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„Eins mit Sternchen“ für Kreationisten-Unsinn

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Kleine Quizfrage:

Was ist an dieser Filmszene aus „Eine Million Jahre vor unserer Zeit“ falsch?

Richtige Antwort: nichts.

Jedenfalls nicht, wenn es nach einer religiösen Privatschule in den USA geht.

Dort hat eine Viertklässlerin in einem Wissenstest Dinosaurier in dieselbe Zeit wie den Menschen verortet – und bekam dafür eine Eins mit Sternchen, berichtet heute die Süddeutsche Zeitung.

Noch prüfen die Hoaxbuster von snopes.com, ob der anonym gepostete Test echt ist.

Aber es scheint einiges dafür zu sprechen.

Und die Behauptung, dass Menschen und Dinosaurier Zeitgenossen waren, ist in Kreationisten-Kreisen sehr beliebt, zum Beispiel hier:

Anhänger der Evolutionslehre behaupten, dass kein Mensch jemals Seite an Seite mit Dinosauriern lebte. Die Bibel macht jedoch sehr deutlich, dass Menschen und Dinosaurier zusammen gelebt haben müssen.

Man mag über solchen naiven Schwachfug lächeln.

Völlig ausgeschlossen ist jedoch nicht (mehr), dass auch an Schulen in Deutschland die Antwort besagter US-Grundschülerin bald als richtig gewertet wird.

Der „Verband Evangelischer Bekenntnisschulen“ (VEBS) hat sich recht unzweideutig auf den Kreationismus festgelegt.

Das geht aus dieser Verlautbarung des VEBS hervor und wird im aktuellen Materialdienst (4/2013) der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen ausführlich kommentiert.

Auch Fachwissenschaftler wie Ulrich Kutschera, Professor für Evolutionsbiologie an der Universität Kassel, haben das VEBS-Empfehlungspapier scharf kritisiert und vor einer „Indoktrination“ der Schüler in christlichen Bekenntnisschulen gewarnt.

Zum VEBS gehören 46 freie Schulen – von Grundschulen bis Gymnasien –, die staatlich bezuschusst werden und vor allem in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ansässig sind.

Nicht ohne Grund war „Kreationismus“ eines der Hauptthemen beim World Skeptics Congress 2012 in Berlin.

In unserem Bericht darüber schrieben wir damals:

Eine der Hauptstrategien von Evolutionsleugnern sei die Forderung nach “Fairness und Ausgewogenheit” in den Lehrplänen und Curricula von öffentlichen Schulen und Universitäten.

“Wissenschaft ist keine Demokratie”, konterte Eugenie Scott vom US-amerikanischen National Center for Science Education dieses Ansinnen. Schließlich käme auch niemand auf die Idee, Schüler oder Studenten darüber abstimmen zu lassen, ob die Erde sich um die Sonne bewegt.

Hierüber gibt es nichts zu verhandeln”, sagte die Anthropologin.“

Und daher wissen wir auch das Defensiv-Geschwurbel des VEBS von der „Offenheit für verschiedene Deutungen“ als das einzuordenen, was es ist:

als Angriff auf die Wissenschaft und Gefahr für unsere moderne Gesellschaft.

Zum Weiterlesen:

  • Debatte um Kreationismus an Bekenntnisschulen, Welt-Online am 11. April 2013
  • „Kreationismus“ bei Psiram
  • GWUP-Infos: Kreationismus
  • Evolution bizarr: Großbrüstige Blondinen und US-Missen, GWUP-Blog am 16. Februar 2013
  • Schwer auf Zack: Ein Mann gegen den Kreationismus, GWUP-Blog am 23. Januar 2013
  • Brause stößt Kreationisten auf, GWUP-Blog am 23. September 2012

 

 

 

9 Kommentare

  1. …süß…ja, in der Grundschule gab es noch die „Eins mit Sternchen“…

    Tja, den Schöpfungsmythos (ich schreibe hier bewußt: Mythos) in Einklang mit der Wissenschaft zu bringen ist schwer bis unmöglich…wobei ich nicht behaupten will, daß die „Genesis“ eine „religiöse Wahrheit“ beinhaltet.

    Ein Punkt, den ich als Beispiel nennen will, ist der Hase als Wiederkäuer. Jede fundamentalistische Bibelauslegung muß diesen Wiederspruch erklären können (zb Zeugen Jehovas, fundamentalistische Evangelikale)…denn der, der diesen Ausspruch tätigte, war kein geringerer als Gott selbst.

    Ich selber bin kein Atheist, wobei natürlich der Glauben im Lichte der „wissenschaftlichen Vernunft“ schwer wird.

    Bitte jetzt keine Bekehrungsversuche von Atheisten ;-)

  2. …sorry, ich wollte eigentlich schreiben, daß die „Genesis“ keine „religiöse Wahrheit“ beinhaltet.

  3. Keine Sorge, Ralf. Wir Atheisten kritisieren nicht den persönlichen, sondern v.a. den institutionellen Glauben. Solange nicht jemand behauptet, er wisse genau, was sein Gott wolle und er sei sein Sprachrohr und alle anderen haben gefälligst danach zu leben, ist das völlig akzeptabel ;)

    Religionen machen das schon richtig mit dem Kreationismus: Möglichst früh ins Kinderhirn gebracht, gibt es noch kaum Abwehrmechanismen – der Mensch vertraut nunmal den Infos seiner Elterngeneration.

  4. Die FÖN-Frisur von Raquel Welch!

  5. „Wir Atheisten kritisieren nicht den persönlichen, sondern v.a. den institutionellen Glauben.“

    Ihr Beitrag ist anmaßend, herablassend und die Aussage (siehe Zitat) ist nicht wahr. Sie sprechen nicht für alle Atheisten.

  6. Herr Junker wieder einmal, da wundert nichts.

  7. Ich entschuldige mich bei allen Atheisten mit anderer Meinung für die unzulässige Verallgemeinerung und bedanke mich für den freundlichen Hinweis.

    Meine persönliche Hoffnung ist allerdings, dass die meisten Atheisten die tolerante Einstellung haben, anderen Menschen einen persönlichen Glauben zuzugestehen – auch wenn man diesen nicht nachvollziehen kann und dies möglicherweise sogar artikuliert.

  8. @Andreas
    Du schaust bei Raquel Welch auf die Fönfrisur? Weiß nicht, ob das evolutionär so gedacht war …

  9. @Günther:

    Evolutionär war das sicher nicht so gedacht, und als ich vor ungefähr 30 Jahren den Film zum ersten Mal gesehen habe, ist mir die FÖN-Frisur sicherlich nicht so aufgefallen :-)

    Aber bevor es wieder einen #Autschschrei gibt …

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