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Oberhummer-Award 2020 geht an Mai Thi Nguyen-Kim

| 29 Kommentare

Der Heinz Oberhummer Award für Wissenschaftskommunikation 2020 geht an die Youtuberin Mai Thi Nguyen-Kim.

Die mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 24. November im Wiener Stadtsaal verliehen. In der Begründung heißt es:

Die Leichtigkeit, mit der Mai Thi Nguyen-Kim auf allen Medien spielt, wie sie junge und ältere Menschen gleichermaßen erreicht und unterhaltsam und scheinbar mühelos auch ausgesprochen komplizierte Sachverhalte humorvoll vorträgt, hätte Heinz Oberhummer jedenfalls begeistert. Er selber war in seinen letzten Jahren auch kaum von Twitter und Facebook wegzubekommen. Eigentlich nur, wenn es auf die Bühne oder ins Radio ging oder zur Fütterung der geliebten Alpakas.

Eine erste Reaktion der Preisträgerin:

Die Science Busters vergeben seit 2016 den Heinz Oberhummer Award für Wissenschaftskommunikation gemeinsam mit der Universität Graz, der Technischen Universität Wien, dem Wissenschaftsministerium, ORF Fernsehen, Radio FM4 und der Stadt Wien. Preisträger waren James Randi, Giulia Enders, Adam Savage und No Such Thing As A Fish.

Die FAS schrieb am vergangenen Sonntag über Mai Thi:

Der Erfolg ihres Corona-Videos spricht nicht nur für die Autorität, die sich Nguyen-Kim bei ihrem Publikum erarbeitet hat, sondern ist auch Indiz für ein neues Interesse am Wissenschaftsjournalismus und Formaten wie dem „Faktencheck“.

Das liegt nicht nur daran, dass die allgemeine Aufmerksamkeit für medizinische und epidemiologische Erkenntnisse zurzeit aus naheliegenden Gründen enorm ist, sondern auch an einem grundsätzlichen Bedürfnis nach vertrauenswürdigen Instanzen in einer Welt voller Falschinformationen. Ein Verlangen, das offenbar so groß ist, dass sich viele Zuschauer nicht mit komplexitätsreduzierenden Erklärvideos zufriedengeben, sondern die Dinge erstaunlich genau wissen wollen.

Nguyen-Kim hat eine außergewöhnliche Freude daran, den Dingen auf den Grund zu gehen. Wissenschaftliche Arbeiten liest sie bis in die Fußnoten, notfalls lädt sie sich ein 480-seitiges E-Book über Karies runter, wenn sie eine zahnmedizinische Detailfrage quält. Und immer achtet sie auf Kontext und Prämissen ihrer Quellen, auf Suggestionen und Methoden der Studien.

Wer wissen will, warum das so wichtig ist, sollte sich ihr Video über die Frage anschauen, ob Videospiele Amokläufe verursachen, in dem von den schrillen Belegen für einen Zusammenhang zwischen Games und Gewalt nicht viel übrig bleibt.

Auch in ihrem Corona-Video erspart Nguyen-Kim den Zuschauern schwierige Zusammenhänge nicht. Ausführlich erklärt sie die „Phasen der Epidemiebekämpfung“, wirft mit Fremdwörtern wie „Mitigation“ um sich und diskutiert Modellrechnungen, die an den Mathe-Unterricht erinnern. Und ist vermutlich genau deshalb so erfolgreich:

„In den sozialen Medien funktioniert alles, was einen von anderen abhebt. Viele schaffen das mit Zuspitzung und Empörung – wir mit wissenschaftlicher Tiefe“, sagte sie in einem Interview.

Zum Weiterlesen:

  • Videos: Mai Thi über den Virologen-Hype, GWUP-Blog am 19. April 2020
  • Neues Video von Mai Thi: „Corona geht gerade erst los“, GWUP-Blog am 2. April 2020
  • Interview mit Mai Thi Nguyen-Kim: „Was wir gerade versuchen, ist, das Schlimmste zu verhindern“, galore Nr. 37/2019
  • Neues mailab-Video: Homöopathie – „Deutschlands schlechtestes Gesetz“, GWUP-Blog am 12. Juli 2019
  • Interview mit Mai Thi: Nicht zu sehr auf die Krawallmacher konzentrieren, GWUP-Blog am 30. Juli 2019

