Während der Coronazeit haben sich Anthroposophen und Waldorfianer entschieden dagegen verwahrt, als Pandemietreiber durch Impfverweigerung zu gelten, zum Beispiel hier oder hier.
Aber auch die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) kritisierte, dass es für diese These kaum „Belege, Größenordnungen, Daten“ gebe.
Jetzt haben Sebastian Jäckle und James K. Timmis vom Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg eine Studie vorgelegt, wonach „positive Einstellungen zu Esoterik [z.B. Anthroposophie, Waldorf] sowie alternativer Medizin [z.B. Homöopathie] Covid-19 Impfraten und die Gründe für Impfungen beeinflussen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Das gilt zumindest für Auffrischungs- und Booster-Impfungen. Im Kern besagt die Freiburger Studie, dass Anhänger von Homöopathie und Waldorfpädagogik sich tendenziell seltener impfen lassen – und wenn, dann eher auf Druck von außen:
Befragte, die Waldorfpädagogik und Homöopathie befürworten, lassen sich mit einer signifikant geringeren Wahrscheinlichkeit (ein weiteres Mal) gegen Corona impfen.
„Menschen mit einer positiven Sicht auf Homöopathie haben im Schnitt 0,4 Corona-Impfdosen weniger erhalten, als jene, die nicht auf Homöopathie vertrauen“, erklärt Jäckle.
„Bei maximal vier Impfdosen, die bis zum Umfragezeitpunkt möglich waren, handelt es sich hierbei um sehr substantielle Effekte.“
Befragt wurden zwischen dem 30. Juni und dem 17. Juli 2022 mehr als 7000 Menschen.
Des Weiteren gäben die analysierten Daten Hinweise darauf, dass positive Einstellungen zu Esoterik, Komplementär- und Alternativmedizin nicht nur zu einer geringeren Anzahl an Corona-Impfdosen führen, sondern auch die Sichtweise auf Kinderimpfungen (z.B. MMR) negativ beeinflussen.
Als Impuls für die Wissenschafts- und Gesundheitskommunikation geben Jäckle/Timmis an, gegenüber impfkritischen Personen, die aber mindestens eine Impfstoffdosis erhalten haben, gezielt mit den persönlichen Vorteilen eines guten Impfstatus zu werben – in der Coronazeit etwa die Teilnahme am öffentlichen Leben (Restaurantbesuche etc.).
Die Autoren betonen, ihre Studie
Esoteric beliefs and CAM impact SARS-CoV-2 immunization drivers, uptake and pediatric immunization views in Germany
sei „not truly representative“, spiegele aber die Situation in Deutschland in Bezug auf relevante Variablen gut wider.
Zum Weiterlesen:
- Impfskepsis und esoterische Einstellung hängen zusammen, idw am 5. September 2024
- Video: „Homöopathie und Anthroposophie – Verschlimmerer der Corona-Welle?“ GWUP-Blog am 2. Dezember 2021
- Grams‘ Sprechstunde: Wer Globuli sät, wird Impfgegnerschaft ernten, spektrum am 30. November 2021
- In Steiners Sekte, spiegel.de am 15. November 2021
- Anthroposophen und Nicht-Geimpfte, fowid am 9. Dezember 2021
- Fake-News-Expertin Nocun: „Gefahr von Homöopathie unterschätzt“, br24 am 5. Dezember 2021
- Impfen – behaupten, belabern, beeinflussen, Anthroposophie.blog am 7. Juni 2020
7. September 2024 um 12:27
Seit den Regensburger Studien aus 2020/21 darf man wohl mehr als nur eine Korrelation zwischen der Wertschätzung von Anthroposophie und Homöopathie und dem individuellen Impfverhalten als gesichert ansehen.
https://www.trillium.de/zeitschriften/trillium-immunologie/archiv/heft-4/2021-immunologie-in-deutschland/impfbereitschaft-und-homoeopathie-eine-uebersehene-korrelation.html
Was nichts anderes bedeutet, dass die Gesundheitspolitik mit ihrer Weigerung, gesetzesbasierte Propaganda für diese Scheinmethoden zu beenden, die Menschen in die Impfgegnerschaft treibt. Literally.
Das INH schrieb einmal an Gesundheitsminister Spahn:
„Sie geben mit Ihrer Entscheidung (die Homöopathie gesetzlich nicht anzutasten, sog. Peanuts-Entscheidung) und deren Begründung nicht zuletzt einer zunehmenden Wissenschafts- und Faktenfeindlichkeit Raum, deren Auswirkungen Sie an anderer Stelle mit einer Impfpflicht dann wieder einzufangen versuchen.“