gwup | die skeptiker

… denken kritisch seit 1987.

Video: QAnon und „der Helfer, der in Berlin lebt“

| 2 Kommentare

Eben hat tagesschau.de nochmal ein Video (zirka sechs Minuten) zu der „QAnon“-Recherche veröffentlicht, auf die wir hier hingewiesen haben.

Am 26. Oktober berichteten Süddeutsche und tagesschau.de darüber, dass „ein Helfer von Q in Berlin lebt“.

Es handele sich um einen Softwareentwickler namens „Falk O.“, der in einem „kolossalen Plattenbau in Ostberlin“ wohne und verschiedene Online-Plattformen der „QAnon“-Bewegung betreue, sogenannte Aggregatoren:

Sie senken die Schwelle, mit den Q-Drops in Berührung zu kommen […]

Bei QAnon dreht sich alles um die kryptischen Nachrichten des mysteriösen Q aus, die sogenannten QDrops. Drops wie Tropfen, aber auch wie droppen, hinwerfen. Q wirft seinen Anhängern Textfetzen vor die Füße, aus denen sie selbst etwas machen sollen. Seit Beginn werden diese Drops interpretiert. Sie werden durchnummeriert, Anons verweisen auf die Textschnipsel wie auf Psalmen oder Suren.

Nicht zuletzt wohl auch, weil manche davon mystisch, beinahe religiös klingen. QDrop 4938 zum Beispiel: „Bitte bringt das Brot in Ordnung und räumt das Schiff auf. Q.”

„Q-Drops“ vom 13. November 2020

Es ist eine Mitmachbewegung, ein digitales Puzzlespiel. Q selbst hat seine Nachrichten als „Brotkrumen” bezeichnet, die er fallen lasse. Die Anons verstehen sich als Bäcker, die diese Krumen zusammensetzen.

So schief wie dieses Bild sind die Thesen, die aus den Informationskrümeln entstehen. Jeder schafft hier seine eigenen Fakten. Gemeinsam ist den Anhängern nur ihr Hass auf den Status quo, den sie verändern wollen. Aber in welche Richtung? Geht es Q darum, Zweifel zu säen? An der bestehenden Ordnung, an Eliten, an Fakten.

Vielleicht ist Q auch nur ein zynischer Scherz aus einer scheußlichen Ecke des Internets, der völlig aus dem Ruder gelaufen ist.

Allerdings taucht Falk O. auch in der WDR/NDR/SZ-Recherche letztendlich nur als digitales Phantom auf – eine Interviewanfrage beantwortet er mit „Ah nee, das möchte ich nicht, danke, tschüss”.

Zum Weiterlesen:

  • Video: „QAnon“ – Verschwörungstheorien im Internet“, tagesschau.de am 13. November 2020
  • „Alles nach Plan“: Wie QAnons auf die US-Wahl reagieren, GWUP-Blog am 7. November 2020
  • Systematische Dehumanisierung bei „QAnon“ – und eine neue Broschüre dazu, GWUP-Blog am 9. November 2020
  • Trumps Wahlniederlage: Das Ende von QAnon? tagesschau am 13. November 2020
  • Bundesregierung warnt: Antisemitische QAnon-Theorie findet auch in Deutschland Resonanz, Frankfurter Rundschau am 12. November 2020

2 Kommentare

  1. Warum habe ich immer das Gefühl, diese drops möchten die Prophezeiungen des Nostradamus sein, wenn sie erwachsen sind?

    Oft kopiert, nie erreicht.

    Wobei leider die QAnons um ein Vielfaches gefährlicher sind, allein durch die schnelle Verbreitung via Social Media.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.