiges Leben im falschen möglich ist.
2. Februar 2013 um 16:05
Eine kleine Anmerkung zu der Studie die bei ‘Wissenschaft und Schreie’ erwähnt wird.
Der Autor der Studie, ‘Ted Kaptchuk’, ist bereits in der Vergangenheit durch etwas weitgehende Schlüsse aus relativ schlecht durchgeführten Studien aufgefallen. Siehe auch hier: http://www.sciencebasedmedicine.org/?s=kaptchuk
Besonders, dass Teil des Experiments Reize sind, die so kurz gezeigt werden, dass sie nicht bewusst wahrgenommen werden mach mich misstrauisch…
In den USA geht der Trend in der CAM-Szene dahin, den Placebo-Effekt zu einer magischem Eierlegenden Wollmilchsau zu machen und Kaptchuk ist ein prominenter Vertreter.
Zum Placeboeffekt sollte man wissen, dass er mit „Glaube“ wenig zu tun hat. Letztlich handelt es sich um zwei Effekte. Zum einen eine Konditionierung, zum anderen eine Erwartungshaltung. Alle anderen Effekte, die wie eine Heilung aussehen, sich wie eine Heilung anfühlen oder eine Heilung sind, gehören nicht zu Placeboeffekt. Dazu wurden hier auch bereits Texte veröffentlicht, in denen diese Effekte erklärt wurden („Warum Homöopathie zu wirken scheint“ oben in den Links).
2. Februar 2013 um 20:03
Zitat merdeister
…soweit würde ich nicht gehen, aber ich halte den Placebo-Effekt (und das was über ihn hinaus geht) für wichtig.
Es gibt eine evolutionäre Deutung dieses Effektes, die ich „logisch“ finde – ganz einfach der „Regulator“, der die Erfolgsaussichten einer Heilung „bewertet“ – Kosten-Nutzen-Rechnung. Ich denke, daß dieser „Effekt“ ganz deutlich „kulturell“ beeinflußt wird, deshalb können „Heiler“ (die in der Gruppe als kompetent gelten) diesen Effekt auslösen.
Meiner Meinung nach ist der Mechanismus ähnlich dem des „Ekels“, der auch „kulturell“ beeinflußt wird und ein bisschen ist der „Ekel“ der große Bruder des „Nocebo-Effekts“ ;-)
3. Februar 2013 um 20:44
@ Ralf
Mit dieser evolutionären Sicht habe ich mich bisher wenig beschäftigt, daher sind meine Gedanken dazu etwas aus dem Stegreif.
Ich sehe den evolutionären (!) Vorteil einer vorauseilend positiven Bewertung einer Heilungsaussicht (Erwartungshaltung) nicht. Vorstellen kann ich mir, dass in der akuten Situation eine Schmerzunterdrückung von Vorteil sein kann, um aus dieser Situation zu entkommen. Das könnte auch erklären, warum Placeboeffekte, wenn auch teilweise beeindruckend oft nicht von Dauer sind. So können Menschen zwar dazu konditioniert werden, dass eine Zuckerpille wie eine Schmerzpille wirkt, dazu muss jedoch, um den Effekt aufrecht zu erhalten regelmäßig eine echte Schmerzpille dabei sein.
Den Vergleich von Ekel und Placeboeffekten (oder Nocebo) halte ich für unpassend. Ekel ist ein Affekt, den man konditionieren kann.
Der Placeboeffekt ist bestimmt wichtig, vor allem um das Krank sein erträglicher zu machen, bis es entweder von alleine weg geht oder die Medizin vom Doktor wirkt. Er ist aber nicht in der Lage den Verlauf einer Erkrankung zu ändern und das wird häufig von Vertretern der CAM-Szene behauptet.
5. Februar 2013 um 01:56
@merdeister
…dann empfehle ich Ihnen den Artikel:
https://blog.gwup.net/2012/09/07/placebo-effekt-und-evolution/
Zitat merdeister
aber vorher schrieben Sie:
Ist da nicht ein kleiner Widerspruch in Ihren Aussagen?
11. Februar 2013 um 14:38
„Nein, im Gegenteil, die Kritik soll so destruktiv wie möglich sein, sie soll (um mal Marx zu paraphrasieren) die Blumen von der Kette zerpflücken um das Elend als solches erkennbar zu machen.“
Vielleicht ist da was dran. Satt zu sagen, es wäre kein Molekül nachzuweisen: Es ist klares Wasser, sonst nichts.
Oder, die Kügelchen sind aus Zucker. Noch besser wäre, „böser Weißzucker“.
Deutlichere und klarere Sprache. Auch wenn es keine Arbeiter sind, die der Esoterik frönen, bedeutet Mittelschicht nicht unbedingt Freude am wissenschaftlichen Denken.
Ich danke, den größten Anteil werden schon die Kabarettisten unter den Skeptikern in Sachen Aufklärung haben.
Wissen wird über Emotionen vermittelt.
Wenn mir ein Jünger Huschifuschi andrehen will, werde ich überdeutlich:“ Lassen Sie mich mit dem Esoterikscheiß in Ruhe, ich bekomme Pusteln davon!“
Macht interessanterweise nie Freunde, aber nach einer Breitseite dieser Art kommen Arzt oder Apotheker nie wieder mit solchem Zeug.
Ich stimme auch zu, dass es Blendung ist, das Wort „Heilpraktiker“ zu übernehmen, wenn dort Schamane oder Kurpfuscher angesagt wäre.
Alternativmediziner könnten wir durch Huschifuschi ersetzen. Dann aber bitte das Wort als Marke schützen, damit es nicht wie mit dem Weltuntergang passiert.
11. Februar 2013 um 15:04
@ Esoterikallergiker
„Auch wenn es keine Arbeiter sind, die der Esoterik frönen, bedeutet Mittelschicht nicht unbedingt Freude am wissenschaftlichen Denken.“
Wieso solche Aussagen? Geht´s nicht ohne Polemik und Vorurteile?
11. Februar 2013 um 15:07
„Noch besser wäre, “böser Weißzucker”.
Brauner Zucker ist also besser als Weißzucker, oder wie darf ich das verstehen? Ist mir neu, dachte immer, beide Arten wären gleich schädlich…
13. Februar 2013 um 10:05
@ Herr Castell, weder haben Sie meine Intention, noch die Verwendung von Anführungszeichen verstanden.
Esoterisch bzw. unwissenschaftlich denkende Menschen verteufeln weißen Zucker.
Die Zugehörigkeit zur Mittelklasse befähigt auch ohne jede Polemik nicht zu wissenschaftlichem Denken. Dazu gehört schon mehr.
13. Februar 2013 um 12:53
@ Esoterikallergiker
Was den Zucker angeht: Vielen Dank für Ihren Hinweis. Ich lerne gerne täglich dazu. Ich wusste tatsächlich nicht, dass weißer Zucker von nicht wissenschaftlich denkenden Menschen verteufelt wird. Daher verstand ich auch nicht die Ironie.
Zu der Aussage:
„Die Zugehörigkeit zur Mittelklasse befähigt auch ohne jede Polemik nicht zu wissenschaftlichem Denken. Dazu gehört schon mehr.“
Nun, das ist mir zu pauschal gesagt. Ich würde mir wünschen, dass Sie den Begriff „Mittelklasse“ etwas näher umschreiben würden. Sprechen Sie von Menschen ohne Studium oder auf was beziehen Sie konkret Ihre Aussage?