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Wirbel um eine Nessie-Studie – und eine neue Suchaktion

| 13 Kommentare

SommerLochNess.

Natürlich gibt es einen neuen „glasklaren Video-Beweis“:

Und eine Studie, die widerlegen soll, dass es sich bei Nessie lediglich um einen großen Aal handeln könnte.

2019 hatte der Evolutionsgenetiker Professor Neil Gemmell von der University of Otago (Neuseeland) Millionen Erbgut-Sequenzen aus dem schottischen Binnensee untersucht und mit bestehenden Datenbanken verglichen. Damit konnte er zeigen, dass kein „Jurassic-age reptile […], such as a plesiosaur“ im Loch Ness existiert.

Dafür detektierte Gemmell große Mengen Aal-DNA, was ihn zu der Vermutung brachte, die mehr als 7000 Monster-Sichtungen könnten auf einen „giant eel“ zurückgehen:

Divers have claimed that they’ve seen eels that are as thick as their legs in the loch, whether they’re exaggerating or not – I don’t know – but there is a possibility that there are very large eels present in the loch.

Auch frühere Untersuchungen kamen bereits auf Aale als Nessie-Stimuli (z.B hier und hier).

Dem widerspricht jetzt der Datenwissenschaftler Floe Foxon, der sich auch als Kryptozoologe bei der Folk Zoology Society in Pennsylvania betätigt.

Medien wie Welt-Online

Dabei weiß niemand so genau: Ist es ein Seemonster, ein Plesiosaurier aus der Urzeit oder doch nur ein Aal?

oder daswetter.com

Was die wahre Erklärung für die Geschichte von Nessie angeht, so scheinen die Fragen vorerst offenzubleiben, sodass das ewige Mysterium der schottischen Highlands weitergeht.

benutzen ziemlich dreist Foxons Arbeit, um das Nessie-„Rätsel“ weiterhin aufrechtzuerhalten.

Dabei birgt die Analyse des Forschers wenig Geheimnisvolles.

Foxon weist anhand von Fangdaten vom Loch Ness und von anderen europäischen Gewässern nach, dass die Wahrscheinlichkeit, einen ein Meter großen Aal in dem schottischen See zu entdecken, nur bei etwa eins zu 50.000 liege.

Ist damit Neil Gemmells Theorie widerlegt?

Mitnichten – schreibt Floe Foxon selbst. Er erklärt sogar, dass solche Aale durchaus für einige Augenzeugensichtungen des angeblichen Seeungeheuers verantwortlich sein könnten. Außerdem weist er auf verschiedene Limitationen seiner Analyse hin, die auf „rein statistischen Überlegungen“ beruhe.

Was Foxon ausschließt, sind „außergewöhnlich große“ Aale. Die Wahrscheinlichkeit, im Loch Ness einen sechs Meter großen Aal zu finden, tendiere praktisch gegen Null.

Aber wie kommt Foxon darauf, dass Nessie respektive ein Nessie kreierender Aal sechs Meter lang sein muss?

Indem er sich auf diverse Größenschätzungen von einigen Forschern verlässt, darunter Paul LeBlond und Michael Collins (die ihre Nessie-Faustformel auf der Grundlage eines gefälschten Fotos entwickelten), Peter Scott und Robert Rines (die sich auf ein bestenfalls verschwommenes Foto berufen) oder auch Carl Sagan, der Nessie eine Körpergröße von etwa zehn Metern zubilligte – gleichwohl „the nature of these organisms seems still more uncertain than their existence“.

Halten wir fest:

Die verschiedenen Schätzungen der „total body length for an unknown Loch Ness animal“ sind reine Luftnummern. Und Foxons Grundannahme von „upward of 6 meters“ ist völlig willkürlich.

Deshalb schreibt er selbst in seiner Studie, dass die Sichtungen von großen Loch Ness-Monstern wohl eher auf Wellenphänomene oder Säugetiere [wie z.B. Seehunde] als auf Kryptiden zurückgehen.

