Während die Fachpresse den Durchbruch neuer Krebstherapien feiert, gefallen sich skrupellose Clickbait-Schleudern darin, Patienten aufzuhetzen und zu verunsichern:
Dabei geraten selbst die beiden Hauptakteure des „Methadon-Hypes“ immer mehr in Erklärungsnot, wie Correctiv berichtet.
Hilscher ist der bei Krebspatienten wohl gefragteste „Methadon-Arzt“. Auf Nachfrage von Correctiv räumt er ein, dass die Euphorie überzogen sei.
„Ich würde nicht allen Krebspatienten raten, Methadon zu nehmen“, betont er. „Es gibt ganz ganz viele Patienten, bei denen es relativ wenig bringt“, sagt der Mediziner. Bei einigen könne die Kombination mit einer Chemotherapie sinnvoll sein – alles andere sei „völlig überzogen“.
Doch in weiteren Punkten bleibt Hilscher widersprüchlich. Seine Aussagen in den Fernsehbeiträgen findet der Mediziner „in Ordnung“ – und beschwert sich gleichzeitig über etwas, was er wohl auch selber zu verantworten hat. „Das Problem ist, dass ich jetzt die Arbeit habe, den Leuten die Hoffnungen zu nehmen“, sagt Hilscher.“
Selbst schuld, kann man da nur sagen – ebenso wie die Ulmer Chemikerin mit dem Messias-Faktor für verzweifelte Krebspatienten, Claudia Friesen, die nach eigenen Angaben „kein freies Wochenende und keine Freizeit mehr“ hat, da sie täglich 200 Anfragen beantworten müsse.
Auch sie rudert längst zurück:
Es gibt keine Hinweise, dass Pharmaunternehmen Methadon als Krebsmedikament aktiv unterdrücken.“
Doch die Folgen der (bewussten oder unfreiwilligen) Stilisierung von Friesen/Hilscher zu Superhelden im Kampf gegen eine menschenverachtende Pharma-Verschwörung sind kaum noch einzufangen.
Die Patienten schlagen in allen Bereichen auf und fragen nach Methadon – egal ob Erstdiagnose, schwerstkrank oder dazwischen“, sagt Dr. Badrig Melekian, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Marien-Krankenhauses. Er behandelt rund ein Viertel der Krebsfälle des Krankenhauses in seiner Klinik, sagt er.
„Es wird getan, als ob Methadon ein Heilmittel für alles ist. Aber es gibt keine klinischen Studien“, sagt Dr. Melekian. Es werde nicht zwischen verschiedenen Krebsarten unterschieden, allein fünf Arten von Brustkrebs gebe es.
„Es werden Hoffnungen geweckt.“ Die Patienten würden sich unnötig Gedanken machen. Viel Aufklärung sei nötig.“
Aufklärung – aber kein Bullshit, „liebe“ Kollegen.
Zum Weiterlesen:
- Methadon – Wundermittel oder Betrug? correctiv am 11. September 2017
- Unbelegt: medizin-transparent erklärt die Schwachpunkte der Methadon-Studie von Friesen, GWUP-Blog am 1. September 2017
- Zehn Gründe, warum es keine „Krebs-Verschwörung“ gibt, GWUP-Blog am 8. Juli 2015
- Krebstherapie: „Ich habe Methadon nie als Wundermittel bezeichnet“, derStandard am 13. September 2017
- Methadon-Streit: „Sie haben Lebenszeit zu verlieren, ganz einfach“, Süddeutsche am 14. September 2017
23. September 2017 um 19:05
Ich füge hinzu, dass nicht nur die beiden genannten „Protagonisten“ die „Arbeit“ haben, -zig nachfragende Patienten aufzuklären – und Schäden im Arzt-Patienten-Verhältnis oft mühsam zu kitten. Das dürfte in onkologischen Stationen und Tageskliniken derzeit zum Alltag gehören. Vielen Dank dafür.
Die uneinsichtige Haltung von Dr. Friesen zu dem, was sie mit losgetreten hat, kommt am Schluss des Interviews mit dem Standard klar zum Ausdruck:
Frage: War es richtig, dass Sie ihre Forschungsergebnisse, die sich nicht auf klinische Studien stützen, im Fernsehen präsentiert haben? Würden Sie heute etwas anders machen? –
Antwort Friesen: ch habe Methadon nie als Wundermittel bezeichnet und stets betont, dass der evidenzbasierte Beweis, die klinischen Studien noch fehlen. Ich habe immer von Einzelfällen gesprochen und die Notwendigkeit von klinischen Studien unterstrichen. Ich habe auch immer kommuniziert, dass kein Patient auf die anderen Therapien verzichten sollte. Das heißt, ich spreche mich ganz klar dafür aus, dass Methadon nur als zusätzliche Option zum Einsatz kommt.
Wo ist hier die Antwort auf die klare Frage zu ihrem Medienverhalten, bitte?
23. September 2017 um 23:23
@Udo Endruscheit:
„Wo ist hier die Antwort auf die klare Frage zu ihrem Medienverhalten, bitte?“
Man muss natürlich auch sagen, dass der Journalist sich mit dieser Pseudo-Antwort zufrieden gegeben hat, anstatt hier nochmal nachzufragen. Nach dem, was ich bislang von Frau Friesen gelesen habe, erweckt sie massiv den Eindruck, sowohl von ihrer Uni als auch von der Pharmaindustrie an allen Ecken und Enden behindert zu werden.
Entweder ist Frau Friesen bodenlos naiv und hat nicht die geringste Vorstellung, wie Medien funktionieren.
Oder aber (und das ist meine ganz persönliche Überzeugung, die falsch sein kann) sie genießt nach all den lichtlosen Jahren im Labor in hohem Maße die öffentliche Aufmerksamkeit.
24. September 2017 um 01:25
@Bernd Harder: Die beiden Einschätzungen von Frau Friesen schließen sich ja gegenseitig nicht aus…
Und ja, das hätte der Befragende so auf keinen Fall im Raum stehen lassen dürfen.
24. September 2017 um 13:55
So viel Mimimi von Friesen/Hilscher. Hier gilt mal wieder der alte Grundsatz: „Si tacuisses, philosophus mansisses.“
24. September 2017 um 19:00
Tag24 bietet ja auch sonst Clickbaitscheiß zu jedem Thema an, insofern ist es leider nicht verwunderlich, daß die das Thema Methadon unkritisch aufgreifen.
Es ist aber schon tröstlich, daß es immer mehr kritische Beiträge zum Thema gibt – hoffentlich demnächst auch bald im deutschen Fernsehen an prominenter Stelle.
