Auch das Augsburger Projekt „Tür an Tür“ im „netzwerk4A“ öffnet sich den „Homöopathen ohne Grenzen“.
Jener dubiosen Organisation also, denen Experten vorwerfen, „westliche Quacksalberei“ in Krisengebiete zu exportieren, und zu der die Schweizer Skeptiker schreiben:
Eine humanitäre Organisation hat zum Ziel, Menschen zu helfen, und wählt Werkzeuge, mit denen das zu bewerkstelligen ist. Homöopathen ohne Grenzen hat offenbar nicht zum Ziel, Menschen zu helfen, sondern Homöopathie zu verbreiten.”
Auch das Informationsnetzwerk Homöopathie hat jetzt eine Stellungnahme zum Thema „Homöopathie als Flüchtlingshilfe“ veröffentlicht. Darin heißt es:
Hilfsbedürftige Menschen aus einem fremden Kulturkreis, die nun wirklich nicht als „mündige Patienten“ angesehen werden können, werden für homöopathische „Methoden“ regelrecht akquiriert. Menschen, die schwere Traumata zu verarbeiten haben – was explizit „Ziel“ der Aktionen der Homöopathen ohne Grenzen ist.
Keine Frage: All diese Menschen psychologisch und psychotherapeutisch fachgerecht zu versorgen, ist eine fast unlösbare Aufgabe. Aber das Angebot einer Scheintherapie kann doch wohl keine Lösung sein! Bei traumatisierten Menschen, oft Kindern? […]
Die unspezifische „Behandlung“ schwerer psychischer Erkrankungen mit homöopathischen Placebos statt mit leitliniengerechten Medikamenten sprengt unseres Erachtens jeden noch irgendwie tolerierbaren Rahmen. Gerade bei schweren Depressionen kann das Ausbleiben einer spezifischen wirksamen Behandlung wegen einer möglichen Suizidgefahr im schlimmsten Fall sogar tödlich enden.
Nicht selten ist ein traumatisierter oder schwer depressiver Mensch erst mithilfe einer individuell durch einen Facharzt eingestellten medikamentösen Unterstützung überhaupt therapiefähig.
Selbst der Aspekt des Placeboeffekts muss in diesem Zusammenhang kritisch gesehen werden. Die Sprachbarriere und die Herkunft aus einem anderen Kulturkreis, auch und gerade im Zusammenhang mit psychischen Problemen lassen es unvorhersehbar erscheinen, ob und wie ein Placeboeffekt eintreten wird.
Da möglicherweise die Patienten in diesem Fall die „Behandlung“ gar als übergriffig oder autoritär empfinden könnten, ist sogar ein Noceboeffekt denkbar […]
Unter dem Deckmantel von Hilfsbereitschaft und Unterstützung von Flüchtlingsinitiativen verbreiten die Homöopathen ohne Grenzen ihre Propaganda für unwirksame Behandlungsmethoden.“
Zum Weiterlesen:
- Homöopathie als „Flüchtlingshilfe“ – ein medizinisches und ethisches Problem, Informationsnetzwerk Homöopathie am 19. Juni 2017
- Homöopathen ohne Grenzen machen jetzt in „Flüchtlingshilfe“, GWUP-Blog am 26. August 2015
- Nichts gelernt? Flüchtlingshilfe Solingen will Mitarbeiter von Heilpraktikerin fortbilden lassen, GWUP-Blog am 21. August 2016
- Ansbacher Selbstmordattentat: Mit kleinem Heilpraktikerschein an Flüchtlingen rumdilettieren, GWUP-Blog am 1. August 2016
- Der grenzenlose Irrglaube der Homöopathen ohne Grenzen, GWUP-Blog am 4. Dezember 2013
- Homöopathen ohne Grenzen: Nützt es nicht, schadet es auch nicht? skeptiker.ch am 15. Dezember 2013
20. Juni 2017 um 17:55
Heute Abend um 22:15 Uhr im ZDF:
„Betrug im weißen Kittel“
Bei den vielen Möchtegern-Ärzten, die sich unter den Homöopathen befinden, ist sicher interessant zu wissen. wie Menschen dazu kommen, sich derart maßlos zu überschätzen und dann vorgeben, Menschen heilen zu können.
https://www.zdf.de/dokumentation/37-grad/37-betrug-im-weissen-kittel-102.html
21. Juni 2017 um 10:17
Zu Castell:
Dieser Betrug dieser Frau lag wohl eher in der überhöhten Erwartungshaltung(Erwartungsdruck) ihrer Eltern an Sie begründet.Motto: Mehr Schein als Sein,was wohl ein Maxim in dieser LeistungsGesellschaft ist.
Für mich wollen diese „ehrbaren“ Homöopathen ohne Grenzen scheinbar grenzenlos an diesem neuen Geschäftsfeld FLÜCHTLINGE mitverdienen.Ich persönlich halte eine Traumabehandlung bei Menschen,deren Sprache ich nicht verstehe,für sehr fragwürdig, da man bei einer solchen Therapie Zugang zu den Emotionen und Gedankenmustern dieser Menschen haben muss.
Und dieser Zugang geht nur über die Sprache.
21. Juni 2017 um 11:07
Und direkt darunter auch noch ein Angebot für „Akupunktur bei Stress und psychischen Problemen“ :-O
Das erste Angebot vom „Traum(a)hilfenetzwerk klingt zwar prinzipiell vernünftig – allerdings ist Frau Fath Diplom-Theologin… hoffentlich geht das ohne Missionieren ab.
24. April 2018 um 10:59
So ist es wohl:
„Die Erfolgsgeschichten von Regina Mössner [Heilpraktikerin, Homöopathin] sieht Thomas Elbert [Traumatherapeut] skeptisch. Er kann sich zwar vorstellen, dass es den Flüchtlingen mit der Homöopathie erst einmal vermeintlich besser geht, weil sie zunächst die Hoffnung hätten, dass ihre Leiden verschwinden. „Wochen oder Monate später wird man aber feststellen, dass es ihnen noch immer schlecht geht“, so der Psychologe. Im besten Fall wirke die Behandlung einfach nicht. Im schlimmsten Fall gäben die Flüchtlinge danach auf.“
https://www.welt.de/politik/deutschland/article175639519/Therapie-von-Fluechtlingen-Mit-Globuli-gegen-Kriegstraumata.html
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