Immer wieder erreichen uns Kommentare, unsere Arbeit sei ja insgesamt ganz gut, aber zum Thema XY seien wir auf dem Holzweg. Das bringt mich direkt zur Frage, was die GWUP als wissenschaftlich orientierte Organisation von anderen Gruppen mit spezifische Interessen und Arbeitsgebieten unterscheidet, etwa von Berufsverbänden, Umweltschutzorganisationen, Weltanschauungsgruppen, politischen Parteien usw.
Sicher, es ist legitim, wenn diese Organisationen ihre Ziele verfolgen. Diese können Freiheit, Gerechtigkeit, Umweltschutz, Eigeniniative, Berufsinteressen und vieles mehr sein, und sie können miteinander in Konflikt geraten. Diese Probleme zu lösen, ist Aufgabe der Politik und nicht der Wissenschaft.
Dennoch können und sollten wissenschaftliche Erkenntnisse – sofern sie anwendbar sind – genutzt werden, um allgemeine Probleme zu lösen. Und selbstverständlich können Lösungen interessengeleitet sein, und sie dürfen je nach Interessenlage politisch kritisiert werden. Nur eines vermögen wissenschaftliche Erkenntnisse nicht: Sie können sich nicht nach derartigen Interessenlagen richten.
Andernfalls wäre der Vorwurf der Pseudowissenschaftlichkeit berechtigt. An dieser Stelle müssen Wissenschaftler Rückgrat zeigen und die Attacken als das entlarven, was sie sind: interessengeleitete Versuche einer Gleichschaltung der Wissenschaft.
Die Realität richtet sich nicht nach unseren Interessen, Wünschen oder Zielen. Ebensowenig orientieren sich gute und allgemein akzeptierte Ergebnisse der Wissenschaft an den Wünschen der beteiligten Forscher. Sie setzten sich durch, in einem Prozess von Publikation und Kritik, bis Hypothesen von der Mehrheit der Wissenschaftler angenommen und auf diese Weise zu akzeptierten Theorien werden.
Doch auch wissenschaftlich anerkannte Theorien werden von manchen abgelehnt – da sie ihrer Wunschwelt nicht entsprechen. Dies gilt für die Evolutionstheorie ebenso wie für die Theorie der anthropogenen (von Menschen verursachten) globalen Erwärmung. Im englischen Sprachraum spricht man von „denialists“.
Andererseits haben auch wissenschaftlich verworfene Behauptungen ihre Anhänger, wie Homöopathie und Astrologie, die Vorstellung vom Turiner Grabtuches als Grabtuch Christi, aber auch die Thesen der Schädlichkeit von Amalgam, gentechnisch veränderten Lebensmitteln oder Mobilfunk, oder auch die These einer erhöhten Leukämiegefahr durch Kernkraftwerke.
Wer jedoch auf dem Boden der wissenschaftlichen Erkenntnis bleibt, muss je nach Thema mit dem Vorwurf rechnen, den den Interessen des jeweiligen „Feindes“ zu dienen. Also der Pharma-/Atom-/Telekommunikations-Industrie, von Atheisten oder der katholischen Kirche, von Greenpeace oder „Ökologisten“, von „Linken“ oder „Rechten“ . Offenbar fällt vielen die Vorstellung schwer, dass die jeweils andere politische oder weltanschauliche Seite in bestimmten wissenschaftlichen Fragen tatsächlich recht haben könnte. Ob dies im Einzelfall wirklich zutrifft, steht freilich auf einem anderen Blatt und muss mit wissenschaftlichen Mitteln entschieden werden.
Sicher kommt es auch vor, das Wissenschaftler mit ihrem Konsens falsch liegen. Doch diese Fälle werden sich im wissenschaftlichen Prozess über kurz oder lang herausstellen. Dazu brauchen wir jedoch Belege und einen Prozess von Publikation und Kritik, bis sich ein neuer Konsens bildet. Wenn jedoch Interessengruppen unter Umgehung der Wissenschaftler aus Eigeninteresse politische Kampagnen bemühen – sei es bewusst oder aus Unkenntnis – dann haben wir es mit einem klaren Fall von Ideologie zu tun.
Und die GWUP? Sie setzt in solchen Auseinandersetzungen ohne Wenn und Aber auf Wissenschaft und kritisches Denken. Aber auch für möglicherweise Betroffene: Es ist allemal besser, auch mal eine unangenehme, aber belegte Theorie anzunehmen, als in die Welt des Wunschdenkens zu versinken. Auch im eigenen Interesse.
2. August 2011 um 10:06
Ich würde mir über die Kritik an der Wissenschaft keine grauen Haar wachsen lassen, von wem kommt sie denn. Diese Kritik ist fast immer begründet in der Unfähigkeit das komplexe Gedankengut der Wissenschaft mangels Intelligenz zu verstehen.
