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Video: Drei Logikfehler der Homöopathie

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Der Notfallmediziner und Koautor von „Der belogene Patient“, Falk Stirkat, hat in seinem Youtube-Kanal Der DocPod den zweiten Teil seines Homöopathie-Videos veröffentlicht:

Diesmal geht es um „Reines Wasser“, „Wassergedächtnis“ und „Naturgesetze“.

Zum Weiterlesen:

  • Der Erfinder der Homöopathie liest seinen Anhängern die Leviten, publikum.net am 21. März 2021
  • Im Patienteninteresse – ein Interview mit Prof. Lars Bräuer, INH am 23. März 2021
  • Video: „Wie gefährlich ist Homöopathie?“ mit Falk Stirkat, GWUP-Blog am 13. März 2021
  • HNO Vahle: Homöopathie ist Irrtum

7 Kommentare

  1. Falk Stirkat ist nett und ja durchaus auf der richtigen Seite. Aber wem soll denn solches populär- bis unwissenschaftliches Geplauder auf P.M.- oder Galileo-Niveau mit einer Reichweite von 2570 Abos dienen? Argumentativ versierte Homöos gibt man nur das Heft in die Hand, einen zu zerlegen. Und den klassischerweise angeführten unsicheren, aufgeschlossenen Globuligläubigen verhilft man mit derlei unsauberer Argumentation auch nicht zu einer realistischen Weltbetrachtung.

    I.E:

    „Reines Wasser“ ist kein Logikfehler (falsche Kategorie!), aber es steckt unter der saloppen Bezeichnung nichtmal einer. Im ersten Verdünnungsschritt wird die Ursubstanz veschüttelt und daher kommt die im Folgenden weiter potenzierte Information, die somit auch den Vorrang vor später per Wasser zum Verdünnen eingeführten Verunreinigungen hat. Logisch, oder?

    „Wassergedächtnis“- auch kein Logikfehler (wo ist hier Logik, von formaler mal gnädigerweise abgesehen, angewandt?). Heißt ja nicht, daß das physikalisch irgendeine Relevanz hätte *. Es aber unter der Überschrift „Logikfehler“ zu diskutieren ist falsch und das Rekurieren auf so haarsträubend widernaturwissenschaftliche Figuren wie „Wasser mit Informationen füttern“ (die Metapher geht allenfalls bei Menschen oder Computern durch), „Musik kann die Struktur von Wasser beinflussen“ (Schallwellen beeinflussen natürlich Wasser, das geschieht aber nicht die einem empfindsamen Geist erkennbare musikalische Qualität), „Kristalle“ (ja schon, in gefrohrenem Zustand des Wassers) fördert allenfalls die verschwurbelte Weltsicht der Adressaten.

    „Wenn ich meinen Schuh loslasse, dann fällt der runter – das ist ein Naturgesetz“- was’n Quatsch! Das ist eine Beobachtung, die z.B. der Alexander Gerst auf der ISS so nicht machen kann. Naturgesetze sind Strukturen der Realität, die wir durch physikalische Theorien (beschreibend, mathematisch, logisch) in den Griff nehmen, also erkennen können. Da macht Stirkat am Ende durchaus noch einen Punkt mit der Bemerkung, daß Naturgesetze folglich nicht außer Kraft gesetzt werden können.

    Fazit: Gut gemeint ist auch hier wieder eher das Gegenteil von gut gemacht. Es gibt etliche ansprechend und intelligent gemachte, wissenschaftlich fundierte Kanäle, die hier auch immer wieder dankenswerterweise besprochen und verlinkt werden.

    *Wasser hat in flüssigem Zustand eine Nahordnung, d.h. eine Struktur zwischen den jeweils einem Wassermolekül benachbarten Wassermolekülen. Diese erstreckt sich erstens zu einem gegebenen Zeitpunkt nur über wenige Moleküle Wasser, ist also schon mal um Größenordnungen kleiner, als es für die evtl. Abbildung oder Speicherung der Information von physiologisch- medikamentös wirksamen Eiweißmolekülen nötig wäre, und ist zweitens extrem kurzlebig im Bereich von Picosekunden (das sind billionstel Sekunden).

  2. @pederm: Einfach mal beim INH nachschauen, da findet sich alles, was man contra Homöopathie braucht, in extenso verschriftlicht: http://www.netzwerk-homoeopathie.info

    Was das Video betrifft, so mag die Kritik in gewisser Weise zutreffen. Aber dazu kann ich eigentlich als wohl ziemlich fundiert agierender Homöopathiekritiker nur sagen: Man kann und muss die Leute da abholen, wo sie sind. Wenn ich auf der Ebene eines Minutenvideos erklären will, was sich hinter dem Naturgesetzbegriff verbirgt (und warum die scheinbar gegenteilige Erfahrung von Herrn Gerst die Gravitation nicht in Frage stellt), dann bin ich schon gescheitert.

