gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Umfrage: Jeder Fünfte glaubt an Verschwörungserzählungen zum Ukraine-Krieg

| 18 Kommentare

Daten aus der COSMO-Studie zum Ukraine-Krieg hatten wir bereits hier veröffentlicht:

Das bestätigt jetzt eine CeMAS-Umfrage, an der vom 1. bis zum 12. April mehr als 2000 Personen über 18 Jahre teilnahmen.

Insgesamt stimmt ein Fünftel der Befragten verschwörungsideologischen Aussagen über den Krieg in der Ukraine zu.

Geglaubt wird zum Beispiel, dass

  • Putin zum Sündenbock gemacht würde, um von den „wahren Problemen“ abzulenken (14,5 Prozent)
  • man westlichen Medien nicht trauen könne, wenn sie über den Krieg in der Ukraine berichten (13,7 Prozent)
  • die NATO Russland so lange provoziert hätte, dass Russland in den Krieg ziehen musste (12,2 Prozent)
  • Putin gegen eine globale „Elite“ vorgehen würde, die im Hintergrund die Fäden zieht (12,2 Prozent)
  • die westliche Welt sich gegen Russland und Putin verschworen habe, um die eigene Macht auszubauen (10,7 Prozent).

Die russische Propaganda über Biolabore der USA in Osteuropa und der Ukraine verfängt bei knapp sieben Prozent und dass die Ukraine keinen eigenen Gebietsanspruch habe, sondern Teil Russlands sei, bei acht Prozent.

Die höchsten Zustimmungswerte zu Verschwörungserzählungen im Kontext des Ukraine-Krieges ermittelte das CeMAS unter den 30- bis 49-Jährigen (24 Prozent), AfD-Wählern (60 Prozent), Ungeimpften (56 Prozent) und Maßnahmen-Gegnern (56 Prozent).

Die Ergebnisse zeigen noch einmal für die Gesellschaft auf, was wir für den digitalen Raum bereits belegen konnten: Wo Corona-Leugnung vorher das Thema war, wird nun der Angriffskrieg gegen die Ukraine verschwörungs­ideologisch aufgeladen,

erklärt die Koautorin Pia Lamberty:

Bei den sogenannten Corona-Protesten ging es weniger um eine Kritik an den staatlichen Coronaschutzmaßnahmen, sondern um demokratiefeindliche Bestrebungen, die auch die Verharmlosung von russischen Kriegsverbrechen und die Verbreitung von russischer Propaganda miteinschließen.

Das sollte auch eine Warnung für die Zukunft sein: Denn auch wenn dieser Krieg irgendwann vorbei sein wird, könnten Verschwörungsideolog:innen und Rechtsextreme künftige Krisen für weitere Hetze und gesellschaftliche Spaltungsversuche nutzen.

Das 13-seitige Research-Paper „Von der Krise zum Krieg“ steht hier zum Download bereit.

Zum Weiterlesen:

  • Verschwörungsmythen zum Krieg gegen Ukraine: Ungeimpfte und AfD-Wähler besonders anfällig, rnd am 5. Mai 2022
  • Video: „Spaltet die Ukraine die Verschwörungsszene?“ GWUP-Blog am 29. April 2022
  • Videos: „Querdenker für Putin“, GWUP-Blog am 1. April 2022
  • Staatsmedien, Trolle, Influencer: So läuft Putins Info-Krieg, GWUP-Blog am 23. März 2022
  • „Ablenkung von der Impfpflicht“: Der Ukraine-Krieg und die Verschwörungsgläubigen, GWUP-Blog am 18. März 2022
  • Bhakdi, Compact und Co. – Querdenker und der Krieg gegen die Ukraine, GWUP-Blog am 25. März 2022
  • Warum Querdenker nun prorussische Propaganda verbreiten, BR am 25. März 2022
  • „Querdenker“, Verschwörungsideologen und der Krieg, mdr am 23. März 2022
  • Analyse: Rechtsextreme und Verschwörungsideologen nutzen den Krieg in der Ukraine für sich
  • Kriege und Kriegsherren: Das etwas andere Wort zum Sonntag, Gesundheits-Check am 8. Mai 2022
  • Und das alles war absehbar, taz am 18. März 2022
  • Putins geheimer Angriff auf Europa, t-online am 7. Mai 2022
  • Bomben-Stimmung für Putin, taz am 8. Mai 2022
  • Video: Russlands mächtiges Propaganda-Netzwerk | ZDF Magazin Royale

18 Kommentare

  1. Tja, die ungeimpften AfD-Wähler….

    Aber mich wundert trotzdem der vergleichsweise hohe Anteil der FDP-Wähler unter den Verschwörungs-Zustimmenden.