Ansonsten macht Madame Friesen ja weiter wie bisher: Angeblich 80 Patienten, von denen sie Daten habe – diese Zahl warf sie ja stets in die Debatte! Ja, wo bleibt den die Publikation der Fallserie? Oder ist das ganze am Ende doch nur Hörensagen, wie die MDK-Behauptungen über die „Erfolge“ von Monsieur „Irre, Hugo“ (Ich dachte, er heißt Hans-Jörg?? – Aber sonst bin ich mit seinem neuen Doppelnamen schon recht einverstanden!) Hilscher?
Wohl schon, so scheint es! Grauenhaft auch die Ausreden der Monitorredaktion, daß sie das kleine Einmaleins kritischer Recherche nicht beherrschen.
Bei einem solch spektakulären Thema wäre dies doch erste Journalistenpflicht gewesen.
26. September 2017 um 15:27
Ein umfangreiches Fact-Sheet ist im science media center erschienen:
https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/fact-sheet/details/news/methadon-gegen-krebs-viel-aufregung-wenig-aussagekraft/
27. September 2017 um 10:55
Ein Schmerztherapeut in der FAZ:
„Wir nutzen Methadon als Schmerzmittel, da ist es segensreich. Eine Wirkung auf Tumore ist nicht hinreichend genug belegt, als dass ich einen solchen Einsatz vor mir selbst rechtfertigen könnte.“
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/schmerztherapeut-ueber-die-gefahr-von-ibuprofen-15202284-p4.html
30. September 2017 um 11:29
Ich kenne Prof. Gottschling persönlich und habe auch sein Buch gelesen – ein sympathischer Herr, der jede Menge palliativmedizisches Fachwissen hat.
Seine Abteilung in Homburg/Saar, auf der ich hospitiert habe, ist ein Ort, wo ich mich oder meine Angehörigen ohne Vorbehalte in Beteuung begeben würde. Gut, daß er sich so unmißverständlich geäußert hat!
Der Link zum science media center faßt endlich endlich die Datenlage und Beurteilung hervorragend zusammen.
Blöderweise ziemlich lang, das ganze – ob irgendjemand (einschließlich gestreßter PlusMinus-Journalisten), sich das durchlesen wird?
27. Oktober 2017 um 21:34
Neue Patienten-Info:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/83123/Methadon-bei-Krebs-Patienteninformation-des-AeZQ-steht-online
9. November 2017 um 11:28
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ):
http://www.patienten-information.de/kurzinformationen/krebs/methadon
11. November 2017 um 08:27
@ crazyfrog:
Gut so! Schade, daß es so lange gedauert hat, bis diese Information erstellt wurde, aber die sorgfältige Recherche dauert halt.
Zum Glück scheint das Thema ja wieder abzuflauen. Hoffen wir, daß der Schaden, den Frau Friesen angerichtet hat, sich dadurch in Grenzen halten wird. Allerdings hat sich Herr Hilscher zusammen mit einem Kollegen noch einmal an aktueller Stelle in der „Spingerpresse“ positioniert: https://www.springermedizin.de/sollen-wir-den-wunsch-nach-methadon-bei-krebs-erfuellen/15047082. Hierbei geht es mir jetzt nicht um das Niveau der Zeitschrift, sondern darum, dass sie von vielen Ärzten abboniert wird und somit eine Multiplikatorfunktion hat.
Passend zur Aussage von Prof. Gottschling ist übrigens eine Einschätzung, die ich auf einer Fortbildung kürzlich gehört habe: Einsatz dann, wenn andere Opioide nicht mehr helfen, gerne auch frühzeitig bei neuropathischen Schmerzen.
Aber: L-Polamidon, nicht das derzeit gehypte Racemat (u.a. wegen der fehlenden Zulassung, aber auch, weil die Nebenwirkungen, wie die Gefahr tödlicher Herzrhythmusstörungen, mit D-Methadon assoziiert zu sein scheinen), Einstellung unter stationären Bedingungen wegen der problematischen Pharmakodynamik und -kinetik.
Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.
15. November 2017 um 16:35
„Bielefelder Gesundheitsamt verbietet Vortrag über Krebsbehandlung“
http://www.nw.de/lokal/bielefeld/mitte/mitte/21978059_Bielefelder-Gesundheitsamt-verbietet-Vortrag-ueber-Krebsbehandlung.html
19. November 2017 um 14:32
Jetzt auch bei Stiftung Warentest:
https://www.test.de/Methadon-bei-Krebs-Grosse-Hoffnungen-wenig-Belege-5249867-0/
19. November 2017 um 19:59
Und wenn Du einmal denkst, es kommt nichts mehr, dann kotzt von irgendwo ’ne Fachgesellschaft sehr: http://www.natum.de/363-0-Forschungspreis-2017.html – ganz toll, und weil der Preis pharmagesponsort ist, kann Frau Dr. rer. nat. Friesen sich jetzt endlich gleichberechtigt Herrn Prof. Wick gegenüber fühlen – oder so ähnlich…
28. Februar 2018 um 14:53
Aha:
„Hirntumor: Methadon verstärkt nicht die Wirksamkeit der Chemotherapie“
https://medizin-aspekte.de/99408-hirntumor-methadon-verstaerkt-nicht-die-wirksamkeit-der-chemotherapie/
28. Februar 2018 um 19:25
Ach nee, sieh mal an… Naja, was zu beweisen gewesen wäre. Die Website der Ulmer Rechtsmediziner ist übrigens gerade im Relauch, so daß von Frau Friesens Wirken nicht allzu viel übrig geblieben ist (mal schauen, ob es so bleibt).
5. März 2018 um 21:10
Sogar beim Focus:
https://www.focus.de/gesundheit/news/patienten-berichteten-von-ploetzlicher-heilung-nach-stern-tv-doku-neue-studie-prueft-methadon-als-wunderwaffe-gegen-krebs_id_8563608.html
5. März 2018 um 21:12
@crazyfrog:
Ich sagte ja, Focus-Online hat sich im Prinzip darauf verlegt, Artikel aus anderen Medien zusammenzukopieren und ne Überschrift drüberzuschreiben.
Heute auch:
https://www.focus.de/familie/schule/experte-warnt-angst-vor-kreationismus-an-deutschen-schulen-fundament-unserer-gesellschaft-bedroht_id_8561604.html
28. März 2018 um 10:26
Neues vom Ärzteblatt: Die aktuelle Studienlage knackig zusammengefaßt – https://www.aerzteblatt.de/archiv/196801/Onkologie-Methadon-wirkt-unterschiedlich
6. April 2018 um 08:02
Marcus Anhäuser beschäftigt sich auf SB zum gleichen Thema:
http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/hoertipp-dlf-der-fall-methadon-ueber-hoffnung-und-krebs/
8. April 2018 um 17:02
@ RPGNo1: Eben zuende gehört, danke für den Tip!
