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„Der alte Verrat an der wissenschaftsbasierten Medizin“ und die Impfverweigerung

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Im Neutron-Podcast („Neues aus der Wissenschaft“) erläutert Dr. Natalie Grams-Nobmann noch einmal den Zusammenhang zwischen Homöopathie und Impfablehnung – zusammen mit der Regensburger Sozialforscherin Prof. Sonja Haug, die in einer aktuellen Studie herausgefunden hat, dass sich 62,4 Prozent der befragten Homöopathie-Anhänger gegen eine Covid-19-Schutzimpfung aussprechen.

Auch die FAZ vom Wochenende macht für die Impfverweigerung in Deutschland ein „weitverbreitetes Phänomen“ mitverantwortlich:

In der Bevölkerung ist ein Misstrauen gegen die wissensbasierte Medizin und gegen die Pharmaindustrie seit Jahrzehnten tief verwurzelt.

Der Kommentator Rüdiger Soldt schreibt:

Dass einige Menschen selbst in der Pandemie nun mit homöopathischen Mittelchen eine Corona-Infektion heilen wollen und meinen, dass man einen Infekt doch besser „ausschwitzen“ sollte, dass teure Zuckerkügelchen mit dem Spruch „Hilft nicht, schadet aber auch nicht“ eingenommen werden, hat alte und neue politische Gründe.

Annähernd alle Parteien meiden seit Jahrzehnten die klare Auseinandersetzung mit den Anhängern der Anthroposophie, mit dem Argument, man müsse diese Form der Medizin noch stärker fördern, weil die Menschen sonst zu den Wunderheilern liefen […]

In der Pandemie und in der Impfdebatte rächt sich der alte Verrat an der wissenschaftsbasierten Medizin.

Ob die „Impfskepsis“ möglicherweise sogar auf die deutsche Romantik zurückgeht, ist hingegen umstritten (zum Beispiel taz versus Zeit-Online) und scheint eher ein Versuch zu sein, „die politische Analyse durch den raunenden Verweis auf einen tief verwurzelten Nationalcharakter [zu] ersetzen“, schreibt die FAZ.

Was gibt’s sonst noch Neues zum Thema Corona-Impfung?

Zum Beispiel eine – natürlich mal wieder umstritteneZDF Magazin Royale-Sendung mit Jan Böhmermann, in der die Virologin Melanie Brinkmann unser gestriges Thema aufgreift: das Immunsystem.

Als Ausschnitt gibt’s den Beitrag auch bei Twitter zu sehen:

Die Virologin erläuterte in kurzen Sequenzen Details zu Immunsystem, Viren und der Wirkung einer Impfung. Dabei wurde sie immer wieder von einem Darsteller in den Zuschauerrängen des Studios unterbrochen, der Zweifel an ihren Aussagen hat. Er spielte laut E-Gitarre, kommentierte spitz oder biss in ein rohes Stück Fleisch.

Und auch in dieser Sendung:

Ein weiteres sehenswertes Video ist bei dem Erklärformat Possoch klärt von BR24 erschienen:

Brauchen wir in Deutschland also bald auch alle eine vierte Impfung, einen zweiten Booster? Braucht es dazu wenn dann nicht erstmal die an Omikron angepassten Impfstoffe? Und vor allem: Kommt dann im Herbst die fünfte Impfung? Impfen ohne Ende?

Ein schönes Erklärstück

Schlechte Argumente gegen die Impfpflicht

gibt es auch bei Zeit-Online, unter anderem zu der Frage, ob eine Impfpflicht die Gesellschaft spaltet:

Die Daten zeigen eines sehr klar: Eine Spaltung durch die Impfpflicht verläuft nicht zwischen zwei gleich großen Teilen der Gesellschaft, die sich konträr gegenüberstehen. Sondern zwischen einer kleinen Gruppe Ungeimpfter, die sich auf keinen Fall impfen lassen wollen, und einem großen Rest.

Statt einer Spaltung der Gesellschaft könnte deshalb vielmehr die Radikalisierung der ersten Gruppe drohen.

In Schweden ist alles besser?

