Eine „Arzneimittelkommission der deutschen Heilpraktiker“ weist die politischen Forderungen nach einer Aufhebung der Apothekenpflicht und nach einer erweiterten Kennzeichnung von Homöopathika zurück.
Die beste Passage darin:
Die in der Homöopathie verwendeten Inhaltsstoffe entspringen einer alten Tradition. So enthält zum Beispiel das „Wanzenkraut“ kein Ungeziefer oder der „Frauenmantel“ kein Kleidungsstück. Solche Namensgebungen könnten eher zu einer unnötigen Verunsicherung beim Patentienten führen und eine Therapie eventuell negativ beeinflussen.“
Auf der INH-Webseite ist heute eine Stellungnahme zu diesen Äußerungen der Heilpraktiker erschienen:
Und nein, es gelingt uns nicht, den interessanten Beispielen von Herrn Krüger zu umgangssprachlichen Bezeichnungen von Inhaltsstoffen die von ihm intendierte Bedeutung beizumessen.
Er möchte über diese Beispiele belegen, dass die umgangssprachlichen Bezeichnungen der Inhaltsstoffe nur zur Verunsicherung der Verbraucher beitragen würden.
Wenn er den „Frauenmantel“ anführt, um zu verdeutlichen, daraus werde der Verbraucher möglicherweise entnehmen, einer der Inhaltsstoffe sei ein Kleidungsstück, oder gar das „Wanzenkraut“ als Beispiel dafür zitiert, dass der Verbraucher durch die Annahme unappetitlicher Bestandteile verunsichert und gar (per Nocebo-Effekt) eine homöopathische Therapie negativ beeinflusst werde, so begibt er sich doch auf eine einigermaßen groteske Ebene.“
Zum Weiterlesen:
- Die „Arzneimittelkommission der deutschen Heilpraktiker“ zu Apothekenpflicht und Kennzeichnung von Homöopathika – eine Stellungnahme des INH am 4. Februar 2018
- Jetzt als Podcast: „(Keine) Zukunft des Heilpraktikerberufs“, GWUP-Blog am 1. Februar 2018
- “Gefährliche Hybris”: Interview mit Dr. Christian Weymayr zum Heilpraktiker-Unwesen, GWUP-Blog am 24. Januar 2018
- Schluss mit „Excrementum Caninum“: Union fordert „klare Kennzeichnung“ von Globuli, GWUP-Blog am 24. Juli 2017
- Globuli in den USA: „Dieses Produkt verfügt über keinerlei Wirksamkeitsnachweis“, GWUP-Blog am 17. November 2016
- INH-Stellungnahme: Globuli- Warnhinweise auch bei uns in Deutschland? GWUP-Blog am 4. Dezember 2016
5. Februar 2018 um 00:04
Hat die “Arzneimittelkommission der deutschen Heilpraktiker” etwa Angst, daß aus dem Placebo-Effekt ein Nocebo-Effekt werden könnte, wenn man alle „ekeligen“ Details nennt ;-)
5. Februar 2018 um 09:41
Ist was dran.
Wenn ich den Leuten Apis mit den Worten „einmal tote Biene“ reiche, gucken die auch erstaunt. Manchmal fragen sie auch noch mal nach.
Letztendlich vertrauen sie dann aber den Verordnenden.
Also, etwas mehr Selbstbewusstsein, „liebe“ HP! Ihr traut euch doch sonst auch immer recht viel zu.
5. Februar 2018 um 10:21
Ich verstehe die Aufregung nicht so recht.
C200 Kleidung einer Frau
C30 Wanze
Das klingt für die Homöpathie doch vollkommen norma.
Wenn jemand aus einem Kleidungsstück C200 Frauenmantel oder aus einem Insekt C30 Wanze herstellt, dann gibt es seitens der Homöopathie absolut kein Argument, das abzulehnen. Tatsächlich ist das doch fester Bestandteil des Irrsinns, dass man aus allem – wirklich allem – eine Arznei machen kann und es auch tut.