Ein sehr guter und kritischer Beitrag, der sich auf jeden Fall lohnt. Einziger Kritikpunkt; Das Patent auf Methadon der Uniklinik Ulm wurde nicht erwähnt, zudem wurde in diesem Zusammenhang nicht klargestellt, daß auch ein bekannter Wirkstoff noch mal mit Profit verwertet werden kann (Stichwort Nachzulassung).
Besonders traurig fand ich allerdings nicht Frau Friesens Statements, sondern die Unbelehrbarkeit der PlusMinus-Redakteurin.
8. April 2018 um 17:46
Ergänzung: Der im Beitrag erwähnte Dr. Ullmann macht sich als neutrale Sammelinstanz für Patientenfälle nicht besonders gut, wenn man seine Kommentare und Leserbriefe liest.
Offenbar ist er sehr erfahren mit der Substitutionsbehandlung Opiatabhängiger. Das heißt aber noch lange nicht, daß er sich mit Onkologie auskennt. Nachzulesen unter der folgenden Site: https://www.hausdoc.com/praxisschwerpunkte/krebstherapie-onkologie/methadon.html.
Der Hausarzt Polanski, der dies ins Netz stellt, ist übrigens auch ein ziemliches Früchtchen – um nicht zu sagen, es ist bedenklich, daß er mit einer Kassenzulassung versehen ist.
8. April 2018 um 23:41
Meine Fresse, geltungssüchtig ist die Frau Friesen ja überhaupt nicht …
„Eine Sylvia Calw fragt: Hallo, 79jährige Patientin mit Cervixkarzinom, mit Metastasen in Lunge und Bauchraum, soll nun Monochemotherapie mit Carboplatin alle vier Wochen bekommen. Welche Dosierung Methadon würden sie empfehlen. Ist die Kombination bereits zu empfehlen, bereits getestet worden?
Und Frau Friesen antwortet: Carboplatin kann sehr gut mit Methadon in seiner Wirkung verstärkt werden. Die Dosierung sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Dann fragt eine Eika 1987: Hallo, wirkt das Methadon auch bei Plasmozytom? Claudia Friesen: Ja, es kann auch hier wirken. – Ich frag mich bei welcher Krankheit sie nein gesagt hätte.“
http://www.deutschlandfunk.de/ueber-krebs-und-hoffnung-der-fall-methadon.740.de.html?dram:article_id=414968
9. April 2018 um 08:44
@ crazyfrog:
Die Gute versucht wohl alles – und damit meine ich WIRKLICH ALLES – um möglichst viele Patienten zum Methadon zu locken.
Natürlich in der Hoffnung, damit ein paar mehr Fälle zu generieren, die ihre sog. „Forschung“ rechtfertigen. Dabei ist sie sich inzwischen nicht mal mehr zu schade, zu ähnlichen Methoden wie Drogendealer zu greifen.
Dieses Ausnutzen der Nöte anderer sollte dringenst unterbunden werden!
10. April 2018 um 20:18
@ RPGNo1:
Danke für den Link zu Marcus Anhäuser – der Herr Busch ist ja ein echtes Schätzchen. Ich habe mir gerade mal erlaubt, ihn rein mathematisch zur Strecke zu bringen:
http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/hoertipp-dlf-der-fall-methadon-ueber-hoffnung-und-krebs/#comment-25338
@ Bernd Harder:
Wenn Du möchtest, darfst Du meinen dortigen Kommentar gerne auch hier als Blogeintrag verwursten. Wenn zusätzliche Quellen für meine Zahlen (ausser der dort genannten Eso-Seite) gewünscht sind, liefere ich die selbstverständlich gerne nach (obgleich diese innert Sekunden googlebar sind). Ich wollte bei meinem Kommentar bei ScienceBlogs einfach nur nicht ausprobieren, bei wievielen externen Links Marcus seinen Spamfilter anspringen lässt.
10. April 2018 um 20:20
@noch’n Flo:
Danke, ich schaue es mir gerne an, aber wahrscheinlich nicht mehr heute.
10. April 2018 um 21:20
Wer ist denn eigentlich dieser Jürgen Busch, der bei Scienceblogs so intensiv, aber fehlgeleitet kommentiert? Danke an noch’n Flo, dass Du so gut Kontra gibst.
Jedenfalls: Herumzunölen, daß dort auch Leute mit Nickname schreiben, ist ja wohl ziemlich albern, wenn man sich mal ansieht, wieviele Menschen namens Jürgen Busch eine beliebige Suchmaschine listet.
Und dann argumentiert er auch noch unredlich: PlusMinus mag zwar dem Wirkstoff Methadon die Patentierbarkeit zurecht abgesprochen haben, aber die Möglichkeit der Patentierung der Anwendbarkeit (wie durch das UK Ulm geschehen) nicht zu erwähnen zeugt entweder von von einer Unwissenheit, die in einer Wirtschaftsredaktion nicht vorkommen sollte, oder aber von gezielter Manipulation.
Ein Blick auf die Website des vfa hätte gereicht, um den Fall zu klären (https://www.vfa.de/de/arzneimittel-forschung/artikel-arzneimittel-forschung/patentschutz.html). Oder sind die Farmer-Mafiosi mal wieder Teil der Verschwörung?
11. April 2018 um 09:09
@ borstel:
„Wer ist denn eigentlich dieser Jürgen Busch“
Das frage ich mich seit vorgestern auch schon. Deswegen musste ich auch mal dringend draufklopfen.
11. April 2018 um 13:15
@noch’n Flo
Ich hatte ein ungutes Gefühl im Bauch, als ich die Kommentare von Jürgen Busch zur Methadongeschichte gelesen habe. Er kam mir nicht ganz koscher vor, aber da ich über die ganzen Hintergründe nur das weiß, was ich hier und auf SB gelesen habe, wollte ich nicht auf eine Diskussion einlassen.
Um so besser ist es, dass du nun dein Fachwissen hast einfließen lassen.
12. April 2018 um 10:45
Oh ha, bei Marcus Anhäuser geht es jetzt rund. Eine Aktivistenfront versucht, den Thread zu kapern.
http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/hoertipp-dlf-der-fall-methadon-ueber-hoffnung-und-krebs/#comment-25363
12. April 2018 um 12:01
Holla, ist ja nicht ohne!
Da fand ich ja Herrn Busch (wohl ebenfalls ein Angehöriger?) lustiger, insbesondere, als er das „Argument“ „Claudia ist keine Ärztin, deshalb kann sie keine Studie beantragen!“ widerkäute.
Aber die haarsträubenden Rechtschreibfehler der Aktivisten (besonders der ersten) sind echt lesenswert – wo Inhalt und Form in trauter Zweisamkeit zueinander finden. Oder haben die Damen und Herren einfach nur von dem Zeug genascht?
