Wenn die Homöopathie-Lobby Reklame macht, wird’s meistens unfreiwillig komisch (etwa hier und hier und hier).
So auch in einem aktuellen Artikel bei netmoms:
Diese 8 Sätze können Fans von Homöopathie nicht mehr hören!“
Dass „Homöopathie-Fans“ von der Kritik an ihrem feinstofflichen Kuscheltuch genervt sind, mag ja sein – macht aber ihre Pseudo-Argumente nicht besser.
Und wissenschaftlich belegte Tatsachen über die Wirkungslosigkeit und den methodischen Unsinn der Homöopathie als „Vorurteile“ zu bezeichnen – na ja.
Besonders süß:
Ja, die weißen Zuckerkügelchen allein haben keinerlei medizinische Wirkung. Sie sind jedoch die Träger für die eigentlichen homöopathischen Mittel. Bei der Potenzierung wird zudem zwar die Urtinktur verdünnt, aber nur, um deren Wirkkraft bei jedem Verdünnungsvorgang durch Schütteln um ein Vielfaches zu erhöhen.“
Wir sehen schon die Leserbriefe vor uns, in denen Net-Dads anfragen, ob das auch mit Pils funktioniert und man mit ein bisschen Schütteln Starkbier daraus machen kann?
Oder was in Babys Fläschchen passiert, wenn eine Net-Mom die Säuglingsnahrung schüttelt? Potenzieren sich dann die Vitamine zu einer Hypervitaminose oder einem lebensgefährlichen Vital-Schock?
Entsprechend knackig fallen denn auch die Kommentare zu dieser überaus misslungenen Werbung aus, zum Beispiel:
Der Artikel wiederholt lediglich die gleichen schwachsinnigen Behauptungen, die die Homöopathie-Jünger sonst auch immer hervorbringen. Etwas immer wieder zu wiederholen, macht es nicht wahr.“
Viel interessanter ist dagegen ein Beitrag im Hugo-Stamm-Blog:
Homöopathie als Glaubenssystem“
Stamm beschreibt den Homöopathie-Erfinder Samuel Hahnemann aus heutiger Sicht als „medizinischen Laien“, der …
… weniger Kenntnisse hatte als heute ein durchschnittlicher Primarschüler. Wie sollte er da ein brauchbares System erfunden haben, das bis heute seine Gültigkeit hat?
Hahnemann überschätzte sich massiv und war überzeugt, dass seine Methode das Ende der Forschung bedeuten würde. So schrieb er in seinem Buch Organon der Heilkunst: „Die reine homöopathische Heilart ist der einzige richtige, der einzige durch Menschenkunst mögliche, geradeste Heilweg, so gewiss zwischen zwei gegebenen Punkten nur eine einzige gerade Linie möglich ist.“
Da bleibt kein Spielraum für Interpretationen, und Homöopathie entpuppt sich als ein Glaubenssystem.“
Und weil das so ist, weisen die GWUP-News auf eine Petition gegen die Erstattung von Homöopathie als Satzungsleistung von gesetzlichen Krankenkassen hin.
Sie kann bis Ende April hier gezeichnet werden.
Wer sich anschaulich über den Unsinn der Homöopathie informieren möchte, hat dazu am nächsten Dienstag (14. April) in München Gelegenheit.
Dort ist Dr. Norbert Aust mit seinem Vortrag „Homöopathie ent-täuscht?“ zu Gast.
Die Veranstaltung der Münchner Skeptiker beginnt um 18.30 Uhr in der Volkssternwarte (Rosenheimer Straße 145h).