    Obwohl die ja noch ganz andere Dinge glauben wollen, wenns denn dem eigenen Geldbeutel zugute kommt wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist.

    Das Wahlergebnis im nördlichsten Bundesland strahlt auch in dem Zusammenhang eine gewisse wohltuende Nüchternheit aus, was vielleicht dem Anti-Merz Günther zu verdanken ist.

    Trotzdem: der Anteil der Verschwörungsgläubigen ist überschaubar und spiegelt die geballte mediale Aufmerksamkeit die den Querschlägern entgegengebracht wird nicht wieder.

    Vielleicht sollten wir sie doch mehr ignorieren und uns gemeinsam um die wichtigen Dinge kümmern. Gibt grad genug davon und auch genug vernünftige Menschen, und das ist in diesen Zeiten nicht ganz unwichtig.

    Wenn sich die Vernünftigen und Vernunftbegabten nur nicht so oft streiten würden….aber vielleicht brauchen die und wir das einfach.
    Unterschiedlicher Meinung sein, streiten und trotzdem gemeinsam am gleichen sinnvollen Strang ziehen.

    Das wär schön.

  2. In jedem Menschen liegt ja irgendwo so ein Stephen-King-Anteil, mehr oder weniger verborgen. Viele Menschen können damit einigermaßen konstruktiv umgehen.

    Bei Quer-„Denkern“ von der politischen „Alternative“ scheint es dagegen ein ungesundes Akzeptanzproblem zu geben, was dazu führt, dass man unter grotesken Rationalisierungen und Umdeutungen Gründe dafür findet, dass die Schutzmaßnahmen gegen eine Infektionskrankheit das eigentliche Problem sind, nicht die Krankheit, und dass der Folterdiktator Putin eigentlich das geschundene Opfer ist, welches nur Frieden will.

    Im Windschatten dieser Umdeutungen kann man dann ungebremst seine Grausamkeit zelebrieren gegen echte Opfer von Krankheit und Gewalt, indem man in den Kommentarspalten gegen „Maulkorbdiktatur“ und „Kriegstreiber Nato“ wettert.

    So kann man sich ungeniert öffentlich für den schrecklichsten Schaden anderer Menschen aussprechen.

  3. „…man westlichen Medien nicht trauen könne, wenn sie über den Krieg in der Ukraine berichten (13,7 Prozent)…“

    Würde ich unterschreiben. Das sind die gleichen Medien, die unkritisch über eine Impfnebenwirkungen-Studie berichten.

  4. @uh

    Ha, ja, da ist natürlich was dran.

    Und die Frage stellt sich immer, ob man der Berichterstattung der einen oder der anderen Seite trauen kann.

    Andererseits muss man „unserer“ Seite zugutehalten, dass nicht extra Gesetze erlassen wurden, die die Berichterstattung stark eingrenzen, die verbieten, die „Spezialoperation“ beim Namen zu nennen und so weiter.

    Irgendwo muss man natürlich ein gewisses Vertrauen aufbringen, sonst könnte man einfach sagen, die Berichte über all die Gesetze (nicht nur im Zusammenhang mit dem Krieg, sondern auch die homo- und transfeindliche Gesetzgebung etc) sind nur westliche Propaganda und Russland ist das reinste Paradies.

  5. „Russian Media Accuse Ukraine of Using ‚Black Magic‘ as Invasion Falters“:

    https://www.newsweek.com/russian-media-accuse-ukraine-using-black-magic-invasion-falters-1703510

  6. @christian Becker

    „Andererseits muss man „unserer“ Seite zugutehalten, dass nicht extra Gesetze erlassen wurden, die die Berichterstattung stark eingrenzen, die verbieten, die „Spezialoperation“ beim Namen zu nennen und so weiter.“

    RT wurde abgeschaltet. Es ist ein übler Hetzsender, doch eine Möglichkeit, eine Vorstellung davon zu entwickeln, was die russische Öffentlichkeit präsentiert bekommt.

    Es gibt auch in Deutschland genug Tabuthemen und verbotene Wörter. Die Konsequenz ist keine existentielle, im Sinne dass es nicht mit Straflager bestraft wird, nur mit sozialer Ächtung und ggf. wirtschaftlichen Ruin.

  7. @Thomas Roth

    Das ist richtig. Jeder darf seine Meinung sagen, nur darf man nicht denken, dass das ohne Konsequenzen bleibt.