Übrigens kenne ich zumindest einen Fall, in dem das Methadon verschrieben, aber dann wieder (ohne weitere Folgen) abgesetzt wurde:
Zu viele Akutnebenwirkungen! Patient lebt trotzdem noch mit seinem Glioblastom und konnte sogar 5 von 6 Chemotherapiezyklen abschließen. Ich weiß, daß das nur anekdotisch ist, aber angesichts der bei Scienceblogs vorgetragenen Geschichten mußte das mal gesagt werden.
12. April 2018 um 12:13
@ RPGNo1:
Klappt auch nicht.
12. April 2018 um 15:11
An alle Gegner des „Methadon-Hype“ die sich hier so Sachkundig gebe, eins vergesst ihr alle, hinter dieser Diskussion stecken menschliche Schicksale, ihr ätzt hier herum, Friesen hat dies Hilscher hat das, das ist bei dieser Debatte völlig nebensächlich, jeder, der sich mit dem Thema vernünftig in die Tiefe gehend auseinandersetzt und nicht nur wiederkäut was durch die Presse geht, wird feststellen, dass die Befürworter sich mit der Materie deutlich besser auseinandergesetzt haben als die Gegner, die Leben von der Presse herunter und machen sich objektiv kein eigenes Bild. Möchte mal sehen wie die Gegner alle reagieren, wenn sie mit Stadium IV zum Sterben nach Hause geschickt werden . . . da kommt dann nämlich das große Mimimimi erst mal so richtig durch. Schulmedizin am Ende, dann rennen alle zu irgendwelchen Heilpraktikern, Wunderheilern in Indien oder machen eine Wallfahrt nach Lourdes oder sonst noch irgendetwas. Warum ätzt ihr nicht dagegen? Was verlangt denn Frau Fiesen großartig. Studien, denn nur diese können diese Diskussion beenden. Was ist daran falsch? Falsch empfinde ich bei solchen „Objektiven“ Diskussionen immer wenn persönlich beleidigt wird, das ist für mich ein Zeichen, dass vernünftige Argumente nicht mehr vorhanden sind, genauso verhält es sich wenn Rechtschreibfehler angemahnt werden. @Borstel: mit dem Thema Levomethadon/Dextromethadon, der Dosierung und den Herzrhythmusstörungen solltest du dich nochmals besser belesen und nicht nur nachplappern. P.S. Die Depressionen welche sich bei einer Krebserkrankung einstellen können (nur familiär habe ich das mehrfach erlebt), lassen sich auch mit dem D,L-Methadon in den Griff kriegen. Auch das habe ich gesehen. Wegen Schmerzen mit Morphium sediert langsam sterben ohne viel mitzubekommen oder vielleicht mit Lebensqualität darauf hoffen, dass vielleicht doch eine Herzrhythmusstörung (Wahrscheinlichkeit bei Morphium deutlich höher als D,L-Methadon) das Leiden beendet ! ? ! Meine Entscheidung steht jetzt schon fest.
12. April 2018 um 15:21
@Alexander Schaible:
„Eins vergesst ihr alle, hinter dieser Diskussion stecken menschliche Schicksale, ihr ätzt hier herum.“
Nö, gerade das vergisst hier niemand. Hier kommentieren überwiegend Ärzte das Methadon-Thema, die selbst krebskranke Patienten behandeln und die wissen, was falsche Hoffnungen und Pseudo-Medikamente anrichten können.
„Möchte mal sehen wie die Gegner alle reagieren, wenn sie mit Stadium IV zum Sterben nach Hause geschickt werden . . . da kommt dann nämlich das große Mimimimi erst mal so richtig durch.“
Sorry, aber das Leben ist nun mal endlich und es gibt nunmal unheilbare Erkrankungen, gegen die zum jetzigen Zeitpunkt die Medizin (sowohl „Schul-“ als auch „Alternativ-„) wenig ausrichten kann.
Gerade diese Tatsache aber macht die Geschäftemacherei mit falschen Hoffnungen umso verwerflicher.
„Schulmedizin am Ende, dann rennen alle zu irgendwelchen Heilpraktikern, Wunderheilern in Indien oder machen eine Wallfahrt nach Lourdes oder sonst noch irgendetwas. Warum ätzt ihr nicht dagegen?“
Es steht Ihnen frei, hier in die Suche mal „Wunderheiler“, „Alternativmedizin“, „Heilpraktiker“ etc. einzugeben. Da finden Sie Hunderte Beiträge, von denen Methadon nur ein Randthema ist.
„Was verlangt denn Frau Fiesen großartig. Studien, denn nur diese können diese Diskussion beenden. Was ist daran falsch?“
Daran ist erst mal nichts falsch.
Falsch sind verschiedene Behauptungen der Frau Friesen. Falsch ist es, wenn eine Labor-Chemikerin meint, Krebspatienten medizinisch beraten zu können. Und falsch ist es, bereits existierende Studiendaten einfach zu ignorieren.
12. April 2018 um 17:01
@ A. Schaible:
„Die Depressionen welche sich bei einer Krebserkrankung einstellen können (nur familiär habe ich das mehrfach erlebt), lassen sich auch mit dem D,L-Methadon in den Griff kriegen. Auch das habe ich gesehen.“
Wieviele Fälle?
12. April 2018 um 17:41
@ Alexander Schaible:
Schön, daß Du Deine Thesen so toll mit Quellenangaben und auch ohne Ad-personam-Argumentation belegt hast (Ironie wieder aus).
Stichwort Kardiotoxizität: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4747000/. Ja, es geht hier (aufgrund der größeren Patientenzahlen) vor allem um den Gebrauch bei der Substitution und nicht bei Krebspatienten – ein Grund mehr, Vorsicht walten zu lassen.
Oder hier: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23949740 – kleine Studie, Tenor des Abstracts: Nix genaues weiß man nicht, bitte größere Studien auflegen.
Wie enthusiastisch sind Friesen und Hilscher an die Sache rangegangen, ohne zu belegen, weshalb Methadon so gut kardial verträglich sein soll, erschließt sich mir nicht.
Im übrigen ist ein Teil meines Wissens zum Thema Methadon in der praktischen Anwendung in der Tat „eminenzbasiert“, nichtsdestotrotz will mir meine „Quelle“ (Fortbildungsveranstaltung in der Palliativmedizin an einem Uniklinikum) doch etwas seriöser erscheinen, als eine hyperaktive Chemikerin und ihre bärtige Appendix.