29 Kommentare

  1. Nochmals einen herzlichen Glückwunsch von mir an Mai Thi Ngyuen-Kim. Der Preis ist wohlverdient.

    Und ein kleiner Satz zum Schluss: Die Aluhutträger und Janich-Fans dürften nun ob dieser Nachricht noch mehr hyperventilieren. :)

  2. Gern schließe ich mich den Glückwünschen an!

  3. Vorgestern habe ich ja den Artikel zu den unsäglichen Angriffen auf die Wissenschaftskommunikatorin Mai Thi Nguyen-Kim veröffentlicht. Daraufhin habe ich zahlreiche Reaktionen bekommen. Viele waren positiv, wie ihr in der Kommentarspalte unter dem Artikel lesen könnt. Viele stammten aber auch von eben jenen Wahnwichteln und Wirrwutzis, die schon ihren Unrat über Mai Thi ausgegossen hatten.

    https://onkelmichael.blog/2020/05/08/ein-offenes-wort-in-eigener-sache/

  4. Dieses Video sollte bei der Preis-Verleilung gespielt werden. :D

    https://www.youtube.com/watch?v=mIjJedupOLU

  5. @RPGNo1

    Mit Verlaub, dieses Video ist komplett Quark. Carolin Kebekus ist so unterirdisch schlecht in ihrer Darstellung, dass es mich ob der Sinnhaftigkeit zweifeln lässt, es überhaupt von Seiten der Ersteller zu veröffentlichen.

    Wenn es hilft, bitteschön.

  6. @Sebastian Taege

    Gehen Sie zum Lachen auch in den Keller? *Kopfschütteln*

  7. @RPGNo1

    Ich habe nicht ihren Humor in Frage gestellt, sondern lediglich bezug auf ihren Kommentar genommen, der dieses Video verlinkt. Möglicherweise haben sie durch den @ Verweis meine Aussage persönlich genommen, sollten sie aber nicht. Lass ich das nächste Mal auch weg, denn mein Kommentar folgte direkt auf ihren, demnach kann ich es mir sparen.

    Ob ich zum Lachen in den Keller gehe? Nein, denn zu meiner Mietwohnung gehört keiner, den ich zu diesem Zweck betreten könnte.

    Warum ich das Video so irrsinnig schlecht finde? Carolin Kebekus symbolisiert laut meiner Interpretation die Wissenschaftler, die durch Mai Thi Nguyen-Kim stellvertreten werden. „Carolin wird für mich heute die Emotionen ausdrücken, die ich als Wissenschaftler nicht zeigen darf.“

    Warum nur redet sie von:

    „…aber jetzt sind wir die Masters of the Universe!“

    „aber viel lieber würde ich manchen Leuten mal so richtig die Fresse polieren!“

    „aber, es gibt ja Waffen! Wir erfinden Waffen!“
    Nur hier folgt ein „Carolin…“ als Ermahnung von Seiten der Wissenschaftler (Mai Thi Nguyen-Kim).

    „wir sind die wahren Retter der Welt!“

    Ich gehe mit diesen geäußerten Überhöhungen und Fehlinterpretationen der Darstellerin Carolin Kebekus keineswegs konform. Androhungen körperlicher Gewalt und der Griff zu den Waffen, bzw. das Erfinden jener, tragen in keiner Weise dazu bei, die Lager der Verschwörungstheoretiker/Wissenschaftsleugner und der Wissenschaft und ihren Vertretern in einen Diskurs zu bringen.

    Ich kenne auch keine anderen Werke von Carolin K. und kann deshalb meine Ansichten auch nur von diesem Video bilden, sprich, es ist keine generelle Ablehnung gegenüber Carolin K.!

    Für mich ein Beispiel von: Man hatte den Zeitpunkt an dem man noch sagen konnte: „Nein, das machen wir jetzt nicht so!“ bereits ohne interne Intervention überschritten und konnte dann nicht mehr zurück.

  8. @Sebastian Taege

    Ok, das ist eine erschöpfende Antwort dazu, dass Sie den Inhalt eines Comedy-Videos nicht verstanden haben und dass es Ihnen auch in Sachen Humor fehlt.

    Machen Sie sich ein bisschen lockerer. Es hilft. :)

  9. @RPGNo1/Sebastian Taege:

    Nun ja, ich denke, „streiten“ kann man darüber groß nicht, sieht halt jeder anders.

  10. @Bernd Harder

    Ja, sieht jeder anders. Kann man auch nichts gegen einwenden.