5. Februar 2018 um 12:56
„Ich“ und Christian Becker haben recht: Mondlicht, Hundekot, gemordete Bienen, Plutonium, Kochsalz usw. … wäre aus Sicht der Heilpraktikanten schon gut, wenn man das auf dem Etikett weiter verschleiern könnte.
@GWUP
Als Reaktion auf die Existenz eine „Arzneimittelkommission der deutschen Heilpraktiker“ verlange ich die Gründung einer „Fußballkommission der deutschen Skeptiker“.
5. Februar 2018 um 15:24
Hat nicht die Kirche auch so argumentiert, als Luther mit seiner Bibelübersetzung um die Ecke kam?
Calcium carbonicum klingt halt besser als kohlensaurer Kalk. Und bei Mercurius solubilis Hahnemannii würden sie durchdrehen.
5. Februar 2018 um 16:00
@hmilz
„Hat nicht die Kirche auch so argumentiert, als Luther mit seiner Bibelübersetzung um die Ecke kam?“
Ein schöner Vergleich. Den muss ich mir merken. :)
5. Februar 2018 um 17:11
Ein herrliches Eigentor, finde ich.
Der Verbraucher könnte „verunsichert werden“, womöglich sogar darauf kommen, dass er an der Nase herumgeführt wird…
Die exakte Masseeinheit der enthaltenen Wirkstoffe sollte unbedingt Pflichtangabe werden!
„Mercurius Cyanatus D24: 0,00000000mg“
Das würde verunsichern, nicht der „Frauenmantel“.
5. Februar 2018 um 18:36
@ 2xhinschauen:
„Als Reaktion auf die Existenz eine “Arzneimittelkommission der deutschen Heilpraktiker” verlange ich die Gründung einer “Fußballkommission der deutschen Skeptiker”.“
Yup, da schliesse ich mich an. Und ab sofort muss in der Fussball-Nationalmannschaft immer ein Quoten-Skeptiker spielen.
5. Februar 2018 um 20:32
Wenn der Nocebo-Effekt droht, würde ich, als „ächter“ Heilkünstler im Hahnemannischen Geiste auf Gedeih und Verderb vom Placebo-Effekt abhängig, auch alles dafür tun, dass mein Patient der festen Überzeugung ist, immer nur „Bellis perennis“ und seine niedlichen Geschwisterchen verordnet zu bekommen.
Mechthild Heils Idee von der verständlichen Etikettierung der informierten Hexose avanciert zum „alptraumfarbenen Nachtmahr“ für Homöopathen.
Klartext fürs kleine braune Fläschchen – und für mich ein Video aus irgendeiner Apotheke, wenn das erste Fläschen „Medorrhinum“ mit neuer Aufschrift „Eiter aus dem Urogenitaltrakt von Tripperkranken“ über den Tresen geht…
https://excanwahn.wordpress.com/2014/05/11/homoopathie-klartext/
5. Februar 2018 um 20:43
Zaubersprüche funktionieren nur auf Latein.
Das weiß man doch aus Harry Potter.
5. Februar 2018 um 22:02
„Die in der Homöopathie verwendeten Inhaltsstoffe entspringen einer alten Tradition. So enthält zum Beispiel das “Wanzenkraut” kein Ungeziefer oder der “Frauenmantel” kein Kleidungsstück.“
Wie abgedreht ist das denn? Wieso redet der Bube überhaupt von Inhaltsstoffen? – Ich dachte, der Stand der homöopathischen Erkenntnis habe etwas mit „Information“ zu tun, oder mit Wassergedächtnis an irgendwelche „Stoffe“, oder giltet das alles schon nicht mehr?
Also wenn schon klare Angabe von „Inhaltsstoffen“, dann aber auch gleich richtig! Sollen sie doch draufschreiben: „Erinnert sich an Dingsbums“.