Stichwort Morphin und Long-QT-Syndrom: Diese Untersuchung an Schmerzpatienten kann das zumindest nicht belegen (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2670374/). Morphin gilt nach meiner Meinung nach mit Recht noch immer als Referenzsubstanz unter den Opioiden und Opiaten:
Alt bewährt, kalkulierbar in Wirkungen und Nebenwirkungen, preiswert, in sehr unterschiedlichen Galeniken verfügbar (retardierte und unretardierte Tabletten, Zäpfchen, Granulat, Injektionslösung u.v.a.m.).
Was Du zum Thema der Sedierung durch Morphin schreibst: Hast Du wirklich Ahnung davon? Niemand redet dagegen an, bei unzureichender Schmerzeinstellung oder massiven Nebenwirkungen eine Opiatrotation, gerne auch auf Methadon, durchzuführen! Das hat mit der von Friesen und Hilscher propagierten Anwendung aber rein gar nichts zu tun!
Auch unterstelle ich allen Protagonisten dieser Tragikomödie Unsauberkeit! Es wird nicht klar getrennt zwischen der additiven oder gar alleinigen Anwendung von Methadon (egal, ob als Racemat oder Enantiomer) in der Tumortherapie und seiner Bedeutung in der Schmerzmedizin!
Im Gegenteil, ich sage, daß dieses undifferenzierte Agieren womöglich noch Ärzte abschrecken wird, Methadon zu rezeptieren, obwohl ihre Patienten dadurch eine Schmerzlinderung erlangen könnten.
Stichpunkt Studienbewilligung: Noch einmal zum mitschreiben – Frau Friesen hätte ohne weiteres in Kooperation mit den Klinikern aus der Onkologie des UK Ulm eine solche Studie planen und Fördermittel beantragen können.
Das ist nie geschehen, obwohl doch ihre präklinischen Studien mit einem nicht unerheblichen Betrag gefördert wurden, so daß eine klinische Fortsetzung doch wünschenswert und die erneute Förderung logisch gewesen wäre.
Warum hat sie das nicht getan? Warum hat sie stattdessen alle ihre Energie zur Selbstdarstellung in der Laienpresse verwandt?
Allerdings haben Friesens Laboruntersuchungen den Schönheitsfehler, daß bislang noch keine externe Gruppe die Reproduktion versucht hat (was Friesen natürlich nicht vorzuwerfen ist). Andererseits gab es ja nun, wie oben erwähnt, andere Studien, welche nicht den positiven Effekt gefunden haben.
Sie und ihre Mitstreiter haben außerdem immer noch nicht geschafft, eine Fallserie zum Thema zu veröffentlichen! Zuerst hieß es ja, es seien dutzende Fallberichte vorhanden. Jetzt sammelt ein pensionierter Arzt gewissermaßen privat solche Berichte und scheint dabei nicht voranzukommen. Dabei würde doch hier ein Anhalt geschaffen werden können, was Methadon taugt oder nicht.
Das Verhalten von Friesen et al. ist nur mit einem uralten griechischen Wort zu umschreiben: Hybris!
Und noch etwas zum Schluß:
Ich habe nicht das nachgeplappert, was in der Presse stand. Sondern ich habe mich beruflich mit dem Thema, den Empfehlungen der diversen Fachgesellschaften und den Primärquellen auseinandergesetzt.
Und das habe ich getan, weil ich Onkologe bin, und weil ich eine Ahnung habe, was es heißt, schwerkranke Menschen bis zum Tode zu begleiten, und ich es genauer wissen wollte. Ich werde nicht aufgrund von Hörensagen einen hochpotenten Wirkstoff verschreiben. Ich werde ihn nicht meinen Angehörigen empfehlen.
Gerade in der Onkologie gilt diese Sorgfaltspflicht. Und ich habe in den letzten Jahren einige Moden erlebt, die wieder verschwunden sind, weil die Daten schlecht waren, Patienten zwar massive Nebenwirkungen, aber keinen relevanten Benefit von der Behandlung hatten – deshalb bin ich vorsichtig.
Das bin ich meinen Patienten und mir selbst schuldig.
Und daher wird es jetzt darauf ankommen, daß die Studien zum Thema, die es mit langer Verzögerung nun geben wird, abgewartet werden müssen.
Und wenn am Ende belastbare Belege dafür vorhanden sein sollten, daß Methadon bei bestimmten Behandlungsregimen einen zusätzlichen Nutzen bei vertretbaren Risiken haben sollte, dann werde ich sicherlich der erste sein, den das freut.
12. April 2018 um 17:58
Alexander Schaible hat einen ähnlichen Sermon bei Marcus Anhäuser abgelassen.
http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/hoertipp-dlf-der-fall-methadon-ueber-hoffnung-und-krebs/#comment-25400
Es ist wohl zu erwarten, dass weitere Methadon-Fanboys und -Fangirls hier aufschlagen.
12. April 2018 um 18:01
@RPGNo1:
„Es ist wohl zu erwarten, dass weitere Methadon-Fanboys und -Fangirls hier aufschlagen.“
Dann mal gleich die Warnung:
Wenn nicht deutlich Konstruktiveres dazu kommt als „Friesen ist unsere Prophetin“ und „Methadon ist super“, fliegt das alles in den Spam.
12. April 2018 um 18:40
@ RPGNo1:
„Alexander Schaible hat einen ähnlichen Sermon bei Marcus Anhäuser abgelassen.“
Deshalb habe ich mir auch erlaubt, dort auf die hiesige Antwort des Kollegen „borstel“ auf Herrn Schaibles Kommentar zu verlinken.
@ Bernd Harder:
Sorry, wenn ich Dir damit zusätzliche Arbeit gemacht haben sollte.
12. April 2018 um 19:37
@ noch’n Flo: Gerne!
Was auf Scienceblogs abgeht, ist ja schon seltsam. Es fällt auf, daß die Kommentatoren ihren Sermon ablassen und sich dann zurückziehen, keine Diskussion, stattdessen reine Wirksamkeit durch Masse.
Ist das jetzt eine neue Form die Kommunikationsguerilla?
Aber lustig war Herr Schaible schon, auch wenn er nicht auf Deine Frage zu seiner Erfahrung mit Depressionen geantwortet hat: I c h würde ja Depressionen mit Psychotherapie und ggfs. Antidepressiva behandeln.
Bitte Alex, melde Dich doch noch mal und erleuchte mich, warum ich dafür Methadon einsetzen sollte.
@ Bernd Harder: Bittebittebitte einen Kommentar hier zulassen, der mich an meinen hippokratischen Eid erinnert – das läßt mich immer so schön auf dem Flur rollen vor Lachen!
(Zur Erklärung für alle, die es nicht wissen: Weder der hippokratische Eid, noch das moderne Genfer Gelöbnis werden regelhaft gesprochen und sind auch nicht mit einem Amtseid vergleichbar.