    Ich bin zu lange und zu tief in der Homöopathiekritik unterwegs gewesen, um nicht auch mal ganz pragmatisch sein zu können. Und um die „Gegenargumentation“ der Homöopathen mache ich mir durchaus keine Sorgen.

  3. Ich muss zugeben, dass mir das Video auch nicht zusagt.

    Erstens hat es mir schlicht die Schuhe ausgezogen, als die Behauptungen Emotos (Wassermoleküle richten sich entsprechend von Musik aus) als „Fakt“ bezeichnet wurden.

    Zweitens sind ein paar Falschdarstellungen im Video. (Etwa dass nach etwa 8 Verdünnungsschritten kein Ausgangsstoff mehr in Homöopathika enthalten sei; das stimmt weder für D-Potenzen, noch für C-Potenzen…) So was nutzen Homöopathen sofort aus, um zu sagen: Der weiß nicht mal, wie das genau geht…

    Und drittens fallen mir spontan mehrere einfach erklärbare echte Logikfehler der Homöopathie sind, die allemal stichhaltiger sind als der dritte im Video genannte: Der Einwand, dass Nobelpreise fällig wären, wenn denn Homöopathie zutreffend wäre, ist streng genommen kein Logikfehler der Homöopathie.

  4. Die größten Logigfehler gibt es bei der homöopathischen Arzneimittelprüfung.

    Dieses „Prüfsystem“ auf dem eigentlich die Evidenz für die Wirksamkeit jedes einzelnen Medikaments belegt werden müsste ist derart dilletantisch konstruiert daß man mit den Ohren schlackert.

    Allein daß alles, was NACH einer Globoligabe passiert den Globoli zugeschrieben wird.

    Eigentlich müsste man die Homöopathen zwingen jedes einzelne Arzneimittelprüfung solange zu wiederholen, bis aus dem Fehlerrauschen sich konstante Effekte herauskristallisieren.

    Das wäre dann immer noch kein brauchbares Ergebnis weil bestimmte beliebte Vorstellungen der Probanden sich abbilden könnten.
    Trotzdem würde es wahrscheinlich die Untauglichkeit des Verfahrens für jeden erkennbar zeigen.

    Gruß
    Felix (Medizinlaie)

  5. @Endruscheit

    INH kenn ich doch, haben Sie mein Fazit überlesen oder ignoriert? Um verlässliche Quellen ging’s mir aber nicht.

    „Wenn ich auf der Ebene eines Minutenvideos erklären will, was sich hinter dem Naturgesetzbegriff verbirgt …, dann bin ich schon gescheitert“, mag sein (außer ich bin der Lesch https://www.youtube.com/watch?v=k4uQDQGtsNs). Ich will das gar nicht, noch kreide ich dem Stirkat an er hätte das unterlassen. Was mir aufstößt, ist die begriffslose Verwendung von Wörtern, die etwas bedeuten.

    Zu „man kann und muss die Leute da abholen, wo sie sind“ gehört schon auch, daß man „den Leuten“ wenigstens nicht auf ihrem als inferior vermuteten (oder gar vorausgesetzten) Niveau die Chance zu validen Gegenargumenten läßt. Denn ja, Gerts Erfahrung ist ein valides, nein, ein vernichtendes Argument gegen ein mit „wenn ich meinen Schuh loslasse, dann fällt der runter“ begründetes „Naturgesetz der Gravitation“.

    Mein mitunter nicht recht sauber herausgearbeitetes und prononziert genug plaziertes Plädoyer gilt der begrifflich akkuraten Sprache. Wer die nicht beherrscht, macht halt schlechte und/oder contraproduktive Wissenschaftsvideos und trägt nur sein Scherflein zum überbordenden Rauschen bei, in dem die Vernunft schwer zu erkennen und aufzufinden ist.

    Weil ich meinerseits begrifflich akkurate Sprache zu oft nicht mit einfacher verständlicher Form und Wortwahl vereinbaren kann, mache ich keinen Scienceblog, sondern mime hier nur den Kritiktroll.

  6. „Für die Sendereihe „Engel fragt“ macht sich Philipp Engel auf den Weg herauszufinden, warum sich auch ansonsten sehr rationale Menschen plötzlich für die Einnahme von Zuckerkügelchen entscheiden.“

    Am 1.4. im HR

    https://www.hr-fernsehen.de/sendungen-a-z/engel-fragt/sendungen/engel-fragt–globuli–co–eine-lifestyle-religion,sendung-114682.html

  7. https://www.youtube.com/watch?v=kHTXXyrRX6w

    Koch, Pasteur und die Entdeckung des Jahrhunderts | Doku Reupload | ARTE

    Ab 1:33:44 heißt es
    „Nach dem Tod von Pasteur und Koch beginnt für die Medizinwissenschaft eine neue Ära: fortan werden Krankheiten nicht länger nach ihren Symptomen, sondern nach ihren Ursachen definiert.“

    (Spätestens) seitdem bitten uns die Homöopathen permanent, doch mal bitte ihr mittlerweile ziemlich schal gewordenes Bier zu halten :-)

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