5. Februar 2018 um 23:07
@klauszwingenberger
Das mit dem „erinnert sich an …“ reicht nicht. Je nach Potenzierung sollte dann da stehen:
Erinnert sich ein wenig/gut/sehr gut/perfekt an …
Und natürlich sollten die Inhaltsstoffe in handelsüblicher Notation da stehen, also g, mg oder ml – am besten mit Mindestgröße der zu verwendenden Zahlen und dem Verbot eine Zahl zu trennen. Bei C200 müsste der Beipackzettel dann schon ein wenig breiter sein …
5. Februar 2018 um 23:07
@kereng
Ja, besonders dieser:
similia similibus curantur ;-)
6. Februar 2018 um 00:14
Aber, aber, liebe Diskutanten, warum so kritisch zur „Arzneimittelkommission der Deutschen Heilpraktiker“? Immerhin sagt uns die Fußnote im INH-Artikel dazu (offenbar nicht unabsichtlich) Folgendes:
Die AMK ist sogenannte „Stufenplanbeteiligte“ im Sinne der „Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Beobachtung, Sammlung und Auswertung von Arzneimittelrisiken (Stufenplan) nach § 63 des Arzneimittelgesetzes (AMG)“ (http://www.verwaltungsvorschriften-im-internet.de/bsvwvbund_09022005_111436241.htm)
Respekt, bitte…
Also jetzt mal ehrlich: So langsam glaube ich zu träumen. Völlig abgedrehter Unsinn, aber in offizieller Funktion nach dem AMG… Irgendwie bin ichs leid im Moment.
6. Februar 2018 um 07:27
@ Udo Endruscheit: Den verständlichen Frust können Sie sich ja als Quotenskeptiker in der Nationalmannschaft von der Seele schütteln…
7. Februar 2018 um 19:58
Die ANK ist aber nicht das gleiche wie die Heilpraktiker AMK.
8. Februar 2018 um 07:37
Oh, aber Teil davon. Man lernt nie aus. :D
Na gut.
Man fragt sich aber auch, für wie blöd die HP die Menschen hält (naja, offenbar für sehr und ganz unrecht haben können sie ja nicht, sonst wäre ihr Geschäftsmodell schon seit Jahren tot), dass die glauben könnten Wanzenkraut wäre Ungeziefer (der Teil -kraut sollte klar machen, dass das eine Pflanze ist); der Frauenmantel… naja, man könnte auf die Idee kommen, wenn man Frauenmantel halt nicht kennt.
Die Idee ist gar nicht so abwegig, wenn man bedenkt, WAS die Homöopathie alles verwurstet.
Da sehr viele Leute aber immer noch Homöopathie für was Pflanzliches halten, werden sie sich aber wohl denken, dass es eine Pflanze ist.
Frauenmantel-Arzneitees, die auch so heißen, haben jedenfalls bisher nie Schwierigkeiten gemacht.
8. Februar 2018 um 20:01
Für was wäre eigentlich ein „Frauenmantel-Globuli“ gut, wenn es sich dabei wirklich um das verdünnte (potenzierte) Kleidungsstück handeln würde?
Vielleicht ein fiebersenkendes Mittel?
Wer macht freiwillig die Homöopathische Arzneimittelprüfung? :-)))
9. Februar 2018 um 08:41
Googelt mal „Frauenmantel“ – da weiß man gar nuch4, welchen man zuerst anziehen soll…
9. Februar 2018 um 11:20
Ich finde lateinisch immer gut. Das klingt so gelehrt,großkotzig und verlogen und beeindruckt wahrscheinlich viele deutschen Spießer. So denke ich zum Beispiel bei Martin Schulz(SPD) neuerdings immer an „Jynx torquilla“. Klingt gut. Auf Deutsch heißt dieser Vogel ganz simpel „Der Gemeine Wendehals“.