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Homöopathie raus aus der Erstattung – oder nicht? INH schreibt an Karl Lauterbach

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Tja, was denn nun?

Im Januar kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an, mit dem neuen Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) auch die Erstattung von Homöopathie durch die gesetzliche Krankenversicherung zu beenden.

Am 21. März legte das BMG einen aktualisierten (den dritten) Referentenentwurf vor. Die vorgesehene Streichung homöopathischer und anthroposophischer Kassenleistungen ist darin nicht mehr zu finden.

Knickt Lauterbach vor der Globuli-Lobby ein?

titelte Bild und vermeldete aus Kreisen des Ministeriums, die Homöopathie-Regeln sollen „Thema der weiteren Beratung auch im Parlament“ sein.

Heute hieß es, Lauterbach halte „an seinem Plan fest, homöopathische Leistungen und Arzneimittel als Satzungsleistungen von Krankenkassen auszuschließen“. Weiter wolle das BMG den Entwurf nicht kommentieren, wegen „regierungsinterner Abstimmungen“. Die Ärztezeitung vermutet, das Fehlen der Passage im aktuellen Entwurf könnte auf Kritik aus den Reihen der Grünen zurückgehen.

Wie auch immer:

Das INH hat Lauterbach einen Brief geschrieben und ihn noch einmal an das „falsche Signal“ erinnert, „das von einer Adelungder Homöopathie via Arzneimitteleigenschaft, Apothekenpflicht und auch Kassenerstattung in Richtung der Allgemeinheit ausgeht“.

Alles andere als die Streichung der Homöopathie

… wäre eine Niederlage für Vernunft und Rationalität, für eine ehrliche patientenorientierte Medizin und auch für wissenschaftliche Fakten, die nicht zur freien Disposition gestellt werden können.

Zum Weiterlesen:

  • Kassenerstattung für Homöopathie vor dem Aus! Oder …? INH am 27. März 2024
  • Lauterbach hält an Rotstift bei Homöopathie fest, pharmazeutische-zeitung am 27. März 2024
  • BMG: Homöopathie wird noch gestrichen, apotheke-adhoc am 27. März 2024
  • FDP drängt auf Streichung von Homöopathie als Kassenleistung, ooz am 26. März 2024
  • Bleibt Homöopathie Kassenleistung? Ampel uneins über Aus, morgenpost am 27. März 2024
  • Südwest-Ärzte ringen um Homöopathie, schwäbische am 27. März 2024
  • Hier zahlen Sie jetzt schon keinen Globuli-Zuschuss, bild am 27. März 2024
  • Ärztin muss Streichung der Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ hinnehmen, NVwZ am 25. März 2024
  • Endlich „den Unsinn“ beenden: Medien begrüßen Lauterbachs „guten Schritt“ gegen Globuli, GWUP-Blog am 15. Januar 2024
  • Erneuter Lauterbach-Vorstoß: Homöopathie raus aus der Erstattung durch die Kassen, GWUP-Blog am 11. Januar 2024
  • La homeopatía entra en crisis en el país que la inventó: el Gobierno alemán ya no cree en su eficacia, infolibre am 16. Februar 2024
  • Das GVSG: Implizite Systemfragen ohne Antworten, Gesundheits-Check am 27. März 2024

12 Kommentare

  1. Cannabis war erstmal wichtiger. Es ist unglaublich, mit welcher Zielstrebigkeit KL die (schlecht gemachte) Legalisierung vorangetrieben hat.

    Das ist jetzt durch, jetzt kann die Homöopathie dran glauben.

  2. @ Bernd Harder:

    Nett ist der Vorwurf, es würde Lauterbach „nur ums Prinzip gehen“. Heißt das im Umkehrschluss, Habek und Hajduk vertreten eine prinzipienlose Politik, Hauptsache die Kasse stimmt?

  3. Ein/e Grüne/r hat etwas dagegen, dass es einem Politiker „nur ums Prinzip“ geht? WTF?!

  4. Um Himmels Willen, so kommen wir hin, wenns um Prinzip geht und nicht um Kohle?

    Es sind und bleiben Gerüchte. Ich halte eine Intervention von Habeck und seiner Staatssekretärin für eher unwahrscheinlich (ich sage besser nicht unmöglich, über die Dynamiken bei den Grünen erlaube ich mir kein Urteil).

    Jedenfalls gibt bei den Grünen leider nach wie vor ganz woanders zu verortete Bollwerke pro Homöopathie, für die gar Ruf und Rolle einzelner Exponenten in den Ring geworfen wurden.