    @RPGNo1

    Ich verstehe nicht, weshalb sie mir wiederholt unterstellen, mir fehle es an Humor? Die Aufforderung, ich solle mich locker machen ist sicher nett gemeint, jedoch unnötig.

    Um ein Comedy Video zu verstehen, muss man es nicht lustig und schon gar nicht gut finden. Ich habe meine Bedenken aus dem ersten Kommentar ausführlich dargelegt und anhand von Transkriptionen untermauert.

    Ich bleibe dabei, dieses Video ist weder amüsant, noch hilfreich im Sinne der Tätigkeit einer der beiden Protagonisten (Mai Thi Nguyen-Kim).

    Meine Antwort: Ob ich zum Lachen in den Keller gehe? Nein, denn zu meiner Mietwohnung gehört keiner, den ich zu diesem Zweck betreten könnte. ist auch nicht entstanden, weil ich die Redewendung „zum Lachen in den Keller gehen“ = humorlos sein, nicht verstanden habe, sondern ist als rethorische Figur (Ironie) zu deuten.

    Wie dem auch sei, mein vermeintlich fehlender Humor, meine angebliche steife, nüchterne Art und möglicherweise fehlerhafte Interpretation eines humoristischen Meisterwerks mal aussen vor gelassen: welchen Zweck hat dieses Video, so wie es getextet, gedreht und veröffentlicht wurde?

    „Es sei eben lustig“ genügt mir nicht.

  11. @Sebastian Taege

    Bitte sehr, es dreht sich u.a. um die B*LD-Drosten-Story, die seit Montag die Medien beherrscht.

    https://blog.gwup.net/2020/05/29/klares-zeichen-gegen-verdrehung-der-fakten-ein-offener-brief-an-prof-christian-drosten/

    https://twitter.com/c_drosten/status/1264934434756755456

    Sie können aber auch gerne sämtliche anderen Attacken hinzuziehen, die seit Wochen gegen Virologen, Epidemiologen, usw von seiten der VTler wie Ken Jebsen, C-Promis wie Hildmann, rechtpopulistischen Kreisen, Impfgegnern, Politikern (Laschet z.B.), diversen Medien etc pp. gefahren werden.

  12. @RPGNo1

    Die BILD vs. Drosten Geschichte und die unsäglichen Attacken verschiedenster VTler mögen der Anlass sein, dieses Video zu drehen, aber ich zitiere mich mal selbst: welchen Zweck hat dieses Video, so wie es getextet, gedreht und veröffentlicht wurde?, bzw. was wird dadurch versucht zu erreichen?

    …dass Sie den Inhalt eines Comedy-Videos nicht verstanden haben…

    Angenommen ich habe das Video im Vergleich zu ihnen aus welchen Gründen auch immer nicht verstanden, was genau ist denn die Quintessenz des Videos? Das ließe sich doch sicher in einem kurzen Absatz erklärend zusammenfassen?

  13. Ich habe beide Artikel gelesen. Beide feiern das Video unkritisch ab und erklären das vermeintlich tiefgründige, aber offensichtliche, nochmals. Watson.de zitiert auch folgende Textpassagen der Carolin K. im Artikel und hebt sie entsprechend hervor:

    „Ja Mann, damit ihr Hohlbirnen endlich mal rafft, dass Wissenschaftler auch Gefühle haben. Und zwar sehr viele!“

    „Ja Bitches, früher auf dem Schulhof habt ihr uns gemobbt, aber jetzt sind wir die Masters of the Universe.“

    „Nur Vollidioten legen sich auf eine Meinung fest, wenn es ständig neue Erkenntnisse gibt.“

    Alles schön und gut, aber darum geht es mir nicht.
    Warum spricht man von „die Fresse polieren!“ und „es gibt ja Waffen (aufgrund von körperlicher Unterlegenheit), wir erfinden Waffen!“?

    Dazu zitiere ich abschließend den kompetenzbefreiten Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer (CSU): „Ich halte das für unverhältnismäßig!“

    Ich belasse es jetzt auch dabei und verabschiede mich bis auf weiteres aus den Kommentaren zu diesem Thema.

  14. @Sebastian Taege:

    Ich argwöhne, dass es da nichts weiter Tiefgründiges gibt.

  15. Carolin Kebekus hat einen Sketch aus den USA aufgenommen und ihn in Zusammenarbeit mit Mai Thi auf die aktuelle Diskussion in Deutschland um Wissenschaftler umgemünzt.