Zum Weiterlesen:
- Homöopathie als Glaubenssystem, Hugo-Stamm-Blog am 4. April 2015
- Neue Petition: Keine Erstattung von Homöopathika durch Krankenkassen, GWUP-News am 3. April 2015
- Globuli: Kein Zucker auf Rezept! Ruhrbarone am 8. April 2015
- Petition im Bundestag gegen Homöopathie-Erstattung, Psiram am 6. April 2015
- Homeopathy’s Shaky Science Gets Boost From New Law, discovery am 8. April 2015
- Die Krankenkassen und die Paramed… äh, Alternativmedizin (1) – Wo kommt das her und wie wird man das los? Psiram am 4. November 2014
- Die Krankenkassen und die Paramed… äh, Alternativmedizin (2) – Dürfen die das? Psiram am 4. November 2014
- SkepKon-Rückblick: Die fehlende interne Validität von Homöopathie-Studien, GWUP-Blog am 10. Juni 2014
- SkepKon 2014: Homöopathie-Vortrag von Dr. Norbert Aust jetzt als Video, GWUP-Blog am 7. Juli 2014
- Homöopathie ent-täuscht? – Vortagsankündigung und -angebot, Beweisaufnahme in Sachen Homöopathie am 26. Juni 2014
- In Sachen Homöopathie: Interview mit Dr. Norbert Aust im neuen „Skeptiker“, GWUP-Blog am 14. September 2014
- Krankenkassenvoodoo und Voodookrankenkassen: eine kleine Auswertung, Wahrsagerchecks-Blog am 4. Februar 2014
- Homöopathie – das gute Geschäft mit den Kügelchen, Welt-Online am 10. Mai 2013
9. April 2015 um 10:22
Offenbar gehen den netmoms die Kommentare gegen den Strich. Ich kann zumindest weder die Kommentare finden und lesen noch selbst einen hinzufügen. Das versteht man wohl in der Homöopathioten-Szene unter „Diskussionskultur“…
9. April 2015 um 10:25
@omnibus:
Ich hatte vor einer Stunde noch einen Kommentar geschrieben, der jetzt ebenfalls – mit allen anderen – verschwunden ist.
Es läuft aber (derzeit noch) auch eine Facebook-Debatte:
https://www.facebook.com/NetMoms/posts/10152822730923869
9. April 2015 um 10:45
Dass die Petition nötig ist, zeigt der Umstand, dass sage und schreibe 96% der deutschen Krankenkassen Homöopathie finanzieren – ich habe sozusagen mal nachgezählt:
https://buggisch.wordpress.com/2015/04/08/homoeopathie-freie-krankenkasse-gesucht/
9. April 2015 um 22:09
Die Homöopathie ist so absurd, wie dieses Zitat
1. wäre es wirklich fatal, wenn diese Mittel verstärkt werden würden, da es sich um Mittel handelt, die ähnliche Symptome, im nicht-verdünnten Zustand verursachen würden…
das ist die Absurdität…was wird denn da „potenziert“? Homöopathen würden sagen: Die Information.
Aha, die Information – also trägt jedes Gift schon die „Information“ seines Antidot in sich und dieses wird durch schütteln verstärkt?
Dies wären aber Zusammenhänge, die niemals in einem wissenschaftlichen Kontext gebracht werden können – hier erkennt man auch, daß der Mensch einem „Mittelpunktswahn“ unterlegen ist, indem er meint, die Natur wäre auf ihn hin geschaffen und da sind wir wieder bei dem Thema: Religion.
Wenn das Schütteln wirklich eine potenzierende Wirkung hätte, dann müßte alles durch Schütteln verstärkt werden – vielleicht stimmt das sogar, wenn man nur lange genug den Kopf schüttelt, versteht man vielleicht die Homöopathie :-)
10. April 2015 um 04:51
Was mich immer wieder aufs Neue erstaunt:
Die Homöo-Gläubigen behaupten einerseits, die pöhse „Schul“-Medizin sähe keinen „ganzen Menschen“, sondern nur Symptome der Krankheiten.
Andererseits liegt deren Glaubenskonstrukt ein rein symptomatisches, mechanisches Konzept zu Grunde; denn was anderes ist das „simile“-Prinzip?
Diese auffällige Diskrepanz ist bei weitem nicht die einzige aus dem Repertoire der „Alternativen“, die im Volksmund das (sachlich nicht richtige, aber sei’s drum) Prädikat „schizophren“ verdienen.
10. April 2015 um 10:50
„Entsprechend knackig fallen denn auch die Kommentare zu dieser überaus misslungenen Werbung aus, zum Beispiel:“
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Der Link bei „Kommentare“ zeigt bei mir (Firefox 36.0.4) keine Kommentare, nur den „netmoms“-Artikel und unten ein leeres Kommentarfeld.
10. April 2015 um 11:50
@kdm:
Das ist etwas seltsam, die Kommentare sind mal da, dann wieder nicht, und wenn sie wieder auftauchen, dann fehlen welche etc.pp.
Wie trixi schon schrieb: Entweder ein technisches Problem oder die wissen nicht, wie sie mit den Kommentaren umgehen sollen, die gar nicht im Sinne des „Kooperationspartners“ (= zahlender Anzeigenkunde) sind.
10. April 2015 um 14:01
„Etwas immer wieder zu wiederholen, macht es nicht wahr.“
Richtig. Bekannterweise hätte man es vor dem Wiederholen *verdünnen und schütteln* müssen! Nur dann wird die Urwahrheit bei jedem Durchgang noch wahrer.