Meine Approbationsurkunde wurde mir sehr prosaisch über PostIdent zugestellt und eine Abschlußfeier nach dem Examen gab es auch nicht.)
12. April 2018 um 19:53
Allmählich nimmt die Diskussion bei Marcus Anhäuser bizarre Züge an. Die Verehrung des „Wundermittels“ Methadon und die Quasi-Heiligssprechung von Friesen und Hilscher ist schon religiös zu nennen. Ich habe vorsorglich das passende Gebet für Phase II erstellt:
„Friesen, die du bist in Ulm.
Geheiligt werde dein Name.
Deine Krebstherapie komme.
Dein Wille geschehe,
wie in Ulm, so in Deutschland.
Unser tägliches Methadon gib uns heute.
Und vergib uns unsere Ignoranz,
wie auch wir vergeben unseren Ärzten.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von der pöhsen Farmermafia.
Denn dein ist die Knete,
und der Ruhm und der Nobelpreis
in Ewigkeit. Ramen!“
13. April 2018 um 00:41
@ borstel:
„Weder der hippokratische Eid, noch das moderne Genfer Gelöbnis werden regelhaft gesprochen und sind auch nicht mit einem Amtseid vergleichbar.“
Es gibt aber schon seit über 20 Jahren einen Reiseanbieter, bei dem angehende Ärzte eine Reise nach Kos (der Heimat von Hippokrates) buchen können, um dort in einer Zeremonie in irgendsoeinem Tempel den berühmten „Eid“ leisten zu können.
Kostete damals zu meiner Zeit (Ende der 1990er) pro Nase etwas über 6’000 Öcken für eine 5tägige Reise (mit Flug sowie Hotel mit Frühstück, Zeremonie mit Toga und Lorbeerkranz inklusive). Also am ehesten für die angehenden Chefärzte in der 3. Generation, die am Ende ihres Studium einen kleinen Schuss Ego für ihre Karriere brauchten.
„Meine Approbationsurkunde wurde mir sehr prosaisch über PostIdent zugestellt und eine Abschlußfeier nach dem Examen gab es auch nicht.“
Ist das inzwischen nicht bei allen KollegInnen so?
13. April 2018 um 01:01
Das „Buschi“ spielt Sockenpuppentheater. Und das sogar grusig schlecht:
http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/hoertipp-dlf-der-fall-methadon-ueber-hoffnung-und-krebs/#comment-25429
13. April 2018 um 03:08
Lieber Borstel,
da haben Sie sich aber nicht richtig erkundigt: Die Daten von Frau Dr. Friesen konnten schon 2011 bestätigt werden.
Sie sagen:
„Allerdings haben Friesens Laboruntersuchungen den Schönheitsfehler, daß bislang noch keine externe Gruppe die Reproduktion versucht hat (was Friesen natürlich nicht vorzuwerfen ist).“
Es gibt externe Arbeitsgruppen, die Friesensdaten nachvollziehen und bestätigen können. Sie sollten sich einfach diese Publikationen zu Gemüte führen. Ich möchte Euch Ärzten einfach ein bisschen wissenschaftlichen Input geben: Viel Spaß beim Lesen und bei der nächsten Diskussion bitte besser informieren.
Singh et al Leukemia Research 2011:
Induction of apoptosis in pediatric acute lymphoblastic leukemia (ALL) cells by
the therapeutic opioid methadone and effective synergy with Bcl-2 inhibition
Kang et al Oncogene 2017:
Genome-wide loss-of-function genetic screening identifies opioid receptor μ1 as a key regulator of L-asparaginase resistance in pediatric acute lymphoblastic leukemia
Michalska M et al Anticancer Res 2018
Impact of Methadone on Cisplatin Treatment of Bladder Cancer Cells
Stadelbauer et al The Journal of Urology 2017:
Co-treamtent with L-Methadone significantly increases the efficacy of cytostatic drugs in prostate cancer cells ( prostate cancer, renal cell carcinoma RCC-26 und Glioblastoma A-172)
13. April 2018 um 08:25
@Lara:
Ich dämpfe Ihre Euphorie ja nur ungern – aber die Studien, die Sie aufzählen, beziehen sich auf Versuche an Zellkulturen.
M.W. gibt es nach wie vor keine Daten, die einen Effekt von Methadon auf das Überleben von Tumorpatienten zeigen – was das eigentliche Thema ist.
Insofern ist mir unklar, konkret welche Zusatz-„Information“ für die nächste Diskussion Ihr Kommentar uns bringen sollte?
13. April 2018 um 08:33
@ Lara:
„Es gibt externe Arbeitsgruppen, die Friesensdaten nachvollziehen und bestätigen können.“
Aber nur die Ergebnisse aus dem Reagenzglas. Worum es hier allerdings geht, sind die behaupteten Krebs-Heilungen. Und von denen wurde bislang keine einzige belegt.
13. April 2018 um 08:38
@Bernd Harder
*Ironie-Tag an*
Nur nicht so eng sehen!
Ob Zellkulturen, Tierversuche, Testen an Menschen – das ist doch alles das gleiche! Das sind alles Zellen, da gibt es keinen Unterschied!!
Free Methadon for cancer patients!!!
*Ironie-Tag aus*
13. April 2018 um 08:42
@ Bernd Harder:
Ach komm, nun überfordere die gute Lara doch nicht. Vom Thema hat die doch sowieso nicht die Bohne einer Ahnung, die macht nur copy&paste aus ihrer FB-Gruppe und gut is.
13. April 2018 um 08:43
@ RPGNo1:
„Das sind alles Zellen, da gibt es keinen Unterschied!!“
Ist doch alles Chemie! Und Atom!! Und Gene!!!
13. April 2018 um 10:17
http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/methadon-vom-dilemma-des-einzelnen-krebspatienten-und-den-interessen-der-allgemeinheit/
13. April 2018 um 11:09
Lustigerweise hat Lara nicht ganz unrecht, denn ich dachte in der Tat an die Laborversuche: Auch die müßten sich ja reproduzieren lassen. Und die Prostata-Ca.-/Blasen-Ca.-Zellen waren eindeutig nicht im Fokus der Frau Friesen.
Daß es bei Leukämiezellen womöglich in bestimmten Situationen in vitro einen Forschungsansatz geben kann, der dann auch klinisch interessant werden könnte, leugne ich ja nicht. Aber zumindest für die Glioblastomlinie, die die Ulmer Gruppe untersucht hat, ist die Reproduktion offenbar noch nicht geschehen.
(Was da letztens auf dem Krebskongreß präsentiert wurde, war zar ein negatives Resultat, wich aber von Friesens Versuchen im Versuchsaufbau ab.)
Also mithin nicht nur in der Klinik, sondern auch im Labor Unklarheit.