    Nicht mehr und nicht weniger. Da gibt es nichts hineinzudeuten.

    Obama’s Anger Management Translator Speaks the Truth

    Comedian Keegan-Michael Key plays his iconic character Luther at the White House Correspondents‘ Dinner.

    https://www.youtube.com/watch?v=6OQAHcB72dg

  16. Wie kann man nur so extrem humorbefreit sein?

  17. @ noch’n Flo, RPGNo1

    Ich kann Sebastian Taeges „Humorbefreitheit“ nachvollziehen, auch wenn ich nicht in allem übereinstimme.

    Wenn es nur darum ging, mal (indirekt) Dampf ablassen zu können, kann man das Video als durchaus gelungen betrachten (auch wenn sich Kebekus eher keinen Oskar für ihre Performance verdient).

    Wenn es aber darum gehen hätte sollen, diejenigen zu erreichen, die Wissenschaftler als weltfremde und gefühllose Bewohner eines Elfenbeinturms halten, dann ist das in meinen Augen in die Hosen gegangen.

    Denn wenn sie das nicht bereits vorher dachten, halten sie spätestens jetzt Wissenschaftler zusätzlich noch für herablassend und weniger Schlaue verachtend.

  18. @noch‘n Flo

    Das ist ihre Sicht der Dinge.

    Dürfte ich sie ebenfalls bitten davon abzusehen, mir meinen Humor abzusprechen?

    Behaupte ich etwa, dass sie und RPGNo1 nicht dazu in der Lage sind, meine Ausführungen zu meinem Anliegen korrekt zu interpretieren und bezeichne ich sie deshalb pauschal als unfähig, geschriebenen Text zu verstehen? Nein.

    Es geht mir (ich wiederhole mich gern) um die schwache Darstellung und unverhältnismäßige Wortwahl der Carolin K.

    Anstatt darauf einzugehen, unterstellt man mir Humorlosigkeit oder verlinkt den Anlass des Videos (der mir bekannt ist, wie auch der US-Amerikanische Vorgänger), aber nimmt nicht Bezug auf die Passagen, die ich zitiert habe.

    Ein Beispiel einer Antwort mit der ich gerechnet hätte, wäre: „Nun, die Aussagen «die Fresse polieren!» oder «jetzt sind wir die Masters of the Universe» etc. sind meiner Meinung sehr überspitzt, aber ich vermute, dass beide Protagonisten es vorab besprochen haben und d‘accord waren.“

    Schade, dass Mai-Thi Nguyen-Kim, welche eine hervorragend sachliche Wissenschaftsvermittlerin ist, diesen Beitrag des verbalen Rummelboxens mitveranstaltet.

    @Bernd Harder meine Verabschiedung zu dem Thema hat leider nur 17h Bestand gehabt. Wenn es ihnen zu bunt wird, geben sie mir per Email oder in einem Kommentar bescheid.

  19. @Sebastian Tage:

    Wenn es ihnen zu bunt wird, geben sie mir per Email oder in einem Kommentar bescheid.

    Durchaus nicht, es wäre nur schade, wenn das Ganze weiter ins Persönliche andriften würde.

  20. Es ist ein Comedy, es ist ein Sketch, es ist Humor, der auf ein aktuelles Ereignis gemünzt wird. Der eine mag diese Art Humor (moi), der andere bevorzugt vielleicht lieber Mario Barth- oder Fips Asmussen-Niveau, während der dritte eine Satire a la „Die Anstalt“ goutiert.

    Entweder es gefällt einem oder nicht. Ich hätte aber nicht gedacht, dass aus persönlichem Geschmack eine Wissenschaft gemacht wird, und in feinziselierten Formulierungen erklärt werden muss, warum es der einen Person gefällt oder nicht.

    Mit diesem Kommentar steige ich hier aus.

    *erneutes Kopfschütteln*

  21. @ RPGNo1
    Stimmt im Prinzip eh. Aber man muss andere nicht für humorbefreit, oder steif halten, wenn sie den Sketch nicht als lustig empfinden.

  22. „Mai Thi Nguyen-Kim im DWDL.de-Interview: „Es gibt Menschen, die werde ich nie überzeugen können“

    https://www.dwdl.de/interviews/77938/es_gibt_menschen_die_werde_ich_nie_ueberzeugen_koennen/

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