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Intensivstation statt Basentee: SPON-Interview mit Edzard Ernst

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Spiegel-Online hat mit Prof. Edzard Ernst über sein neues Buch „Alternativmedizin – was hilft, was schadet“ gesprochen.

Ein Auszug:

SPON: Beliebt ist die Vorstellung, dass unser Körper übersäuern kann. Und dass eine basische Ernährung mit basischem Wasser, Nahrungsergänzungsmitteln oder Basenfasten dagegen helfen. Was sagen Ihre Analysen?

Ernst: Das meiste, was da gesagt wird, widerspricht ganz krass dem, was schon Medizinstudierende in den Physiologiekursen lernen. Der Körper funktioniert nicht so, wie das da vereinfacht dargestellt wird. Der Säure-Basen-Haushalt ist auf allerstrengste Weise kontrolliert. Ist er nicht in Ordnung, liegen Sie schnell auf der Intensivstation und dann brauchen Sie ganz sicher keinen Basentee.

Die goldene Zitrone, also die Auszeichnung für eines der schlechtesten Verfahren, geht in Ihrem Buch auch an die Homöopathie. Damit dürften Sie viele Befürworter der Methode vor den Kopf stoßen.

Es ist mir klar, dass ich viele verärgere, wenn ich ausgerechnet die völlig nebenwirkungsfreie Homöopathie als bedenklich erkläre. Aber ich habe gute Gründe dafür, und die führe ich im Buch auch aus. Die Kügelchen sind, wenn sie hochverdünnt sind, sicherlich ohne Nebenwirkungen. Aber der Homöopath ist mitunter dennoch gemeingefährlich.

„Ganzheitlich“, „natürlich“, „sanft“ – Alternativmedizin wirbt ja auch gerne mit diesen Schlagworten. Was halten Sie davon?

Ganzheitlich ist sehr wichtig und gut. Aber zu behaupten, dass nur die alternative Medizin ganzheitlich ist, ist Blödsinn. Jede gute Medizin ist ganzheitlich. In der Alternativmedizin werden diese Begriffe oft einfach geklaut und dem Verbraucher wird weisgemacht, dass nur der Homöopath ganzheitlich behandeln kann. Weil nur er auf den wahren Grund der Erkrankung abzielt. Das ist alles ausgemachter Schmarrn. Aber es verkauft sich gut und klingt ansprechend.

Das aktuelle Buch von Edzard Ernst („Don’t believe what you think“) erscheint auf Deutsch im JMB-Verlag.

Zum Weiterlesen:

  • Alternativmedizin: „Überspitzte Heilsversprechen sind verdächtig“, Spiegel-Online am 27. März 2021
  • Gedanken zum Thema „Media-Beratung“ für Wissenschaftler, publikum.net am 24. März 2021
  • Does Prince Charles know what he is talking about? edzardernst am 23. März 2021
  • Edzard Ernst: Alternativmedizin – was hilft, was schadet. GU Verlag 2021, 224 Seiten, 14,99 €
  • Neues Buch von Edzard Ernst: „Heilung oder Humbug? 150 alternativmedizinische Verfahren von Akupunktur bis Yoga“, GWUP-Blog am 2. Januar 2021
  • Homöopathie, Ganzheitlichkeit und die sprechende Medizin, GWUP-Blog am 20. April 2013
  • Buchkritik: „Don’t believe what you think“ von Edzard Ernst, Skeptiker 1/2021

3 Kommentare

  1. dass nur der Homöopath ganzheitlich behandeln kann. Weil nur er auf den wahren Grund der Erkrankung abzielt.

    Und das ist sogar aus dem Blickwinkel eines reinen Homöopathen Schmarrn. Denn Homöopathie kümmert sich absolut überhaupt nicht um Gründe. Relevant sind nur Symptome. Hahnemann hat diejenigen, die nach Ursachen suchen, sogar verhöhnt. Haben die denn ihren Organon nicht gelesen?

  2. Witzig, das kann kein Zufall sein, da muss die NWO ihre Finger drin haben :-) Wenn dieser Beitrag vorhersehbar gewesen wäre, hätte ich mit meinem gestrigen Kommentar noch kurz gewartet:

    https://blog.gwup.net/2021/03/23/video-drei-logikfehler-der-homoeopathie/#comment-144115188075942194

  3. @ mööp, habe den gestrigen Beitrag gelesen und finde ihn sehr gut.

    Meine Befürchtung nur, den homöos fehlt das Hirn ihn zu verstehen, da muß man wie mit u 5 reden.

    Es ist kein Logikfehler sondern eine Lüge, die Homöopatie sucht noch behandelt Ursachen der Krankheit, sondern zielt (mit Kokolores) nur auf Symptome.

    Nur die Medizin (was Homöopatie nicht ist) sucht und behandelt die Ursachen der Krankheiten.

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