Und bevor da noch eine Unterstellung kommt: F A L L S sich Methadon als Antitumormedikament in der Klinik bewähren sollte, dann werde ich ganz sicherlich nichts gegen seinen Einsatz einwenden!
Und falls sich jemand von den Methadonenthusiasten und impliziten Wissenschaftsgegnern dafür interessiert, warum es sinnvoll ist, erst Studien zu machen und dann mit dem Medikament in die Breite zu gehen, der lese bitte http://de.testingtreatments.org/tt-main-text/.
Abgesehen davon ist die Quintessenz der hier und bei SB auftretenden Befürworter ja mehr als schwach: Mit der gleichen Argumentation: „Schad‘ nix, könnte helfen“ könnte man regelmäßig diverse andere Krebsmedikamente vermarkten, die derzeit für gutes Geld nach entsprechenden Studien auf dem Markt sind.
Die meisten Innovationen auf dem Gebiet sind nämlich im Vergleich zu den alten Zytostatika ziemlich gut verträglich. Trotzdem wird der pharmazeutischen Industrie hier keine Extrawurst gebraten…
Um dazu mal den Horizont zu weiten: https://de.wikipedia.org/wiki/Pembrolizumab.
13. April 2018 um 12:52
Ergänzung: Auf SB wurde zum Thema ein weiterer Thread eröffnet: http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/methadon-vom-dilemma-des-einzelnen-krebspatienten-und-den-interessen-der-allgemeinheit/
13. April 2018 um 14:12
Ich verlinke mal meinen Kommentar auf SB., um nicht doppelt zu posten.
http://scienceblogs.de/plazeboalarm/index.php/methadon-vom-dilemma-des-einzelnen-krebspatienten-und-den-interessen-der-allgemeinheit/#comment-25464
13. April 2018 um 18:03
In Bezug Zellkultur oder Mensch mit konkreter Krebserkrankung… immer wieder gut:
https://xkcd.com/1217/
13. April 2018 um 19:55
Jawoll, so isses!
13. April 2018 um 21:25
Mit Erstaunen nehme ich vermeintlich wissenschaftlich fundierte Diskussionsbeiträge von Anti-Methadon-Protagonisten wahr, die gleichzeitig orthographische Mängel anderer Beiträge beklagen, ohne die eigene Zeichensetzung im Blick zu behalten.
Um was geht es hier eigentlich?
Mögen doch diejenigen, die gute Erfahrungen mit dem Medikament machen, ihren Weg gehen!
Bislang gibt es wohl noch keine groß angelegte Studie, die belegt, dass es nicht funktioniert – oder?
13. April 2018 um 21:31
@Sonja Ritters:
„Gute Erfahrungen“ von Einzelnen zählen überhaupt nichts, wenn es darum geht, wirksame neue Medikamente für möglichst viele Patienten zu finden. Mit diesem Argument würden wir medizinisch immer noch in der Steinzeit leben:
http://homoeopathie-neu-gedacht.blogspot.de/2015/10/warum-meine-erfahrung-nicht-zahlt.html
„Bislang gibt es wohl noch keine groß angelegte Studie, die belegt, dass es nicht funktioniert – oder?“
Auch das ist nicht der Punkt. Die Verfecher müssen beweisen, dass es funktioniert – nicht die Skeptiker, dass es nicht funktioniert.
Solange es keinen Wirksamkeitsnachweis gibt, ist von der Unwirksamkeit auszugehen.
13. April 2018 um 21:50
ad Bernd Harder:
Das überzeugt mich leider wenig. Der dialektische Austausch scheint das wahrhafte Begehr zu sein!
13. April 2018 um 21:59
@Sonja Ritters:
Auch Sie verwechseln offenbar „Meinungen“ mit Fakten und Forschungsprinzipien.
Die Realität richtet sich nicht nach Ihren „Überzeugungen“.
14. April 2018 um 07:27
@Sonja Ritters:
„….Mögen doch diejenigen, die gute Erfahrungen mit dem Medikament machen, ihren Weg gehen!
Bislang gibt es wohl noch keine groß angelegte Studie, die belegt, dass es nicht funktioniert – oder?….“
Wenn ich erkrankt wäre, dann möchte ich ein Medikament erhalten, das mir mit großer Wahrscheinlichkeit hilft. Wie wahrscheinlich diese Hilfe durch ein Medikament ist, kann man nur durch Studien erfahren.
Wenn das bei Methadon so einfach ist, dass es hilft, dann kann man das sicher mühelos bei vielen anderen Patienten nachweisen. Also sollte man das tun, damit man eine Vorstellung entwickeln kann, ob es hilft, wie es hilft, unter welchen Umständen es hilft.
16. Mai 2018 um 14:44
Kaum wurde die Methadonsau in excessis durch das mediale Dorf getrieben, kommt auch schon die nächste Glioblastom-Therapie mit vielen Fragezeichen daher:
https://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/56-pressemitteilung-2018/3538-neue-glioblastom-therapie-mit-einigen-fragezeichen
16. Mai 2018 um 16:52
@noch’n Flo
Danke für den Link. Die geschilderte Therapie wartet noch mit vielen offenen Fragen auf, so weit ich es als medizinischer Laie beurteilen kann. Besonders die Firma, die diese Hauben vertreibt, sehe ich sehr kritisch. Agressives Marketing, um das Gerät auf Teufel komm raus an den Mann zu bringen? Die Firma scheint nur das große Dollar-Zeichen im Blickfeld zu haben.
16. Mai 2018 um 18:02
@ RPGNo1:
Selbst wenn an dieser Behandlung etwas dran sein sollte, ist das doch eine Steilvorlage für die Esos mit ihren Magnetfeld-, Energhethik- und wasauchimmerhaumichtot-Verfahren. So eine selbst gebastelte Haube für die Elektro-Heimtherapie liesse sich an Verzweifelte sicherlich für ein paar tausend Euronen verticken. Mutmasslich sogar für mehr. Der Verweis auf die Studien wird schon alle Zweifel beseitigen.
Oder irgendeine Firma bedient mit einer etwas seriöser aussehenden ud beeindruckenderen Variante die „alternativen Krebsheiler“ – so eine Therapiesitzung (und davon braucht man viiiieeeele!) kann man doch sicherlich mit ein paar hundert Öcken in Rechnung stellen, oder?
Natürlich immer nur BEGLEITEND zu einer schulmedizinischen Therapie – damit einem hinterher niemand Vorhaltungen machen kann, eine etablierte Therapie abgebrochen zu haben.
Kann mir nicht mal eben jemand meine Skrupel amputieren – ich glaube, ich hatte gerade eine Millionenidee.