Nein, erzählt Dr. David Bardens in einem Interview:

Bei den meisten Maßnahmen setzt man hier auch heute noch auf Freiwilligkeit und hofft auf die Vernunft der Bevölkerung. Das führt zwar dazu, dass wir hier keine ausgebreitete Querdenkerbewegung haben, hat jedoch den Nachteil, dass wir hier mehr Todesfälle auf die Einwohnerzahl gerechnet haben als in Deutschland – und das, obwohl die Bevölkerungsdichte etwa zehn mal niedriger ist. Man sollte Schweden also nicht zu sehr idealisieren.

Und was ist dran an der Behauptung, dass die Übersterblichkeit 2021 in Deutschland eine Folge der Impfungen ist?

Nichts – es ist genau andersrum:

Untersuchungen legen nahe, dass „die Übersterb­lichkeit zumindest teilweise durch COVID-19 Fälle zu er­klären [ist] und dass durch Impfungen Infektionen verhindert oder ein milderer Verlauf bewirkt wurde“.

Seit Beginn der Corona-Impfungen in Deutschland sind übrigens bundesweit 1630 Anträge auf Entschädigungen von Impfschäden gestellt worden – bei 162 Millionen Impfungen, hat der Tagesspiegel errechnet.

Die Daten verdeutlichen, wie selten Impfschäden sind. Die Zahl der bisher bestätigten Fälle entspricht lediglich 0,000016 Prozent.

Zum Weiterlesen:

  • Globuli statt Spritze? neutron am 28. Januar 2022
  • Woher kommt die Impfgegnerschaft: Vollkornbrot und Globuli, FAZ+ am 28. Januar 2022
  • Es gibt keine „Schulen“ in der Medizin, medwatch am 27. Januar 2022
  • Die Homöopathie und der „Binnenkonsens“: Es ging nie um Wirksamkeit, nur um Politik, GWUP-Blog am 15. September 2019
  • Mythos der Impfskepsis: Die Kritik der Romantik, FAZ am 17. Januar 2022
  • Virologin Melanie Brinkmann klärt bei Jan Böhmermann über das Impfen auf, rnd am 28. Januar 2022
  • Vierte Corona-Impfung: Boostern ohne Ende? Possoch klärt! BR24 am 29. Januar 2022
  • Schlechte Argumente gegen die Impfpflicht, Zeit-Online am 29. Januar 2022
  • Impfpflicht: Was spricht dafür & was spricht dagegen, volksverpetzer am 30. Januar 2022
  • Was für die Impfpflicht spricht – was dagegen, zdf am 26. Januar 2022
  • Interview mit Dr. David Bardens: “Oft kann man Ängste durch Fakten und Daten entkräften”, Hans-Albert-Institut am 29. Januar 2022
  • Unfugs-Korrelation zwischen Impfquote und Übersterblichkeit, rwi-essen am 17. Dezember 2021
  • Hohe Impfquoten gehen mit niedrigerer Übersterblichkeit einher, aerzteblatt am 14. Januar 2022
  • Impfungen: Weder wirkungslos noch Grund für Übersterblichkeit, BR24 am 9. Dezember 2021
  • Starker statistischer Zusammenhang zwischen der Covid-19-Impfquote und der Übersterblichkeit, idw-online am 13. Januar 2022
  • Sterbefallzahlen 2021: Deutlich mehr Todesfälle durch Corona, Zeit-Online am 13. Januar 2022
  • Statistisches Bundesamt: Sterbefallzahlen und Übersterblichkeit
  • Nur 1600 Anträge auf Entschädigung – bei 162 Millionen Impfungen, tagesspiegel am 26. Januar 2022
  • Wie häufig sind Folgeschäden nach Corona-Impfungen? Das sind die ersten konkreten Zahlen, stern.de am 24. Januar 2022

6 Kommentare

  1. Impfgegner-Lyrik:

    „Normale Post zum Wochenende. Dieser miesepetrige Herr findet, ich solle sterben.“

    https://twitter.com/sarahbosetti/status/1487411354109714434

  2. Wissenschaft meets Bild. Finde ich gut. Aber ändern wird Bild sich nicht.

    Wenn ich manchmal an der Kasse die Schlagzeilen lese, dann finde ich sie nur noch zum ko*****en.

    Noch schlimmer: Sie existiert nur, weil es genügend Menschen gibt, die sie kaufen.

  3. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) widmet sich nun dem Thema der Verschwörungstheorien rund um das Thema Corona.

    https://www.medinlive.at/gesundheitspolitik/oegk-widmet-sich-dem-thema-verschwoerungstheorien

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