    Lauterbach ist gerade dafür zu loben (das INH tut es explizit in seinem Brief), dass er nicht auf die Kohle, sondern auf das Prinzip abgehoben hat. Die „Kohle“ ist ein jahrzehntelanges Strohmannargument, das im Grunde überhaupt keine Rolle spielt. Was das INH ständig erklärt hat, sogar BW-Gesundheitsminister Lucha in einem Offenen Brief vom August 2022:

    https://netzwerk-homoeopathie.info/offener-brief-an-minister-lucha/

    Außerdem ist Nichts immer zu teuer.

    Und was „Die Abkehr von der Homöopathie“ oder „Die Grünen gehen auf Distanz zu Homöopathie“ (weite Teile der Presse) durch das Grüne Grundsatzprogramm (ein etwas wirres Kompromisstatement zwar, das ich aber seinerzeit geneigt war positiv zu würdigen) aus dem Jahre 2020 wirklich wert ist, zeigt sich jetzt.

    Es ist weich und dehnbar genug, um den Proponenten der Homöopathie im Zweifel ausreichend Spielraum zu lassen.

    Es gibt eine wirklich klare Aussage nur aus dem Mund von Michael Kellner, dem seinerzeitigen Bundesgeschäftsführer. Der sagte u.a. gegenüber der FAZ:

    „Krankenkassen, so heißt es weiter aus dem Munde von Herrn Kellner, sollen nach dem Willen der Grünen nur noch Leistungen übernehmen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist“.

    Ansonsten, ich sage das mal aus heutiger aktueller Sicht, eiert das Grundsatzprogramm schon ziemlich herum. Vor allem erkennt es letztlich nicht an, dass die Homöopathie weder als Methode noch für einzelne Indikationen über einen validen Wirksamkeitsnachweis verfügt, denn sonst wäre jede weitere Diskussion obsolet.

    Mir ist bekannt, dass viele „Grüne“ der Ansicht sind, man habe 2020 einen Schlusstrich unter das Thema gezogen. Ganz so ist es nicht. Wer mal mehr lesen möchte:

    https://scienceandsenseblog.wordpress.com/2021/08/12/grunes-grundsatzprogramm-auf-distanz-zur-homoopathie/

    Und das ist die Crux: die homöopathische Späre mit ihrer Wissenschaftsmimikry und ihrer vielfach gedankenlosen Unterstützung und Laissez faire z.B. aus Kreisen der wissenschaftlichen Publikaton erhält den Nebel in den Köpfen.

    Unterstreichen kann man nur das Memorandum der Russischen Akademie der Wissenschaften (RAS), das 2017 mit wünschenswerter Klarheit schrieb:

    „In dem Bemühen, das Vertrauen der Patienten zu gewinnen, erhebt die Homöopathie regelmäßig einen „alternativen“ wissenschaftlichen Anspruch für ihre eigenen Prinzipien und Methoden. Die Fortexistenz der Homöopathie trotz des Fehlens von zuverlässigen wissenschaftlichen Beweisen für ihre Wirksamkeit über mehr als zwei Jahrhunderte hinweg wird auch durch die Tatsache erklärbar, dass ständig der Anspruch erhoben wurde, es gebe angeblich anwendbare wissenschaftliche Ansätze zu erkunden.

    Der Abgleich des „externen Szientismus“ der Homöopathie auf der einen Seite mit dem gemeinsamen System der heutigen gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnis auf der anderen Seite ermöglicht es uns aber, die Homöopathie als eine pseudo- wissenschaftliche Disziplin zu qualifizieren.“

    Es gibt wohl kaum ein besseres und zu Recht kompromissloseres Fazit zur Homöopathie als das der RAS. Die deutsche Übersetzung (übrigens die allererste) findet sich beim INH, es lohnt nach wie vor und jetzt erst recht wieder die Lektüre:

    https://netzwerk-homoeopathie.info/homoeopathie-ist-pseudowissenschaft-nun-offiziell-in-russland-uebersetzung-des-memorandums-und-der-pressemitteilung/

  5. Unter den Anhängern der Homöopathie herrscht weiterhin die Angst, der Staat wolle die Süßpillen verbieten – und das ist ja nicht der Fall. Jeder Gläubige kriegt sie weiterhin, halt nur auf eigene Kosten. Und die könnten sich die überwiegend besser betuchten Anwender problemlos leisten.

  6. @ Doc Nemo:

    Ich glaube nicht, dass die Homöopathiefreunde Angst vor einem Verbot der Homöopathie haben. Aber sie kämpfen aus Prinzip um jeden Fußbreit Boden Reputation.

    Die Kassenfinanzierung ist wie ein Qualitätssiegel. Dito die Verankerung der Homöopathie an Hochschulen und Universitätskliniken, auf „wissenschaftlichen“ Kongressen mit Keynotes renommierter Wissenschaftler usw. usw.