    Ich bin auch kein Freund davon, dass es in Deutschland gewisse Ausnahmen gibt, was man straffrei sagen darf – diese Ausnahmen sind jedoch sehr vereinzelt und in unserer Geschichte verwurzelt.

    Als einziges wirklich strafbewehrtes Tabuthema fällt mir dementsprechend jetzt eigentlich nur die Holocaustleugnung ein.

    Klar, wer sich für Kernenergie ausspricht, wird ebenfalls (auch) Gegenwind erhalten.

    Wer sagt, das Homöopathie nicht über den Placeboeffekt hinaus wirkt, ebenfalls.

    Wer den Diesel lobt, wird sich auch nicht nur Freunde machen.

    Und andersrum.
    Das ist in einer pluralistischen Gesellschaft halt so.

    Die Abschaltung von RT sehe ich ebenfalls kritisch und eigentlich eher als infantiles „Ihr habt unsere Sender abgeschaltet, dafür schalten wir RT ab“.

    Aber immerhin kann man die Webseite von RT noch besuchen – wer sich also angucken möchte, wie die Russen das so präsentiert bekommen, kann sich dort ein Bild verschaffen.

    Der Vergleich mit den Gesetzen in Russland hinkt also schon ziemlich.

  8. @Thomas Roth

    „RT wurde abgeschaltet.“

    Die ZAK hat die „Veranstaltung und Verbreitung des Fernsehprogramms RT DE“ in Deutschland untersagt, da der Sender keine gültige medienrechtliche Zulassung hat. Die Untersagung der Ausstrahlung ist nicht dasselbe wie eine Abschaltung.

    Man sollte bei der Wortwahl vorsichtig sein, sonst tritt man genau in die Fußangeln, die RT so fleißig verlegt.

    https://de.wikipedia.org/wiki/RT_(Fernsehsender)#Verbot_der_Ausstrahlung_in_Deutschland

  9. „Es gibt auch in Deutschland genug Tabuthemen und verbotene Wörter. Die Konsequenz ist keine existentielle, im Sinne dass es nicht mit Straflager bestraft wird, nur mit sozialer Ächtung und ggf. wirtschaftlichen Ruin.“

    Ich sage es (bewusst vereinfacht) mal so: Hier stehen gewisse Lügen unter Strafe, dort gewisse Wahrheiten. Ich weiss, was ich persönlich vorziehe.

  10. @Christian Becker
    Aber immerhin kann man die Webseite von RT noch besuchen

    Wie?

  11. @Detlef:

    Mit Tor Browser.

  12. „Fake News: So hat Putins Sender die Demokratie ausgenutzt | WALULIS STORY SWR3“

    https://www.youtube.com/watch?v=6gUf-tZmByU

  13. @Bernd Harder

    Auch ohne. Zwar finden die Suchmaschinen die Seite nicht mehr, aber wer ein Lesezeichen hat oder anders die URL gefunden hat, für die Seite in deutsch, kann sie weiterhin besuchen.

  14. @Christian Becker

    In dem Lesezeichen müssten Sie sich aber schon die IP-Adresse statt des Domain-Namens speichern.

    Und der Weg über Tor geht auch nur, wenn der Exit-Knoten nicht in Deutschland ist.

  15. @Detlef
    Also ich habe kein Lesezeichen. Ich habe in einem alten Wikipediaeintrag nach dem Link zur Seite gesucht. Keine Ahnung, ob da eine URL steht, aber der Link im Hintergrund als IP gespeichert ist.
    Oder es liegt, wie Fefe schreibt, daran dass ich Firefox benutze. Ich weiß es nicht, aber wenn ich wollte, könnte ich die deutsche Seite von rt lesen.

  16. Das Bundesverfassungsgericht hat die einrichtungsbezogene Impfpflicht bestätigt. Das höchste deutsche Gericht wies eine Verfassungsbeschwerde gegen entsprechende Teile des Infektionsschutzgesetzes zurück.

    https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-pandemie-bundesverfassungsgericht-billigt-pflege-impfpflicht-a-ed90fe7e-3f0c-4fb7-8cbb-4b346f3898e6

  17. In Ergänzung zu meinem Kommentar zum Urteil des BVerfG:

    Die Schwurbelszene rotiert in den Kommentarspalten des Spiegels in höchsten Umdrehungen. Jedes widerlegte Argument gegen Impfungen bzw. einrichtungsbezogene Impfpflicht wird erneut hochgewürgt und x-mal wiedergekaut.

    Anscheinend haben so einige Personen aus dieser Szene angenommen, dass das BVerfG in ihrem Sinne entscheiden würde.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.