Fortsetzung von „Spontane Selbstentzündung oder Kindesmisshandlung?“
Wer hätte das gedacht?
Der kleine Rahul leidet tatsächlich nicht an „Spontaner Selbstentzündung“.
Das hat der Dekan des Kilpauk Medical College Hospital, Dr. P. Ramakrishnan, bekannt gegeben.
Mehr als 30 verschiedene medizinische Tests hätten keinerlei Anhaltspunkte für das behauptete Phänomen erbracht – wobei aus skeptischen Sicht allerdings völlig unklar bleibt, welchen „Test“ man auf einen nicht existierenden Mythos wie „Spontane Selbstentzündung“ ansetzen könnte.
Wie auch immer: Das angeblich viermal ganz von selbst entflammte Baby ist aus der Klinik entlassen worden.
Und man höre und staune: Ramakrishnan hat nachdrücklich die Polizei und das Child Welfare Committee ersucht, sich um den Fall zu kümmern:
Our findings have revealed that it was not spontaneous human combustion. It’s the duty of the police to look into it and take necessary steps.“
Bei der Befragung der Eltern und der Großmutter des Kindes hätten sich zudem Widersprüche aufgetan. Der Verdacht der Kindesmisshandlung sei durchaus naheliegend — „it could be revealed only by police investigations“.
Rahul hatte Mitte August weltweit Schlagzeilen als „India’s Human Torch Baby“ gemacht.
Seine Eltern behaupteten, der drei Monate alte Junge sei aufgrund von „Spontaner Selbstentzündung“ mehrere Male in Flammen aufgegangen.
Sie wollen jetzt in ihr Dorf zurückkehren — mit dem Kind. Medienberichten zufolge stehen sie Hilfsangeboten eher reserviert gegenüber.
Hoffen wir mal, dass das gut geht.
Zum Weiterlesen:
- „Spontane Selbstentzündung“ oder Kindesmisshandlung? GWUP-Blog am 20. August 2013
- Update: India’s “Human Torch” Baby, Investigative Briefs am 26. August 2013
- Rahul’s burns can be probed by cops, Deccan Chronicle am 24. August 2013
- KMC lodges complaint over ‚blazing baby‘, The New Indian Express am 23. August 2013
- Leben und Sterben in Indien, dieausrufer am 25. August 2013
- What the anti-superstition bill is about, dnaindia.com am 26. August 2013
- Rätsel gelöst: Keine „Spontane Selbstentzündung“ in Oklahoma, GWUP-Blog am 14. September 2013
28. August 2013 um 19:50
Kindesmisshandlungen haben viele schreckliche Gesichter.
Was sind das nur für Bestien, die so etwas machen:
http://www.express.de/panorama/bei-lebendigem-leib-organhaendler-entfernen-kind–6–die-augen,2192,24140642.html
28. August 2013 um 19:51
@Pierre Castell:
Extrem übel.
28. August 2013 um 20:14
@Bernd Harder:
… und im Gegensatz zur Urban Legend „Hilfe, meine Nieren sind mir in der Disko gestohlen worden!“ theoretisch machbar, falls hier tatsächlich vor Ort erst die kompletten Augäpfel entnommen wurden und erst später, unter sterilen Bedingungen, die eigentliche Trepanation der Hornhäute erfolgte.
Bei diesem speziellen Geschäftsmodell ist der Infektionsschutz des Empfängers natürlich entscheidender als die Überlebenswahrscheinlichkeit des „Spenders“; in der Regel erntet man Augen und Hornhäute nämlich nur bei Verblichenen.
29. August 2013 um 06:04
Ich bin eigentlich kein gefühlsbetonter Mensch, aber bei solchen Geschichten könnte ich heulen! Mir tun die Kleinen unendlich leid. Was muss man für ein zurück gebliebenes oder krankes Wesen sein, um einem wehrlosen Menschlein sowas anzutun.
29. August 2013 um 19:23
Unglaublich, abstoßend, zum Kotzen, es gibt nicht die richtigen Worte, das auszudrücken, was ich dabei empfinde.
30. August 2013 um 08:11
„theoretisch machbar, falls hier tatsächlich vor Ort erst die kompletten Augäpfel entnommen wurden und erst später, unter sterilen Bedingungen, die eigentliche Trepanation der Hornhäute erfolgte.“
Und wie steht in dem Artikel: „Unweit des Tatortes finden Ermittler schließlich die Augäpfel des Kindes. An beiden wurde die Hornhaut entfernt, was die Ermittler auf illegalen Organhandel als Tatmotiv schließen lässt.“
Also, ich bin da sehr skeptisch. Füe mich eher eine Großstadtlegende. Läuft durch alle Boulevard-Medien, aber nirgendswo ein Link auf eine chinesische Seite…..
30. August 2013 um 10:22
@ Statistiker
Ach, wäre das schön, wenn an dem von mir gefundenen Artikel des Kölner „Express“ nichts dran wäre.
Dem Kind zuliebe.
Hoffentlich ist alles nur erfunden!
31. August 2013 um 13:28
@Pierre Castell
Diese Geschichte um die rausoperierten Augäpfel wirkt unglaubwürdig, es wäre nicht die erste Horrorgeschichte, die in Windeseile um den Globus verbreitet wird, um hinterher als Schauermärchen enttarnt zu werden.
Ebenso wie die Geschichte aus Peru, wonach eine Bande Menschen umbrachte, um ihr Körperfett zu verkaufen
http://www.stern.de/panorama/peru-koerperfett-morde-waren-frei-erfunden-1526400.html
Mit geschickter Desinformation können Regierungskrisen zur Folge haben, in Guatemala gab ein Anwalt seinen eignen Mord in Auftrag und die Öffentlichkeit wartete nicht ab, bis alle Fakten geklärt wurden.
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/archiv/63210_Guatemala-Prominenter-Rechtsanwalt-organisierte-seinen-eigenen-Tod.html
31. August 2013 um 16:35
@ Randifan
Ihr Wort in Gottes Ohr…
Leider werde ich aber das ungute Gefühl nicht los, dass diese schreckliche Geschichte wahr ist.
4. September 2013 um 22:13
Leider keine guten neuen Erkenntnisse…