Wissenschaft ist eine Methodologie des Zweifels, sie arbeitet mit Hypothesen, Theorien, Fossilien, Tests wieder und wieder auf der Suche nach gesicherten Antworten für eine allen Forschern zugängliche und immer wiederholbare Realität. Es gibt keine absolute Sicherheit oder totale Erkenntnis. Gerne werden in diese winzigen Lücken Religionen und Ideologien hinein konstruiert. Schließt sich diese Lücke sagt niemand „tut mir Leid“. Im Gegenteil, sofort wird der rhetorische Klamauk verändert, damit er in eine neue Lücke paßt. Devise “ Was kümmert mich mein dummes Geschwötz von gestern“
Forschendes Denken im Zweifel als zentrales Element neuer Erkenntnis reduziert die religiöse absolute Wahrheit als puren Unsinn. Etwa 4350 Religionen erschöpfen sich als parasitärer geistiger Diebstahl in anderen Kulturen. Zweifel an den geklauten Wahrheiten sind verboten und werden durch Drohung mit Existenzvernichtung bis zum Mord bestraft.
Papst Ratzfatz, der Baal-Priester „Pontifex Maximus“, begründet den Kreationismus dogmatisch:
„Wer sagt, die menschlichen Wissenschaften müssten mit solcher Freiheit behandelt werden, dass ihre Behauptungen als wahr festgehalten und von der Kirche nicht verworfen werden könnten, auch wenn sie der geoffenbarten Lehre widersprächen, der sei ausgeschlossen“
„Wer sagt, es sei möglich, dass man den von der Kirche vorgelegten Glaubenssätzen entsprechend dem Fortschritt der Wissenschaft gelegentlich einen anderen Sinn beilegen müsse als den, den die Kirche verstanden hat und versteht, der sei ausgeschlossen“
Da urteilen wissenschaftliche Vollidioten wie Papst Ratzfatz über neue Erkenntnisse. Was ist das geistige Rüstzeug eines Priesters und Theologen. Er studiert 4 – 8 Jahre mythische Märchen mit heiligem Geschwurbel, Ingnoranz von Menschenrechten und historischen Fakten. Religiöse Bildung vernichtet Wissen und Realitätssinn, die Autorität der Wissenschaft wird untergraben und kreationistische Phantasien legitimiert.
2. August 2011 um 12:04
@emporda:
Ich würde Sie gerne bitten, Ihren Stil etwas zu überdenken – das ist das letzte Mal, dass ich einen Kommentar mit aggressiven Beschimpfungen und Ausfällen gegen Personen (auch wenn es der Papst ist) hier freischalte.
Sie haben in den vergangenen Wochen Ihrer Religionskritik hinlänglich Ausdruck verliehen und müssen das wirklich nicht bei jedem neuen Blogpost wieder aufs Neue tun, zumal Sie inhaltlich eigentlich wenig beitragen, sondern jeden Text nur daraufhin zu prüfen scheinen, ob er dazu taugt, Religion und religiöse Protagonisten sowie deren Überzeugungen anzugreifen.
Zwei Kommentare sind sogar identisch, nur bei verschiedenen Artikeln platziert, einmal bei „Harold Camping – Von Gott bestraft?“ und dann nochmal bei „Schade – Keine Wette auf die Apokalypse“.
2. August 2011 um 14:15
Bei einem Punkt des Beitrags musste ich kurz schlucken.
Dort steht: „Andererseits haben auch wissenschaftlich verworfene Behauptungen ihre Anhänger, wie … die These einer erhöhten Leukämiegefahr durch Kernkraftwerke.“
Ich dachte eigentlich, dass mein Weltbild nach ein paar Jahren „Skeptikertum“ inzwischen der Realität entsprechen sollte, muss aber gestehen dass ich ein Anhänger dieser These bin (vielleicht bald war). Meines Wissens nach gibt es doch einen statistischen Zusammenhang zwischen Leukämie bei Kindern und der Nähe zu Atomkraftwerken und Leukämie ist auch nicht psychosomatisch. Lautet dann die wissenschaftlich korrekte Formulierung: ..einer erhöhten Leukämiegefahr -bei- Atomkraftwerken? Gibt es Studien mit einem anderen Befund?
Wenn ich „Studie“ schreibe, meine ich übrigens diese hier: http://www.kinderkrebsregister.de/pdf/Zusammenfassung.pdf
Ansonsten, danke GWUP!!!
Ich bin ein großer Fan.
2. August 2011 um 20:48
@dreadnik: Danke für den Hinweis und den Zuspruch.
Ich weise hier auf folgende Aussage in der Zusammenfassung hin: „Obwohl frühere Ergebnisse mit der aktuellen Studie reproduziert werden konnten, kann aufgrund des aktuellen strahlenbiologischen und -epidemiologischen Wissens die von deutschen Kernkraftwerken im Normalbetrieb emittierte ionisierende Strahlung grundsätzlich nicht als Ursache interpretiert werden.“
Auch in dieser Studie wird ausdrücklich gesagt, dass die Strahlung aus Kernkraftwerken nicht als Ursache gewertet werden kann.
10. November 2011 um 10:57
@emporda:
auch wenn dein beitrag sehr gehässig geschrieben ist, entspricht er dennoch voll und ganz meiner Meinung. Auch wenn es krass klingt, für mich ist es ein Hobby geworden, Leute die Religion abzugewöhnen, sie aufzuklären. Und es macht mir Spaß, wenn diese Leute irgendwann diesen „Aha-Effekt“ haben und das düstere Treiben vieler Religionen durchschauen.
@Dreadnik:
Berechtigter Einwand, jedoch sind solche Studien meist weniger Wert als das Papier auf dem sie geschrieben sind. vergleiche hierzu:
Beck-Bornhold/Dubben: „Der Hund, der Eier legte“ oder auch „Der Schein der Weisen“.