Floe Foxons Statistikarbeit

The Loch Ness Monster: If It’s Real, Could It Be an Eel?

stützt also keineswegs die „Nessie“-Enthusiasten – ganz im Gegenteil.

Endgültige Klarheit gibt es vielleicht noch in diesem Jahr. Ende August soll die größte Suchaktion nach Nessie seit Jahrzehnten starten.

Zum Weiterlesen:

  • Nessie, bist du da? spiegel.de am 3. August 2023
  • The Loch Ness Monster: If It’s Real, Could It Be an Eel? jmir publications am 21. Juli 2023
  • Neue Studie widerspricht Theorie von Riesen-Aalen als Erklärung für Nessie-Sichtungen, grenzwissenschaft-aktuell am 31. Juli 2023
  • Forscher widerlegt Theorie über Ungeheuer von Loch Ness, welt.de am 31. Juli 2023
  • Video: Loch Ness – Mythos auf dem Prüfstand, ZDFinfo am 17. November 2021
  • Wie das Ungeheuer von Loch Ness enstand, netzwerk-kryptozoologie am 20. April 2023
  • Wie das Ungeheuer von Loch Ness enstand (2), netzwerk-kryptozoologie am 4. Mai 2023
  • Heute vor 88 Jahren: Das Loch Ness-Monster wird geboren, netzwerk-kryptozoologie am 2. Mai 2021
  • eDNA-Analyse liegt vor: Ist Nessie ein riesiger Aal? GWUP-Blog am 5. September 2019

13 Kommentare

  1. Nach dem Löwen im Brandenburger Sommerloch vermisse ich einen Seelöwen in Loch Ness.

  2. Als ob nach der großen Suchaktion der ganze Spaß vorbei sein würde und endlich „Klarheit herrscht“ ;-)

    Mit diesem Mythos und dem Kokettieren wird doch Geld verdient – ich geh stark davon aus dass keiner der Anwohner rund um den See ernsthaft an Nessie glaubt.

  3. Also ganz ehrlich, wenn mir stets und ständig irgendwer die Ruhe stören und auf den Geist gehen würde – ich wäre längst umgezogen …

  4. „In Schottland beginnt größte „Nessie“-Suche seit 50 Jahren“:

    https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-08/loch-ness-monster-nessie-schottland

  5. Pläsiosaurus [sic!], Riesenfisch oder Seeungeheuer?

    Größte Suche nach Nessie seit 50 Jahren hat begonnen

    Findet die Suche nach dem Seemonster von Loch Ness an diesem Wochenende ein Ende? Mit Drohnen und Wärmebildkameras sind Abenteurer nun auf dem schottischen See unterwegs, um Nessie endlich zu finden.

    https://www.spiegel.de/panorama/nessie-am-loch-ness-ist-die-groesste-suche-seit-50-jahren-gestartet-a-4a34b0f9-1634-456a-b15b-87bcf1e1fbf2

    Abgesehen vom reißerischen Titel, der auch der B*LD gut zu Gesicht stehen würde. Liest denn beim Spiegel niemand mehr Korrektur?

  6. @ RPGNo1:

    Man hat Dich gehört: Das „ä“ wurde durch ein „e“ ersetzt.

    Der inhaltliche Gehalt des Artikels bleibt aber trotzdem mau.

  7. „Trotz „zahlreicher möglicher Sichtungen“ und „bizarrer Geräusche“ ist die Suche nach dem Seeungeheuer ergebnislos zu Ende gegangen. Nun werden die Daten geprüft.“

    https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-08/nessie-loch-ness-schottland-suche

  8. Ich hätte vermutet, da treiben zwei aneinandergeknotete Müllsäcke. Die Bildauflösung auf meinem PC ist jedenfalls so schlecht, dass ich „Nessie“ nicht erkannt habe…

  9. Das Foto ist so körnig und unscharf, das könnte alles Mögliche abbilden. Aber so ist es ja meistens bei „Beweisen“, die die Existenz von etwas Unglaublichen belegen sollen. Für die Fantasie bleibt am Ende immer viel Raum.

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