    Und genau wie seinerzeit die Tabaklobby setzt die Homöopathielobby darauf, alle Welt mit einem Gerede von anderen, verständigeren Wissenschaftsregeln durcheinanderzubringen, um zu vermeiden, dass die Leute sehen, was das Kind im Märchen über die neuen Kleider des Kaisers gesehen hat: Nichts.

  7. Warum machen die Homöos eigentlich so wenig aus dem Placeboeffekt?

    Ich mein, kein Placeboeffekt ist wie der andere – das ganze setting rund um die Globuli-Gaben sorgt evtl für besonders intensive und länger anhaltende Placeboantworten!?

    Statt Placeboeffekte zu verleugnen oder ihnen ein Schattendasein zuzuweisen und auf homöopathische Magiewirkungen zu setzen, könnten sie auch auf erlernte/konditionierte Placeboeffekte umsatteln und sich darauf spezialisieren.

    Die pharmokologische Konditionierung ist ja nun mal Sein und nicht nur Schein, und aus dem Scheindasein möchten sie ja unbedingt raus? Placeboeffekte gehen ja weit über rein kognitive Prozesse hinaus und können Funktionen innerer Organe bzw auch das Immunsystem direkt (und tatsächlich!) beeinflussen.

    dazu fällt mir ein, dass man in der EBM bereits versucht, Placeboantworten stärker einzubinden und zB eine Dosisverringerung von Arzneimitteln zu erreichen. Es gab sogar erfolgreiche Versuche, Medikamente komplett durch Placebo zu ersetzen.

    Funktioniert allerdings 1. nicht bei allen Patienten, 2. nicht zuverlässig immer gleich und 3. lässt diese Konditionierung nach einer gewissen Zeit nach bzw verschwindet ganz und müsste aufgefrischt werden.

    jedenfalls wohnt dem Placeboeffekt ein ganz besonderer Zauber inne, mit dem diese Zunft so gar nichts anzufangen weiß. Ich glaube, ich muss mal einen Placebo-Shop im Netz aufmachen und diese Marktlücke füllen.

  8. @ zimtspinne:

    „Warum machen die Homöos eigentlich so wenig aus dem Placeboeffekt?“

    De facto machen sie sehr viel daraus, sie haben ja nichts anderes. Aber sie können nicht sagen, dass sie eine Placebotherapie praktizieren, weil sonst ihre Lehre gegenstandslos wäre.

    Einzuräumen, dass die Homöopathie nur eine Placebotherapie ist, vielleicht sogar eine besonders gute, wegen des ganzen Brimborium drumrum, wäre das Ende der Homöopathie als besonderer Therapierichtung.

    Dann wäre das ganze Brimborium schließlich nur eine Art suggestionsfördernder Schamanismus, wie der weiße Kittel eines Arztes.

    Die Homöopathen glauben zwar nicht, dass man die geistartigen Kräfte Hahnemanns naturwissenschaftlich untersuchen kann, aber das versuchen sie unaufhörlich, in der Hoffnung, dass Studien eines Tages zeigen, dass da etwas ist, feinstofflicher Natur, mehr als Placebo, und wenn Studien das nicht zeigen können, umso schlimmer für die Studien.

    Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und eher erklärt man die ganze wissenschaftliche Medizin zum Irrweg als von Hahnemanns Lehre abzulassen. Von Ausnahmen wie Natalie Grams abgesehen, die deswegen auch als vom wahren Glauben abgefallene Ketzerin gilt, nicht als Kollegin, die jetzt halt eine andere Therapierichtung praktiziert.

    Die EBM hat überhaupt kein Problem mit dem Placeboeffekt. Es gibt dazu jede Menge Studien. Und schon das Grunddesign eines RCT stellt systematisch den Placeboeffekt in Rechnung, indem ein Verum gegen ein davon sinnlich möglichst nicht unterscheidbares Placebo getestet wird.

  9. Bitte die homöopathischen mittel alle rausnehmen!!!

    Wenn jemand globuli will kann er sie für billiges Geld kaufen. Raus mit dem Zeug und außerdem wirkt es nicht, ich hab es über lange Jahre probiert.

  10. „Wenn jemand globuli will kann er sie für billiges Geld… „

    Nichts ist immer zu teuer mal außen vor, sind Globuli nicht billig. Globuli sind auch immer so plakativ – es gibt ja daneben auch noch andere Homöopathika und manche von denen sind ganz schön teuer.

    Wenn „billiges Geld“ nur verächtlich gemeint sein soll, weil es „nur Geld“ ist, einfach ignorieren.

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