17. Mai 2018 um 12:54
aha – die Frau Friesen ist „Krebsforscherin“ und Kritiker sind „Methadon-Gegner“.
https://www.presseportal.de/pm/128908/3942846
17. Mai 2018 um 12:56
@crazyfrog:
Klassisches Verschwörungsdenken halt …
17. Mai 2018 um 14:17
Und Kritiker werden mit Abmahnungen und Unterlassungserklärungen abgewehrt. Sehr seriös!
17. Mai 2018 um 16:15
@noch’n Flo
Aber wir beide können immerhin jeden Tag mit gutem Gewissen in den Spiegel schauen und landen nicht irgendwann im Gefängnis.
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Shkreli
17. Mai 2018 um 16:55
@ RPGNo1:
Aber die Anklage gegen Herrn Shkreli bezog sich ja „nur“ auf Anlegerbetrug. Für Konsumentenbetrug bekommt man hierzulande ja oft genug nicht einmal eine Geldstrafe – von Gefängnis mal ganz abgesehen.
Aber ja, das gute alte, blöde alte Gewissen…
16. Juni 2018 um 12:16
Eine ähnliche PM der Anwälte von Frau Friesen (leider ist gerade das Presseportal nicht erreichbar, daher aus dem Cache von Google), ein paar Tage älter, als die von Crazyfrog ausgegrabene: https://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:eoAslojZEdoJ:https://www.presseportal.de/pm/128908/3961403+&cd=2&hl=de&ct=clnk&gl=de&client=firefox-b
Ich komme gerade von einer Fortbildung, wo den Teilnehmern noch einmal die fehlende Studienlage vor Augen geführt wurde. Zugleich berichtete ein Referent über die Probleme, die durch die Verordnung entstehen. Bislang ist seine Einrichtung glücklicherweise nicht angesprochen worden, extern verschriebenes D,L-Methadon weiter zu verschreiben, aber es wohl nur eine Frage der Zeit, bis dies geschieht.
Sie haben ansonsten einen pragmatischen Weg gewählt: Besser ist es, wenn die Patienten offen über die Einnahme berichten, als daß das Medikament ohne Wissen des Behandlungsteams eingenommen wird. Aber zur Schmerzeinstellung nehmen die Kollegen dann klassische Opiate und erhöhen die D,L-Methadondosis nicht.
Aber um auf die obige PM zurückzukommen: Das Vorgehen von Friesen, Kritiker gerichtlich einzuschüchtern und damit auch den wissenschaftlichen Diskurs zu verunmöglichen auf dem Wege der gerichtlichen Auseinandersetzung, ist ungeheuerlich! Die Frau setzt sich selbst bzw. ihre Anwälte als Spitzel in die Veranstaltungen – dabei ist sie doch selbst verantwortlich für die mediale Aufmerksamkeit, die sich um sie drehte.
Oder will sie damit wieder in die Medien kommen, weil es dann doch zu ruhig um sie wurde? Schlimmer noch – der Fortbildungsreferent berichtete, daß es weitere Fälle gäbe.
Immerhin sammelt jetzt die Palliativabteilung der LMU München UAWs von L- und D,L-Methadon, um hier Klarheit zu schaffen – allerdings ist das Formular, das ich auf der Fortbildung erhalten habe, im Web nicht zu finden – hier muß offenbar noch einiges verbessert werden.
16. Juni 2018 um 15:44
@borstel
Wie kannst Du nur so fies sein? Frau Friesen will doch nur das beste für die Menschheit: Forschungsgelder, um ein wunderbares Mittel gegen de Krebs weiter untersuchen zu können.
Oder waren es doch Aufmerksamkeit, Ruhm, Reichtum, schließlich der Medizinnobelpreis für sie selbst? Man kommt so leicht durcheinander.
16. Juni 2018 um 17:04
@RPGNo1: Es tut mir leid, wenn ich mich in das Thema so verbeiße, jedoch regt mich die Frau einfach nur auf. Aber wahrscheinlich hast Du recht, und in Wirklichkeit ist die Frau eine Wohltäterin der Menschheit, und wir sind die bösen Mächte, die sich ihr in den Weg stellen.
16. Juni 2018 um 18:38
@borstel
Es muss Dir nicht Leid tun. Ich verstehe deine Position. Die Aufklärung, die ich hier auf dem gwup durch die kommentierenden Ärzte erhalten habe, hat mir so manche medizinischen Aspekte verständlicher gemacht.
Mein eigener beruflicher Background aus der pharmazeutischen Industrie trägt auch dazu bei, dass ich vermeintliche medizinische Jubelmeldungen kritisch sehe.
Na ja, und ein gewisses Maß an sarkastischem Humor habe ich mir wohl inzwischen auch angeeignet.
3. März 2019 um 01:05
Unvermeidliches Update meinerseits:
Auf dem diesjährigen Schmerz- und Palliativtag, der in Kürze in Frankfurt/Main beginnen wird, wird es ein Symposium zum Thema geben (http://www.schmerz-und-palliativtag.de/2019/download/Hauptprogramm.pdf, auf S. 31). Ironischerweise heißt der Tagungsraum „Harmonie“.
Das Spannende dabei: Frau Friesens Anhängsel Hilscher wird auf dem Podium sitzen, und aus wohlunterrichteter Quelle habe ich einerseits erfahren, daß anstelle von Prof. Radbruch ein Experte den „Contra“-Vortrag halten wird, der aufgrund seiner Erfahrungen in Forschung, Klinik sowie der Literatur fachlich exzellent zum Thema Methadon bescheid weiß.
Außerdem soll, so sprach die Quelle, auch die „Meisterin“ selber erscheinen (ich mutmaße, daß sie inkognito im Publikum sitzen wird, um dann wieder einmal mißliebige Teilnehmer zu verklagen, wie es im Rahmen wissenschaftlicher Auseinandersetzungen seit altersher Brauch ist).
Genaueres möchte ich aktuell nicht mitteilen, weil mir das Ganze vertraulich mitgeteilt wurde.
Ich werde nicht in FFM sein, aber falls mir über die Veranstaltung etwas zu Ohren kommen sollte, so werde ich Bericht erstatten.
7. April 2019 um 13:38
Eine aktuelle Stellungnahme: https://www.krebshilfe.de/fileadmin/Downloads/PDFs/Stellungnahmen/Deutsche_Krebshilfe_Stellungnahme_Methadon_04_2019.pdf – die Förderungsanträge für klinische Studien, an denen Friesen beteiligt sein sollte, wurden abgelehnt…
Zur Veranstaltung in Frankfurt habe ich leider keine relevanten Informationen im Netz mehr gefunden. Schade!
Aber dafür (leider hinter Paywall) eine neue In-vitro-Studie aus Leipzig: https://www.springermedizin.de/d-l-methadone-does-not-improve-radio-and-chemotherapy-in-gliobla/16560946.